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Assekuranz Leben allgemein

Sensibles Thema Arbeitskraftsicherung: So individuell wie der Kunde

Entscheidend bei der Arbeitskraftabsicherung sind die Risiko- und die Leistungsprüfung. Mit ihr stehen und fallen u. a. der Abschluss für den Vermittler und der Schutz für den Kunden. Deshalb lohnt sich auf jeden Fall ein Blick hinter das Produkt, sagt Sandra John, Leiterin der Risiko- und Leistungsprüfung bei der LV 1871.

Frau John, innerhalb der Arbeitskraftabsicherung sind Risiko- und Leistungsprüfung entscheidende Faktoren. Was bedeuten sie für Kunden, Vermittler und Versicherer?

Wer sich für die Absicherung seiner Arbeitskraft entscheidet, muss vor allem im Schadenfall sicher sein können, dass die abgeschlossene Versicherung schnell greift. Hinter einem bedarfsgerechten Versicherungsschutz muss immer eine möglichst effiziente Risikoprüfung stehen, die letztlich eine spätere Leistungserbringung bestimmt. Das Schutzversprechen, das Versicherer beim Abschluss geben, betrifft den einzelnen Kunden, aber auch Vermittler und das allgemeine Vertrauen in die Versicherung.

Wir bei der LV 1871 verstehen uns als Schadenmanager und Lebensbegleiter des Kunden zugleich und leisten bei Arbeitsunfähigkeit zeitnah, transparent und unkompliziert. Wir haben eine sehr hohe Anerkennungsquote, und darauf sind wir stolz. Denn: Das stellt für uns im Kern die Erfüllung unseres Vertrags und unseres Versprechens dar und ist eine Frage der Glaubwürdigkeit. Aus diesem Grund investieren wir auch in außergewöhnlich hohem Maß zukunftsweisend in unsere Risiko- und Leistungsprüfung.

Was trägt neben der Leistungsquote noch am stärksten mit zur Vertrauensbildung bei?

Kunden und Vermittler sollten unbedingt auf stabile Beiträge achten. So haben wir die Nettobeiträge für unsere Golden BU Berufsunfähigkeitsversicherung noch nie erhöhen müssen – seit mehr als 20 Jahren. Das Analysehaus MORGEN & MORGEN findet das „hervorragend“; das Infinma-Institut für Finanz-Markt-Analyse attestiert deshalb „maximale Beitragsstabilität“. Neben einer soliden Beitragskalkulation leistet unsere verantwortungsbewusste Risikoprüfung einen wichtigen Beitrag zur langfristigen Beitragsstabilität.

Wie wollen Sie denn gerade beim Abschluss Vertrauen bei Vermittlern und Kunden gewinnen?

Durch Individualität: Unsere Risikoprüfung ist so individuell wie der Kunde selbst. Wir stellen unseren Geschäftspartnern ein Tool zur Verfügung, mit dem sie unkompliziert eine Orientierung bei medizinischen Voranfragen erhalten. Dennoch kann der Vermittler zu jeder Zeit auch die persönliche Einschätzung eines Risikoprüfers in Anspruch nehmen. Zudem prüfen wir auf Wunsch bereits zum Vertragsabschluss, ob die Anzeigepflicht erfüllt wurde, und garantieren somit präventiv, dass der Kunde im Leistungsfall keine Probleme mit der vorvertraglichen Anzeigepflicht bekommt.

Das ist ein eigenes Tool. Was halten Sie von unternehmensübergreifenden Risikoprüfungstools?

Wir bieten beide Wege an. Grundsätzlich ist das die Entscheidung des Vermittlers. Einige bevorzugen den schnellen Prozess, das schnelle Votum unternehmensübergreifender Tools. Anderen wiederum fehlt dabei die Individualität.

Wie gehen Sie denn genau bei der Prüfung der vorvertraglichen Anzeigepflicht vor – eben um gerade Probleme zu vermeiden?

Üblicherweise wird die vorvertragliche Anzeigepflicht erst im Leistungsfall geprüft. Wir bieten diese Prüfung aber bereits zum Vertragsabschluss an. Damit vermeiden wir im Leistungsfall Ärger und beugen Vertrauensverlust vor. Konkret fragen wir nach Krankenversicherungsauszügen und Arztberichten. Diese werden auf Übereinstimmung mit den beantworteten Gesundheitsfragen geprüft. Anschließend erhält der Versicherte ein Zertifikat. Die Leistungsfallprüfung beschränkt sich dann ausschließlich auf die Prüfung der Berufsunfähigkeit und verkürzt sich so erheblich.

Zwischen Abschluss und möglichem Leistungsfall ist ja meist auch ein langer Zeitraum.

Es ist eine Herausforderung, während der Vertragslaufzeit mit dem Kunden in Kontakt zu bleiben. Genau das haben wir uns auf die Fahnen geschrieben: Wir wollen in Kontakt mit dem Kunden bleiben und ihm in schwierigen Lebenssituationen zur Seite stehen. Wir sind fest davon überzeugt, Leistungsfällen durch entsprechende Prävention vorbeugen zu können. Als Vorbild dienen vor allem die Krankenkassen. So erwägen wir beispielsweise, in vom Kunden als belastend empfundenen Situationen psychologische Beratung anzubieten. Dazu läuft gerade ein Pilotprojekt.

Was passiert also, wenn die Berufsunfähigkeit eintritt?

Sollte es zum Leistungsfall kommen, wollen wir die Prüfung für den Kunden so einfach wie möglich gestalten. In unserem BU-Leistungsportal kann der Kunde seinen Leistungsfall deshalb nicht nur melden, sondern auch alle relevanten Unterlagen einfach hochladen. Demnächst kann er auch den aktuellen Stand seiner Leistungsprüfung sehen und in Echtzeit verfolgen.

Digitales Leistungsportal oder Risikoprüfungstool – ist das der erste Schritt in Richtung Automatisierung und damit der richtige Schritt für mehr Vertrauen?

Der Mensch steht bei uns im Mittelpunkt. Denn die Arbeitskraftabsicherung ist ein sehr sensibles Thema. Deshalb verfahren wir hier weiterhin individuell und persönlich – mit eigenem Ansprechpartner und direktem Austausch. Automatisierung gibt es da, wo es auch sinnvoll ist. Also vor allem in der Prozessoptimierung wie beispielsweise bei der Übermittlung von Berichten oder Anträgen. Dies kann direkt im Leistungsportal geschehen.

Arztberichte möglichst zeitnah zu erhalten, ist ja oft ein Problem. Werden Makler und Kunden da nicht doch noch auf eine Geduldsprobe gestellt?

Das ist richtig. Darauf haben wir allerdings leider nur indirekt Einfluss. Oft sind Ärzte und Gutachter auch einfach noch nicht ausreichend digital ausgerichtet. Unser Portal soll auch hier helfen, Wege zu sparen und Berichte direkt bei uns einzustellen.

Und wo liegt die Zukunft in der Risikobeurteilung?

Einfachheit und Transparenz – das ist die Zukunft. Durch die Digitalisierung beobachten wir ganz neue Trends. Dies sehen wir einerseits im Bereich der medizinischen Entwicklung, andererseits aber auch im gesamten Umfeld unserer Kunden. Dadurch entstehen völlig neue Zielgruppen mit anderen Bedürfnissen. Wir haben deshalb jetzt einen Data Scientist und eine Psychologin im Bereich an Bord, um die Erkenntnisse aus Leistungsfällen für die Risikoprüfung nutzbar zu machen. Daher beteiligen wir uns gerade unter anderem als Forschungspartner an einer EU-unterstützten Langzeitstudie zum AI-based Mental Health Screening, deren Grundlage ein Foto vom menschlichen Gesicht bildet. Das sind Beispiele, wie wir mit aller Seriosität bewerten wollen, wie die Arbeitskraftabsicherung der Zukunft aussehen kann.

