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Stoïk bietet KI-Schutzsoftware und höhere Betrugsdeckung

Betrugsschäden dürften laut Stoïk bald Ransomware als teuerster Schadenkategorie überholen – befeuert durch den Einsatz von KI. Stoïk bietet nun einen E-Mail-Schutz gegen Cyberbetrug. Wer sich für den Schutz entscheidet, erweitert die Betrugsdeckung auf bis zu 1 Mio. Euro.

Aufgrund zunehmender Häufigkeit entwickeln sich E-Mail-Betrug und Kompromittierung geschäftlicher Postfächer (BEC) zur teuersten Cyberschadensart. Getrieben wird dies durch die breite Verwendung künstlicher Intelligenz (KI), die Social-Engineering-Angriffe realistischer, schneller und skalierbarer macht. Der Anbieter Stoïk adressiert diese Lücke nun aktiv mit einem selbst konzipierten E-Mail-Schutz. Die in Frankreich entwickelte Lösung ist KI-basiert und wird in der EU betrieben. „Stoïk Email Security“ kann nach der Installation in wenigen Minuten Betrugsfälle verhindern.

Höheres Sublimit für Betrug

Dadurch kann Stoïk die Deckung deutlich verbessern und das Sublimit auf bis zu 40% der gesamten Versicherungssumme und maximal 1 Mio. Euro erhöhen. „Nach erfolgreichen und wirksamen Hebeln gegen Ransomware nehmen wir nun die häufigsten und schmerzhaftesten Schadenanlässe ins Visier: gefälschte Zahlungsanweisungen und Kontoumstellungen per E-Mail“, erklärt Franziska Geier, Deutschland und Österreich-Chefin von Stoïk. Weniger Schäden würden unmittelbar weniger Auszahlungen bedeuten – ein starker Anreiz für wirksame Prävention, so Geier weiter. Das „Email Security-Modul“ senke die Schadenfrequenz drastisch und schaffe so den Spielraum für höhere Betrugsdeckungen. Wer den E-Mail-Schutz hinzubucht, erweitert das Sublimit für Betrug auf bis zu 1 Mio. Euro. (tik)

 

Wo sich Versicherer durch KI mehr Effizienz erhoffen

Die Versicherer möchten künstliche Intelligenz verstärkt einsetzen. In welchen Bereichen die Gesellschaften der KI vor allem eine strategische Bedeutung beimessen, zeigt ein Marktüberblick der PPI AG. Aus der Analyse geht auch hervor, vor welchem Problem viele Versicherer bei der KI-Nutzung noch stehen.

Die Assekuranz verspricht sich durch den Einsatz von KI Effizienzgewinne. Potenzial sehen die Versicherer laut einer Studie der PPI AG insbesondere in der Kundenkommunikation, der Betrugserkennung, der Datenanalyse und der automatisierten Schadenregulierung. Größere Gesellschaften wollen vorrangig große Datenmengen KI-gestützt verarbeiten. Kleinere Institute legen den Fokus auf den Einsatz im Posteingangsrouting und der Betrugserkennung. Dies sind Ergebnisse eines aktuellen Marktüberblicks der PPI AG. Das Software- und Beratungshaus hat 26 Versicherer und 19 Hersteller von Systemen befragt, die den Komposit-Bereich komplett abdecken.

Systemhersteller bauen Angebot aus

Wie die Analyse zeigt, reagieren die Systemhersteller auf die Nachfrage und erweitern ihr Portfolio: 17 von 19 befragten Herstellern haben mindestens ein KI-Modul in ihrer Angebotspalette. Die häufigsten Module sind Datenanalyse und Schadenmanagement. Viele Hersteller bieten auch die Anbindung externer Drittparteien-Module an. Fast die Hälfte der Hersteller hat zusätzliche KI-Funktionalitäten im auf die Umfrage folgenden Release eingeplant.

„Institute, die KI jetzt systematisch einführen, werden in den kommenden Jahren im Vorteil sein“, sagt Tobias Kohl, Partner bei der PPI AG. Die Versicherer haben dies erkannt und gaben an, dass der EU AI Act nach DORA die relevanteste regulatorische Herausforderung für ihre IT-Strategie sei.

Veraltete IT-Systeme der Versicherer als Knackpunkt

Ein Problem setzt vielen Versicherern aber laut PPI zu: Die bestehende IT-Landschaft schränke die systematische Nutzung von KI häufig ein. „Viele Versicherungsunternehmen nutzen noch veraltete Kernsysteme auf COBOL-Basis“, erklärt Kohl. „Die Anbindung moderner Software erfolgt dabei oft über ein komplexes Netzwerk von Umsystemen. Dieser historisch gewachsene Flickenteppich stößt irgendwann an seine Grenzen; insbesondere, wenn mittelfristig der KI-Fokus von der reinen Effizienzbetrachtung zur Neugestaltung von Geschäfts- und Betriebsmodellen und -produkten wechseln muss.“

Die Ablösung ihrer Kernsysteme sei für Versicherer daher eine zentrale Herausforderung. Wie PPI weiter mitteilt, hätten alle befragten Institute die hohe Komplexität der bestehenden Systeme als herausfordernd bezeichnet. 92% sprachen von einem Mangel an internen IT-Ressourcen. (tik)

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Digital Insurance Podcast: Dokumentenmanagement und KI

In der neuen Episode des Digital Insurance Podcasts spricht Jonas Piela mit Florian Breuer, Senior Solutions Engineer bei d.velop, das Dokumentenmanagement-Systeme entwickelt. Es geht um KI-Unterstützung beim Dokumentenmanagement für effiziente Prozesse.

Der Digital Insurance Podcast, moderiert von Jonas Piela, widmet sich in seiner neuesten Episode der Integration von KI-gestützten Chatbots in die Dokumentenmanagement-Systeme der Versicherungsbranche. Zu Gast ist Florian Breuer, Senior Solutions Engineer bei d.velop, einem Unternehmen mit 30-jähriger Erfahrung in der Entwicklung von Dokumentenmanagement-Systemen.

Plattformlösung für das Dokumentenmanagement

Breuer erläutert die Rolle der d.velop AG als Softwarehersteller und deren Plattformlösung, die weit über ein klassisches Dokumentenmanagement-System hinausgeht. Die Plattform integriert sich in bestehende IT-Landschaften von Versicherungen und Banken und ermöglicht die Verarbeitung unterschiedlichster Datenformate, von strukturierten Daten bis hin zu unstrukturierten Informationen wie PDFs, Bildern, Videos und Audiodateien. Diese Integration in bestehende Systeme wie SAP oder Adesso ist ein wichtiger Aspekt der d.velop-Lösung. Die Plattform dient als zentrale Drehscheibe, um Informationen aus verschiedenen Quellen zu bündeln und für die KI-gestützten Chatbots nutzbar zu machen.

KI-Assistenten im Kundenservice und in der internen Bearbeitung

Die Diskussion konzentriert sich auf den Einsatz von KI-Assistenten, insbesondere den „d.velop pilot“. Dieser Assistent analysiert Dokumente, gruppiert sie nach relevanten Kriterien und ermöglicht eine effiziente Recherche mittels natürlicher Sprache. Die Anwendungsszenarien umfassen den Kundenservice, die interne Schadenbearbeitung und die Unterstützung von Mitarbeitern in verschiedenen Abteilungen. Breuer betonte die Vorteile für den Kundenservice, beispielsweise die schnelle Beantwortung von Kundenanfragen zu Versicherungspolicen, und die Effizienzsteigerung in der internen Bearbeitung von Schadensfällen.

Herausforderungen bei der Datenintegration und -sicherheit

Die Gesprächspartner diskutieren die Herausforderungen bei der Integration der verschiedenen Datenquellen. Hier spielt die Vektor Datenbank eine entscheidende Rolle, um die Relevanz von Dokumenten für eine bestimmte Anfrage schnell zu ermitteln und die benötigten Informationen effizient dem KI-Modell bereitzustellen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Einhaltung von Datenschutzrichtlinien und Compliance-Vorschriften. Breuer erklärte, wie d.velop mit Berechtigungsstrukturen und verschiedenen Sicherheitsmaßnahmen die Datenintegrität und -sicherheit gewährleistet. Die Frage des „Make or Buy“ bei der Implementierung von KI-Lösungen wurde ebenfalls beleuchtet. Breuer argumentierte, dass die Integration von fertigen Lösungen in bestehende Systeme oft effizienter ist als der Aufbau eigener KI-Infrastrukturen.

Zukunft der KI-gestützten Chatbots in der Versicherungswirtschaft

Zum Abschluss blickt Breuer in die Zukunft und skizziert die weiteren Entwicklungsmöglichkeiten. Er betont das Potenzial von KI-gestützten Chatbots im Bereich der Betrugserkennung und die Entwicklung hin zu „Agenten“-Systemen, die über die reine Informationsbeschaffung hinausgehen und eigenständig Aufgaben ausführen können. Der Aspekt der verbesserten Quellenverweise und die zunehmende Größe des Kontextfensters von großen Sprachmodellen werden ebenfalls hervorgehoben.

