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27. Februar 2014
Das 1.000-Teile-Puzzle: Neuer Faktencheck zum deutschen Gesundheitswesen

Das 1.000-Teile-Puzzle: Neuer Faktencheck zum deutschen Gesundheitswesen

Unser Gesundheits- und Versicherungssystem und das komplexe Zusammenspiel der daran Beteiligten stehen im Mittelpunkt einer kürzlich veröffentlichten Studie der PremiumCircle Deutschland GmbH. Sie bietet eine Pro-Kontra-Diskussion zum bestehenden System, will der Politik aber keinen Masterplan für eine Neuausrichtung liefern.

Unser Gesundheits- und Versicherungssystem und das komplexe Zusammenspiel der daran Beteiligten stehen im Mittelpunkt einer kürzlich veröffentlichten Studie der PremiumCircle Deutschland GmbH. Sie bietet eine Pro-Kontra-Diskussion zum bestehenden System, will der Politik aber keinen Masterplan für eine Neuausrichtung liefern.

Eine erste Bestandsaufnahme 2012 hatte dem GKV- und PKV-System ein Staatsversagen und der PKV zusätzlich ein Marktversagen attestiert. Weil zudem ein erheblicher Reformbedarf festgestellt wurde, initiierte der Frankfurter Dienstleister im letzten Jahr den „Zukunftskreis Gesundheit“: 124 Experten gesetzlicher Kassen, privater Versicherer, von kassenärztlichen Vereinigungen, Pharmaunternehmen und aus der Politik erarbeiteten gemeinsam die Faktenlage. In Workshops analysierten sie jeweils eines der vom Sachverständigenrat (2007) definierten neun Gütekriterien an ein optimal aufgestelltes System. Auf dieser Basis bewerteten sie getrennt für GKV und PKV, wie gut diese Kriterien derzeit erfüllt werden.

Bezogen auf das Kriterium „Transparenz, Schlüssigkeit und Planbarkeit“ kommt die Studie beispielsweise zu dem Ergebnis, dass zwar Informationen verfügbar seien, weil verschiedene Institutionen statistische Originaldaten bereitstellten. Jedoch erschwere eine wachsende Regulierung nachvollziehbare Handlungen der Akteure. Unterdessen würden politische Entscheidungen in erster Linie aufgrund ökonomischer Kennzahlen wie der Kassenlage getroffen. Teilweise spiele – wie bei der Abschaffung der Praxisgebühr Anfang 2013 – die Wählerbindung eine wesentliche Rolle.

Wenig Planbarkeit auf beiden Seiten

In der Ausprägung „Planbarkeit“ konnten weder GKV noch PKV überzeugen: Die Abhängigkeit der Einnahmen des Gesundheitsfonds vom Arbeitsmarkt und von Steuerzuschüssen sowie sich verändernde Leistungsumfänge machten das gesetzliche System unkalkulierbar. Die Selektivverträge würden einen Hebel zu mehr Planbarkeit für die Kassen darstellen. Jedoch hätten sie mit jährlich schwankenden Mittelzuweisungen aus dem Gesundheitsfonds und den Auswirkungen von Haftungsverbünden zu kämpfen. Im PKV-System seien die Versicherten durch privatrechtliche Verträge besser geschützt. Politische Interventionen könnten das private Wettbewerbsmodell aber stark beeinflussen, was schon durch eine spürbare Anhebung der Jahresarbeitsentgeltgrenze bewirkt würde. Hingegen verfügten die PKV-Unternehmen über gute Möglichkeiten, ihren Kostenverlauf zu planen, zumal sie bei Ausgabensteigerungen von mehr als 5% die Beiträge anpassen können.

Schließlich befand die Studie auf Seiten der Leistungserbringer die Planungsgrundlage für recht gut. Die Budgetierung (GKV) sowie mögliche politische Interventionen wie beispielsweise eine veränderte Honorarordnung (PKV) beeinflussten hier die Wirtschaftlichkeit ärztlichen Handelns. Wie die weiteren Kriterien analysiert und bewertet wurden, ist in der beim medhochzwei Verlag unter der ISBN 978–3–86216–138–6 erschienenen Studie nachzulesen.

Text: Stefanie Steible