Sieht man zukünftig jemandem ins Gesicht und weiß, ob der Kunde berufsunfähig wird?

Wir werden als Versicherer auch zukünftig keine Hellseher sein. Allerdings ist die heutige Methode der Risikobewertung, die alleine darauf abstellt, ob in der Vergangenheit wegen psychischer Beschwerden ärztlich behandelt wurde, unbefriedigend. Wir suchen hier nach zukunftsweisenden Ansätzen.

Wie weit können Versicherer in solchen Zukunftsthemen gehen? Wo sind die Grenzen?

Wichtig ist vor allem, sich heute schon der Zukunft zu stellen. Es kommen viele neue Entwicklungen auf uns zu, aber auch eine neue gesamtgesellschaftliche ethische Diskussion. Unsere Aufgabe dabei ist, die wissenschaftliche und technologische Debatte gut zu kennen. Daraus lässt sich ableiten, was ein gutes Produkt in Zukunft ausmacht und wie sich Risiko- und Leistungsprüfungen entwickeln müssen, um den Schutz im Fall der Fälle zu gewährleisten. Das alles mit größter Sensibilität hinsichtlich ethischer und datenschutzrechtlicher Fragen.

Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 03/2019, Seite 42 f. und in unserem ePaper.

 
Ein Artikel von
Sandra John

Mehr Durchblick: Standmitteilungen der Lebensversicherer werden klarer

Bei Versicherungen mit Überschussbeteiligung muss der Versicherer den Kunden jährlich in Textform über den aktuellen Stand seiner Ansprüche unterrichten. Die Transparenz dieser Standmitteilungen wurde oft kritisiert. Seit 01.07.2018 gelten neue Regeln, die Wirkung zeigen. Zwei Versicherer spazieren vorneweg.

Wer einen Lebensversicherungsvertrag mit Überschussbeteiligung besitzt, bekommt jährlich Post vom Versicherer. Drin ist die sogenannte Standmitteilung, aus der der Kunde ersehen soll, mit welchen Ansprüchen er im Rentenalter rechnen kann. Die Inhalte und Darstellung der Mitteilungen unterschieden sich jedoch deutlich, zudem musste nur über die erreichten garantierten Überschüsse informiert werden. Dem Kunden gelang es daher eben oft nicht, detailliert für sich herauszufiltern, wie hoch seine Ansprüche tatsächlich sind. Das änderte sich zum 01.07.2018 mit der Reform des § 155 VVG. In dem Paragrafen ist nun geregelt, über welche Punkte der Versicherer mindestens zu informieren hat. Das sind Todesfallleistung, garantierte Ablaufleistung, garantierte Ablaufleistung bei Beitragsfreistellung und aktueller Auszahlungsbetrag des Vertrages. Für Neuabschlüsse sind zudem die eingezahlten Beiträge aufzuschlüsseln. Wie diese Reform gewirkt hat, hat nun Policen Direkt, Aufkäufer von Lebensversicherungen, untersucht.

Deutliche Verbesserung

Die Mehrheit der deutschen Lebensversicherer habe ihre Standmitteilungen überarbeitet und erfülle die neuen gesetzlichen Mindestanforderungen, heißt es in der Transparenzstudie. Einige Versicherer hätten ihre Infobriefe vollkommen neu gestaltet und gäben ihren Kunden nun deutlich mehr Informationen. Im Ergebnis fasst die Studie zusammen:

  • 60 von 73 untersuchten Lebensversicherern erfüllen die seit 01.07.2018 geltenden gesetzlichen Mindestanforderungen vollständig. Von einigen Versicherungen erhalten die Kunden nun daher erstmals automatisch jährlich einen Rückkaufswert und eine Todesfallleistung.
  • 21 Lebensversicherer melden dazu alle weitere wichtigen Informationen, die Policen Direkt noch als elementar ansieht. Dadurch können die Kunden dieser Unternehmen die Werte ihrer Verträge und deren Veränderung gegenüber dem Vorjahr besser verstehen.

„Nicht alle Versicherer haben es zum Stichtag geschafft, eine gesetzeskonforme Standmitteilung für sämtliche Kunden abzuliefern. Andere haben nicht mehr getan als nötig und können nicht mit großen Verbesserungen punkten“, kommentiert Policen Direkt Chefaktuar Henning Kühl die Studienergebnisse. „Die gesetzlichen Anforderungen sind dringend und wichtig, reichen aber noch nicht aus. Um die Qualität und die Entwicklung der Altersvorsorge beurteilen zu können, braucht es zusätzliche Angaben.“

Zwei Versicherer spazieren vorneweg

Für die Transparenzstudie hat Policen Direkt vier Bereiche untersucht: die gesetzlichen Mindestanforderungen, wichtige optionale Informationen und weitere sinnvolle Bonus-Angaben. Für diese wurden Punkte vergeben. Zusätzlich wurden die Standmitteilungen ohne Punktevergabe auf Verständlichkeit geprüft.

Die beste Bewertung für ihre Standmitteilungen erzielt die Concordia oeco Lebensversicherungs-AG, die zwar im Bereich wichtige optionale Informationen nicht alle Punkte erreicht, dafür bei den Bonus-Angaben aber großzügig ist. Alle Punkte erreicht dagegen die ALTE LEIPZIGER, liegt aber den Bonus-Angaben etwas hinter der Concordia zurück. Für die Verständlichkeit ihrer Informationen erhalten beide Versicherer selbstverständlich auch einen lachenden Smiley. Die Einzelergebnisse zu den Versicherern finden sich unter www.standmitteilungen.de. (bh)

 

Kontinuität ist für die INTER die beste Basis für Neuerungen

Als Traditionsunternehmen setzt die INTER Versicherungsgruppe auf Kontinuität als Basis für Neuerungen. An der Seite der Krankenversicherung soll das Leben- und Komposit­geschäft in Zukunft weiter zulegen – unter anderem auch mit neuen Produkten. Beim Ausbau der Prozessgeschwindigkeit hat der Maklerkanal Priorität. Interview mit dem Sprecher der Vorstände, Dr. Michael Solf, und Michael Schillinger, Vorstand Marketing und Vertrieb.

Herr Dr. Solf, seit Jahresbeginn sind Sie Vorstandssprecher der INTER. Mit welchen Gedanken haben Sie Ihr neues Amt angetreten?

Dr. Michael Solf Zunächst möchte ich kurz erklären, dass der Vorstand der INTER nach wie vor aus vier Personen besteht. Insofern sind wir ein Team und wir werden auch zukünftig weiter so agieren. Darüber hinaus lauten meine Prioritäten eins bis drei jetzt erst mal: zuhören, zuhören, zuhören. Daraus werden sich natürlich Strategien entwickeln, wobei Kontinuität bei der INTER ganz klar im Vordergrund steht.

Dennoch kann sich auch die INTER nicht vor Neuerungen verschließen. Wohin soll es also gehen?

Michael Schillinger Kontinuität verstehen wir in dem Sinne, dass wir uns einerseits auf unsere Stärke besinnen und die Dinge, die wir besonders gut machen, auch so weitermachen. Andererseits setzen wir uns mit den Neuerungen auseinander, um die INTER auch in Zukunft auf Kurs zu halten und erfolgreich im Markt zu positionieren.