Über den Podcast

Seit April 2020 veröffentlicht Jonas Piela regelmäßig Gespräche zur digitalen Transformation mit Vorständen und Managern der Versicherungswirtschaft. Sein Ziel ist, dass seine Zuhörer einem lockeren Gespräch unter Gleichgesinnten lauschen und so Ideen und Anregungen für die eigene Arbeit mitnehmen. Zu finden ist der Podcast unter anderem bei Google, Apple und Spotify sowie unter https://pielaco.com/podcast.

Weitere Podcasts
 

„Wir verhalten uns nicht wie ein typischer Makler“

Die Klöber Versicherungsmakler GmbH hat dieses Jahr den Innovationspreis „Top 100“ gewonnen. Was macht das Unternehmen aus, welche Strategien verfolgt es und wie blickt der Geschäftsführer Kevin Klöber auf Themen wie Digitalisierung und KI, Vertrieb und Konsolidierung?

Interview mit Kevin Klöber, Geschäftsführer der Klöber Versicherungsmakler GmbH
Herr Klöber, Ihr Maklerhaus hat vor Kurzem den Innovationspreis „Top 100“ bekommen. Damit zählen Sie zu den 100 innovativsten Unternehmen Deutschlands. Was bedeutet das und wie kamen Sie auf die Idee, sich als Maklerhaus dort zu bewerben?

Diese Auszeichnung ist für uns ein Meilenstein – und eine schöne Bestätigung dafür, dass wir als Versicherungsmakler mutig neue Wege gehen. Wir haben uns beworben, weil wir fest daran glauben, dass unsere Branche frischen Wind braucht – durch echte Kundennähe, digitale Lösungen und den Mut, Dinge anders zu denken. Wir wollten zeigen: Innovation ist kein Widerspruch zum Versicherungshandwerk, sondern dessen Zukunft.

Wofür genau haben Sie den Preis bekommen bzw. in welchen Bereichen ist Ihr Unternehmen denn besonders innovativ?

Wir wurden für unseren konsequenten Innovationsansatz aus­gezeichnet – und das in einer Branche, die auf den ersten Blick oft als konservativ gilt. Besonders innovativ sind wir in drei Bereichen. Erstens: Digitalisierung mit Herz: Wir setzen nicht nur auf Tools, sondern auf echte Prozessintelligenz. Mit Plattformen wie schadenfux24 oder unserem Kundenportal digitalisieren wir nicht nur – wir entlasten. Und das messbar. Zweitens: Kundenprogramme mit Substanz: Mit unserem neuen Klöber Family Programm schaffen wir ein echtes Ökosystem aus Schutz, Support, Wissen, Vorteilen und Erlebnissen – exklusiv für unsere Kunden in der Immobilienwirtschaft. Drittens: Unternehmenskultur und Mut: Wir erlauben Fehler, fördern Eigenverantwortung und leben eine offene Innovationskultur. Das schafft Raum für neue Ideen – und sorgt dafür, dass wir als Team wirklich schnell und flexibel sind. Am Ende ist unsere größte Innovation vielleicht, dass wir uns nicht wie ein typischer Makler verhalten – sondern wie ein Partner auf Augenhöhe.

Wenn sich jemand ein Beispiel an Ihnen als eines der 100 innovativsten Unternehmen Deutschlands nehmen möchte: Welche drei Tipps können Sie da mitgeben?
  • Sei mutig! Warte nicht, bis der Markt sich ändert – verändere ihn aktiv mit.
  • Hör genau hin! Kundennähe ist keine Floskel – sondern tägliche Arbeit. Nur wer den Kunden versteht, wird auch empfohlen.
  • Bleib neugierig! Hinterfrage deine Prozesse, deine Tools, dein Geschäftsmodell. Innovation beginnt im Kopf – und nicht im Budget.
Sie feiern dieses Jahr 25-jähriges Jubiläum. Wie blickt Ihr Unternehmen auf diese Zeit?

25 Jahre – das ist für uns ein besonderer Meilenstein. Gestartet sind wir im Jahr 2000 als klassisches Familienunternehmen mit meinem Vater Horst Klöber, der den Grundstein gelegt hat. 2006 kam ich selbst in die Geschäftsführung dazu, und auch meine Schwester Julia ist seit vielen Jahren Teil des Unternehmens. Gemeinsam mit einem starken Team haben wir aus einem kleinen regionalen Maklerhaus eine Unternehmensgruppe entwickelt, die heute über 60 Mitarbeitende zählt und sich als Partner für die Immobilienwirtschaft und gewerbliche Kunden etabliert hat. Rückblickend sind wir stolz, dass wir uns über all die Jahre treu geblieben sind: nahbar, unabhängig und mit einem klaren Wertefundament – und gleichzeitig mutig genug, Innovationen konsequent voranzutreiben. 

Und wo sehen Sie die größten Veränderungen im Laufe der letzten drei Jahrzehnte, bei Ihnen im Unternehmen und was den Maklerberuf angeht?

Die letzten Jahrzehnte waren von enormen Veränderungen geprägt – sowohl bei uns als Unternehmen als auch in der gesamten Branche. Früher war der Maklerberuf stark analog, geprägt von Papierordnern, klassischen Außenterminen und sehr viel Verwaltungsarbeit. Heute sind wir durchgängig digital aufgestellt: von der Angebotserstellung bis zum Schadenfall. Das bedeutet mehr Transparenz, mehr Geschwindigkeit und gleichzeitig mehr Nähe zum Kunden, weil wir Freiräume für echte Beratung schaffen. Digitalisierung ist für uns aber kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug. Dabei gilt für uns: Digitalisierung darf nie zulasten der Nähe gehen – sie muss sie stärken.

Auch gesellschaftlich hat sich viel verändert: Themen wie Nachhaltigkeit, New Work oder der Einsatz von KI spielen heute eine zentrale Rolle. Für uns war und ist entscheidend, diese Entwicklungen nicht nur mitzugehen, sondern aktiv zu gestalten – immer mit dem Ziel, unseren Kunden bestmögliche Lösungen zu bieten und als Unternehmen langfristig unabhängig und innovativ zu bleiben.

Setzen Sie auch auf KI?

Ja, ganz bewusst – vor allem dort, wo sie echten Mehrwert schafft. Ein zentrales Einsatzfeld ist bei uns die Schadenbearbeitung. Durch den Einsatz von KI-gestützter Analyse und automatisierten Prozessen können wir Schäden schneller, transparenter und kundenfreundlicher abwickeln. Das entlastet nicht nur unsere Teams, sondern schenkt unseren Kunden in einer ohnehin belastenden Situation etwas ganz Wertvolles: Zeit, Klarheit und Vertrauen. Darüber hinaus nutzen wir KI auch in der Vertragsanalyse und bei wiederkehrenden Serviceprozessen. Unser Prinzip bleibt dabei immer gleich: KI ersetzt nie die menschliche Nähe – sie verstärkt sie. Denn auch in der digitalen Welt ist und bleibt Kundennähe unser größter Innovationsfaktor.

Und was bieten Sie Ihren Mitar­beitern an Innovativem? Sind Sie ein „Fan“ von New Work?

Absolut. Ich bin überzeugt: Wahre Innovation beginnt intern – mit Vertrauen, Verantwortung und der Freiheit, neue Wege zu gehen. Deshalb setzen wir konsequent auf flexible Strukturen, interdisziplinäre Zusammenarbeit und eigenverantwortliches Arbeiten. Ein ganz zentraler Punkt für uns: Fehler sind bei uns erlaubt. Nur wer Dinge ausprobiert und auch mal scheitert, kann Prozesse wirklich verbessern. Diese Kultur des offenen Lernens ist fest in unserem Team verankert – und wird durch Mut, Neugierde und Kundennähe getragen. Für uns ist New Work kein Trend, sondern ein zukunftsfähiges Arbeitsmodell, das den Menschen ins Zentrum stellt und gleichzeitig unter­nehmerisches Denken fördert.

Auf welchen der Bereiche, für die Sie den Preis erhalten haben, legen Sie besonderen Wert? Oder noch ein ganz anderer, der nicht eingeflossen ist?

Der wichtigste Bereich für mich persönlich ist unsere Unternehmenskultur. Mut, Neugierde und Kundennähe sind nicht nur unsere Erfolgsfaktoren – sie sind unser täglicher Kompass. Diese Haltung spüren unsere Kunden, und sie macht uns als Team stark. Das wurde in der Bewertung vielleicht nicht direkt gemessen – ist aber aus meiner Sicht unser größter Hebel für nachhaltige Innovation.

Ihr Portfolio ist breit aufgestellt. Besonders jüngere Makler gehen derzeit eher in die Richtung einer Spezialisierung. Wie sehen Sie das?

