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Assekuranz Leben allgemein

Ungenutzte Potenziale mit agiler Produktentwicklung heben

Versicherungsprodukte, die dem Kunden und dem Vertrieb gleichermaßen schmecken – mit agiler Produktentwicklung wird das möglich. Was sich dahinter verbirgt und warum sich damit ungenutzte Potenziale heben lassen, erläutern Mirko Theine und Kilian Gundlach von zeb.

Von Mirko Theine, Senior Manager und Verantwortlicher Themenfeld Produkte bei zeb, und Kilian Gundlach, Senior Consultant bei zeb

Kein Zweifel – Versicherungen haben einen schweren Stand. Das Interesse der Kunden an einer Versicherung wird oft erst im Schadenfall geweckt – und dann ist es häufig zu spät. Das intransparente Angebot von Versicherungen, welches weder die Sprache des Kunden noch seinen Geschmack trifft, fördert zusätzlich die Hemmschwelle, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. In den Produkten spiegeln sich die über Jahrzehnte gewachsenen Spartenstrukturen der Versicherungshäuser wider. Der Kunde denkt jedoch in anderen Kategorien, die sich an seinen eigenen Lebenswelten orientieren.

Aber auch Versicherungsvermittler müssen sich zwischen den Versicherungsprodukten zurechtfinden. So ist es nicht unüblich, dass der Vertrieb lediglich über eine kleine Auswahl des bereitgestellten Produktportfolios große Teile des Geschäfts generiert. Neue Produktentwicklungen werden häufig in den Vertrieb „gepresst“ – ohne feste Integration in den Beratungsprozess oder klare Verkaufsstory. Im schlimmsten Fall erhöht eine Vielzahl von nebeneinander möglichen Produktvarianten die Komplexität im Verkauf und erschwert eine klare Kaufempfehlung. Zu viel Auswahl erleichtert nicht die Entscheidung.

Auch innerhalb des Versicherungsunternehmens ist die Produktgestaltung häufig ein Ärgernis. So verursachen Produktindividualisierungen und Abweichungen vom Standard, wie beispielsweise abweichende Deckungssummen oder Sublimits, einen hohen manuellen Aufwand in der Vertragsbearbeitung und bei Schaden/Leistung. End-to-End-digitalisierte Prozesse sind damit kaum möglich.

Alles andere als ideal

Das Problem von zu wenig passgenauen Produkten ist oft hausgemacht und eine Folge starrer, unflexibler Produktentwicklungsprozesse. Tief verwurzeltes Silodenken hemmt Interdisziplinarität und abteilungsübergreifende Zusammenarbeit in der Produktentwicklung. Im Zuge der IDD wurde diese mit zusätzlichen administrativen Aufgaben belegt, welche einer zeitgemäßen Produktentwicklung im Wege stehen. Unter einem klassischen wasserfallartigen Vorgehen entsteht so ein Grobkonzept, das noch vor der ersten internen und externen Kundenverprobung den „Point of no Return“ überschritten hat. Eine nachträgliche Anpassung des Produkts ist dann zu aufwendig und zu kostspielig – viel zu oft heißt es „Augen zu und durch“, und der nächste Ladenhüter steht im Verkaufsregal.

Agile Produktentwicklung als Lösung

Der Lösungsansatz der agilen Produktentwicklung ermöglicht eine kundenzentrierte Produktgestaltung unter Einbindung aller relevanten Beteiligten und die Sicherstellung einer effizienten Administration:

Zentrale Vorteile der agilen Entwicklung sind:
  • Schnelle Realisierung wesentlicher Leistungsbestandteile und Schaffung eines werthaltigen Produkts
  • Reduzierung der monetären Risiken durch zahlreiche kleine und kontinuierliche Lieferungen
  • Hohe Flexibilität durch Sprintstruktur und iterative Arbeitsweise
  • Hohes Engagement der Beteiligten durch stetige Mitwirkung und zeitnahe Fortschritte
Agilität: vom Laborcharakter zur Normalität

Die Erkenntnis, dass durch agile, kundenzentrierte Methoden Anforderungen an Kunden- und Vertriebserwartungen besser erfüllt werden, hat sich bei vielen Versicherungen durchgesetzt. Die vor einigen Jahren mit viel Wirbel durch InsurTechs in die Branche getragenen neuen Methoden sind inzwischen bei den etablierten Versicherern angekommen. Allerdings ist die Anwendung der Methoden meist auf den Einsatz in eigens eingerichteten Digital Labs, Kreativwerkstätten oder neu gegründeten Versicherern beschränkt. Eine feste Verankerung agiler Methoden in den Kernprozessen ist nach wie vor die Ausnahme.

Die Verankerung agiler Methodik im Regelprozess der Produktentwicklung in einem agilen Produktmanagementprozess verbindet regulatorische Anforderungen mit agilem Vorgehen. Klar bestimmte Zeitpunkte im Prozess für die Anwendung agiler Formate sowie definierte Ergebnistypen schaffen den Schulterschluss von vermeintlichem Chaos, stringentem Vorgehen und Dokumentation.

Agilität wird nicht durch Prozesse geschaffen. Der agile Produktmanagementprozess vereint daher zwei Dimensionen: zum einen den Prozess der Produktentwicklung – „Process“ – mit definierten Arbeitsschritten, Beteiligten, deren Aufgaben sowie Quality Gates und Dokumentationsanforderungen, zum anderen die kulturelle Dimension „People“. Diese umfasst Arbeitsweisen, Zusammenarbeitsmodelle und Räumlichkeiten, ein einheitliches Rollenverständnis und agile Methodik. Ein agiles Vorgehen in der Produktentwicklung mit klarer Zielausrichtung und Erfüllung der rechtlichen Anforderungen erfordert die Fokussierung auf diese beiden Dimensionen: „Process“ und „People“.

1. Dimension „Process“

Der Produktmanagementprozess unterstützt mit seinem Aufbau die agile Entwicklung. Die klassischen Prozessphasen der Produktentwicklung – Grobkonzeption, Feinkonzeption, Implementierung, Produkteinführung und Produktcontrolling – verschwimmen im agilen Produktmanagementprozess. Statt Phasen gibt es Zielsetzungen der Entwicklung. Diese sind „build“, „scale“ und „track“. Je nach Fortschritt der Produktentwicklung rückt eine dieser Zielsetzungen in den Vordergrund.