Dr. Solf Die wahre Herausforderung ist heute ja der Wandel, und der beschleunigt sich durch zunehmende Digitalisierung, um nur ein Beispiel zu nennen. Deshalb ist es vor allem wichtig, eine solide und flexible Basis zu haben. Die INTER ist in dieser Hinsicht sehr gut aufgestellt, was ich für ein entscheidendes Kriterium halte – entscheidender als Größe. Wir haben ein diversifiziertes Geschäftsmodell mit drei Schwerpunkten, das wir weiter ausbauen wollen. Diversifikation ist für uns ein zentrales Element. Daneben haben wir eine IT-Strategie, die klar auf Flexibilität und Skalierbarkeit abzielt. Ebenso eine solide Eigenkapitalbasis für Wachstum oder Zukäufe, notfalls auch für Krisen. Und last, but not least halte ich unsere Konzernstruktur, den Versicherungsverein, für sehr gut. Er garantiert uns nachhaltiges Wirtschaften, ohne täglich auf einen Aktienkurs achten zu müssen.

Sie sprechen mehr Diversifikation an. Es geht dabei ja um die Bereiche Kranken, Komposit und Leben. Welche Schwerpunkte wollen Sie denn jeweils setzen?

Schillinger Natürlich haben alle drei Bereiche ihre Berechtigung und wir werden sie entsprechend vorantreiben. Im Bereich Kranken waren wir sehr erfolgreich im KV-Zusatzgeschäft, insbesondere im Bereich Zahn. Nachlegen werden wir hier im stationären Bereich. Da haben wir schon ein Produkt, wollen dies aber noch stärker vertrieblich nutzen. Zudem wollen wir im zweiten Quartal unser Tagegeld verbessern und uns intensiver mit der Zielgruppe der Beamten beschäftigen.

Komposit ist ja bekanntermaßen der Treiber in der Branche. Wir sind in den letzten Jahren insbesondere in Gewerbe sehr gut vorangekommen. Unser Wachstum beträgt hier über 5%. Wir merken auch, dass Makler dieses Thema bei uns anfragen, sodass wir uns intensiv ansehen, welche besseren Prozesse wir benötigen.

Wir sind zudem davon überzeugt, dass die private Altersvorsorge weiter eine große Rolle spielen wird. 2016 haben wir eine fondsgebundene Rentenversicherung auf den Markt gebracht, wo der Markt sich überlegt hat, ob der Bereich weiter Sinn hat. Als nächstes Produkt werden wir noch im ersten Quartal eine fondsgebundene Basis-Rente auf den Markt bringen.

In der Altersvorsorge stellen Sie sich einem schweren Markt. Größe und Finanzstärke spielen in der Lebens- versicherung aktuell eben doch eine Rolle, oder?

Dr. Solf Ich finde nicht, dass Größe das entscheidende Kriterium ist. Natürlich ist Sicherheit wichtig, aber das muss man nicht unbedingt an Ratings festmachen. Wobei die INTER hier sehr gut positioniert ist. Wir haben mit dreimal „A“ bei Assekurata sehr gute Bonitätsratings und verfügen in der Gruppe über hervorragende Solvenz- und Eigenkapitalquoten. Zudem sind wir in der Kapitalanlage sehr gut aufgestellt. Auch hier ist der Erfolgsschlüssel Diversifikation und die INTER hat mittlerweile neben den sehr sicheren Zinsanlagen einen signifikanten Anteil in ertragsstarke Anlageklassen wie Private Equity, Private Debt, Infrastruktur und Immobilien investiert.

Schillinger Lassen Sie mich die vertriebliche Sicht aufgreifen: Der Punkt ist eher, dass Makler oft langjährige Versicherungspartner in der Altersvorsorge haben. Wir müssen sie nun überzeugen, die INTER in ihr Portfolio aufzunehmen. Wir wollen beweisen, dass wir in Leben ein guter Partner und in manchen Dingen sogar flexibler sind als Mitbewerber. Vergessen sollten wir aber auch nicht bAV und Biometrie. Bei beiden wollen wir uns noch besser aufstellen. In Biometrie werden wir 2019 an wettbewerbsfähigen, zielgruppengerechten Tarifen arbeiten und diese zeitnah an den Markt bringen.

Im Komposit- und Gewerbebereich wächst der Wettbewerb. Wie wollen Sie hier Ihre Position verankern?

Schillinger Der Wettbewerb ist gewachsen, ja, aber wir erkennen etwa im Gewerbebereich, dass Rabattierungen wieder nachlassen. Hier zeichnen wir uns ganz klar aus mit Stabilität und guter Kenntnis der Zielgruppe, deren Risiken und deren Geschäftsmodellen. Und auch hier werden wir uns weiterentwickeln. So arbeiten wir etwa an einer Cyberpolice im Gewerbebereich.

Entscheidend werden auf dem Feld auch immer mehr die Prozesse, wie Sie es ja auch schon angesprochen haben. Was wollen Sie hier tun?

Schillinger Ich kann Ihnen sagen, dass dies bei uns höchste Priorität hat. Auf unserer IT-Aufgabenliste stehen etwa weitere BiPRO-Services für Makler ganz oben. Ein anderes Thema, aber ebenso wichtig, ist die schnellere Umsetzung von Produktideen. Das haben wir bei unserem Privat-Internetschutz Cyberguard getestet und wir sehen in einer schnellen Produktentwicklung einen entscheidenden Erfolgsfaktor für die Zukunft.

Dr. Solf Der Trend geht an dieser Stelle zu flexiblen und skalierbaren Modellen. Die Ablösung der alten DV-Systeme und der Aufbau einer neuen Plattform für alle Bereiche ist für uns die Basis. Wir wollen ein IT-System, das um den Kunden herum rund läuft und es uns ermöglicht, auf die Anforderungen des Marktes rasch zu reagieren. Hier sind wir mit unserem Projekt, das eine komplette Ablösung unserer Altsysteme vorsieht, schon sehr weit fortgeschritten.

Wollen Sie dann über das neue Plattformsystem auch mehr Online-Abschlüsse erzielen?

Schillinger Unsere Online-Strategie sieht etwas anders aus als in anderen Häusern. Wir bieten nicht alle Produkte online an, sondern sehen uns genau an, welche Produkte sich für den Online-Abschluss eignen. Krankheitskostenvollversicherungen online anbieten wollen wir vorerst nicht. Wir sind der Meinung, dass der Kunde hier eine gute Beratung benötigt. In der Krankenzusatzversicherung wird ein Abschluss online eher gesucht. Die Privathaftpflichtversicherung könnten wir schnell online stellen, tun dies aber aus preislichen Gründen nicht. Wir verfolgen ja auch eine Einpreispolitik: Die Prämie ist immer gleich, unabhängig vom Vertriebsweg. Wir sind sicher, dass der Online-Abschluss an Wichtigkeit zunehmen wird. Wir haben andererseits aber auch beschlossen, an der eigenen Organisation festzuhalten und den Maklervertrieb weiter auszubauen.

Dr. Solf Hier schließt sich sogar ein bisschen der Kreis. Kontinuität und Verlässlichkeit stehen für uns an erster Stelle. Wichtig ist, dass wir eine Unternehmenskultur und -strategie verfolgen, die zu unserem Haus und unseren Kunden passt. Wir sind ein Unternehmen mit einer Größe, wo man sich kennt und man schnell Entscheidungen treffen kann. Für mich stellt das eine Ausgangssituation dar, wo man vieles bewegen kann.

Foto: Dr. Michael Solf (l.) und Michael Schillinger (r.).

Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 02/2019, Seite 24 f. oder in unserem ePaper.