Unsere Ausrichtung ist zwar breit, aber keineswegs beliebig. Im Gegenteil: Wir haben eine klare Spezialisierung – nämlich auf die Bedürfnisse der Immobilienwirtschaft und gewerblicher Kunden. Unsere Expertise liegt darin, komplexe Anforderungen von Hausverwaltungen, Wohnungsunternehmen und Immobilieneigentümern zu verstehen und ganzheitlich zu lösen.

Gerade weil wir so nah an unseren Kunden arbeiten, wissen wir, dass sie keine isolierten Versicherungsprodukte wollen – sondern verlässliche Lösungen, die ineinandergreifen. Kundennähe heißt für uns, nicht in Produktsparten zu denken, sondern in Lebenswirklich­keiten. Deshalb haben wir über die Jahre ein Portfolio aufgebaut, das fachlich tief und gleichzeitig serviceorientiert breit ist – mit spezialisierten Teams, die ihre Zielgruppe wirklich verstehen. Für Einzelmakler kann eine spitze Positionierung absolut sinnvoll sein. Für uns als gewachsenes Unternehmen mit über 60 Mitarbeitenden sind Expertise in der Tiefe und Lösungsorientierung in der Breite der Schlüssel.

Mit den Innovationen im Unter­nehmen geben Sie nach außen ein gutes Bild ab. Sie übernehmen aber z. B. auch ein Sport-­Sponsoring. Was bringt Ihnen das für die Firma? Und wie wichtig ist es Ihnen, sich regional zu engagieren?

Als Familienunternehmen mit Wurzeln in Darmstadt ist es für uns selbstverständlich, etwas zurück­zugeben. Unser Engagement bei SV Darmstadt 98, sozialen Projekten wie den Herzenslilien und in der Region ist kein Imageprojekt – sondern ein echtes Herzensanliegen. Dazu passt auch unsere neue Lilien-Police, die wir gemeinsam mit der Haftpflichtkasse entwickelt haben: eine exklusive Versicherungslösung speziell für Mitglieder, die besonderen Schutz bietet und unsere enge Verbundenheit mit dem Verein unterstreicht. So verbinden wir unsere Kernkompetenz mit regionaler Identifikation.

Und ja: Es stärkt auch unsere Marke, weil Menschen heute Unternehmen suchen, die Haltung zeigen. Nähe ist nicht nur ein Wort – sie muss spürbar sein.

Spiegeln Kunden Ihnen wider, dass sie aufgrund Ihres Images auf Sie aufmerksam geworden sind? Für wie wichtig halten Sie die Repu­tation des Einzelnen für die Maklerschaft bzw. Branche insgesamt?

Ja, das hören wir tatsächlich sehr häufig. Viele Kunden sagen uns, dass sie uns über unser regionales Engagement, unsere Online-Präsenz oder durch Empfehlungen aus der Branche entdeckt haben. Unser positives Image entsteht dabei nicht nur durch Marketing, sondern vor allem durch drei Dinge: fachliche Expertise, echte Kundennähe – und glückliche Mit­arbeiter. Denn zufriedene, engagierte Mitar­beitende strahlen das nach außen aus. Sie beraten nicht nur, sie begeistern. Sie lösen nicht nur Probleme, sie bauen Beziehungen auf. Diese Haltung macht den Unterschied – und trägt entscheidend zu unserer Reputation bei.

Gerade in unserer Branche ist Vertrauen die Währung. Deshalb halte ich es für essenziell, dass Makler nicht nur fachlich stark sind, sondern auch persönlich Haltung zeigen. Die Reputation des Einzelnen hat großen Einfluss auf das Ansehen der gesamten Branche. Und wir tragen alle Ver­antwortung dafür, dass dieses Bild positiv bleibt.

Wie stehen Sie als inha­ber­geführtes Unternehmen, das auch seine Nachfolge bereits geregelt hat, zum Konsoli­dierungsgeschehen?

Wir beobachten die zunehmende Konsolidierung sehr aufmerksam – und haben uns bewusst dagegen entschieden, Teil davon zu sein. Als inhabergeführtes Familienunternehmen bleiben wir unabhängig, entscheidungsstark und vor allem: nah an unseren Kunden. Diese Struktur gibt uns einen enormen Vorteil: Wir sind flexibel, schnell in der Umsetzung und können Veränderungen aus dem Markt sofort auf­greifen – ohne lange Abstimmungsprozesse, ohne Investorenagenda. Unsere Nachfolge ist intern geregelt und langfristig abgesichert. Das schafft nicht nur Vertrauen bei unseren Kunden und Mit­arbeitenden, sondern sichert auch unsere Kultur: kundennah, innovativ und werteorientiert. Gerade in einem sich stark wandelnden Markt ist diese Eigenständigkeit ein echter Wett­bewerbsvorteil – und die Basis dafür, dass wir auch morgen noch die Interessen unserer Kunden in den Mittelpunkt stellen können.

Lesen Sie auch: Wie schafft die Assekuranz den Image-Wechsel?

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Interview mit
Kevin Klöber

FinTech Vinlivt sammelt 3,5 Mio. Euro ein

Das Münchner FinTech Vinlivt hat bei einer Finanzierungsrunde 3,5 Mio. Euro erhalten. Neben amerikanischen Investoren beteiligen sich das internationale FinTech-Ökosystem Tenity sowie ein Family Office. Das frische Kapital soll in den Ausbau der Beraterplattform für Finanzvertriebe fließen.

Vinlivt hat seine Seed-Runde erfolgreich abgeschlossen und 3,5 Mio. Euro eingesammelt. Ursprünglich geplant waren 1,75 Mio. Euro. Neben amerikanischen Investoren beteiligen sich das internationale FinTech-Ökosystem Tenity sowie ein Family Office. Der Angel-Kreis wird durch strategische Branchengrößen erweitert. Zum Funding gehören auch 700.000 Euro aus staatlichen Innovationsförderungen.

Mit den neuen Mitteln will das Münchner FinsurTech, das 2022 von Uwe Lätsch und Dariusz Borowski gegründet wurde, seine Beraterplattform für Finanzvertriebe ausbauen. Ziel sei, der steigenden Nachfrage von Großvertrieben und Versicherungen gerecht zu werden und gemeinsam mit den ersten Enterprise-Kunden zu starten, wie das Unternehmen mitteilt. Die sichere und moderne Kommunikation zwischen Beratern und Endkunden über die Vinlivt App stehe dabei im Mittelpunkt. So sollen Beratungsprozesse vollständig digitalisiert und mit künstlicher Intelligenz das Backoffice automatisiert werden. Für Berater bedeute dies laut Vinlivt mehr Effizienz und mehr Zeit für ihre Kunden.

Ein Fokus liegt zudem auf der Entwicklung einer eigenen REST-API, die durch Einsatz von KI getrieben wird und es ermöglicht, Drittsysteme schnell und unkompliziert anzubinden. Parallel wird der Bereich Wealth Management als modulare Erweiterung in die Plattform eingebunden, unter anderem durch die Anbindung von API-basierten Lösungen von Evergreen. (tik)

Bild: © Vinlivt

 

FiDA im Vertrieb: Zwischen Bedenken und Mehrwert

Eine aktuelle Studie von Accenture und der DHBW Mannheim beleuchtet, wie die neue EU-Verordnung FiDA den Vertrieb für Vermittler, Versicherer und Kunden verändert. Dazu wurden Exklusivvertreter befragt. Welche Chancen und Herausforderungen kristallisieren sich auch für die gesamte Branche heraus?

Interview mit Prof. Dr. Sascha Kwasniok, Leiter Studiengang BWL-Risk and Insurance Management, Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mannheim, und Johannes Neumeyer, Leiter Insurance Strategy DACH bei Accenture Strategy & Consulting
Sie haben eine Studie zur neuen EU-Regulierung „Financial Data Access“ (FiDA) durchgeführt. FiDA könnte demnach den Versicherungsvertrieb – besonders im Exklusivvertrieb – stark verändern. Können Sie kurz erläutern, in welchen Bereichen es eingesetzt werden soll und wer davon „betroffen“ wäre?

Prof. Dr. Sascha Kwasniok (SK) FiDA verpflichtet Finanzinstitute dazu, Kundendaten mit anderen Finanzinstituten oder Finanzinformationsdienstleistern zu teilen, wenn der Kunde eine entsprechende Berechtigung erteilt hat. Dies muss digital und in Echtzeit erfolgen. Betroffen sind also Banken, Versicherer, Wertpapierfirmen, aber auch spezialisierte FinTechs, die im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit Finanzdaten ihrer Kunden erheben, bereitstellen oder verwalten. Konkret sieht die Regelung vor, dass Dateninhaber lizenzierten Unternehmen – den Datennutzern – über digitale Schnittstellen Zugriff auf Finanzdaten ermöglichen müssen, wenn der Kunde dies erlaubt.

