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13. Oktober 2015
Altersarmut: Gefährdung regional unterschiedlich

Altersarmut: Gefährdung regional unterschiedlich

Die Bertelsmann-Studie „Altersarmut in Deutschland – Regionale Verteilung und Erklärungsansätze“ ergibt, dass ältere Menschen besonders im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Bayern armutsgefährdet sind und benennt unter anderem Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund als die sozialen Gruppen, denen im Alter am ehesten Armut droht.

Der Anteil der über 65-Jährigen, die im Alter armutsgefährdet sind, nimmt in Deutschland zu. Während 2006 jeder zehnte Ältere von Altersarmut bedroht war, galt das 2013 schon für jeden siebten. Das zeigt die Studie „Altersarmut in Deutschland – Regionale Verteilung und Erklärungsansätze“ der Bertelsmann Stiftung. Als armutsgefährdet gelten Menschen, deren Einkommen weniger als 60% des mittleren Einkommens (Median) aller Haushalte beträgt.

Im Bundesdurchschnitt stieg der Anteil armutsgefährdeter Menschen bei den über 65-Jährigen von 10,4% im Jahr 2006 auf 14,3% im Jahr 2013. Besonders niedrig war er im Jahr 2013 in Berlin (11,0%), in Sachsen (11,5%) und in Hamburg (11,7%). Am höchsten war die Quote hingegen im Saarland (19,2%), in Rheinland-Pfalz (17,8%) und in Bayern (17,0%). Die hohe Armutsgefährdung Älterer in den drei letztgenannten Bundesländern steht der Studie zufolge im Zusammenhang mit einer niedrigen Frauenbeschäftigtenquote und niedrigen Einkommen in der Vergangenheit.

Ostdeutschland: Armutsrisiko wird ansteigen

Insgesamt waren im Jahr 2013 ältere Menschen in Westdeutschland (14,8%) häufiger armutsgefährdet als in Ostdeutschland (12,5%). Dieser Trend dürfte sich den Studienverfassern zufolge aber innerhalb der nächsten zehn Jahre umkehren, denn im Osten ist das Armutsrisiko bei den 50- bis 64-Jährigen mit 19,5% heute deutlich höher als im Westen mit 11,2%.

Teilzeitarbeitsquoten und niedrige Löhne führen zu Altersarmut

Die Studie ermittelt des Weiteren, welche Gruppen der ab 65-Jährigen besonders armutsgefährdet sind und sieht als Ergebnis Frauen deutlich häufiger von Armut bedroht als Männer. Für Frauen, die in Einpersonenhaushalten leben, ist das Risiko doppelt so hoch wie für Männer. Auch Geringqualifizierte, Menschen mit Migrationshintergrund oder ohne deutsche Staatsangehörigkeit weisen im Alter ein besonders hohes Armutsrisiko auf. Unterbrochene Erwerbsbiografien, hohe Teilzeitarbeitsquoten und niedrige Löhne führen der Studie zufolge bei diesen Gruppen zu niedrigen Renten und damit zu Armut im Alter.

Die Zunahme des Armutsrisikos und die vielfältigen Benachteiligungen armer Menschen stellen laut Studienherausgeber die Politik von Bund, Ländern und Kommunen vor große Herausforderungen. So sei der Bund beispielsweise gefragt, Altersarmut langfristig zu reduzieren, etwa durch Reformen auf dem Arbeitsmarkt und im System der Rentenversicherung.

Über die Studie

Die Studie „Altersarmut in Deutschland – Regionale Verteilung und Erklärungsansätze“ wurde von der Ruhr-Universität Bochum in Kooperation mit dem Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) durchgeführt. Die Auswertung basiert auf den Daten des „Wegweiser Kommune“ und des Mikrozensus 2013. Der Wegweiser Kommune stellt für alle Kommunen in Deutschland mit mehr als 5.000 Einwohnern Daten, Bevölkerungsvorausberechnungen, Handlungskonzepte und Praxisbeispiele für kommunale Akteure zur Verfügung.