 

#fredwagner: Von Lebensversicherung und Vermittlerprovision

Einen Schlagabtausch rund um das ein oder andere branchenaktuelle „heiße Eisen“ gibt es in der neuen Folge des Videomagazins #fredwagner. Gastgeber Prof. Dr. Fred Wagner von der Uni Leipzig unterhält sich diesmal mit Axel Kleinlein, Vorstandssprecher vom Bund der Versicherten (BdV).

„Das Jahr hat gerade begonnen. Haben Sie sich berufliche Vorsätze gefasst? Wollen Sie weiter auf Krawall mit der Assekuranz gehen oder haben Sie sich unter dem Weihnachtsbaum vorgenommen, künftig die Branche konstruktiv zu begleiten?“, fragt Prof. Dr. Fred Wagner, Professor für Versicherungsbetriebslehre an der Universität Leipzig, zu Beginn einer neuen Ausgabe des Videomagazins #fredwagner. Zu Gast ist Axel Kleinlein, Vorstandssprecher vom Bund der Versicherten (BdV), der kontert: „Wenn wir als Krawallmacher auftreten liegt das mehr daran, dass die Versicherungswirtschaft sich im Nerv getroffen fühlt und geschlagene Hunde bellen am lautesten.“

Wie individuell muss Altersvorsorge sein? Lohnen sich Lebensversicherungen? Sind sie zu undurchsichtig und wird das durch intransparente Kommunikation des Versicherungsunternehmens auch noch gefördert? Und wie steht es eigentlich um die Höhe der Vermittlerprovision? Ist ein Provisionsdeckel für Versicherungsvermittler sinnvoll? Diese und andere „heiße Eisen“ wurden dann im Verlauf der kontroversen Diskussion angepackt.

Das gesamte Interview finden Sie hier:

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Über InsuranceTV

Als Gemeinschaftsprojekt der V.E.R.S. Leipzig GmbH und der Finanzplaner TV GmbH, das in Form von Videoreportagen aus der Versicherungsbranche berichtet, richtet sich InsuranceTV an Entscheider und Führungskräfte.

 

Expertenwissen bündeln: Generationenberatung – Und jetzt?

Unter dem Namen Projekthaus Generationenberatung bündeln Experten ihr Know-how zur Generationenberatung. Sie bieten Unternehmen und Vermittlern an, gemeinsame Projekte auf- und umzusetzen. Wichtig dabei: Generationenberatung ist mehr als rechtliche Vorsorge, sagt Mitinitiator Robert Zimmerer.

Es ist interessant, wie sich Verknüpfungen zu einem Thema festsetzen. Doch warum ist das gerade in der Generationenberatung so? Liegt es am intensiven Dienstleister-Marketing in der Vermittlung rechtlicher Vorsorge? Gibt es Verunsicherung durch den ein oder anderen Schlagabtausch in Fachmedien oder Internetforen? So steht Schubladendenken Neugier, Kreativität und konkreter Umsetzung entgegen. Die Top-Drei-Aussagen dazu lauten:

  • Generationenberatung, das ist eh verbotene Rechtsberatung.
  • Generationenberatung, da geht es nur um Vollmachten.
  • Generationenberatung taugt maximal zur Ansprache von älteren Kunden.

Das erinnert an Koch-Shows, die mit kreativen Rezepten im geruchlosen Fernsehen Top-Zuschauerquoten erreichen. Das Publikum bleibt aber bei Fertiggerichten aus der Mikrowelle, Lieferservice oder Fastfood-Restaurant.

Machen wir es einfach: Bei der Generationenberatung werden Generationen beraten. Konkreter: Es geht um Wechselwirkungen im Verbund einer Privat- oder Unternehmerfamilie – mit (meist finanziellen) Folgen für Betroffene, Angehörige bzw. Beteiligte aus dem persönlichen Umfeld. So fokussiert Generationenberatung Brennpunkte und koordiniert Lösungen vonseiten Experten und vonseiten zugelassener Berufsträger.

Rechtliche Vorsorge nur Teilbereich

Die rechtliche Vorsorge ist dabei ein wichtiges Thema, aber nur eine Facette bzw. nur eine Dienstleistung, die gegebenenfalls durch entsprechende Anbieter vermittelt und von Berufsträgern erbracht wird. Rechtliche Vorsorge ist kein Synonym für Generationenberatung oder ein übergeordnetes Prinzip.

 

 Generationenberatung – Und jetzt?

Die schon kurz angesprochenen Brennpunkte – das sind die roten Punkte in Grafik 1 – betreffen alle: Jung und Alt – und das sogar noch vor einer Geburt oder nach einem Todesfall, in privaten oder beruflichen Lebensphasen oder Rollen, zu freudigen oder traurigen Ereignissen des Lebens. Generationenberatung ist breit und kreativ – doch dazu später noch mehr.

Ein Genogramm als Basis

Generationenberatung beginnt mit einem Genogramm. Das ist eine Darstellungsform verwandtschaftlicher Zusammenhänge (Wikipedia). In der Generationenberatung sind das zum Beispiel Patchwork-Familien, Lebens- oder unternehmerische Partner, Paten und Patenkinder, Freunde, Ratgeber und Mentoren, Experten zu Vorsorge-, Steuer- und Rechtsthemen.

Ein Genogramm überrascht, vereinfacht komplexe Zusammenhänge und überzeugt zu Bedarf und Lösung. Es entsteht auf einem leeren Papier und setzt sich in der Folge in einem Genogramm-Tool fort. Idealerweise geht es auch hier nicht nur vordergründig um die rechtliche Vorsorge, sondern man arbeitet sich themenübergreifend und anbieterneutral vor. Das gibt es. Von günstig/überraschend flexibel bis teuer/allumfassend.

Welche thematische Tiefe und Breite im Genogramm aufgearbeitet wird, ist nicht festgeschrieben. Bevor der geneigte Leser nun gleich zum Software-Einkauf übergeht, erst einmal fünf Empfehlungen für eine konsequente und betriebswirtschaftlich erfolgreiche Umsetzung:

1. Vermeiden Sie Fehler, die andere bereits gemacht haben, durch externe Beratung.

2. Nutzen Sie unabhängige und individuell abgestimmte Dienstleister- und Expertenauswahl.

3. Fokus Umsetzungskonzept

  • Profi durch Profil (nach innen/nach außen)
  • Marke durch Nutzen (aus Kundenperspektive)
  • Kundenzugang und (regionale) Expertennetzwerke
  • Wirksame Formate (von der Visitenkarte bis zur Kundenveranstaltung)

4. Fokus Prozesse

  • DSGVO-konforme Erfassung und Analyse
  • Konzepte für Betroffene und Beteiligte in Familie und Umfeld dokumentiert
  • Aktiv koordiniert und auf entsprechend erforderliche Experten und Berufsträger zugeordnet
  • Durchlaufende Begleitung und Updates aktualisiert und stabilisiert

5. Tun Sie es, legen Sie los!

Kreative Vielfalt der Generationenberatung

Es gibt eine weitere Herangehensweise. Und zwar dann, wenn das Kernthema die Finanzdienstleistung ist. Angesprochen sind damit Produktgeber in Assekuranz und Kapitalanlage, Pools und Servicegesellschaften, Vertriebe, Portale, Versicherungsvermittler, Finanzanlagevermittler sowie Banken und Sparkassen und deren Versicherungsservices.

 

 Generationenberatung – Und jetzt?

Dann wäre eine Produkt-/Themen-/Zielgruppen-Zentrierung (siehe Grafik 2) der Ausgangspunkt. Dann folgen Auswahl, Anpassung und Umsetzung der erforderlichen Lösungskomponenten. Und damit könnte das Projekt Generationenberatung schon am Start sein.