Ungenutzte Potenziale mit agiler Produktentwicklung heben

Zu Beginn der Produktentwicklung steht die Zielsetzung „build“. Von der Ideengenerierung über die Konzeption eines Leistungsversprechens bis zur Verprobung mit Kunden, Vermittlern und anderen Bereichen innerhalb des Versicherers werden Aktivitäten durchlaufen und Iterationsschleifen durchlebt. Ergebnis steht die finale Produktdefinition. In diesem Stadium der Produktentwicklung sind unter anderem Elemente des Design Thinking, aber auch anderer kundenzentrierter Methoden im Prozess verankert. Der Prozess folgt der Logik vom Öffnen eines Ideenraums und der Schaffung von Möglichkeiten bis zu einer Fokussierung und dem Treffen von Entscheidungen. Diese Philosophie wiederholt sich dreimal: von „watch“ über „think“ zu „act“.

Ungenutzte Potenziale mit agiler Produktentwicklung heben

Für jedes der Design-Thinking-Elemente „watch“, „think“ und „act“ sind im agilen Produktmanagementprozess agile Methoden mit klaren Ergebnistypen definiert. So wird sichergestellt, dass eine zielführende Anwendung erfolgt und das Ziel einer finalen Produktdefinition erreicht wird.

2. Dimension „People“

Das Kleben von bunten Zetteln reicht nicht aus. Agile Produktentwicklung bedarf einer Umgebung, die agiles Arbeiten ermöglicht und fördert.

Ungenutzte Potenziale mit agiler Produktentwicklung heben

Unerlässlich für agiles Arbeiten ist das Management-Commitment aller Führungskräfte zur Methodik. Was selbstverständlich klingt, erweist sich in der Praxis als große Herausforderung. Auch das Management-Board muss sein Anspruchsdenken ändern – statt Protokolle und PowerPoint-Folien gibt es für den Zwischenstand einen Klickdummy als Prototyp.

Dieses Umdenken setzt sich bei den Führungskräften fort. Das Team braucht Freiheitsgrade, Coaching und Förderung statt Kontrolle und Vorgaben. Entscheidungen werden im Team getroffen und nicht von der einzelnen Führungsperson. Dadurch entwickelt sich ein Menschenbild, das geprägt ist von Vertrauen in Mitarbeiter und einer ernsthaften Fehler- und Feedback-Kultur, die Entrepreneurship fördert und die Weiterentwicklung der Teammitglieder unterstützt.

Zur agilen Produktentwicklung gehört die gesamte Toolbox der agilen Entwicklung. Management- und Innovationsmethoden sind zu schulen und zu etablieren. Dies umfasst Projektmanagementmethoden, wie beispielsweise Scrum, Innovationsmethoden, wie Design Thinking, sowie weitere Methodiken zur Kollaboration und Kundeneinbindung. In der Projektorganisation sind agile Teams gefragt, die crossfunktional besetzt und für die Produktentwicklung von anderen Linientätigkeiten freigestellt sind, um sich voll in die Entwicklung einbringen zu können.

Letztlich gilt es, Räumlichkeiten für Kollaboration zu schaffen. Dies schließt die Verfügbarkeit eigens für die Produktentwicklung vorgesehener Projekträume, eine kreativitätsfördernde Raumgestaltung und die Ausstattung mit entsprechenden Arbeitsmitteln sowie Hard- und Softwarelösungen für agile Projektarbeit ein.

Wie die Einführung gelingt

Zunächst sollte der Produktmanagementprozess an agile Arbeitsweisen angepasst werden, und Ergebnistypen agiler Methoden sollten je nach Entwicklungsphase des Produkts definiert werden. Erfahrungsgemäß stellt eine anstehende Neuproduktentwicklung eine gute Möglichkeit dar, um den Prozess erstmalig agil zu gestalten. Darauf aufbauend kann der Prozess dann für zukünftige Produkte genauer definiert und ausgestaltet werden. Daneben gilt es, im Hause die erforderlichen Veränderungsprozesse für agile Arbeitsweisen anzustoßen. Die Praxis hat gezeigt, dass hierfür eine breite Einbindung verschiedener Ressorts erforderlich ist und es einer Changebegleitung bedarf, um die erforderlichen Veränderungen zu etablieren. Laut zeb-Erfahrung werden in einigen Häusern erste Produkte bereits agil entwickelt. Die ersten Erfolge mit +20% in den Verkaufszahlen im Vergleich zu klassisch entwickelten Produkten geben ihnen recht – die Hebung bisher ungenutzter Potenziale rechtfertigt die anfangs ungewohnten Aufwände und die kundenzentrierte Projektarbeit.

Bild: © Tierney – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Mirko Theine
Kilian Gundlach

So verändern die Niedrigzinsen die Kapitalanlage der Lebensversicherer

Wie sehr macht das anhaltende Dilemma an den Zinsmärkten der Kapitalanlage der Lebensversicherer zu schaffen? Dieser Frage ist Assekurata im Marktausblick zur Kapitalanlage 2019 nachgegangen. Demnach sind auch in diesem Jahr spürbare Umschichtungen innerhalb der Portfolios zu erwarten. Vor allem zwei Anlageformen dürften an Bedeutung gewinnen.

Assekurata hat sich im aktuellen Marktausblick mit der Kapitalanlage der Lebensversicherer beschäftigt. Dabei ging das Kölner Analysehaus insbesondere der Frage auf den Grund, inwieweit die anhalten Niedrigzinsen der Kapitalanlage der Versicherungen zu schaffen machen. An der Befragung haben insgesamt 20 Entscheider der Branche teilgenommen.

Gemische Erwartungen für 2019

Der Studie zufolge erschwert es das anhaltende Zinsdilemma insbesondere den Lebens- und Krankenversicherer allein mit festverzinslichen Wertpapieren ausreichend Rendite zu erwirtschaften, um die Rechnungszinsen in den Beständen zu bedienen. Obwohl ein Ende der Niedrigzinsen nicht in Sicht ist, fällt das Stimmungsbild unter den befragten Kapitalanlegern für 2019 differenziert aus. 35% erwarten eher oder überhaupt nicht, dass 2019 unter Kapitalanlagegesichtspunkten ein gutes Jahr wird. Genauso viele sind neutral gestimmt. Immerhin 30% gehen aber auch eher von einem guten Jahr aus.