Wen haben Sie für die Studie befragt und was sind Ihre wichtigsten Erkenntnisse aus der Befragung?

 Johannes Neumeyer (JN) Zwischen November 2024 und Januar 2025 haben wir mehr als 500 Exklusivvertreter in Deutschland befragt. Die drei wichtigsten Erkenntnisse sind:

  • Es gibt ein heterogenes Bild zu Open Finance mit Aufklärungsbedarf. Neben viel Skepsis werden die grundsätzlichen Vorteile eines besseren Datenzugangs verstanden.
  • Persönlicher und vertrauensvoller Kundenkontakt ist ein Erfolgsfaktor, um FiDA-Einwilligungserklärungen zu erhalten.
  • Fast die Hälfte der Vertreter erwartet, dass „ihr Versicherer“ eine aktiv mitgestaltende Rolle im FiDA-Umfeld einnimmt.
Ziele von FiDA sind u. a., die Entwicklung von Open-Finance-Modellen sowie die digitale Transformation im Finanzsektor voranzubringen. Glauben Sie, dass dies im „Bürokratieland“ Deutschland gelingen kann? Wann und mit wie viel Aufwand?

SK Der europäische Gesetzgeber überlässt die Organisation des Finanzdatenaustauschs zunächst dem Markt, also den Finanzinstituten selbst. Diese sollen sich gemeinsam mit weiteren Stakeholdern zusammenschließen, um über die Standards, Formate und Rahmenbedingungen des Finanzdatenaustauschs zu beraten. Hier kann zum Teil auf bestehende Strukturen zurückgegriffen werden, beispielsweise auf die PSD2-SetUps aus dem Banking-Umfeld oder die Daten- und API-Infrastruktur aus dem BiPRO-Kontext.

JN Allerdings müssen die betroffenen Akteure dafür „an einem Strang ziehen“. Hier sehen wir die größte Herausforderung, da die individuellen Ausgangssituationen und die Summe der Partikularinteressen ein gleichgerichtetes Vorgehen erschweren. Auch der Umsetzungsaufwand variiert von Haus zu Haus, je nachdem, auf welchem Stand sich die IT befindet. Insbesondere für kleinere und mittlere Versicherer wird der Umsetzungsaufwand zur großen Herausforderung.

Welche Bedeutung hat die Regulierung Ihren Erkenntnissen nach denn für die Versicherungswirtschaft? Und im Speziellen: Wie sehr können auch kleinere Maklerhäuser dabei sein?

JN FiDA hat das Potenzial, den nationalen und perspektivisch den europäischen Markt stark zu verändern. Ziel ist es, sinnvolle Use Cases wie 360-Grad-Finanz- und Risikoanalysen, erleichterte TAA-Prozesse oder Churn-Management ohne Papier und Aufwand für Vermittler zu realisieren. FiDA erleichtert so die Vertriebsarbeit. Exklusivvertriebe profitieren von der Anbindung „ihrer Versicherer”, während kleinere Maklerhäuser auf Pools oder verbesserte Verwaltungsprogramme angewiesen sein werden. Eine Stand-Alone-Anbindung für durchschnittliche Vermittlerunternehmen erscheint unwahrscheinlich.

SK Hinsichtlich der Anbindung der Vermittler bestehen noch Interpretationsspielräume bezüglich der praktischen Beteiligung durchschnittlich großer Versicherungsvermittlerbetriebe. Wir empfehlen aber schon heute, die Anbindung von Maklern dezidiert zu prüfen. Die Maklerversicherer sollten sich hier Gedanken machen, um ein sinnvolles Angebot bereitzustellen und nicht den Pools oder anderen Akteuren das FiDA-Monopol zu überlassen.

Ihre Fragen gingen an den Exklusivvertrieb. Können die Studienergebnisse denn auch auf unabhängige Makler übertragen werden?

SK Der Exklusivvertrieb kann in besonderem Maße profitieren, da FiDA ihm Zugang zu Daten ermöglicht, auf die Makler aufgrund ihres Mandats bereits heute zugreifen können. FiDA geht aber noch weiter: Es geht ja nicht nur um Versicherungs-, sondern auch um Finanzdaten wie Kredite, Wertpapiere oder Finanzanlagen. Diese Daten erweitern auch für unabhängige Makler die Kundensicht und erleichtern eine gesamthafte Beratung. Die Bereitstellung der Daten in Echtzeit bietet sowohl dem Exklusivvertrieb als auch den Maklern eine höhere Datenqualität und ein besseres Erkennen von Beratungsanlässen.

JN Die Transparenz wird dem Makler-Geschäftsmodell natürlich zusätzlich helfen. Wie beim AO-Vertrieb wird die Frage der Kundenzustimmung sehr relevant sein. Unter Berücksichtigung unserer Studienergebnisse gehen wir davon aus, dass ein persönlicher, vertrauensvoller Vertriebskontakt die Erfolgschancen erhöht, diese Zustimmung zu erhalten. Dies gilt auch für unabhängige Makler. Entscheidend werden dabei das Vertrauensverhältnis, die Überzeugungskraft und die Erklärungen sein – sowohl beim Exklusivvertrieb als auch bei Maklern.

Um mal die Größenordnung einschätzen zu können: Geht es bei FiDA nur um Privatpersonen oder auch um Unternehmen?

SK Der geplante Datenaustausch umfasst sowohl Privat- als auch Geschäftskunden. Entsprechend weitreichend können die Auswirkungen von FiDA sein. Die Details hierzu, ob z. B. KMUs „kundenseitig“ im Scope liegen oder welche KMU-Definition genutzt wird, sind aktuell Teil der Trilog-Verhandlungen.

Und wie schätzen die befragten Vermittler FiDA ein?

SK Wir sehen ein insgesamt heterogenes Meinungsbild. Die ablehnenden Stimmen lassen sich zu zwei wesentlichen Bedenken zusammenfassen: den bürokratischen Aufwand bei der Umsetzung und der erleichterte Zugang für „schwarze Schafe“. Auf der anderen Seite haben wir auch Stimmen gesammelt, die in einem digitalen Zugang zu allen Finanzdaten des Kunden einen Mehrwert für eine allumfassende und bedarfsgerechte Beratung sehen. Insgesamt bewerten jüngere Vertreter die Potenziale offener Finanzdaten tendenziell höher, während sich ältere Generationen zurückhaltender äußern.

JN Die Exklusivvermittler bewerten den Datenschutz als sehr hohes Gut. Die Sorge vor Missbrauch und den damit verbundenen negativen Auswirkungen auf die eigene Arbeit wurde uns in den qualitativen Antworten der Studie sehr häufig zurückgemeldet. Gleichzeitig konnten wir feststellen, dass umso mehr positive Effekte bestätigt wurden, je konkreter wir fragten, wie etwa die Verbesserung der Beratungsqualität mit mehr Abschlüssen und dem daraus folgenden positiven Effekt auf die Provisionserträge.

Was könnte sich denn speziell in der Beratung verändern?

SK Als positiver Aspekt ist ganz klar die Transparenz des Kunden über seine Finanz-, Anlage- und Versicherungsprodukte zu nennen. Diese gesamthafte Sicht auf die Absicherungssituation des Kunden macht es für den Vertrieb leichter, den Kunden ganzheitlich und wirklich bedarfsgerecht zu beraten. Gerade im Bereich der Altersvorsorge ist es wertvoll, wenn Kunde und Vermittler gemeinsam auf Versicherungs-, Bank- und Wertpapierprodukte blicken können. Zudem ermöglicht die Echtzeitkomponente jederzeit eine datenbasierte und digitale Beratung, sodass Kunden schneller und öfter Beratungsimpulse erhalten können. Durch den Einsatz von GenAI sind spannende Ansätze möglich, um auch mit wenig Personal gute Beratung zu bieten.

Aber könnten Maklern, z. B. beim Teilen von Kundendaten, nicht auch Nachteile entstehen? Was sagen Sie Skeptikern?

SK Wie bereits angesprochen, wird der einfache Zugang zu Kundendaten durch Dritte skeptisch gesehen. Letztlich könnten auch Online-Vergleicher oder Berater der Hausbank sehen, welche Versicherungsverträge der Kunde hat, wenn er dem Datenabruf zustimmt. Das könnte das Umdecken erleichtern, was nicht immer im Sinne der Kunden sein könnte. Hierbei könnten auch die schlechten Erfahrungen der ersten Digitalmakler Mitte der 2010er-Jahre eine Rolle spielen. Damals haben Kunden durch die Nutzung ihrer Apps häufig unbedacht ihr Maklermandat übertragen.

