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22. Januar 2024
Immobilienfinanzierer weiter im Krisenmodus?
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Immobilienfinanzierer weiter im Krisenmodus?

Nachdem die Immobilienfinanzierer zur Jahresmitte 2023 etwas optimistischer gestimmt waren, zeigen sie sich zum Jahresende wieder pessimistischer. Der Deutsche Immobilienfinanzierungsindex (Difi) ist im vierten Quartal 2023 nach einem zwischenzeitlichen Aufwärtstrend wieder gesunken.

Der Deutsche Immobilienfinanzierungsindex (Difi) bildet die Einschätzungen von Experten zur Lage und den Erwartungen bezüglich der deutschen Immobilienfinanzierungsmärkte ab. Er wird quartalsweise ermittelt und berechnet sich als Mittelwert der Salden für die Immobilienmarktsegmente Büro, Einzelhandel, Logistik, Wohnen und Hotel. Bis zum vierten Quartal 2022 wurde der Difi von JLL in Zusammenarbeit mit dem mit dem Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erhoben. Nach einer Pause im ersten Quartal wird der Index seit dem zweiten Quartal 2023 von JLL gemeinsam mit dem HWWI Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut erstellt.

Stimmung zum Jahresende wieder eingetrübt

Wie die aktuelle Auswertung zeigt, hat sich die Stimmung bei den Immobilienfinanzierern zum Jahresende 2023 wieder verschlechtert. Zur Jahresmitte war eine leichte Zuversicht zu beobachten, die vorübergehend für einen Aufwärtstrend beim Difi gesorgt hatte (AssCompact berichtete). Im vierten Quartal ist der Difi nun wieder gesunken, und zwar um 4,8 Punkte, und hat somit das Jahr mit einem Minus von 38,3 Punkten abgeschlossen. Der Index liegt aber 31,4 Punkte höher im Vergleich zum Rekordtief Ende 2022.

Einschätzung der Experten wieder pessimistischer

Laut JLL und HWWI ist das Absinken des Difi vor allem auf die Bewertung der kommenden Monate zurückzuführen, da die Einschätzung des Finanzierungsumfelds Ende 2023 wieder pessimistischer ausfällt. So verliert der Erwartungsindikator gegenüber dem Vorquartal 14,5 Punkte und notiert aktuell bei –29,6 Punkten. Das ist nach wie vor deutlich besser als der Lageindikator, der sich bei –47 Punkten bewegt, doch die Lageeinschätzung verbessert sich im Quartalsvergleich um 4,8 Punkte. Somit verringert sich der Abstand zwischen Situation und Erwartung von 36,7 auf nur noch 17,4 Zähler.

„Die Halbierung der Punktedifferenz zwischen den beiden Teilindikatoren verdeutlicht, dass sich die Zukunftsaussichten der Expertinnen und Experten merklich eingetrübt haben. Ursächlich dafür ist das anhaltend volatile geopolitische und konjunkturelle Umfeld. Zu berücksichtigen ist dabei allerdings, dass die Befragung in einem Zeitraum durchgeführt wurde, in dem die Inflationssorgen überwogen haben und die Aussicht auf Zinssenkungen noch sehr vage waren. Zum heutigen Stand dürfte der Ausblick besser ausfallen“, erklärt Dr. Jan Wedemeier, Senior Researcher am HWWI.

Logistik am besten bewertet, Bürosektor als Sorgenkind

Wie JLL und HWWI weiter mitteilen, hält der Trend der Vorquartale bei den einzelnen Nutzungsarten an: Alle Marktsegmente zeigen auch im vierten Quartal 2023 negative Saldowerte aus Lage- und Erwartungseinschätzung. Am besten steht es um die Nutzungsart Logistik mit –23,9 Punkten. Es folgen Wohnen (–28,3 Punkte), Hotel (–32,6 Punkte) und Einzelhandel (–45,7 Punkte). Alle vier Segmente präsentieren sich gegenüber dem Vorquartal stabil. Büroimmobilien jedoch büßen 23,0 Punkte ein und sind mit –60,9 Punkten das Schlusslicht.

„Büroimmobilien sind zurzeit das Sorgenkind. Hier schlagen sowohl das schwache konjunkturelle Umfeld als auch strukturelle Probleme des Büromarkts auf die Stimmung der Finanzierer. Die Nutzungsart steht deshalb nicht nur aktuell, sondern auch im kommenden Jahr zunehmend unter Druck“, erläutert Helge Scheunemann, Head of Research JLL Germany. (tik)

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