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2. August 2023
Duell in der Zinswende: Aktien und Anleihen im Zweikampf

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Duell in der Zinswende: Aktien und Anleihen im Zweikampf

Ertragsgenerierung im Portfolio durch die Aktienseite
Ein Beitrag von Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan AM

Eine solide Rallye globaler Aktien mit einem Plus von 6% im zweiten Quartal 2023 und ein noch beeindruckenderer Anstieg des Nasdaq um 14% im gleichen Zeitraum widerlegten die im März vorherrschende pessimistische Stimmung für Aktien. Die Märkte befürchteten im Frühjahr eine Ausweitung der Regionalbankkrise in den USA sowie deutlich strengere Kreditbedingungen. Dennoch konnten Aktien die Rentenpapiere hinter sich lassen. Auch wenn die Perspektiven für Anleihen in der Tat wieder sehr viel erfreulicher als in den vergangenen Jahren aussehen, sind wir davon überzeugt, dass der größte Part der Ertragsgenerierung für das Portfolio weiterhin von den Aktien kommen wird.

Rezessionsrisiko dämpft Sentiment

Es bleibt nach der aktuellen Rallye das Gefühl, dass Aktien entweder zu wenig korrigiert haben oder jüngst zu stark angestiegen sind, um heute einen Kauf zu rechtfertigen. So ist trotz größeren Aktienengagements von Euphorie keine Spur. Angesichts des erhöhten Rezessionsrisikos ist das anhaltend vorsichtige Sentiment nachvollziehbar.

Allerdings dürfte ein Teil des Gewinnabwertungszyklus nun hinter uns liegen. Die Prognosen für den weltweiten Gewinn pro Aktie für 2023 sind in den letzten zwölf Monaten um 10% von über 44 auf unter 40 US-Dollar gesunken. Dieser Rückgang entspricht in etwa den historischen Mustern für Gewinnrückgänge außerhalb einer Rezession.

Sollte es zu einer Rezession kommen, ist mit einem weiteren Gewinnrückgang zu rechnen. Wahrscheinlich würde ein Abschwung aber auch eine geldpolitische Reak­tion auslösen, die den Schaden begrenzen könnte. Darüber hinaus liegt das KGV von 17 für globale Aktien nahe dem langfristigen Durchschnitt, sodass die Auswirkungen negativer Gewinnrevisionen möglicherweise abgemildert werden.

In einem Konjunkturszenario mit einem unter dem Trend liegenden Wachstum und einer Abkühlung der Inflation könnten die Gewinnerwartungen und die Gewinne selbst wieder anziehen – wenn auch nur moderat. Aber die Anfänge eines Lageraufstockungszyklus, der Tiefpunkt mehrerer Zyklen, die mit den globalen Gewinnen zusammenfallen (z. B. der Halbleiterzyklus) und die robusten Unternehmens- und Verbraucherbilanzen lassen darauf schließen, dass die Gewinne im Laufe des Jahres für ein positives, wenn auch glanzloses Wachstum sorgen könnten.

Auf zukünftige Gewinn­steigerungen setzen

Auf aggregierter Ebene deutet dies auf ein Szenario der Aktienerträge im mittleren einstelligen Bereich hin – nicht genug, um Anleihen klar in die Schranken zu verweisen. Doch der Umstand, dass die Bewertungsschere zwischen Value-Aktien und Growth-Aktien wieder weit auseinander gegangen ist, bietet den Anlegerinnen und Anlegern innerhalb des Aktienmarktes eine zusätzliche Opportunität, von einer Konvergenz der Bewertungen zu profitieren.

Unter diesem Aspekt erscheint uns gerade eine Orientierung zu Dividendentiteln attraktiv. Die Ausschüttungsquoten haben in den meisten großen Regionen noch nicht wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht, weshalb die Unternehmen einen Spielraum haben, die Dividenden auch bei schwächeren Gewinnen zu halten.

Fazit: Aktio­näre partizipieren an Gewinnsteigerungen mit höheren Dividenden

Auch wenn im Vergleich zur Anleihenrendite die Dividendenrendite nicht mehr so attraktiv erscheint, gilt es nicht zu vergessen, dass Renten nicht umsonst festverzinsliche Papiere genannt werden, denn der Coupon und damit die jährlichen Zahlungen bleiben gleich. Aktio­näre hingegen partizipieren an den zukünftigen Gewinnsteigerungen mit höheren Dividenden und können damit auch der immer noch erhöhten Inflation trotzen.

Diese Beiträge lesen Sie auch in AssCompact 08/2023 und in unserem ePaper.

Bild: © IRStone – stock.adobe.com

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Nicola Mai
Tilmann Galler