JN Die Qualität der Beratung und Betreuung bleibt der entscheidende Erfolgsfaktor im Vertrieb. Vermittler müssen sich trotz hoher Datenverfügbarkeit klar gegenüber Kunden differenzieren. Wer Beratungskompetenz mit datenbasierten Erkenntnissen kombiniert ist im Vorteil – insbesondere Maklerpools. Daten- und Analytics-Fähigkeiten werden somit stärker über die Attraktivität eines Maklerpools entscheiden.

Welche (Praxis-)Probleme könnten auftreten, wenn die Regelung in Kraft ist? Wer holt die Zustimmung ein? Und was passiert, wenn Kunden ihre Daten nicht freigeben möchten?

SK Der Erfolg von FiDA steht und fällt mit der Bereitschaft der Kunden, ihre Daten zu teilen. Nur so kommt der Vertrieb erst in den Genuss einer gesamthaften Sicht auf Versicherungs- und Finanzdaten seiner Kunden. Unsere Studienergebnisse zeigen ein gewisses Selbstbewusstsein hinsichtlich der Ausschließlichkeit: 55% der Befragten glauben, dass die Kunden einer Datenöffnung zustimmen, wenn sie persönlich mit ihnen in Kontakt treten. Bei einer Anfrage durch den Versicherer wird dagegen nur mit einer Zustimmungsquote von 30% gerechnet. Der Vertrieb sitzt bei der Consent-Einholung also am Steuer. 77% der befragten Exklusivvertreter sind zwar bereit, die Kundeneinwilligung einzuholen, erwarten dafür aber eine Gegenleistung – sei es in Form finanzieller Vergütungen oder durch eigenen Zugriff auf die Kundendaten.

JN Ob FiDA ein Erfolg wird, hängt maßgeblich von der operativen Umsetzung ab. Nur wenn diese für Kunden einfach und intuitiv ist, wird es funktionieren. Die Liste der Herausforderungen ist lang: von der sicheren und einfachen Identifikation, über die Freigabe des richtigen Datenumfangs bis hin zum Widerruf und dem Zusammenspiel der unterschiedlichen Schemes, z. B. von Versicherungen und Banken. Nichtstun ist jedoch keine Option, da digitale Anbieter die Lücke ausfüllen und die Kundenschnittstelle besetzen werden.

Was sollten die Player der Versicherungsbranche in Sachen FiDA nun nicht tun, wenn sie sich auf FIDA vorbereiten? Welche Vorgehensweisen empfehlen Sie nicht?

SK Angesichts der Potenziale, die in FiDA stecken, raten wir davon ab, die Umsetzung als reine regulatorische Bürde zu betrachten. Gerade aufgrund der vertrieblichen Möglichkeiten sollte der Vertrieb bei der inhaltlichen Ausgestaltung den Hut aufhaben und die Umsetzung nicht IT- oder Compliance-Einheiten überlassen.

Und was ist nun zu tun? Wie kann ein Maklerhaus bzw. dessen Vertrieb nun von FiDA profitieren?

JN Wir sehen zwei Aspekte. Einerseits müssen Potenziale klar vermittelt werden, um Vorbehalte im Vertrieb abzubauen. Dafür können greifbare Use Cases herausgearbeitet und Makler und Vertreter, die einem offenen Datenaustausch bereits aufgeschlossen gegenüberstehen, als „FiDA-Botschafter“ eingesetzt werden. Andererseits braucht es ein gemeinsames Zielbild aus Governance, Compliance und IT, da viele Anforderungen wie Consent-Management außerhalb der Vertriebsfunktion liegen. Ein gemeinsames Verständnis kann die erfolgreiche Umsetzung unterstützen.

Fassen Sie bitte Ihre wichtigsten Handlungsempfehlungen noch einmal stichpunktartig zusammen.

SK FiDA sollte nicht als regulatorischer Zwang, sondern als Chance verstanden werden. Versicherungsunternehmen sollten sich jetzt klar positionieren, ob sie lediglich die Vorgaben erfüllen oder sich als FiDA-Leader strategisch an die Spitze stellen wollen. Basierend auf dieser Positionierung sollte ein übergreifendes Zielbild zwischen Vertrieb, IT und Compliance entwickelt werden. Wir sehen den Vertrieb im Lead – ohne Blick auf vertrieblichen Mehrwert wird FiDA zu einem reinen Kostentreiber. Anhand von greifbaren, vertriebsnahen Use Cases sollten Mehrwerte schnell transparent gemacht werden und mögliche Vorbehalte bei Fachabteilungen, Vertriebspartnern und Kunden abgebaut werden.

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Wie Trusted AI die Assekuranz erobert

Wie können Versicherer das immense Potenzial von künstlicher Intelligenz (KI) nutzen, ohne das Vertrauen ihrer Kundschaft aufs Spiel zu setzen? Der Schlüssel: „Trusted AI“. Warum sie für die Zukunft der Branche unverzichtbar ist und welche Herausforderungen es auf dem Weg dorthin zu meistern gilt.

Ein Artikel von Fabian Bohnert, Director bei KPMG, Financial Services mit dem Schwerpunkt Insurance

Kaum drei Jahre ist es her, dass der Launch von ChatGPT für großes Aufsehen sorgte. Heute ist KI aus unserem Alltag kaum noch wegzudenken. Sie entwickelt sich so rasend schnell, da kann selbst das Internet um die Jahrtausendwende nicht mithalten. Doch bei all der Euphorie rund um die Technologie: Ein Rest Skepsis, ja Sorge, was da in Zukunft noch kommt, bleibt. Und das ist gut so. 2025 steht nun im Zeichen von „Trusted AI“. Der Begriff wird breit und vielfach verwendet und beschreibt die rechtmäßige, ethische und technisch robuste Nutzung von KI. Insbesondere für die auf Sicherheit und Vertrauen ausgerichtete Versicherungsbranche ist das Thema von größter Relevanz. Denn Vertrauen und Innovation gehen hier Hand in Hand.

Warum es ohne Trusted AI nicht geht

Die Versicherungsbranche basiert von Natur aus auf Vertrauen. Kundinnen und Kunden vertrauen Versicherern sensible persönliche Daten an. Sie verlassen sich auf faire wie transparente Prozesse bei finanziellen Entscheidungen. Skepsis hingegen sorgt dafür, dass die Bereitschaft zur Datenfreigabe abnimmt. Das kann zum Problem werden, schließlich sind genauere KI-Modelle, die differenzierte und faire Entscheidungen treffen, nur durch die Bereitstellung von Daten möglich.

Hier offenbart sich die enge Verknüpfung zwischen Vertrauen und Innovationen bei Unternehmen, insbesondere bei Versicherern. Neue Technologien haben das Potenzial, nicht nur die Effizienz, sondern auch die Sicherheit zu steigern. Doch fehlt das Vertrauen der Kundschaft, sinkt das Potenzial. Ein Beispiel: ein KI-System zur schnellen Schätzung von Kfz-Schäden. Bei hohem Vertrauen wird die App genutzt und weiterempfohlen. Ohne Vertrauen befürchten Kundinnen und Kunden Missbrauch oder unfaire Bewertungen, meiden die Funktion und beharren auf manuellen Begutachtungen. Die Konsequenz: Es bleibt alles beim Alten, während Marktkonkurrenten dank vertrauenswürdiger KI-Services davonziehen.

Mit kleinen Schritten Großes bewirken

Daher kann es nur im Interesse der Versicherer liegen, das Thema Trusted AI mit hoher Priorität voranzutreiben. Und so sieht es auch die Branche selbst: 88% der Versicherungsunternehmen haben in einer KPMG-Studie angegeben, sich aktiv mit der Umsetzung von vertrauenswürdiger KI zu beschäftigen. Allerdings: Erst 17% haben das Thema auch in eine unternehmensweite Strategie eingebettet. Die Vorbereitungen laufen. Aber es könnte noch eine Weile dauern, ehe sich Trusted AI branchenweit etablieren wird.

Was ist der Grund für diese große Lücke? Auch hierauf bietet die Studie eine Antwort: Zwar wird Trusted AI als Garant für eine gelingende Implementierung von KI wahrgenommen. Doch ihre Umsetzung fordert Versicherer in vielfältiger Weise. Die größte Hürde ist laut Studie für 72% der Befragten die Entwicklung klarer ethischer Richtlinien und Governance-Strukturen. Ethische Bedenken in Bezug auf den Umgang mit sensiblen Daten und die Automatisierung kritischer Entscheidungen (58%) sowie die Herstellung von Transparenz hinsichtlich der Entscheidungsfindung von KI (50%) sind weitere Herausforderungen. All dies trägt dazu bei, dass die Mehrheit der Versicherer noch mit grundlegenden Fragestellungen beschäftigt ist. Das ist grundsätzlich gut so: Ein übereiltes Vorgehen kann Folgen haben, die schwer zu beheben sein können, teilweise sogar gar nicht von der IT registriert werden. Stichwort: KI als Blackbox. Insofern kann hier auch der Grundsatz „Think big, start small“ gelten.