Unterstützung finden die genannten Marktteilnehmer dabei beim Projekthaus Generationenberatung (www.projekthaus-generationenberatung.de). Die Basis der Initiative ist dabei ein aktives Kernteam, das mit Experten aus Versicherungsvermittlung und -beratung, Financial-/Estate-Planning und Generationenberatung besetzt ist. Diese sind bei Hunderten von Teilnehmern aus IHK-Zertifikatslehrgängen zur Basis-Qualifikation bekannt. Verstärkt wird das Team durch Kompetenzpartner und Dienstleister, die Projekte je nach Umsetzungskonzept durchführen und dort auch entsprechend eingebunden sind.

Doch was bedeutet nun eine Zentrierung genau? Zu einem besseren Verständnis gibt es nachstehend einige Beispiele:

  • Produkte der Arbeitskraftabsicherung, der Altersvorsorge, der privaten Kranken-/Pflegeversicherung oder Kapitalanlage, ja selbst ein Bausparvertrag oder eine Immobilienfinanzierung betreffen die Vorsorge eines Familienverbunds bzw. das erweiterte persönliche Umfeld.
  • Themen der betrieblichen Altersvorsorge, der betrieblichen Krankenversicherung inklusive des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Und haben der Unternehmer oder die Unternehmerin oder die zu beratenden Mitarbeiter nicht die gleichen Privatkundenherausforderungen für sich selbst und im persönlichen bzw. familiären Umfeld?
  • Zielgruppen: Kinder/Jugendliche (Konservierung einer späteren Biometrie-Absicherung in Lösungen für Kinder, Schüler, Studenten?); Werdende Eltern (Was ist beispielsweise mit der Kindernachversicherung zum Thema Pflege?); Existenzgründung (Ausrichtung einer bisher auf die Angestelltenrolle fokussierten Absicherung auf die Herausforderungen der Selbstständigkeit?); Berufsausstieg (Ruhestandsplanung eingebettet in eine Generationenberatung?); Immobilieneigentümer (Was ist zum Beispiel mit Absicherung von Vermögenswerten in Immobilien, Sammlungen, Kunstgegenständen. wenn ein Schadenfall eintritt? Ist da nicht Familienvermögen in Gefahr? Ganz abgesehen von Erben und Schenken?) Und, und, und ...

In diesem Zusammenhang können Ansprachekonzepte für Bestands- und Neukunden im Bereich der Privatfamilien erarbeitet werden. Gleiches gilt für den Fokus auf zusätzliche Herausforderungen in kleinen und mittelständischen Unternehmen, ihre Mitarbeiter und deren Familien.

Den Artikel lesen Sie auch in AssCompact 01/2019, Seite 88 f. und Sie finden ihn in unserem ePaper.

 
Ein Artikel von
Robert Zimmerer

Kann ein Roboter Altersvorsorge?

Das Thema Altersvorsorge wird von vielen Menschen als komplex, der Umgang damit als unerfreulich empfunden. Dies hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass Altersvorsorge eine Domäne der individuellen Beratung war. Ist das noch so? Dr. Tobias Schmidt und Reinhard Kunz von der f-fex AG über digitale Beratung.

Die zunehmende – mindestens mediale – Präsenz von sogenannten Robo-Advisorn im Bereich der Vermögensanlage scheint an dieser Erkenntnis zu rütteln. Viele Menschen assoziieren damit intuitiv positive Begriffe wie Objektivität, Kostenersparnis, Reaktionsschnelligkeit oder sogar künstliche Intelligenz. In Verbindung mit einer Lebens- bzw. Rentenversicherung muss man damit noch nicht einmal auf die Vorteile dieser Produkte – nämlich die Option auf eine lebenslange Rente und steuerliche Förderung – verzichten.

Aber genügt es, in eine fondsgebundene Rentenversicherung als Anlagekonzept einen Robo-Advisor einzubauen, der mit einem einfachen, standardisierten Algorithmus die hereinkommenden Sparbeiträge anlegt und ab und zu das Portfolio umschichtet? Nun, im Vergleich zur gängigen Praxis wäre damit schon einiges getan, denn die meisten Fondspolicen werden mit Vertragsabschluss aufgesetzt und bis zum Ablauf ohne Anpassung – oft sogar ohne jeglichen Kontakt zum Kunden – bespart. Die Enttäuschung der Versicherungsnehmer ist damit in der Regel vorprogrammiert, denn kein Anlagekonzept und insbesondere kein Fonds liefert über 20 oder 30 Jahre kontinuierlich gleich gute Erträge. Die Performance des Anlagestocks der fondsgebundenen Lebensversicherungen in Deutschland ist alles andere als überzeugend: Mehr als zwei Drittel der Anlagestocks sind in underperformende bis durchschnittliche Fonds angelegt.

Robo-Advisor für bessere Performance

Wenn also ein Robo-Advisor das Portfolio einer Fondspolice laufend anpassen und mit performanten Zielfonds bestücken würde, wäre bereits viel gewonnen. Wegen ihres standardisierten Anlagekonzepts unterscheiden sich viele Robo-Advisor allerdings im Ergebnis kaum von den bisher eingesetzten Dachfonds- oder Basket-Lösungen: In der Regel gibt es für jede Risikoklasse ein Musterportfolio, welches nach fest definierten Anlageklassen mit ebenfalls fest definierten Fonds umgesetzt wird. Alle Kunden der gleichen Risikoklasse erhalten daher das gleiche standardisierte Fonds­portfolio. Von einer intelligenten individuellen Anlagelösung ist man damit weit entfernt. Auch auf der Kostenseite differenzieren sich viele Robo-Advisor mit Management Fees zwischen 0,5 und 1% kaum von bisher verwendeten Dachfonds- oder Basket-Konzepten.

Wie lassen sich nun also die positiven Aspekte der Robo-Advisor-Welt mit der komplexen, individualisierten und daher beratungsintensiven Altersvorsorge-Welt vereinen? Die Lösung sollte in jedem Fall drei Dinge können:

  • Konkrete Handlungsempfehlung und Integration des Policenbestands: Die App muss klare und nachvollziehbare kundenindividuelle Vorschläge für ein optimiertes Fondsportfolio bzw. den dahinterstehenden Sparplan generieren. Dabei sollte ein eventuell vorhandenes Bestandsportfolio intelligent in die Vorschläge integriert werden.
  • Individualisiertes Anlagekonzept: Die generierten Vorschläge müssen vom Berater oder vom Kunden in der App variiert bzw. durch eigene Vorschläge ersetzt werden können. Dabei sollten die Auswirkungen dieser Veränderungen bereits vor der tatsächlichen Umsetzung in der App sichtbar werden.
  • Volle Transparenz und Multi-Use-Funktionalität: Die App muss so verständlich konzipiert sein, dass sie sowohl vom Berater als auch vom Endkunden verstanden und bedient werden kann.
Digitales Beratungstool

Das digitale Portfolio-Advisory-Tool PAUL will genau diese Lücke füllen. Als integrierte Komplettlösung für das Fondspolicen-Management liefert es alle digitalen Bausteine für eine effektive Kundenberatung im Bereich Fondspolicen: Von der Risikoeinstufung des Kunden über die Analyse und Optimierung des bestehenden Fondsportfolios bis hin zu einem aussagefähigen, verständlichen Reporting. Als Beratungstool für Vermittler unterstützt PAUL dabei im Neugeschäft durch den strukturierten, regulierungskonformen Anlageprozess und die optimale Zusammenstellung von Portfoliostruktur und Zielfonds. Bei der Betreuung des Bestandsgeschäfts ermöglichen „on the fly“ erzeugte Optimierungsvorschläge und transparentes Reporting eine kompetente und effiziente Begleitung des Kunden über die gesamte Vertragslaufzeit.