Spiegelbild unterschiedlicher Anlagestrategien

Diese Zahlen spiegeln laut Assekurata die unterschiedlichen Anlagestrategien der Versicherungsunternehmen wider. „Viele Versicherer haben sich mittlerweile mit dem Zinsumfeld arrangiert und reagieren mit einer Neuausrichtung ihres Portfolios auf die Rahmenbedingungen“, meint Lars Heemann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata.

Alternative Anlagen gewinnen an Bedeutung

In Bezug auf Aktien bleiben die Kapitalanleger der Versicherer zurückhaltend. Die Prognose für den Dax-Stand zum Jahresende 2019 beträgt im Schnitt etwas weniger als 12.500 Punkte. Damit bliebe der deutsche Leitindex im weiteren Jahresverlauf weitestgehend unverändert. Die Höchsteinschätzung liegt bei einem Plus von rund 2.000 Punkten. Vor diesem Hintergrund gewinnen alternative Anlagen zunehmend an Bedeutung. „Diese können unter Risiko-Rendite-Gesichtspunkten attraktive Anlagealternativen darstellen“, sagt Heemann. Das gelte zumindest, wenn sie zur Gesamtausrichtung und insbesondere zur Verpflichtungsstruktur des Versicherungsgeschäfts passen.

Auch die Immobilienquote soll steigen
So verändern die Niedrigzinsen die Kapitalanlage der Lebensversicherer

Besonders stark gewinnen Investitionen in Infrastruktur, Private Equity und Private Debt an Beliebtheit. Zinstitel verlieren dagegen erwartungsgemäß weiter an Bedeutung für die Kapitalanlage der Versicherer. Dementsprechend will die Mehrheit der Befragten den Anteil festverzinslicher Wertpapiere reduzieren und dafür den Anteil Alternative Investments am eigenen Portfolio erhöhen. Darüber hinaus will die Mehrheit der Entscheider im Geschäftsjahr 2019 auch die Immobilienquote der Versicherungsportfolios erhöhen. (mh)

Bild: © natali_mis – stock.adobe.com

 

uniVersa gibt Geschäftszahlen 2018 bekannt

Die uniVersa Versicherungsunternehmen haben ihre Geschäftszahlen für das Jahr 2018 bekannt gegeben. Demnach sind Beitragseinnahmen überdurchschnittlich gestiegen und das Eigenkapital konnte gestärkt werden. Einbußen gab es bei den Beitragseinnahmen im Schaden- und Unfallgeschäft.

Ihr Geschäftsjahr 2018 bezeichnen die uniVersa Versicherungsunternehmen als erfolgreich. Die gebuchten Bruttobeitragseinnahmen der uniVersa stiegen im Geschäftsjahr 2018 um 3,7% auf 732,3 Mio. Euro. Das Ergebnis aus Kapitalanlagen war jedoch mit 175,4 Mio. Euro geringer als im Vorjahr (202,7 Mio. Euro). Die gesamten Bruttoleistungen stiegen auf 857,4 Mio. Euro. Unter dem Strich konnte ein Geschäftsergebnis nach Steuern von 86,8 Mio. Euro erwirtschaftet werden. Davon wurden der Rückstellung für Beitragsrückerstattung, die den versicherten Mitgliedern zugutekommt 73,7 Mio. Euro zugeführt. Das Eigenkapital konnte um 4,1% auf 285,2 Mio. Euro gestärkt werden. Die Kapitalanlagen stiegen um 5,1 % auf 6.109,4 Mio. Euro.

Jubiläumsjahr in der Krankenversicherung

Die uniVersa Krankenversicherung feierte im Jahr 2018 ihr 175-jähriges Jubiläum. Grund zur Freude waren auch die gebuchten Bruttobeiträge des Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit. Sie stiegen um 4,0 % (Markt 1,7%) auf 590,5 Mio. Euro. Auch die Eigenkapitalquote konnte von 32,4% auf 32,7% ausgebaut werden. Die neu eingeführte Rechnungs-App wurde gut angenommen: Nach Angaben der universa werden darüber mittlerweile rund 40% der Rechnungen und Leistungsbelege elektronisch eingereicht.

Zuwachs in der Lebensversicherung

Das Neugeschäft in der Lebensversicherung stieg um 29,4 % im Vergleich zum Vorjahr. Besonders nachgefragt wurden die fondsgebundene Rentenversicherung und die neu auf den Markt gebrachte Berufsunfähigkeitsversicherung. Die gebuchten Bruttobeitragseinnahmen konnten um 3,3 % (Markt 1,4) auf 114,7 Mio.Euro gesteigert werden. Die Eigenkapitalquote stieg auf 41,2 Promille (Vorjahr 40,9).

Allgemeine Versicherung verbessert digitalen Service

Einbußen bei den Beitragseinnahmen verbucht die uniVersa Allgemeine Versicherung, die das Geschäft der Schaden- und Unfallversicherung betreibt. Die Bruttobeitragseinnahmen sanken auf 27,1 Mio.Euro (Vorjahr 27,8 Mio.). Basierend auf einer Schaden-Kosten-Quote von 75,0 % (Markt 96) belief sich das Geschäftsergebnis nach Steuern auf 4,1 Mio.Euro. Die Eigenkapitalquote verbesserte sich von 203,7% auf 215,2%. Bei der Schadenregulierung setzt die universa verstärkt digitale Services per App und Videogespräch.

Großes IT-Projekt gestartet

Mit einem groß angelegten IT-Projekt will universa die alten Bestandssysteme schrittweise ablösen. Das Projekt ist für einen Zeitraum bis Ende 2023 angelegt. Es soll auch die Automatisierung vorantreiben. Ziel ist unter anderem, Mitarbeiter von Routinearbeiten zu entlasten, damit sie sich verstärkt um den Serviceausbau kümmern können. Neu eingeführt wurde im Februar dieses Jahres ein Onlineabschluss für die Zahnzusatzversicherung. (tos)

Bild: © anyaberkut – stock.adobe.com

 

Auch in zehn Jahren hat der Versicherungsvermittler nicht ausgedient

Was akzeptieren und wünschen sich Versicherungskunden in der Vorsorgeberatung in zehn Jahren? Dieser Frage ist eine aktuelle Studie nachgegangen. Eine Beratung durch einen Sprachassistenten steht demnach nur vereinzelt auf der Wunschliste. Gefragt ist weiterhin der persönliche Berater – aber nur, wenn er Probleme der Kunden auch tatsächlich löst.