Ein Blick in die Praxis

Was das in der Praxis meinen kann? Ein anschauliches Beispiel bietet hier die Schadenbearbeitung in der Tierkrankenversicherung, für die einige Versicherer bereits voll auf KI setzen. Das Ziel: den gesamten Prozess von der Schadenerfassung bis zur Auszahlung vollständig zu digitalisieren, um so die Bearbeitungszeit zu halbieren. Das ist ein idealer Case, um Vertrauen zur Kundschaft aufzubauen: Seit Corona ist die Zahl der Haustierbesitzerinnen und -besitzer beträchtlich gestiegen. Gleichzeitig ist die Beziehung vieler Deutscher zu ihrem Tier häufig sehr emotional. Registrieren Kundinnen und Kunden hier sichtbare Fortschritte, kann das in naher Zukunft auch dem Kerngeschäft zugutekommen – sowohl in technischer Hinsicht als auch in der Reputation.

Der EU AI Act als Katalysator?

Doch wie gelingt es darüber hinaus, Trusted AI umfassend im Geschäftsmodell eines Versicherers zu implementieren? Und wie gelingt es wiederum, dies auch der Kundschaft erfolgreich zu vermitteln?

Abhilfe kann der EU AI Act schaffen, der seit August 2024 rechtskräftig ist. Ob er zu einer europäischen Erfolgsgeschichte wird, hängt jedoch von den Anwenderinnen und Anwendern ab: Erkennen Versicherer darin nur eine regulatorische Pflichtübung? Oder die Chance, sich strategisch aufzustellen und sich von internationalen Marktteilnehmern abzusetzen? Ist Letzteres der Fall, könnte sich die EU-Verordnung auch im Versicherungssektor als Hebel für die Professionalisierung der KI-Nutzung erweisen.

Der AI Act ist somit notwendig, um KI nachhaltig und ethisch vertretbar im Versicherungssektor einzusetzen. Gleichzeitig ist dessen Anwendung und Umsetzung nur der erste Schritt. Assekuranzen sind gerade dabei, individuelle, ihrem spezifischen Geschäftsmodell entsprechende Lösungen zu finden. Einige Versicherer haben bereits präventive Maßnahmen ergriffen: Ethik-Richtlinien und -Boards sollen den verantwortungsvollen Umgang mit KI sicherstellen. Überwachungs- und Bewertungsprozesse dienen der frühzeitigen Erkennung potenzieller Risiken. Auch in Bezug auf Compliance, Erklärbarkeit und Transparenz wurden von einigen bereits Maßnahmen ergriffen.

Kohärenz für Vertrauen: Von Einzelmaßnahmen zur Strategie

All das sind Einzelmaßnahmen. Diese in eine unternehmensweite Strategie einzubetten und miteinander in ein sinnvolles Verhältnis zu setzen, ist – wie oben angedeutet – eine der größten Herausforderungen für Versicherungsunternehmen in den kommenden Monaten. KPMG hat dafür das KPMG Trusted AI Framework erstellt, das bei der sicheren und nachhaltigen Umsetzung von KI in der Praxis unterstützt. Gleichzeitig sollte ein wichtiger Aspekt nicht vergessen werden: das Enablement der Belegschaft. In diesem Bereich gibt es noch Luft nach oben: Schulungen und Seminare schaffen die Voraussetzungen, um eine umfassende KI-Kompetenz, wie sie der EU AI Act auch verlangt, im Unternehmen zu etablieren. Ebenso zentral ist jedoch eine positive KI-Kultur.

Mitarbeitende sollten ein echtes Interesse aufbringen und sich für die neuen Möglichkeiten begeistern. Denn am Ende sind sie es, die neue KI-Dienstleistungen gegenüber den Kundinnen und Kunden verständlich machen. Trusted AI steht und fällt also mit den Menschen, die sie bedienen, und den Menschen, die ihr vertrauen. Und dieses Vertrauen will verdient sein.

Lesen Sie auch: Wie KI die Bestandsumdeckung vereinfacht

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Ein Artikel von
Fabian Bohnert

Digital Insurance Podcast: Run-off, KI und die Frankfurter Leben-Gruppe

Wie gelingt Run-off ohne Einbußen bei Service und Effizienz? Lars Krug, CTO der Frankfurter Leben-Gruppe, erklärt in der neuen Folge des Digital Insurance Podcast, wie KI, Standardisierung und IT-Strategie erfolgreiche Bestandsmigrationen ermöglichen.

Der Digital Insurance Podcast widmete seine neueste Episode dem Thema Run-off in der Lebensversicherungsbranche. Im Mittelpunkt stand ein Gespräch mit Lars Krug, Chief Technology Officer der Frankfurter Leben-Gruppe. Krug beleuchtete die zentrale Rolle der IT-Infrastruktur bei der erfolgreichen Übernahme und Integration von Versicherungsbeständen durch Run-off-Gesellschaften. Die Frankfurter Leben-Gruppe, mit 650.000 Verträgen aus sechs Akquisitionen und 170 Mitarbeitern an drei Standorten, dient dabei als eindrucksvolles Beispiel für einen erfolgreichen Ansatz.

Herausforderungen und Chancen des Run-offs

Die zunehmende Konsolidierung der Lebensversicherungsbranche durch Run-off-Transaktionen wirft bei Kunden häufig die Frage nach einer möglichen Verschlechterung des Kundenservice auf. Krug betonte jedoch, dass hohe Überschussbeteiligungen und exzellenter Service auch im Run-off-Kontext gewährleistet werden können. Der Schlüssel hierfür liegt seiner Ansicht nach in einer robusten und zukunftsfähigen technologischen Infrastruktur. Die Frankfurter Leben Gruppe hat in den letzten Jahren sechs Übernahmen erfolgreich gemeistert und konnte dabei die BaFin stets von der Qualität der Migrationen überzeugen. Dies unterstreicht die Bedeutung einer professionellen IT-Strategie für den Erfolg im Run-off-Geschäft.

IT als Erfolgsfaktor im Run-off-Prozess

Krug erklärte, dass die IT-Abteilung der Frankfurter Leben Gruppe nicht nur für die reibungslose Migration der Versicherungsbestände verantwortlich ist, sondern auch für die Sicherstellung eines kontinuierlichen und hochwertigen Kundenservice. Die Komplexität der zu migrierenden Daten und Systeme stellt eine enorme Herausforderung dar, die jedoch durch eine systematische und standardisierte Vorgehensweise gemeistert werden kann. Die Frankfurter Leben Gruppe setzt auf die Industrialisierung der Migrationsprozesse, um Effizienz und Qualität zu gewährleisten. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die enge Zusammenarbeit mit externen Partnern wie der adesso Gruppe und deren Tochterunternehmen afida, um die Migrationen effizient und zuverlässig abzuwickeln. Die Zusammenarbeit basiert auf einem Software-as-a-Service Modell, welches der Frankfurter Leben Gruppe Flexibilität und Kosteneffizienz bietet.

Die Rolle von KI im Run-off-Geschäft

Krug sieht großes Potenzial im Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Run-off-Bereich. KI kann sowohl bei der Automatisierung von Prozessen wie dem Datenmapping und der Tarifprüfung als auch im Kundenservice (z.B. Chatbots) eingesetzt werden. Auch die Einhaltung des Digital Operational Resilience Act (DORA) kann durch den Einsatz von KI unterstützt werden.

Schlussfolgerungen und Best Practices

Aus den bisherigen Erfahrungen der Frankfurter Leben Gruppe zieht Krug wichtige Learnings: Migrationen müssen nicht monatelang dauern, sondern können mit einem fokussierten Ansatz deutlich verkürzt werden. Eine klare Fokussierung auf das Wesentliche, die Sicherstellung der Kundenzufriedenheit und die intelligente Nutzung externer Expertise sind entscheidende Erfolgsfaktoren. Die Frankfurter Leben Gruppe setzt auf eine strategische Partnerschaft mit spezialisierten Dienstleistern und nutzt ein Software-as-a-Service Modell, um die Komplexität des Run-offs zu managen und gleichzeitig von Skaleneffekten zu profitieren.

Über den Podcast

Seit April 2020 veröffentlicht Jonas Piela regelmäßig Gespräche zur digitalen Transformation mit Vorständen und Managern der Versicherungswirtschaft. Sein Ziel ist, dass seine Zuhörer einem lockeren Gespräch unter Gleichgesinnten lauschen und so Ideen und Anregungen für die eigene Arbeit mitnehmen. Zu finden ist der Podcast unter anderem bei Google, Apple und Spotify sowie unter https://pielaco.com/podcast.

Weitere Podcasts
 

Mit Pools und Verbünden die KI-Challenge meistern

Künstliche Intelligenz (KI) gilt als Gamechanger im Versicherungsvertrieb – Stichwort Effizienz. Doch damit Makler die Potenziale von KI voll ausschöpfen können, müssen sie neue Pflichten und Regeln beachten. Unterstützung erhalten Vermittler dabei von Maklerpools und Dienstleistern ebenso wie von Verbänden.