Kann ein Roboter Altersvorsorge?

Der Vermittler wird in nur fünf intuitiv verständlichen Schritten durch den Optimierungsprozess geführt. Auf der Basis eines aussagefähigen Portfolio- Ratings wird laufend überprüft, ob das Portfolio-Risiko noch zur Risikoeinstufung des Kunden passt (Risiko-Check), die Anlageklassen im Portfolio angemessen durchmischt sind (Allokation-Check) und die Qualität der Zielfonds (Fonds-Check) weiterhin gegeben ist. Hieraus erzeugt das System digital kunden- und portfoliogerechte Anlage- bzw. Optimierungsvorschläge, die vom Kunden in Abstimmung mit dem Berater – bei Implementierung im Kundenportal auch direkt – akzeptiert, abgelehnt oder variiert werden können. Last, but not least liefert PAUL ein aussagefähiges, regulierungskonformes Reporting inklusive der relevanten Bausteine für das Beratungsprotokoll.

Der so konzipierte Prozess ermöglicht auch „Nicht-Fondsprofis“, eine qualitativ hohe Beratung durchzuführen. Erfahrene Fondsprofis können hingegen ihre eigenen Fondsideen optimal in das Kundenportfolio einfügen. Das System überprüft laufend die Kompatibilität der Vorschläge zum Anlagekonzept. Eventuell erforderlicher Anpassungsbedarf wird über sogenannte Watch-Lists angezeigt. Als Portallösung für Endkunden wird PAUL zum Informations- und Interaktionstool für Fondspolicen-Kunden. Die einfach verständliche Bewertungslogik des Portfolio-Ratings ermöglicht es dem Kunden, Portfolioanpassungen fundiert und eigenständig vorzunehmen.

Die stetig zunehmenden Anforderungen an Produktberatung und Vertragsabschluss erhöhen in Verbindung mit der öffentlichen Diskussion über Versicherungskosten und Vertriebsprovisionen den Veränderungsdruck bei Versicherern, Finanzvertrieben und Beratern. Alle Beteiligten sind gehalten, ihren Beitrag in der Prozesskette so effektiv und effizient wie möglich zu gestalten.

Mit intelligenten Robo-Advisory-Tools können diese Prozessschritte in erheblichem Umfang inhaltlich verbessert und gleichzeitig deutlich effizienter abgearbeitet werden. Dabei muss der Berater keinesfalls überflüssig werden, im Gegenteil. Intelligente Tools sollten beides können: konkrete Handlungsoptionen vorschlagen und dennoch ausreichend Flexibilität wahren, um kundenindividuellen Wünschen und fundierter Beraterkompetenz Rechnung tragen zu können.

Der Einsatz solcher Tools richtet sich dabei nicht nur auf das Neugeschäft. Der größte Handlungsbedarf besteht derzeit bei den Verträgen im Bestand. Wegen der großen Anzahl von Bestandskunden sind gerade hier intelligente digitale Tools gefragt, die Versicherer, Vermittler und Endkunden zielsicher, effizient und zugleich hochqualitativ unterstützen.

Kann ein Roboter also Altersvorsorge? Ja, aber bitte intelligent und unter Berücksichtigung von individuellen Kundenvorstellungen und verfügbaren Beraterkompetenzen.

Den Artikel lesen Sie auch in AssCompact 11/2018, Seite 54f.
 
Ein Artikel von
Dr. Tobias Schmidt
Reinhard Kunz

Vorzeitige LV-Kündigung: Makler verlieren mehr als nur den Kunden

Ist die Makler-Kunde-Kommunikation in der Krise? Versicherte, die ihre Lebensversicherung auflösen wollen, wenden sich meist nicht an ihren Versicherungsmakler – beim Haftpflichtschaden schon. Warum, fragt Klaus Secker, Leitung Vertrieb der Winninger AG.

Jedes Jahr zahlen Versicherer einen zweistelligen Milliardenbetrag für vorzeitig beendete Lebensversicherungen an ihre Kunden aus. Ein nicht unerheblicher Anteil betrifft Kapitallebens- und Rentenversicherungen.

LV-Kündigungen reduzieren die Bestandsprovision

Die hohe Zahl von Kündigungen reduziert beim Berater den Policenbestand und damit auch seine Bestandspflegeprovision. Aber was kann er unternehmen, um diese Entwicklung zu verhindern? Die meisten Kunden treffen die Kündigungsentscheidung ohne Hinzuziehung des Fachmanns. Es stellt sich also die Frage, warum der Kunde bei einem Haftpflichtschaden sofort seinen Berater um Unterstützung bittet, bei der LV-Kündigung aber nicht.

Bestandssicherung durch Aufklärung der Kunden

Berater können ihren Kunden bei der Kündigung einer Lebensversicherung vielfach bessere Alternativen aufzeigen, beispielsweise den problemlosen Verkauf der Police. Seriöse Käufer zahlen immer mehr Geld, als der Kunde vom Versicherer bei Kündigung erhält, und das häufig auch schneller. Zudem behält der Kunde meistens einen kostenfreien reduzierten Todesfallschutz. Neben den Vorteilen des Kunden profitiert auch der Berater vom Verkauf, da die Verträge meist bis zum Laufzeitende weitergeführt werden (Bestandsprovision bleibt erhalten) und er zusätzlich eine Provision für die Vermittlung des Verkaufs erhält. Die Hamburger Winninger AG teilte kürzlich mit, dass über 80% der Verkaufsanfragen direkt vom Kunden gestellt werden.

Berater helfen auch, wenn sonst keiner hilft!

Trauen sich die Kunden nicht, ihren Berater bei einer Kündigung um Hilfe zu bitten? Besteht die Sorge, dass der Berater die Entscheidung des Kunden nicht akzeptieren und ihn zum Halten des Vertrags „überreden“ will? Oder ist es einfach nur so, dass der Kunde gar nicht weiß, dass ihm der Makler in diesem Fall helfen kann – schnell, unkompliziert und mit einem Mehrwert, den der Kunde bei Kündigung nicht bekommt?

Berater sollten ihre Expertise dem Kunden nicht nur im Schaden-, sondern auch im Kündigungsfall anbieten. Wer dem Kunden hilft, erhöht die Chance auf Folgegeschäft. Denn eines ist dabei doch klar: Jeder Kunde braucht Absicherung und jeder Kunde muss für später vorsorgen. Und der Berater sollte der Erste sein, der den Bedarf des Kunden erkennt. Gute Argumente gibt es also genügend.

Unkomplizierter Policenverkauf

Versicherungsnehmer, die ihre Verträge kündigen, statt zu verkaufen, verzichten pro Jahr auf schätzungsweise 60 bis 80 Mio. Euro an Mehrerlösen und einen Teil ihres Versicherungsschutzes. Dabei ist der Verkauf einer Police heutzutage weitaus einfacher und unkomplizierter als früher. So bietet etwa die Winninger AG Vermittlern einen weitgehend online-basierten Ankaufsprozess, der den Verkauf besonders leicht macht.

In nur wenigen Minuten kann der Vermittler gemeinsam mit dem Kunden online ein Kaufpreisangebot generieren oder ein individuelles Angebot beantragen – und zwar beides für den Kunden kostenfrei und unverbindlich. Es liegt in der Regel 2 bis 4% über dem aktuellen Rückkaufswert. Nimmt der Verkäufer innerhalb von 14 Tagen das Angebot an, erhält er in drei bis vier Wochen seine Auszahlung – also in der Regel schneller als bei der Kündigung beim Versicherer.

