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17. April 2015
LV-Garantien könnten zur Gefahr für gesamten Finanzsektor werden

LV-Garantien könnten zur Gefahr für gesamten Finanzsektor werden

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat am Mittwoch den „Global Financial Stability Report“ veröffentlicht. Demnach haben die Finanzstabilitätsrisiken im Vergleich zum letzten Report vom Oktober 2014 zugenommen. Der IWF analysiert auch die Entwicklungen der europäischen Lebensversicherer im Bezug auf die Garantieversprechen und kommt zu beunruhigenden Ergebnissen.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat am Mittwoch den „Global Financial Stability Report“ veröffentlicht. Demnach haben die Finanzstabilitätsrisiken im Vergleich zum letzten Report vom Oktober 2014 zugenommen. Der IWF analysiert auch die Entwicklungen der europäischen Lebensversicherer in Bezug auf die Garantieversprechen und kommt zu beunruhigenden Ergebnissen.

Der „Global Financial Stability Report“ des IWF zeigt auf, dass das aktuelle Niedrigzinsumfeld eine große Herausforderung für die europäischen Lebensversicherer darstellt. Denn die Garantieversprechen der Kunden müssen erfüllt werden und das ist bzw. wird immer schwieriger werden. So müssen die deutschen Versicherer dem Bericht zufolge im Schnitt einen Garantiezins von 3,2% zahlen. Eine zehnjährige Staatsanleihe bringe aber nur einen Ertrag von 0,3%.

Angst vor „japanischen Verhältnissen“

Der IWF nimmt in seinem Bericht auch Bezug auf Angaben der Europäischen Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA). Demnach leiden besonders Deutschland und Schweden unter dem derzeitigen Missverhältnis von Ertrag und Garantieversprechen – Länder, auf die zusammen 20% der bis Ende 2013 abgeschlossenen europäischen Policen entfallen. Zudem hätten Stresstests von EIOPA gezeigt, dass 24% der Versicherer nicht in der Lage seien die Kapitalanforderungen zu erfüllen, sollten „japanische Verhältnisse“ – also eine lange Niedrigzinsphase – eintreten.

Der Studie zufolge könnten Ausfälle von mittelgroßen europäischen Versicherern zu einem Problem für den ganzen europäischen Finanzsektor werden. So seien die Versicherer traditionell mit dem Bankensektor verwoben. Es bestehe eine große Ansteckungsgefahr. Ein Schock könnte die Versicherer zu einer Umschichtung ihrer Assets und zu Verkäufen zwingen, so der IWF.

Versicherer suchen nach Alternativen zu Garantieprodukten

Dass Garantieprodukte aufgrund der Niedrigzinsphase bei den Versicherern für sorgenvolle Mienen sorgen, ist nichts Neues. Viele Versicherer haben hohe Garantieversprechen in ihren Beständen und müssen für diese Zinszusatzreserven bilden. In der klassischen Lebensversicherung weichen die Versicherer auf neue Konzepte aus, etwa auf Produkte mit flexiblen Garantien oder mit der Möglichkeit von Indexbeteiligungen. Andere Versicherer, etwa die Zurich, haben sich dazu entschlossen, aus dem Geschäft mit klassischen Lebensversicherungen auszusteigen. Erst in dieser Woche hat der britische Versicherer Standard Life in Deutschland und Österreich seinen Rückzug aus dem Geschäft mit Garantieprodukten angekündigt. Bei den Standard Life Garantieprodukten handelt es sich um With-Profit-Produkte, die nach angelsächsischem Prinzip funktionieren und damit eigentlich weniger sensitiv sind, was die Niedrigzinsen betrifft. (kb)