Ein Artikel von Norman Wirth, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Versicherungsrecht und Geschäftsführender Vorstand des Bundes­verband Finanzdienstleistung AfW

Künstliche Intelligenz kann Prozesse automatisieren, Daten auswerten und personalisierte Empfehlungen geben – Aufgaben, für die früher ganze Teams Stunden und Tage brauchten. Innerhalb kürzester Zeit können KI-Systeme Dokumente analysieren, Schäden klassifizieren oder passende Tarife vergleichen. Für Versicherungsmakler birgt dies enormes Potenzial: mehr Effizienz, schnellere Abläufe und neue Vertriebschancen. Kein Wunder, dass über 70% der Makler KI eher als Chance denn als Bedrohung sehen, um ihre Arbeit zu verbessern – so das Ergebnis des 16. AfW-Vermittlerbarometers, der größten jährlichen Maklerumfrage. Gerade jüngere Maklerinnen und Makler zeigen großes Interesse an digitalen und KI-basierten Lösungen für Beratung und Kundenservice. Keine Überraschung.

Macht KI den Menschen überflüssig?

Allerdings werfen diese Entwicklungen Fragen auf. Wenn KI so viele Aufgaben übernimmt – wozu dann noch der Mensch? Die Antwort ist klar: Genau das, was einen guten Makler ausmacht, bleibt unersetzlich. Empathie, Vertrauen und Expertise lassen sich nicht digitalisieren. KI kann Routine- und Recherche­arbeiten abnehmen und so mehr Freiraum für das zwischenmenschliche Beratungsgespräch schaffen. Oder um es mit dem Marken- und Kommunikationsstrategen Frank Dopheide zu sagen: „Die KI macht die Arbeit. Der Mensch macht den Unterschied.“ Die Technik wird zur Assistenz, nicht zum Ersatz. Doch damit KI wirklich und trotzdem zum Gamechanger wird, müssen Makler neue Pflichten und Regeln beachten. Insbesondere die europäischen Vorgaben – von der KI-Verordnung bis zur DSGVO – setzen klare Rahmenbedingungen.

Europäische Vorgaben: 1. AI Act

Die EU schafft derzeit einen regulatorischen Ordnungsrahmen für KI. Mit der KI-Verordnung (EU AI Act) entsteht ab 2025 das weltweit erste umfassende KI-Gesetz. Es soll sicherstellen, dass künstliche Intelligenz im Einklang mit europäischen Werten entwickelt und eingesetzt wird. Hohe Risikoanwendungen (z. B. KI-Systeme zur Kreditwürdigkeitsprüfung oder medizinischen Diagnostik) unterliegen künftig strengen Auflagen – von Transparenz- und Dokumentationspflichten bis hin zu Risikoanalysen. Für Versicherungsvermittler bedeutet das konkret: Wer KI beruflich einsetzt, muss ab sofort genau hinsehen, ob die genutzten Systeme AI-Act-konform sind. Bloßes Vertrauen genügt nicht – gründliche Prüfungen der KI-Tools auf Zulässigkeit und Datensicherheit sind erforderlich.

2. DSGVO

Neben dem AI Act bleibt die DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) das Maß aller Dinge für den Umgang mit personenbezogenen Daten. Sie gilt uneingeschränkt auch bei KI-Lösungen: Sobald ein KI-System Personendaten verarbeitet, müssen sämtliche DSGVO-Vorgaben eingehalten werden. Das heißt unter anderem Datenminimierung, Zweckbindung, Einwilligungen oder berechtigte Interessen prüfen. In der Praxis treten die Informationspflichten der DSGVO dabei neben neue Informationspflichten des KI-Acts – Kunden sind etwa zu informieren, wenn KI in Beratung oder Entscheidungsfindung zum Einsatz kommt.

Auch darf keine vollständig automatisierte Entscheidung ohne menschliches Votum erfolgen, sofern nicht eine Ausnahme nach Art. 22 DSGVO greift. Versicherungsmakler stehen somit vor der Aufgabe, KI-Tools datenschutzkonform zu integrieren. Seit dem 02.02.2025 sind sie sogar verpflichtet, über ausreichende KI-Kompetenz zu verfügen, wenn sie KI beruflich nutzen.

3. FiDA

Parallel bereitet die EU mit FiDA (Financial Data Access) eine weitere Regulierung vor, die Datenzugang und -teilung im Finanzsektor erleichtern soll. FiDA zielt darauf ab, dass Verbraucher ihre Finanz- und Versicherungsdaten einfacher kontrollieren und zwischen Dienstleistern teilen lassen können – also wie Open Banking nach PSD2, nur besser. Standardisierte Schnittstellen könnten Datensilos aufbrechen und neue Datenflüsse ermöglichen. Es eröffnen sich dadurch größere Chancen, Daten für Analysen zu nutzen, Risiken genauer zu bewerten und Angebote besser zu erstellen. Allerdings steigen zugleich die Anforderungen an Datensicherheit und Qualität. Große Mengen sensibler Finanzdaten verlangen höchste Schutzmaßnahmen, andernfalls drohen Vertrauensverluste durch Datenlecks. FiDA wird zudem flankiert von strengen Sanktionsandrohungen. Noch werden die Details zu FiDA in Brüssel heiß diskutiert. Im Laufe des Jahres könnte aber schon mehr Klarheit in konkrete Inhalte und den zeitlichen Rahmen der Umsetzung kommen. Makler sollten FiDA im Blick behalten: In Zukunft könnten Kunden ihnen gezielt Zugriff auf Versicherungs- und Finanzdaten gewähren, was Beratung und KI-Auswertungen erleichtert. Umso wichtiger ist, dass Vermittler Transparenz und Datenschutz ernst nehmen. Eines gilt bei allen europäischen Regeln: Compliance ist keine Kür, sondern Pflicht – aber richtig umgesetzt kann sie zum Wettbewerbsvorteil werden.

Zentrale Daten: Vorteil für Banken, AO und InsurTechs?

Innovative KI-Lösungen brauchen vor allem eines: Daten. Je umfangreicher und zentraler die Datenbasis, desto leistungsfähiger die KI. Genau hier liegen andere Vertriebswege im Vorteil: Versicherungsvertreter großer Gesellschaften, Bankvertriebe oder InsurTechs arbeiten meist mit zentralisierten Kundendaten. Alle Kundeninformationen fließen in eine gemeinsame Datenbank, aus der KI-Algorithmen sofort Muster und tiefer gehende Erkenntnisse über einzelne Kunden oder Zielgruppen ziehen können. Entsprechend sofort produktiv lassen sich KI-Anwendungen in solche Umgebungen integrieren – vom Chatbot im Kundenservice bis zum automatisierten Cross-Selling-System.

Und die Makler?

Unabhängige Makler haben demgegenüber eine fragmentierte Datenlage. Viele Einzelmakler nutzen Maklerverwaltungsprogramme – schlimmstenfalls sogar mehr als eines –, Excel-Listen oder haben Daten in verschiedenen Pool- und Versichererportalen verteilt. Makler, die mit zahlreichen Direktanbindungen und Pools zusammenarbeiten, sehen sich komplexen digitalen Herausforderungen gegenüber. Ein einheitlicher Datenpool fehlt oft. KI ist aber datenabhängig und benötigt qualitativ hochwertige Daten, um gute Ergebnisse zu erzielen. Ohne eine gute und große Datenbasis sind KI-Erkenntnisse limitiert. Hinzu kommt: Die Entwicklung eigener KI-Systeme erfordert immenses IT-Know-how und hohe Investitionen. Diese strukturellen Nachteile können dazu führen, dass Einzelkämpfer ins Hintertreffen geraten, während große Markt­akteure mit zentralen Daten und mächtigen Budgets davonziehen.

Mit Pools und Verbünden das Thema KI angehen

Die gute Nachricht: Makler müssen den KI-Pfad nicht allein beschreiten. Maklerpools und Verbünde haben die Zeichen der Zeit erkannt und bieten ihren Partnern vermehrt KI-gestützte Tools an. Dadurch lässt sich die Lücke zu den klassischen, datenzentrierten Vertriebswegen schließen. Beispiele aus der Praxis zeigen, wie Pools ihre Makler bei KI unterstützen:

Zentrale Datenplattformen: Einige Pools konsolidieren Bestands- und Kundendaten ihrer Makler in gemeinsamen Systemen. So betreibt ein Pool eine KI, die täglich die Bestandsdaten der angebundenen Makler (in Kopie) in eine KI-Datenbank importiert und auswertet. Daraus werden automatische Produktangebote generieret und der optimale Zeitpunkt für Kundenansprache erkannt. Wichtig: Die Kundendaten bleiben geschützt – diese KI arbeitet vollständig verschlüsselt und pseudonymisiert und ist nach eigenen Angaben „100% DSGVO-konform“ entwickelt. Dieses Beispiel zeigt, dass ein Makler über den Verbund sofort von KI profitieren kann, ohne selbst IT-Investitionen zu schultern.