Für die Deutschen ist die Digitalisierung noch nicht so greifbar. Viele Online-Dienste stehen zwar hoch im Kurs, bei sensiblen Themen bleiben die Bürger dennoch skeptisch. Zu letzteren zählen etwa die digitale Finanzberatung und der Online-Verkauf von Versicherungen. Am stärksten zeigt sich dies in der Altersvorsorgeberatung, was eine aktuelle Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov im Auftrag von Canada Life soeben wieder ergeben hat. Die Studie „Leben im Jahr 2029“ untersuchte, wie sich Menschen in Deutschland, Irland, Kanada und den USA das Beratungs- und Abschlussszenario im Jahr 2029 vorstellen. Die Studie bezieht sich somit auf die Länder, in denen Gesellschaften der Canada Life Gruppe am Markt aktiv sind.

Digitale Beratung fasst in Deutschland nur langsam Fuß

In der Umfrage wurden die Befragten vor die Wahl gestellt, ob sie in der Altersvorsorge-Beratung den Vermittler oder einen Sprachassistenten bevorzugen würden. Das Ergebnis: Die meisten Befragten in Deutschland setzen auch in Zukunft auf den Versicherungsvermittler. Mehr als ein Viertel würde ihn sogar ausschließlich wählen, bei einem Drittel sollte er zumindest Teil des Beratungsprozesses sein. Nur 10% würden einem Vorschlag von Alexa & Co. zumindest tendenziell vertrauen. „Die Altersvorsorge-Beratung bis hin zum Abschluss assoziieren die Menschen hierzulande noch stark mit dem persönlichen Versicherungsvermittler. Dies wird sich auch zeitnah nicht ändern“, erklärt Prof. Florian Elert, Professor für Versicherungsmanagement, der die Studie wissenschaftlich begleitete.

In Irland, Kanada und USA wollen die Menschen Sprachassistenten künftig mehr Vertrauen entgegenbringen als in Deutschland. Allerdings dürfte es in Zukunft auch in Deutschland mehr Zustimmung zum Abschluss mit Hilfe digitaler Tools geben: Die Gruppe der befragten 18 bis 24-Jährigen zeigt fast durchgängig ein deutlich höheres Vertrauen in den Sprachassistent als alle anderen Altersgruppen. In dieser Altersgruppe möchten sich dann nur noch 13% ausschließlich vom Vermittler beraten lassen.

Auch in zehn Jahren hat der Versicherungsvermittler nicht ausgedient

 

Top-Wunsch: Vermittler als Problemlöser

Probleme mit der Versicherung lösen – laut Studie wünscht sich das nahezu die Hälfte der Befragten in Deutschland perspektivisch von ihrem persönlichen Vermittler. Fast ebenso oft erwarten sie, dass er die Beratung besser auf den Kundenbedarf zuschneidet, denn künftig werden Daten hierzu über soziale Medien oder Drittanbieter besser zugängig sein als heute. Im Vergleich zu den Deutschen zeigen sich, was den crossmedialen Datenzugriff angeht, etwa die Iren noch deutlich offener. Der Kontakt über moderne Kommunikationskanäle wie Skype oder Chats rangiert bei den Erwartungen überraschenderweise weiter hinten – aber noch 20% der Deutschen erwarten den Omnikanal-Zugang zum Vermittler. Dass sich die Befragten nicht immer ganz schlüssig zeigen, wird in diesem Umfrage-Teil anhand eines anderen Wertes sichtbar. Bei der Frage nach den Erwartungen an den persönlichen Vermittler gab ein Viertel der Deutschen an, dass sie in zehn Jahren keinen persönlichen Vermittler mehr bräuchten. (siehe Grafik)

Jeder Zehnte kann sich Altersvorsorge-Vertrag bei Google oder Amazon vorstellen

Die Umfrage wollte zudem wissen, ob sich die Deutschen vorstellen könnten, 2029 ihre persönliche Altersvorsorge auch bei Unternehmen wie Google oder Amazon abzuschließen. 11% der Deutschen können sich das vorstellen. Bei den Kanadiern liegt der Wert mit 13% und bei den US-Amerikanern mit 14% wenig höher. Irland ragt hier mit einem Wert von 27% heraus. Und auch wenn in Deutschland die jüngere Altersgruppe den Internet-Riesen in Zukunft mehr vertrauen wollen als ältere Generationen, sind es auch dort nur 15%, die ihre Altersvorsorge in die Hände derselbigen geben würden. (bh)

Über die Studie

Die Umfrage „Leben im Jahr 2029“ untersuchte, wie sich Deutsche, Iren, Kanadier und US-Amerikaner Versicherungen und das Beratungs- und Abschlussszenario dazu im Jahr 2029 vorstellen. 4.279 Personen nahmen an der Befragung teil, 1.021 davon in Deutschland. Auftraggeber der Studie ist der Versicherer Canada Life. Wissenschaftlich begleitet wurde die Studie von Prof. Dr. Florian Elert, Professor für Versicherungsmanagement an der HSBA Hamburg School of Business Administration, durchgeführt wurde sie vom Marktforschungsinstitut YouGov im Zeitraum 17.04. bis 25.04.2019. 

Foto: Bernd Rapp (Canada Life Deutschland), Prof. Florian Elert (HSBA), Markus Drews (Canada Life Deutschland), Declan Bolger (Canada Life Europa) bei der Vorstellung der Studie „Leben im Jahr 2029“

 

„Euro“ und MORGEN&MORGEN testen neue Garantieversicherungen

Die aktuelle Ausgabe des Wirtschaftsmagazins „Euro“ enthält eine Untersuchung von neuen Garantieversicherungen. Gemeinsam mit dem Analysehaus MORGEN&MORGEN wurden Produkte in den Kategorien „Indexpolicen“ und „Moderne-Klassik-Policen“ untersucht.