Den Artikel lesen Sie auch in AssCompact 10/2018, Seite 44.
 

Policen Direkt: „Wir kaufen Lebensversicherungsverträge grundsätzlich auch im Run-off“

Als großer Aufkäufer von Lebensversicherungen analysiert Policen Direkt die Kennzahlen und Finanzberichte der Gesellschaften. Auch das Thema Run-off spielt bei diesem Geschäftsmodell eine immer größer werdende Rolle, sagt Geschäftsführer Max Ahlers.

Herr Ahlers, sind gute LV-Kennzahlen die notwendige Basis für Ihr Geschäftsmodell?

Wir verwalten rund 12.000 Lebensversicherungsverträge im Wert von knapp 1 Mrd. Euro. Damit sind wir der größte institutionelle Versicherungsnehmer in Deutschland. Für den nachhaltig erfolgreichen Ankauf von Lebensversicherungen sind für uns die Transparenzdaten deutscher Lebensversicherer extrem wichtig. Wir müssen nämlich neben individuellen Vertragsdaten auch die langfristige Sicherheit der Versicherer im Auge haben. Längst nicht alle Gesellschaften veröffentlichen Ratings, weswegen wir auf frei zugängliche Quellen zurückgreifen. Um für mehr Transparenz in der Versicherungsbranche zu sorgen, teilen wir unsere Analysen zu den Standmitteilungen, zur laufenden Verzinsung, zur Mindestbeteiligung an den Ertragsquellen und zu den Solvenzquoten mit der Öffentlichkeit. Wir betreiben damit ein Stück weit Verbraucherschutz aus Geschäftsinteresse.

Welches Fazit ziehen Sie dann aus den aktuellen Solvenzquoten?

Im Schnitt hat sich die aufsichtlich relevante Solvenzquote im Vergleich zum Vorjahr um 16% verbessert. Das ist zum einen auf die höheren Marktzinsen zurückzuführen. Zum anderen kommen Versicherer offenbar auch mit den Regulierungsvorschriften besser zurecht. Die Quoten, die wir regelmäßig unter http://solvenzquoten.de veröffentlichen, sind Gradmesser für die aktuelle Sicherheit und Stabilität. Sämtliche Lebensversicherer können ihre Leistungsversprechen erfüllen.

Welche Bedeutung haben Solvenzquoten für den Vertrieb?

Vor dem Hintergrund der neuen IDD-Richtlinie und den damit verbundenen Betreuungspflichten haben die Solvenzquoten eine hohe Relevanz für den Versicherungsvermittler – auch mit dem Blick auf mögliche Haftungsrisiken. Sie ermöglichen als zusätzliche vergleichbare Kennzahl eine ganzheitliche Beratung der Kunden. Vermittler sollten die Solvenzquoten daher proaktiv in den Beratungszyklus integrieren oder anders formuliert: Wer sich bei den Solvenzquoten und damit der Sicherheit und Stabilität der Versicherer auskennt, stärkt das Kundenvertrauen und festigt sein Mandat.

Was können Sie uns zu den Standmitteilungen sagen, die ja immer wieder diskutiert werden?

Seit Juli müssen Versicherer über die folgenden Punkte informieren: Todesfallleistung, garantierte Ablaufleistung, garantierte Ablaufleistung bei Beitragsfreistellung und aktueller Rückkaufswert des Vertrages. Für Neuabschlüsse sind zudem Angaben über die eingezahlten Beiträge obligatorisch. Die meisten Versicherer haben die Vorgaben des Gesetzgebers inzwischen umgesetzt, und zwar so, dass die Standmitteilungen nicht nur mehr Informationen enthalten, sondern diese auch verständlicher dargestellt sind. Aber einzelne Versicherer warten anscheinend noch mit der Umsetzung der neuen Verordnung ab oder setzen nur das gesetzlich geforderte Minimum um – oder aber verzichten ganz auf zusätzliche Angaben.

Verbesserungen können wir auch bei der Angabe über die Beteiligung an den Bewertungsreserven feststellen. Wesentlich mehr Unternehmen geben hier jetzt Informationen zur aktuellen Höhe der variablen und deklarierten Anteile in den Vertragswerten bekannt. Aber auch aufgrund der Komplexität dieses Themas gelingt dies in aller Regel nicht in einer einfachen, verständlichen Weise.

Wie beobachten Sie die Stilllegung des LV-Geschäfts bei einzelnen Versicherern bzw. auch die externen Run-offs?

Medial schlagen die Wogen aktuell hoch. Als größter institutioneller Versicherungsnehmer sehen wir das Thema indes pragmatisch. Wir setzen hier auf die gesetzlichen Vorschriften und die Regulierung durch die BaFin, die sicher­stellen muss, dass die Versicherten nicht benachteiligt werden.

Kaufen Sie denn Verträge im Run-off überhaupt an?

Wir kaufen Verträge sämtlicher deutschen Versicherer. Es spricht aktuell nichts dagegen, dass sowohl die Versicherer mit Verträgen im internen Run-off als auch die Run-off-Plattformen ihren vertraglichen Verpflichtungen nachkommen und die Garantien erfüllen. Hinzu kommt, dass Verträge im externen Run-off sehr oft hohe Garantien haben. Für uns sind sie deshalb grundsätzlich interessant – wir prüfen sie aber stets individuell. Für die längerfristige Perspektive und Sicherheit behalten wir die Kennzahlen und Finanzberichte der Versicherer im Blick.

Steigt das Interesse der Versicherten am Verkauf ihres Vertrags?

Das Stornovolumen ist im vergangenen Jahr um 2,4% auf knapp 12,7 Mrd. Euro gestiegen. Wenn man sich vor Augen führt, wie viele Policen zweitmarktfähig gewesen wären, und den Mehrerlös überschlägt, heißt das: Die Deutschen haben allein 2017 mehr als 100 Mio. Euro verschenkt, weil sie ihre Lebensversicherung storniert haben, statt sie auf dem Zweitmarkt zu verkaufen. Die Stimmung auf dem Zweitmarkt ist dennoch sehr gut, denn die Unternehmen konnten ihr Ankaufsvolumen im Vergleich zum Vorjahr konstant halten. Über 70% der angebotenen Verträge können angekauft werden.

Der Bekanntheitsgrad des Zweitmarktes ist indes immer noch ausbaufähig. Wir plädieren deshalb für eine gesetzliche Hinweispflicht für Versicherer. In Großbritannien hat eine derartige Regelung dazu geführt, dass 85% der Bevölkerung die Möglichkeit zum Verkauf der Lebensversicherung auf dem Zweitmarkt kennen. Wir sind davon überzeugt, dass von einer entsprechenden Regelung in Deutschland auch die Versicherten hierzulande stark profitieren würden.

Wie ist die Vorgehensweise, wenn ein Vermittler dem Kunden zum Verkauf rät und Kontakt mit Ihnen aufnimmt?

Der Prozess läuft bei uns komplett digital: In wenigen Minuten können Sie bei uns auf der Website ein Angebot einholen. Wenn alle relevanten Informationen vorliegen, bekommen Sie umgehend die Unterlagen. Nach Unterzeichnung des Kaufvertrages dauert die Bearbeitung durch den Versicherer in der Regel zwei bis vier Wochen.

Wie ist denn Ihre Einstellung zur Rückabwicklung von LV-Verträgen aufgrund fehlerhafter Widerrufsbelehrung, die für einige Jahrgänge laut BGH und EuGH möglich ist?

