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13. Juni 2023
Die Doppelbelastung der GKV – Kassen und Versicherte betroffen

Die Doppelbelastung der GKV – Kassen und Versicherte betroffen

Die gesetzliche Krankenversicherung rechnet auch für 2023 mit einem milliardenschweren Defizit. So kündigt Gesundheitsminister Lauterbach für 2024 eine Erhöhung der Beiträge in der GKV an. Der neue Zuzahlungsreport der Generali zeigt gleichzeitig, dass die Krankenversicherung immer mehr zur finanziellen Belastung für die Bürger wird.

Rote Zahlen stehen bei der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) derzeit leider Jahr für Jahr an der Tagesordnung. Doris Pfeiffer, die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands, ließ laut einem Spiegel-Bericht Anfang des Monats durchblicken, dass auch 2023 die buchstäbliche Kasse bei der Krankenkasse nicht stimmen würde. Klar ist nur noch nicht, wie hoch das Defizit ausfallen wird. Irgendwo zwischen 3,5 Mrd. und 7 Mrd. Euro werde es wohl landen – da kommt Freude auf!

Die nicht wörtlich zu nehmende Freude kommt aber sicher nicht nur bei den Kassen selbst, sondern auch bei den gesetzlich Versicherten auf. Denn angesichts des Milliardendefizits verkündete Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Montag, 12.06.2023, gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), dass 2024 die Beiträge in der GKV erneut steigen würden. Eine Erhöhung, die nicht begeistern dürfte, zumal im neuen Zuzahlungsreport der Generali Versicherungen zu lesen ist, dass Gesundheit für die gesetzlich Versicherten immer mehr zu einer finanziellen Belastung würde.

GKV-Beitragserhöhungen 2024

Die Beitragserhöhungen seien für Lauterbach wohl klare Sache, denn „mit mir wird es keine Leistungskürzungen geben“, sagte er dem RND. Also müsse der Beitragssatz für die GKV leicht steigen – auch vor dem Hintergrund, dass Finanzminister Christian Lindner klar gemacht habe, dass die Steuerzuschüsse an die GKV nicht erhöht werden könnten, so der Gesundheitsminister. Rein rechnerisch ergebe sich aus dem Defizit der GKV ein Anstieg beim Zusatzbeitrag von 0,2 bis 0,4 Prozentpunkten. Im Durchschnitt liegt der Zusatzbeitrag derzeit bei 1,6%, der allgemeine Beitragssatz bei 14,6%. Dass das Defizit der gesetzlichen Krankenkassen bei 7 Mrd. Euro liegen werde, davon gehe Lauterbach allerdings nicht aus.

Eine Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze in der GKV schloss Lauterbach dem RND zufolge aus, denn dafür müsse gleichzeitig die Versicherungspflichtgrenze angehoben werden, was aufgrund des Koalitionsvertrags jedoch nicht möglich sei. Er selbst hätte kein Problem damit, die Beitragsbemessungsgrenze anzuheben, doch Lauterbach halte sich an Abmachungen.

Generali: durchschnittlich 1.500 Euro Zuzahlungen pro Jahr

Doch schaut man sich den neuen Generali-Zuzahlungsreport an, stellt man recht schnell fest: Die gesetzlich Versicherten müssen nicht nur die Beiträge, sondern auch einige beachtliche Zuzahlungsleistungen schultern. Laut Generali seien gesetzlich Krankenversicherte sogar „Zuzahlungsmeister“, da die meisten und auch die teuersten Zuzahlungsleistungen wichtige und medizinisch sinnvolle Behandlungsfelder abdecken würden. Im Durchschnitt kosteten die zusätzlichen Behandlungen pro Person im Jahr 2021 knapp 1.500 Euro. Fast jeder Fünfte sei Generali zufolge davon betroffen gewesen (Zuzahlungsquote von 17,6 Versicherten mit Leistungen pro 100 Einwohner).

Den deutlich überwiegenden Anteil aller Extrakosten für Gesundheitsleistungen (mehr als 60%) stemmen Menschen, die 50 Jahre oder älter sind. Ab hier gilt: je älter, desto höher die Kosten. Ab 50 Jahren zahlen Versicherte im Schnitt 2.100 Euro pro Jahr dazu. Ab 70 Jahren liegt dieser Betrag bereits bei 3.500 Euro und ab 80 Jahren sogar bei 4.800 Euro pro Jahr.

So verteilen sich die Zusatzleistungen

Mit 50% entfallen die meisten Versicherten mit Zusatzleistungen auf den Bereich der Zahnzusatzversicherung. Häufigster Kostenfaktor für rund die Hälfte aller Versicherten ist die Zahnbehandlung. Direkt danach folgen die Versicherten, die für Zahnersatz zugezahlt haben. Mit einem Anteil von 40% an allen erfassten Versicherten mit Leistungen wird im ambulanten Bereich am zweithäufigsten privat zugezahlt. Vor allem Zahlungen für Hilfsmittel wie Sehhilfen, Hörgeräte, Rollstühle, Rollatoren oder Gehhilfen fallen häufig an. Stationäre Leistungen wie die privatärztliche Behandlung oder Zuschläge für Ein- oder Zwei-Bett-Zimmer machen rund 9% aller Zusatzzahlenden aus.

Die höchste Zuzahlungsquote leisten die gesetzlich Krankenversicherten in Baden-Württemberg mit 22,0 Zuzahlenden pro 100 Einwohnern, gefolgt von Bayern (19,4 Zuzahlende pro 100 Einwohner) und Hessen (19,1). Am wenigsten geben die Saarländer für ihre Gesundheit zusätzlich aus (9,9). Auch leisten Krankenversicherte aus Ballungsgebieten (1.910 Euro) im Jahr rund 360 Euro pro Person mehr Zuzahlungen als solche aus ländlichen Regionen (1.540 Euro). Ein Grund dafür könne laut Generali die höhere Ärztedichte in Großstädten sein.

BKK-Dachverband fordert Regierung zum Handeln auf

Durch die Daten zeigt sich also: Gesetzlich Versicherte müssen zusätzlich zum Krankenkassenbeitrag noch einiges an Geld in die Hand nehmen. So hat sich auch Anne-Kathrin Klemm, Vorständin des Dachverbands der Betrieblichen Krankenkassen, zur Ankündigung von Gesundheitsminister Lauterbach geäußert. Die Überschrift der Pressemitteilung, „Die Versicherten zahlen wieder die Zeche“, lässt die Kernaussage schon vermuten. Ihrer Ansicht nach könne sich der gesetzlich Versicherte nicht gegen solche Beitragserhöhungen wehren, während Leistungserbringer, je nach Berufsstand, auf die Barrikaden gehen und mehr Geld fordern würden.

„Die Regierung muss endlich die Versprechen einlösen, die sie im Koalitionsvertrag gemacht hat. Wir brauchen eine nachhaltige Finanzierung der GKV, kein Stückwerk: Wie im Koalitionsvertrag versprochen, sollte die kostendeckende Anhebung der Kassenbeiträge für Bürgergeld-Empfänger aus dem Sozialetat kommen“, so Klemm. Auch müssten innovative Arzneimittel bezahlbar bleiben, der Mehrwertsteuersatz für Arzneimittel und Medizinprodukte auf 7% gesenkt werden sowie die Krankenhaus- und Versorgungsstrukturreformen eingeleitet werden. (mki)

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