In seiner Ausgabe vom 22.05.2019 hat das Wirtschaftsmagazin „Euro“ gemeinsam mit dem Analysehaus MORGEN&MORGEN neue Garantieversicherungen unter die Lupe genommen. Der Test erfolgte in den beiden Kategorien „Indexpolicen“ und „Moderne-Klassik-Policen“. Der Untersuchung zufolge liefert bei indexgebundenen Rentenversicherungen die Allianz das beste Angebot. Hinter den Allianz-Produkten „IndexSelect“ und „IndexSelect Plus“ belegt der VOLKSWOHL BUND mit „Klassik modern“) den zweiten Platz, auf dem dritten landet die Condor mit „INDEX-Rente Comfort“, gefolgt von der AXA („RelaxRente Classic“). Näher betrachtet wurden die Sparten Privatrenten, Betriebliche Altersversorgung, Riester-Renten und Rürup-Renten. Dort, wo es die gesetzliche Möglichkeit gibt (Privatrenten und Rürup-Renten), wurde außerdem nach Policen mit laufender Beitragszahlung und mit Einmalzahlung unterschieden. Die genannten vier Versicherer bieten Produkte in allen sechs Kategorien. Insgesamt nahmen 17 Anbieter an dem Vergleich teil.

Bei der Modernen Klassik hat die Continentale („Rente Classic Pro“, „Rente Classic Balance“) im Test die Nase vorn, gefolgt von Allianz („Perspektive“) und ALTE LEIPZIGER („RENTE Klassik Pur“, „RENTE-Flex“). Untersucht wurden hier die Sparten Privatrenten (laufende Beitragszahlung und Einmalzahlung) und Betriebliche Altersversorgung (nur laufende Beitragszahlung). Acht Versicherer bieten Produkte in allen drei Kategorien. Insgesamt nahmen 19 Anbieter an diesem Vergleich teil. (ad)

Bild: © Bits and Splits – stock.adobe.com

 

Altersvorsorge: Auf diese Kommunikationswege setzen deutsche Versicherer

In einer insgesamt sparsamen Kommunikation setzen Versicherer bei Altersvorsorgeprodukten stark auf soziale Medien. Andere Kommunikationskanäle werden im gesellschaftlich bedeutsamen Thema vernachlässigt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie von research tools.

research tools hat das Altersvorsorge-Marketing von zehn Versicherern in Deutschland analysiert. Die Distribution findet demnach stark über Versicherungsagenturen und Bankfilialen statt. Vergleichsportale spielen bei der Altersvorsorge hingegen nur eine untergeordnete Rolle. Auch kommunikativ bleibt dieses zentrale gesellschaftliche Thema im Hintergrund.

Nicht alle Kanäle werden genutzt

Insgesamt wurden 20 Online- und Offline-Kommunikationsinstrumente von Anzeigen in Suchmaschinen über TV-Spots bis hin zu YouTube-Videos analysiert. Führend ist hier die Allianz mit 15 genutzten Instrumenten. Die anderen Anbieter nutzen deutlich weniger Kommunikationskanäle.

Schwäche bei Suchmaschinen

In Suchmaschinen lassen sich nicht alle Versicherer zu den thematisch passenden Suchbegriffen finden. So platzieren sich beispielsweise bei den Stichworten ‚Altersvorsorge‘ und ‚private Rentenversicherung‘ in Google und Bing nur vier von zehn Versicherern unter den ersten 100 organischen Suchergebnisse. Die Experten von research tools zeigen sich überrascht, dass bei diesem Ergebnis fast alle Versicherer auf den Einsatz von kostenpflichtigen Suchmaschinenanzeigen verzichten.

Social Media auf der Überholspur

Die medialen Kommunikationsaktivitäten begrenzen sich neben zwei Ausgabenspitzen für Ergo-TV-Spots auf überschaubare Anzeigen in Print und Internet. Knapp 12 Mio. Euro an Werbeausgaben innerhalb eines Jahres verteilen sich auf vier Versicherer. Einen Schwerpunkt setzen die Unternehmen gleichwohl auf Social Media und legen damit einen Fokus auf die präferierte Zielgruppe der jungen Erwachsenen. Twitter hat hier mit insgesamt 52 relevanten Postings zum Thema Altersvorsorge innerhalb von zwölf Monaten gegenüber Facebook mit 31 Beiträgen den Vorrang. Daneben setzen insgesamt 19 Videos in YouTube ein bedeutendes Statement.

Allianz hebt sich deutlich ab

Im Marketingranking von research tools hebt sich die Allianz deutlich von den Mitbewerbern ab durch eine homogene Performance in allen vier analysierten Marketing-Mix-Bereichen. Ergo, Stuttgarter, WWK und Zurich zeigen stärkste Performances in jeweils mindestens einem Marketingbereich. (mh)

Über die Studie:

Die ‚Marketing-Mix-Analyse Altersvorsorge 2019‘ von research tools gibt auf 346 Seiten Einblick in das Marketingverhalten deutscher Versicherer.

Weitere Informationen zur Studie finden Sie hier.

Die Bestellung der Studie ist bequem per Mail an researchtools@bbg-gruppe.de möglich.

 

Leistungen der Klassik im Vergleich: Assekuranz muss sich eigentlich nicht verstecken

Die Leistungen von Sofortrenten, Aufschubrenten und Kapitallebensversicherungen über die vergangenen 30 Jahre stehen im Fokus des aktuellen map-report 908. So wenige Versicherer wie noch nie haben dafür ihre Zahlen bereitgestellt, wie die map-report-Herausgeber mit Bedauern feststellen. Denn eigentlich haben Kapitalversicherungen im Vergleich zum EZB-Leitzins der Untersuchung zufolge immer noch ordentliche Renditen abgeliefert.

