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1. Dezember 2015
Finanzielle Situation im Ruhestand: Rentnererfahrungen vs. Einschätzungen von Erwerbstätigen

Finanzielle Situation im Ruhestand: Rentnererfahrungen vs. Einschätzungen von Erwerbstätigen

Rentner beschäftigen sich häufiger mit finanziellen Themen, als noch zu Erwerbszeiten und sind vor allem zu späteren Zeiten des Ruhestandes mit finanziellen Engpässen und schwankendem Geldbedarf konfrontiert. Von den Erwerbstätigen wird die Situation oft völlig falsch eingeschätzt, wie eine AXA-Umfrage zeigt.

Nur ein knappes Drittel der Rentner und Pensionäre in Deutschland geben an, im Ruhestand noch keinen finanziellen Engpass erlebt zu haben. Das ergibt der Themenfokus ´Finanzielle Flexibilität im Ruhestand`, der im Rahmen des AXA Deutschland-Report zu Ruhestandsplanung und -management ermittelt wurde. Von den übrigen, die also mit einem über den Einkünften liegendem Geldbedarf schon konfrontiert wurden, reagierte demnach mehr als die Hälfte mit reduzierten Ausgaben. Jeder Vierte verkaufte Sparanlagen und knapp jeder Fünfte lieh sich Geld in der Familie oder bei Freunden. Allerdings ist es den meisten Ruheständlern der Umfrage zufolge unangenehm, wenn Freunde oder Bekannte von ihrem finanziellen Engpass erfahren – mit jedoch großen regionalen Unterschieden. Im Saarland empfinden es die Ruheständler mit knapp drei Viertel der Befragten am häufigsten als unangenehm, am seltensten unangenehm ist es den Rentnern in Mecklenburg-Vorpommern.

Hauptgründe für schwankenden Geldbedarf: Pflegebedürftigkeit, Erbschaften, Immobilien-Investitionen

Als Hauptgründe für schwankenden Geldbedarf im Ruhestand nennen Rentner und Pensionäre möglicherweise auftretende Pflegebedürftigkeit sowie Kosten im Zusammenhang mit Erkrankungen. Entsprechend gibt eine Mehrheit unter ihnen an, dass schwankender Geldbedarf vor allem in den späteren Jahren des Ruhestands auftritt. Ungewöhnlich oft werden in Baden-Württemberg Erbschaften als mögliche Auslöser für schwankenden Geldbedarf im Ruhestand genannt. Knapp jeder vierte Rentner oder Pensionär gibt das hier an. In weiten Teilen Ostdeutschlands ist dies deutlich seltener der Fall. Schlusslicht bildet Berlin, wo nur 8% der Rentner Erbschaften als Ursache für schwankenden Geldbedarf sehen. Auch Investitionen in die eigene Immobilie sind für Ruheständler in Berlin selten ein möglicher Auslöser für geänderten Geldbedarf. Nur rund jeder vierte von ihnen nennt das als Ursache – ebenfalls der niedrigste Wert im Bundesländervergleich. Fast doppelt so viele wie in Berlin sind es hingegen im Saarland, das mit 50% Nennungen bundesweit hier an erster Stelle liegt.

Nahezu drei Viertel aller Rentner und Pensionäre in Deutschland geben an, sich im Ruhestand genau so viel wie im Berufsleben um finanzielle Angelegenheiten zu kümmern. Und ein Fünftel sagt sogar, dass sie sich inzwischen mehr mit diesem Thema auseinandersetzen. Dem AXA-Report zufolge investieren die heutigen Ruheständler im Schnitt 1,5 Stunden pro Woche in die Beschäftigung mit finanziellen Angelegenheiten. Dagegen gehen der Studie zufolge nur etwa 11% der befragten Erwerbstätigen davon aus, sich im späteren Ruhestand vermehrt ums Geld zu kümmern. Die Untersuchung zeige demnach, dass Erwerbstätige von der Situation im Ruhestand oft falsche Vorstellungen hätten, erklärt Dr. Patrick Dahmen, Mitglied des Vorstands der AXA Konzern AG. Auch glaubt rund die Hälfte der Erwerbstätigen entgegen den Angaben der Ruheständler, dass schwankender Geldbedarf eher in den ersten Jahren des Ruhestands auftritt.

Umfassende Ruhestandsberatung gefragt

Trotzdem oder gerade wegen der teils falschen Vorstellungen von den Vermögensverhältnissen im Alter, ist gerade den Best Agern eine umfassende Ruhestandsberatung wichtig, wie eine Befragung der A.S.I. Wirtschaftsberatung unter Kunden der Generation 50plus zeigt. Geht es um die Vorbereitung auf den eigenen Ruhestand, sind die Themen „Vollmachten und Verfügungen“ sowie „Organisation einer Pflegeabsicherung“ für neun von zehn Best Agern demnach ebenso wichtig wie die klassischen Themen Renten, Pensionen und Versicherungen. Mehr als 90% der Befragten geben an, dass ihnen neben der finanziellen Vorsorge die Themen Patientenverfügungen, Vorsorgevollmachten und Checklisten zum planvollen Umgang mit dem Krankheits- oder Todesfall wichtig sind. Fast ebenso viele wünschen sich zudem Antwort auf die Frage, wie die Pflegeabsicherung für sie selbst und ihre Angehörigen zu organisieren ist. Und rund 80% der Befragten wünschen sich im Rahmen der Ruhestandsberatung auch die Erstellung einer Vermögensübersicht. „In der Ruhestandsberatung geht der Beratungsbedarf der Generation 50plus weit über finanzielle Aspekte hinaus“, kommentiert Franz-Josef Rosemeyer, Vorstand der A.S.I. Wirtschaftsberatung. (ad)