Digitale Assistenten und Prozesse: Ein weiterer Marktteilnehmer hat ein KI-Tool, das auf die Wissensdatenbank des Pools zugreift und Vermittlern bei Fachfragen schnelle Antworten liefert.

Andere Pools setzen auf Automatisierung: So wird von einem großen Player eine KI-Anwendung angekündigt, die E-Mails automatisch klassifiziert, Dokumente analysiert und Kundenkommunikation erleichtert.

Solche Lösungen nehmen Maklern Routinearbeiten ab – Policenpflege, Terminvereinbarung, Schaden-Erstmeldung – und sparen immens Zeit. Automatisierte Bestands­analysen identifizieren Cross-Selling-Potenziale, ohne dass der Makler jeden Vertrag manuell prüfen muss.

Orientierungshilfe zur KI-Verordnung

Der AfW Bundesverband Finanzdienstleistung hat im März 2025 eine „Orientierungshilfe zur KI-Verordnung“ veröffentlicht, um Datenschutz und KI-Regeln greifbar zu machen. Er hat zudem in Ergänzung dazu im Sommer einen Praxisleitfaden „KI-Governance für unabhängige Vermittlerunternehmen“ für seine Mitglieder veröffentlicht, um eine erste Orientierung beim Einsatz von KI-Systemen zu geben.

In Sachen KI auf der sicheren Seite

In Zusammenarbeit mit Pools, Verbünden und mit einem engagierten Verband wie dem AfW können Makler sicherstellen, dass ihre KI-Tools geprüft, DSGVO- und AI-Act-konform sind – und dass sie selbst über das nötige Know-how verfügen, um KI verantwortungsvoll einzusetzen.

Die Synergie mit Pools und Verbünden wird es also auch kleineren Maklerunternehmen ermöglichen, KI sofort und compliant einzusetzen. Gemeinsam verfügen sie über eine breitere Datenbasis und geteilte Ressourcen, wodurch innovative Lösungen wirtschaftlich tragfähig werden. Die Pools und Verbünde stellen die technische Infrastruktur, kümmern sich um Datenschutzkonzepte und holen gegebenenfalls externe Expertise hinzu – der einzelne Makler kann sich darauf konzentrieren, den Output der KI im Sinne seiner Kunden zu nutzen. Wichtig bleibt, dass der Makler die Kontrolle behält: Er entscheidet letztlich, welche Empfehlungen der KI umgesetzt werden. Moderne KI-Systeme für Makler setzen deshalb auf Explainable AI, die ihre Vorschläge begründet, sodass der Vermittler sie nachvollziehen und dem Kunden transparent erläutern kann. So bleibt die Entscheidungshoheit beim Menschen – genau dort, wo sie hingehört.

Fazit: Regulierung als Chance für zukunftsfähige Makler

KI im Maklermarkt ist gekommen, um zu bleiben – doch sie entfaltet ihre positive Wirkung nur bei bewusstem Einsatz im zulässigen Rahmen. Einzelkämpfer im Maklergeschäft werden es kaum schaffen, alle technologischen und regulatorischen Anforderungen allein zu stemmen. Jedenfalls werden sie schwerlich die Möglichkeiten nutzen können, die sie benötigen würden, um im Wettbewerb zu bestehen. Die europäischen Regeln (KI-Verordnung, DSGVO, FiDA etc.) mögen auf den ersten Blick wie Bürden wirken, sind aber wichtige Leitplanken, um Vertrauen in KI-Lösungen zu sichern. Wer diese Vorgaben einhält, vermeidet rechtliche Stolperfallen und stärkt zugleich das Vertrauen der Kunden.

Von der Symbiose mit KI profitieren

In Pools und Verbünden finden Makler die nötige Unterstützung, um aus der Pflicht und Notwendigkeit eine Kür zu machen: Gemeinsam lassen sich KI-Innovationen schneller und sicherer integrieren, zum Nutzen der Kunden. Denn am Ende gewinnen alle, wenn mensch­liche Beratungskompetenz und künstliche Intelligenz eine Symbiose eingehen. Makler, die die Chancen der KI nutzen und sich dabei mit guten Partnern vernetzen, die ihnen das notwendige Werkzeug an die Hand geben, werden auch in einer datengetriebenen Zukunft erfolgreich bleiben.

Lesen Sie auch: „Pools müssen Unabhängigkeit der Makler garantieren“

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Ein Artikel von
Norman Wirth

Digital Insurance Podcast: Martin Gräfer zu mentaler Gesundheit

Was denkt Martin Gräfer, Vorstand der Bayerischen, über Burnout-Prävention, Führung und die Bedeutung von Wohlbefinden in der Versicherungsbranche? In der neuen Folge des Digital Insurance Podcast spricht Jonas Piela mit ihm darüber.

Die mentale Gesundheit von Mitarbeitern und Führungskräften in der Versicherungsbranche steht unter zunehmendem Druck, z. B. aufgrund der komplexen digitalen Transformation. viele bringen aber auch private Herausforderungen mit. Das ist das zentrale Thema der neuesten Folge des „Digital Insurance Podcast“, in der Moderator Jonas Piela mit Martin Gräfer, Vorstand der Bayerischen, spricht. Gräfer betont die Notwendigkeit, den Druck auf die Mitarbeiter von allen Seiten zu betrachten – vom Arbeitsalltag bis zum Privatleben.

Persönliche Erfahrungen und berufliche Einblicke von Martin Gräfer

Das Gespräch beleuchtet die Herausforderungen der Selbsterkennung in Bezug auf die eigene mentale Gesundheit. Gräfer, der seit 15 Jahren im Vorstand der Bayerischen tätig ist, teilt seine persönlichen Erfahrungen und gibt Einblicke in seine langjährige Führungsrolle. Er beschreibt, wie schleichend es zum Verlust der mentalen Balance kommen kann. Dabei spielt sowohl die Arbeitsbelastung als auch die Vielzahl an privaten Herausforderungen eine Rolle. Gräfer vergleicht dies mit einem „Happiness-Account“, in den positive und negative Energien eingezahlt werden – ein Gleichgewicht ist hier entscheidend.

Empathie und Wohlwollen als Führungsprinzipien

Gräfer betont zudem die Bedeutung von Empathie und Wohlwollen im Umgang mit Beschäftigten. Es gehe nicht darum, die Probleme der Mitarbeiter zu übernehmen, sondern ein wertschätzendes Umfeld zu schaffen, in dem sie sich öffnen und Unterstützung finden können. Das beinhaltet auch, Freiräume zu geben, Prioritäten zu setzen – wie z. B. Familie über Arbeitsmeetings zu stellen – und sich selbst etwas zu gönnen, um Stress abzubauen.

Wie hängen digitale Transformation und mentale Gesundheit zusammen?

Des Weiteren geht es um den Zusammenhang zwischen der digitalen Transformation und der mentalen Gesundheit. Die zunehmende Komplexität der Technologie und die ständige Verfügbarkeit erhöhen den Druck auf die Mitarbeiter. Gräfer beschreibt, wie wichtig es sei, die User Experience und die Effizienz von IT-Systemen zu verbessern, um die Arbeitsbelastung zu reduzieren und die mentale Gesundheit zu fördern. Die Bayerische setzt beispielsweise ein Tool ein, um die Stimmung und Zufriedenheit der Mitarbeiter regelmäßig zu messen.

Die Relevanz von Mentoring und Coaching

Auch angesprochen werden die Bedeutung von Mentoring und Coaching. Gräfer betont, dass der Weg zu einem ausgeglichenen Arbeitsleben und einer positiven mentalen Verfassung durch Selbstreflexion, authentische Führung und ein unterstützendes Umfeld geebnet werden kann. Mentoring und Coaching können dabei eine wichtige Rolle spielen, aber letztlich liegt die Verantwortung für die eigene mentale Gesundheit bei jedem Einzelnen. Ein wichtiger Aspekt ist auch, die eigenen Ansprüche und Erwartungen an sich selbst zu überdenken und zu reduzieren.

Hier geht es zur aktuellen Podcast-Episode.
Über den Podcast

Seit April 2020 veröffentlicht Jonas Piela regelmäßig Gespräche zur digitalen Transformation mit Vorständen und Managern der Versicherungswirtschaft. Sein Ziel ist, dass seine Zuhörer einem lockeren Gespräch unter Gleichgesinnten lauschen und so Ideen und Anregungen für die eigene Arbeit mitnehmen. Zu finden ist der Podcast unter anderem bei Google, Apple und Spotify sowie unter pielaco.com/podcast.

Weitere Podcasts: Volle Deckung – Der Podcast für die Finanz- und Versicherungsbranche
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