Nur noch wenige Gesellschaften haben ihre Daten beigesteuert zum aktuellen map-report 908, der die tatsächlichen Leistungen von Sofortrenten, Aufschubrenten und Kapitallebensversicherungen über die letzten 30 Jahre vergleicht. Gerade einmal 19 Gesellschaften legen ihre Vergangenheitswerte offen, viele große Lebensversicherer sucht man vergeblich, bedauern die map-report-Herausgeber. Die Klassik hat viel von ihrer vergangenen Beliebtheit eingebüßt und in der Folge bei den meisten Gesellschaften ausgedient. Auf der Suche nach Neugeschäft tüftle die Branche anstatt dessen an neuen, kaum noch vergleichbaren Tarifen.

Ordentliche Renditen im Vergleich zum EZB-Leitzins

Dabei müsse sich die Assekuranz mit ihren Leistungen eigentlich gar nicht verstecken, so map-report-Chefredakteur Reinhard Klages. Verglichen mit dem EZB-Leitzins, der schon seit 2009 mehr oder weniger vor sich hindümpele, hätten sich Kapitalversicherungen wacker geschlagen und immer noch ordentliche Renditen geliefert.

Sofortrenten: Debeka erreicht Rentensumme von über 80.000 Euro

So bekommt laut map-report 908 beispielsweise ein 63-jähriger Mann, der im Jahr 1999 in eine sofortbeginnende Rentenversicherung mit dynamischem Überschusssystem die Summe von 50.000 Euro eingezahlt hat, seit Januar 2019 eine durchschnittliche Monatsrente von 318 Euro. Ursprünglich garantiert waren 272 Euro. Ins Verdienen kam der Vertrag im Oktober 2012, also nach 13 Jahren und zehn Monaten: Die Summe der Rentenzahlungen überstieg erstmals den Einmalbetrag. In den 20 Jahren seit Rentenbeginn haben sich die Rentenzahlungen durchschnittlich auf 73.902 Euro summiert. Unter den im Rahmen des map-report untersuchten Gesellschaften erreichte die Debeka als einzige eine Rentensumme von über 80.000 Euro. Die Spanne reicht hier von 64.732 Euro bis zu den von der Debeka erreichten 80.785 Euro.

Aufschubrenten: Je länger, desto besser

Für eine aufgeschobene Rentenversicherung mit zwölf Jahren Aufschubzeit beträgt die Kapitalabfindung dem aktuellen map-report zufolge zum 01.01.2019 im Musterfall durchschnittlich 16.640 Euro. Bei 14.400 Euro Einzahlung ergibt dies eine Beitragsrendite von 2,21%. Der Kunde hat bei einer Laufzeit von 20 Jahren 24.000 Euro eingezahlt. Ausbezahlt bekam er, was den Durchschnitt der am map-report teilnehmenden Versicherer betrifft, 35.481 Euro (3,59% Rendite).

Ein Kunde, der in den vergangenen 30 Jahren jährlich 1.200 Euro in seine kapitalbildende Lebensversicherung eingezahlt, also 36.000 Euro investiert hat, konnte laut map-report-Beispiel zur Fälligkeit am Jahresende 2018 mit einer durchschnittlichen Ablaufleistung von 71.937 Euro und einer Beitragsrendite von 4,16% rechnen. Sein eingesetztes Kapital hat sich also fast verdoppelt. Auch hier steht die Debeka im map-report an der Tabellenspitze und meldet mit 84.113 Euro die höchste Ablaufleistung bei einer Rendite von 5,03%.

Durchschnittliche Ablaufleistung sinkt zwischen 2007 und 2018 um 1,50 Prozentpunkte

In diesem Zusammenhang legen die map-report-Herausgeber dar, dass die durchschnittliche Ablaufleistung für 30-jährige Verträge in den Jahren 2007 bis 2018 von 92.343 Euro auf 71.937 Euro und damit um 1,50 Prozentpunkte gefallen sei. Über die Laufzeit von 20 Jahren habe die Auszahlung im Jahr 2007 noch bei 42.331 Euro gelegen, sei damit also um 7.115 Euro bzw. 1,62 Prozentpunkte geschrumpft. Der Kurzläufer über zwölf Jahre Laufzeit habe mit 18.797 Euro Ende 2018 im Schnitt 2.245 Euro weniger erzielt als zum Jahresultimo 2007. Dies entspreche einem Rückgang der Beitragsrendite um 2,23 Prozentpunkte. (ad)

 

Barmenia: „Wir sind zunehmend der Partner unserer Kunden in Sachen Gesundheit“

Die Barmenia positioniert sich im Maklermarkt mit einem modernen Angebot und hält neben guten Tarifen Angebote wie Vorsorge, elektronische Gesundheitsakte, Telemedizin und Apps für unverzichtbar in einem zeitgemäßen PKV-Beratungsgespräch. Die erfreulichste Entwicklung erlebt der Versicherer in der betrieblichen Krankenversicherung. Interview mit Frank Lamsfuß, Vorstand Vertrieb der Barmenia Versicherungen.

Herr Lamsfuß, verabschiedet sich die Versicherungswirtschaft gerade von der PKV, wie sie einmal war?

Grundsätzlich sollten wir hier erst einmal festhalten, dass die PKV ein sehr wichtiger Bestandteil des deutschen Gesundheitssystems war, ist und sein wird. Allerdings ist die Branche seit einiger Zeit in einem Wandel. Wir sind nicht mehr nur Kostenerstatter, sondern sehen uns heute zunehmend als Partner unserer Kunden in Sachen Gesundheit – und das möglichst schon bevor eine Erkrankung auftritt.

Stichwort Gesundheitsdienstleister: Bedeutet das den Aufbau von vielen Services und weniger Produktentwicklung?

Man sollte das Produkt nicht nur auf den Tarif reduzieren. Serviceleistungen und -angebote sind integraler Bestandteil unserer Produktwelt. Kunden wünschen sich moderne Produkte, die die Trends und Weiterentwicklungen aufgreifen. Aber das bedeutet auch, den Kunden ihre Versicherung präsenter und nutzbarer machen. Mit unseren zusätzlichen Dienstleistungen wollen wir einen Mehrwert für unsere Kunden schaffen, ihnen damit ihr tägliches Leben erleichtern und so auch Eigenverantwortung und Prävention stärken.

Unweigerlich taucht an der Stelle aber die Frage auf: Sind das wirkliche Vertriebsargumente?