Eine Rückabwicklung dauert lange, ist teuer und unter Umständen mit erheblichen Steuerrückzahlungen verbunden. Wer Liquidität braucht, kann meist nicht so lange warten, bis ein Urteil gefällt ist. Der Anspruch auf eine Rückabwicklung muss nämlich im Einzelfall gerichtlich durchgesetzt werden und ist in vielen Fällen keineswegs sicher. Es besteht also ein erhebliches Prozess- und Kostenrisiko. Schnellen, einfachen und garantierten Mehrwert gibt es nur über den Verkauf.

Sie haben als weiteres Standbein die Maklernachfolge im Angebot. Wie passt das überhaupt ins Konzept?

Wir haben mittlerweile rund 15.000 Makler und Vermittler in unserem Netzwerk. Das Problem der Bestandsnachfolge wird damit regelmäßig und direkt an uns herangetragen. Als kapitalstarker mittelständischer Makler, der bundesweit auch in der Vermittlung tätig ist, bilden wir sämtliche Funktionen selbst ab. Mit unserem Fokus auf Digitalisierung und Automatisierung besitzen wir Fähigkeiten, die für Maklerunternehmen zunehmend erfolgsentscheidend werden. Unser Ziel ist es, Maklerunternehmen in Nachfolgesituationen zu übernehmen und weiterzuführen, um eine deutschlandweite Maklergruppe aufzubauen.

Wie genau sieht Ihr Angebot an dieser Stelle aus?

Wir verfolgen zwei Ansätze. Zum einen übernehmen wir größere Maklerunternehmen und machen sie fit für den digitalen Strukturwandel. Diese Unternehmen erhalten das Know-how aus unserer Gruppe und werden von einem Nachfolger weitergeführt. Zum anderen übernehmen wir das Bestandsgeschäft kleinerer und mittlerer Makler im Wege von Asset Deals.

Das Interview lesen Sie auch in AsscCompact 42 f.

 
Ein Artikel von
Max Ahlers

Krankentagegeld: Arbeitsunfähig bei möglicher Umorganisation der Arbeit?

Liegt eine Arbeitsunfähigkeit im Sinne der Krankentagegeldversicherung auch vor, wenn der Versicherte bei Umorganisation seines Arbeitsbereichs weiter arbeiten könnte? Hierzu hat das Oberlandesgericht Dresden ein Urteil gefällt.

Das Oberlandesgericht (OLG) Dresden hatte in einem Fall zu entschieden, bei dem ein Mann Krankentagegeld aus seiner Krankentagegeldversicherung verlangt. Er war als selbstständiger Projektentwickler für Windkraftanlagen tätig. Infolge eines Haftaufenthalts sowie eines Aufenthalts in einer psychiatrischen Klinik, die ihm mehrere psychische Erkrankungen bescheinigte, war er arbeitsunfähig geworden.

Nachdem der Kläger bereits einige Zeit Krankentagegeld bezogen hatte, ließ der Versicherer die Sachlage von einem Gutachter überprüfen. Dieser kam zu dem Ergebnis, dass der Kläger nicht arbeitsunfähig ist. Infolge der Beweisaufnahme kam das erstinstanzliche Landgericht zu dem Ergebnis, der Kläger sei zwar nicht berufs-, aber für den beantragten Leistungszeitraum als arbeitsunfähig anzusehen.

Besonderheiten der Krankentagegeldversicherung

Das Gericht führt aus, dass eine Arbeitsunfähigkeit nur dann vorliegt, wenn die versicherte Person ihre berufliche Tätigkeit nach medizinischem Befund vorübergehend in keiner Weise ausüben kann. Die Krankentagegeldversicherung weise laut dem Gericht jedoch Besonderheiten auf.

Umorganisation der Arbeit wird nicht zugemutet

Daher sei nicht danach zu fragen, ob der Kläger durch eine Verlegung seines Arbeitsplatzes in den häuslichen Bereich ganz oder teilweise seiner Arbeit nachgehen könne. Eine Umorganisation der Arbeit würde dem Versicherten im Rahmen einer Krankentagegeldversicherung nicht zugemutet. Diese habe den Zweck, einen nur vorübergehenden Ausfall der Arbeitskraft auszugleichen. Bei der Frage nach der Berufsunfähigkeit geht es also exakt um die Tätigkeit, der der Versicherte nachging. Für den streitgegenständlichen Zeitraum war der Kläger damit als vollständig arbeitsunfähig im Sinne der Versicherungsbedingungen anzusehen. Er war allerdings nicht berufsunfähig im Sinne des § 15 Abs. 1b MB/KT 2009, denn sonst würde eine Leistungspflicht der Krankentagegeldversicherung entfallen.

OLG Dresden, Urteil vom 21.08.2018, Az.: 4 U 1573/17

 

Altersvorsorge: Start-up will Vermittler und Lebensversicherer ablösen

Vantik hat von der BaFin die Genehmigung für einen eigenen Fonds erhalten. Damit ist das FinTech nach eigener Aussage das weltweit erste Altersvorsorge-Start-up mit einem eigenen Finanzprodukt. Vantik sieht damit den Grundstein für das Aussterben von Versicherungsvermittlern gelegt.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat dem Berliner Start-up Vantik die Namensänderung sowie die Anpassung der Anlagebedingungen für den unternehmenseigenen Fonds genehmigt. Der Fonds trägt ab sofort den Namen Vantik. Das FinTech hatte den Fonds zum 01.03.2018 als Fondsinitiator übernommen und mit der kompletten Neuausrichtung begonnen.

Weltpremiere in der Altersvorsorge

Vantik hat neben dem Namen auch die Anlagestrategie angepasst und auf das Ziel einer Altersvorsorge ausgerichtet. Konkret wechselt der Vantik-Fonds zu einer passiven ETF-Strategie, die zudem die laufenden Kosten deutlich reduziert und deckelt. Mit der Namensänderung und der Anpassung der Anlagebedingungen zum 01.09.2018 ist die Neuausrichtung des Vantik-Fonds nun abgeschlossen. Vantik CEO Til Klein sieht darin „einen wichtigen Meilenstein zum offiziellen Marktstart im Herbst dieses Jahres. Vantik sei damit weltweit das erste Altersvorsorge Start-up, das über ein eigenes Finanzprodukt verfügt.

Altersvorsorge ohne Makler

Der eigene Fonds soll ein wesentlicher Baustein sein, um den Markt der privaten Altersvorsorge zu revolutionieren. Vantik ist dadurch nicht mehr nur Makler, sondern auch Produktanbieter. Die digitale Technologie erlaube den Kunden zudem, zukünftig ihre Altersvorsorge selbst in die Hand zu nehmen – ganz ohne zwischengeschaltete Versicherungsmakler. Der aktuelle Rückzug der Versicherer aus der Lebensversicherung zeige, dass die klassische Lebensversicherung als Altersvorsorge nicht nur aus Sicht der Kunden unattraktiv geworden sei.

Vermittlerbasierte Vertriebsstrukturen vor dem Aus

„Der nächste Schritt wird das Sterben der vermittlerbasierten Vertriebsstrukturen sein”, prognostiziert Klein. Digitale Beratung verhindere zudem „die oftmals durch Provisionsanreize stattfindende Falschberatung der Kunden“. Derzeit befindet sich die Online-Plattform in der finalen Aufbau- und Testphase. Der offizielle Marktstart ist für Herbst geplant. Bis dahin können sich interessierte Kunden unter www.vantik.com auf einer Warteliste einschreiben. (mh)