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16. Januar 2024
Gen Z zwischen Mythos und Realität in Zeiten des Fachkräftemangels

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Gen Z zwischen Mythos und Realität in Zeiten des Fachkräftemangels

Werte der Gen Z

Die Gen Z steht für ihre Werte ein und wird damit zur Heraus­forderung für jeden Arbeitgeber. Oder doch nicht?

Der finnische Gesundheitsforscher Prof. Juhani Ilmarinen hat in seiner über 30-jährigen Forschung nachgewiesen, dass die Arbeitsfähigkeit in hohem Maße von den Faktoren Arbeitsbedingungen und Führung, Werte, Kompetenz und Gesundheit abhängt. Sein „Haus der Arbeitsfähigkeit“ findet mittlerweile weltweit Anerkennung und Anwendung. Richten wir unseren Blick auf das Thema Werte:

Werte geben uns Orientierung, sind unser moralischer Kompass, bestimmen unser Denken und unser Handeln. Sind wir außerhalb unserer Werte, werden wir krank oder ärgern uns zumindest und wenden uns ab. In diesem Zusammenhang bezeichnet der international renommierte Resilienz-­Experte Sebastian Mauritz Ärger als „Hüter der Werte“ (vgl. Resilienz-Akademie Sebastian Mauritz). Resilienz meint die mentale Widerstandskraft und insbesondere die Fähigkeit des erfolgreichen Umgangs mit Krisen.

Muster brechen und möglich machen

Und was hat das mit der Generation Z zu tun? Die Gen Z achtet sehr darauf, innerhalb der eigenen Werte zu bleiben. Ob sie das mehr macht als andere Generationen, sei dahingestellt. Die Gen Z gleicht die Wertewelt (potenzieller) Arbeit­geber mit der eigenen ab und entscheidet bezüglich der Passung und Akzeptanz. Unternehmen, die in Zeiten des Fachkräftemangels im „War for Talents“ die Nase vorn haben wollen, sind gut beraten, die Werte der Gen Z – wie im Übrigen auch die der anderen Generationen – ernst zu nehmen und sie best­möglich (entsprechend der eigenen Markenpositionierung und den Rahmenbedingungen) zu bedienen, und zwar ohne übertriebene Wellbeing-Versprechen oder sonstige Lippenbekenntnisse, die sie nicht einhalten können.

Was wir brauchen

Allerdings: Wir glauben, dass viel mehr möglich ist, als Unternehmen bisher faktisch möglich machen. Nach wie vor hören wir: „Das geht nicht, wir müssen alle gleich behandeln“ oder „Das passt nicht in unsere Prozesse und Strukturen“. Wir stellen die Frage, ob es wirklich so schwierig ist, das, was der Gen Z wichtig ist, zu bedienen: Zeit für Freunde, Freude, Abwechslung, Abenteuer und Spannung in der Freizeit und im Beruf. Völlig losgelöst von der Generationendiskussion sind dies menschliche Grundbedürfnisse (vgl. Grawe 2004), die es zu bedienen gilt. Ebenso sind Lernen und Wachstum mensch­liche Grundbedürfnisse, die auch für die Gen Z zutreffend sind.

Was wir brauchen, ist Vertrauen – allgemein und in eine junge Generation, die – wie viele Generationen vor ihr – den Mut hat, klar und deutlich zu sagen, was ihr wichtig ist. Und wir brauchen Menschen in Unternehmen, die bereit sind, sich mit den Erkenntnissen der Soziologie, Psychologie und Neurowissenschaften auseinanderzusetzen, statt auf ihren subjektiven Erkenntnissen und Befindlichkeiten zu beharren. Wir brauchen Menschen, die bereit sind, alte Muster und verkrustete (Denk-)Strukturen (in der Führung) aufzubrechen. Für eine noch bessere Arbeitswelt und noch mehr Unternehmenserfolg.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 01/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © BillionPhotos.com – stock.adobe.com

Literatur:

Esmailzadeh, Annahita 2023: Von Quotenfrauen und alten weißen Männern. Schluss mit Vorurteilen in der Arbeitswelt. Frankfurt / New York

Esmailzadeh, Annahita et al. 2022: Gen Z für Entscheider:Innen. Frankfurt / New York

Grawe, Klaus 2004: Neuropsychotherapie. Göttingen

Kaduk, Stefan et al. 2020: Musterbrecher. Die Kunst, das Spiel zu drehen. München

Lausch, Karin 2023: Trust Me. Warum Vertrauen die Zukunft der Arbeit ist. Freiburg

Tempel, Jürgen / Ilmarinen, Juhani 2012: Arbeitsfähigkeit 2025. Hamburg

 
Ein Artikel von
Dr. Linda Dahm
Sebastian Heithoff