Natürlich bieten wir unseren Vertriebspartnern mit modernen, zeitgemäßen Produkten, gepaart mit innovativen und nützlichen Services gute Vertriebsargumente. Das Wichtigste im Leben der Menschen ist die Gesundheit, und deshalb gehört die Gesundheitsvorsorge in jedes Beratungsgespräch. Der Vertrieb hat hier eine sehr große Verantwortung. Genau hier setzen wir mit unseren Unterstützungsleistungen an. Gemeinsam schaffen wir Anknüpfungspunkte, um das Thema PKV in den Beratungsablauf zu integrieren. Leistungselemente, die die PKV im Alltag des Kunden erlebbar machen, helfen hier besonders.

Wir könnten uns vorstellen, dass für Vermittler eher die Bedingungen eine Rolle spielen und das Thema Beitragsstabilität.

Insbesondere der Maklervertrieb hat uns signalisiert, dass wir mit unseren Angeboten auf einem sehr guten Weg sind. Wenn man es dann noch schafft, die Beiträge nur moderat oder gar nicht anpassen zu müssen, dann ist die Ausgangssituation für den Vertrieb noch besser. Was die Bedingungswerke betrifft, so kann ich Ihnen versichern, dass wir immer wieder Verbesserungen herbeiführen. Wir positionieren uns über die Leistungsstärke unserer Tarife.

Produktempfehlungen könnten künftig tatsächlich aber auch anhand von E-Health-Angeboten – etwa Diabetes- oder Rücken-Apps – gegeben werden.

Ausschlaggebend ist immer das gesamte Produkt in Verbindung mit den Services. Aber je nachdem, welche Klientel der Makler bedient, ist es ebenso wichtig, dass wir Lösungen anbieten, die für die jeweilige Zielgruppe interessant sind. Bei einem Kunden, dessen Eltern Diabetiker sind, wird ein Diabetesprogramm sicherlich mehr Aufmerksamkeit erregen als bei einem Kunden, der noch nie Berührung mit diesem Thema hatte. Wichtig ist, dass der Makler uns als verlässlichen Partner und Lösungsgeber wahrnehmen kann. Dann wird er auch mit dem innovativen Angebot punkten können.

Ein großes Digitalthema ist Vivy, die elektronische Gesundheitsakte (eGA), an dem sich mehrere Versicherer und Krankenkassen beteiligen. Wie geht es damit voran?

Das Thema eGA beschäftigt uns ja bereits seit vielen Jahren. Leider hat es die Politik bis heute nicht geschafft, den Versicherten in Deutschland eine elektronische Gesundheitsakte zur Verfügung zu stellen, obwohl die gematik seit über einem Jahrzehnt daran arbeitet. Inzwischen ist ihre Einführung für 2021 geplant. Aber ihre Struktur ist weder spezifiziert noch definiert. Also mussten wir uns gezielt auf den Weg machen, um selber eine Lösung zu finden.

Wir wollten unseren Versicherten möglichst früh die Möglichkeit geben, eine digitale Gesundheitsakte zu nutzen. So entschieden wir uns für die systemübergreifende Lösung Vivy, von der bis heute über 25 Mio. Versicherte profitieren können. Wir sind also bereits ein ganzes Stück weiter, konnten bereits erste Erfahrungen sammeln. Und das ist positiv.

Inwiefern profitiert der Kunde?

Der Kunde erhält mit Vivy eine elektronische Gesundheitsakte mit persönlicher Assistentin. Vivy unterstützt dabei, medizinische Daten zu verwalten, zu verstehen und zu nutzen. Alle personenbezogenen Daten befinden sich zentral an einem Ort und können von dort eigenbestimmt, individuell und geschützt an andere Ärzte, Kliniken oder Leistungserbringer weitergereicht werden. Wichtig ist uns, dass nur der Kunde über seine eigenen Daten bestimmt.

Aber das ist nicht alles. Mit integrierten Erklär- und Erinnerungsfunktionen kann jeder Versicherte seine Gesundheit im Auge behalten. So werden über Vivy verschiedene Gesundheitsbereiche verknüpft: Versicherte, Ärzte, Labore, Krankenhäuser sowie Versicherer. Durch diese digitale, nutzerorientierte Vernetzung der einzelnen Bereiche gestaltet sich Gesundheit für die Versicherten bzw. Patienten unbürokratischer.

Der Kunde soll dabei allein über seine Krankheitsdaten verfügen können. Ist da auch der Versicherungsvermittler noch irgendwo eingebunden?

Ich sehe da überhaupt keine Nachteile für Vermittler! Ganz im Gegenteil, er ist schließlich derjenige, der dem Kunden diese Möglichkeiten eröffnet. Der Vermittler ist zwar nicht direkt eingebunden. Doch denken Sie nur einmal darüber nach, wie viel Arbeit es macht, erforderliche Arztberichte oder andere Nachweise, die in der Regel bei Abschluss einer Versicherung gefordert werden, zusammenzutragen. Hier erweist sich Vivy als wichtiger Helfer, wenn der Kunde seine elektronische Gesundheitsakte tatsächlich auch gefüllt und gepflegt hat. Das erleichtert die Zusammenarbeit zwischen Vermittler und Kunde und beschleunigt die Prozesse.

Vor Kurzem haben Sie einen Telearzt-Tarif als Zusatzbaustein auf den Markt gebracht. Wie sind die ersten Erfahrungen?

Generell machen wir mit unserem telemedizinischen Angebot gute Erfahrungen. Den MediApp-Tarif bieten seit November an. Wir stellen fest, dass das Interesse und die Nachfrage groß sind – für PKV-Versicherte und GKV-Versicherte gleichermaßen. Damit bieten wir ein Produkt an – unabhängig vom Serviceangebot der Hauptversicherung eines Kunden –, das jedem Menschen ermöglicht, sich 24/7 qualitativ ärztlich beraten zu lassen und vieles mehr. Wir glauben an die Möglichkeiten der Telemedizin als Ergänzung der hausärztlichen Versorgung und haben daher dieses Thema als Innovationstreiber aufgegriffen.

Mit welchen weiteren Produktentwicklungen ist denn in diese Richtung demnächst zu rechnen?

Unser telemedizinischer Service gewährleistet einen schnellen, digitalen Zugang zu qualitativ hoher ärztlicher Beratung, und mit Vivy befähigen wir unsere Kunden, ihre Gesundheit aktiv selbst zu gestalten. Insofern sind wir digital sicherlich schon auf einem guten Weg. Was natürlich nicht heißt, dass die digitalen Services nicht weiter ausgebaut werden. Unsere E-Health-Strategie entwickeln wir selbstverständlich kontinuierlich weiter. Übrigens, auch in der betrieblichen Krankenversicherung bieten wir schon seit Längerem telemedizinische Leistungen der TeleClinic an.

Abschließend noch eine Frage zur weiteren Entwicklung: Wie sieht Ihre Prognose für das PKV-Geschäft aus?

Das Jahr ist für uns sehr gut gestartet und wir sind sehr optimistisch, dass wir unser Neugeschäft auch in diesem Jahr weiter steigern werden. Der Erfolg im Maklermarkt bestätigt unsere Positionierung und ist uns Ansporn zugleich. Freude macht uns insbesondere die betriebliche Krankenversicherung, die sich immer mehr als Personalinstrument für die Arbeitgeber durchsetzt. Hier bieten wir mit unserem flexiblen und auf den Kunden ausgerichteten Angebot weitere Potenziale für den Vertrieb – auch über die bAV hinaus.

Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 04/2019 und in unserem ePaper.

 
Ein Artikel von
Frank Lamsfuß

Barmenia legt in Leben und Sach deutlich zu

Die Barmenia erzielte im vergangenen Jahr insbesondere Erfolge im Leben- und im Sachgeschäft. Die Entwicklung in der Krankenversicherung befand sich auf Marktniveau.

Die Beiträge der Barmenia wuchsen 2018 um 3,1% auf 2,18 Mrd. Euro. Bei der positiven Entwicklung zeigt auch die Diversifizierung des Unternehmens Wirkung.

So verzeichnete der Wuppertaler Versicherer in der Lebensversicherung eine deutliche Steigerung des Neugeschäfts. Das Annual Premium Equivalent (APE) lag im Berichtsjahr bei 34,0 Mio. Euro – ein Plus von 17,7%. Die gebuchten Bruttobeiträge erreichten einen Stand von 255,7 Mio. Euro – ein Plus von 7,9%. In einem Pressestatement heißt es, dass insbesondere Indexpolicen, Riester- und Basisrenten sowie Berufsunfähigkeitsversicherungen nachgefragt wurden.

Große Zuwächse in der Haftpflicht- und Hausratversicherung

Sehr gute Zahlen wurden auch in der Sachversicherung erzielt. Die gebuchten Bruttobeiträge der Barmenia Allgemeine übertrafen mit 198,2 Mio. Euro den Vorjahreswert um 10,6%. Besonders große Zuwächse verzeichneten die Allgemeine Haftplicht- und die verbundene Hausratversicherung. So umfasste der Bestand am Jahresende insgesamt über 1,11 Millionen Verträge, eine Steigerung um 7,8%.

Entwicklung in Krankenversicherung marktkonform

Die Barmenia Kranken konnte ihren Bestand insgesamt um 1,1% auf 1,25 Millionen Versicherte ausbauen. Die gebuchten Brutto-Beiträge erhöhten sich im abgelaufenen Geschäftsjahr marktkonform um 1,7% auf 1.725,5 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Steuern lag mit 197,2 Mio. Euro auf einem guten Niveau, ging aber schwerpunktmäßig auf Grund des Leistungsanstiegs, der höheren Zuführung von Mitteln in die Alterungsrückstellung sowie des moderaten Beitragswachstums zurück.

Digitalisierungsangebote gedeihen

Im vergangenen Jahr hat die Barmenia insbesondere Digitalisierungsmaßnahmen vorangetrieben. So können Krankenversicherte etwa seit Juni 2018 die elektronische Gesundheits-App Vivy nutzen Zudem wurden wie in der Sachversicherung die Self-Services im Kundenportal ausgebaut. 2019 hat der Versicherer weitere digitalen Lösungen am Start. So können Kunden beispielsweise den Service Verimi nutzen, der einen Login für mehrere Plattformen bietet. Das lästige Verwalten vieler Passwörter würde damit entfallen, so der Versicherer. (bh)

Foto: Der Vorstand der Barmenia zeigt sich mit den Ergebnissen im Jahr 2018 zufrieden. Quelle: Barmenia. Fotograf: Martin Jepp

 

Brexit: Court of Session genehmigt Standard-Life-Pläne

Vom obersten schottischen Zivilgericht, dem Court of Session, hat Standard Life nun die letzte notwendige Genehmigung erhalten, um die Versicherungsverträge von der schottischen Standard Life Assurance Limited auf die irische Standard Life International DAC zu übertragen.

Standard Life hat die letzte notwendige Genehmigung erhalten, um die deutschen und österreichischen Kunden – unabhängig von den noch ausstehenden Entscheidungen rund um den Brexit – weiterhin betreuen und ihnen die gewohnten Services bieten zu können. Das oberste schottische Zivilgericht (Court of Session) hat dem Plan zugestimmt, die Verträge von der schottischen Standard Life Assurance Limited auf die irische Standard Life International DAC zu übertragen. Damit wurden die vom britischen Aufsichtsrecht vorgeschriebenen Vorgaben des Part-VII-Transfers erfüllt. Vor der Entscheidung hatte das Gericht in den vergangenen Monaten ausführlich geprüft, ob die Belange der Versicherungsnehmer hinreichend gewahrt sind.

Übertragung soll bis Ende März abgeschlossen sein

Laut Peter Tyson, zuständiger Brexit Programme Director bei Standard Life, soll die Übertragung bis zum 29.03.2019 abgeschlossen sein. Nach der Übertragung der Bestände wird Standard Life mit mehr als 600.000 Verträgen von deutschen, österreichischen und irischen Kunden und einem voraussichtlichen Versicherungsvertragsvermögen von 26 Mrd. Euro wahrscheinlich der zweitgrößte irische Lebensversicherer sein. Die Verwaltung und Betreuung der Verträge soll aber weiterhin in Deutschland stattfinden. Nach der Übertragung gilt weiterhin deutsches Vertrags- und Steuerrecht. Auch die Rechtsaufsicht der BaFin bleibt unverändert bestehen. (ad)