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4. April 2024
Marsh sieht Zeichen der Entspannung in der Industrieversicherung

Marsh sieht Zeichen der Entspannung in der Industrieversicherung

Nach mehreren Jahren eines harten Marktes in der Industrieversicherung sieht Marsh Zeichen der Entspannung. Denn insgesamt stabilisieren sich die Preise für Risikoschutz. Das belegt der aktuelle Versicherungsmarktreport des Industriemaklers. Naturkatastrophen- und Fahrzeugflottenrisiken sind davon allerdings ausgenommen.

Nach Jahren des harten Marktes haben sich die Preise in der Industrieversicherung zuletzt stabilisiert. Die Entwicklung deutete daher auf eine allmähliche Entspannung im Markt für Risikoschutz für Industriekunden hin. Das belegt der aktuelle Versicherungsmarktreport Deutschland 2024, der kürzlich vom Industriemakler Marsh veröffentlicht wurde. Dazu beigetragen haben insbesondere die Markteintritte neuer Versicherer und Assekuradeure. Diese sorgten für erweiterte Zeichnungskapazitäten und nahmen Druck von den Preisen, heißt es vom Industriemakler.

Sachversicherung: Elementarrisiken stehen im Fokus

In der Feuerversicherung habe sich das niedrige Schadenniveau aus 2022 in Deutschland 2023 nicht wiederholt, heißt es von Marsh. Insgesamt werde ein Schadenvolumen in Höhe des Jahres 2021 erwartet, infolgedessen aber bereits die Versicherungssummen der Preissteigerung angepasst und von den Versicherern weitere Prämienratensteigerungen durchgesetzt wurden. Daher sieht Marsh für Prämienmehrforderungen kaum Spielraum und geht insgesamt von einer Nullrunde aus. Lediglich einzelne Branchen mit hoher Schadenexponierung oder Unternehmen mit Nachholbedarf bei der Weiterentwicklung der Risikogegebenheiten dürften weiter im Fokus der Versicherer stehen und mit höheren Prämienraten und Selbstbehalten rechnen.

Weniger Entspannung sieht Marsh dagegen bei der Absicherung von Naturkatastrophenrisiken. Hier werde die Risikosituation jedes Unternehmens individuell zu bewerten sein. Insbesondere hohe Eintrittswahrscheinlichkeiten von Überschwemmungsereignissen könnten Forderungen nach erheblichen Mehrprämien, höheren Selbstbehalten und auch Limitreduzierungen nach sich ziehen. Der Bericht geht daher bei der Elementarschadenversicherung von Prämiensteigerungen um bis zu 20% aus.

Haftpflicht: Vieles deutet auf einen Prämienrückgang hin

Im Bereich Haftpflicht lassen der nachlassende Inflationsdruck, die gestiegenen Zinsen und der Wettbewerb um das industrielle Haftpflichtgeschäft für 2024 ein nachfragefreundliches Marktumfeld erwarten, prognostiziert Marsh. Viele Versicherer möchten ihr Engagement nämlich ausweiten, wovon Kunden profitieren können. Marsh erwartet daher für den Gesamtmarkt einen Prämienrückgang von bis zu 10%.

Heiß diskutiert werden im Bereich der Haftpflichtversicherung dagegen die pauschalen Forderungen der Versicherer nach vollumfänglichen PFAS-Ausschlüssen. Bei PFAS handelt es sich um chemisch und thermisch sehr stabile Stoffe, sog. Ewigkeitschemikalien. Aufgrund dieser Eigenschaften werden sie in zahlreichen Verbraucherprodukten wie Kosmetika, Kochgeschirr und Textilien eingesetzt oder zur Oberflächenbehandlung von Metallen und Kunststoffen verwendet. Doch einige PFAS-Stoffe können schädlich sein, weswegen die Versicherer Klagewellen befürchten. Zudem ergebe sich auch ein Nachhaltigkeitsrisiko aufgrund ihrer ESG-Verpflichtungen, heißt es von den Gesellschaften.

Zwar konnten die geforderten Ausschlüsse laut Marsh in vielen Fällen vermieden bzw. eingegrenzt werden. Dennoch wäre eine rechtzeitige individuelle Risikobetrachtung einschließlich technischer Empfehlungen wünschenswert gewesen, moniert der Marktbericht.

Kfz- und Flottenversicherung: Reparaturkosten schlagen auf Prämien durch

Im Bereich der Kfz- und Flottenversicherung stehen Industriemakler vor größeren Herausforderungen: Mit einer Schaden-Kosten-Quote von geschätzt 112% verzeichnet die Flottenversicherung erhebliche Defizite. Die Pandemie führte noch zu reduzierten Prämien, jetzt aber stiegen Unfallhäufigkeiten und Ersatzteilpreise, so Marsh. Die Folge: Die Versicherer reagierten mit teils deutlichen Prämienerhöhungen.

Die Prämien für Kunden mit kleineren Flotten wurden unabhängig von der Schadenquote um bis zu 20% angepasst. Kunden mit stark defizitär verlaufenden Flotten sahen sich hingegen zum Teil mit Erhöhungsforderungen zwischen 50% und 100% konfrontiert. In Einzelfällen, so Marsh, hätten sich Versicherer auch von Flotten getrennt, sofern sie seit Jahren Verluste mit diesen verbuchen mussten. Für 2024 erwartet die Branche laut Bericht eine weiterhin hohe Schadeninflation und steigende Reparaturkosten, besonders bei Elektroautos. Versicherer werden demnach mit weiteren Prämienerhöhungen reagieren. Marsh taxiert diese auf etwa +5% bis +15%.

Cyber: Stabilisierung der Schäden dämpft Prämienentwicklung

Im Bereich Cyber lässt sich 2023 wie bereits im Vorjahr ein Rückgang bei den Schadenzahlen feststellen. Diese Entwicklung ist zum einen Folge der steigenden Cyber-Sicherheit in den Unternehmen, zum anderen der restriktiven Zeichnungspolitik der Versicherer, erläutert Marsh. Diese Stabilisierung im Markt in Kombination mit einer zunehmenden Wettbewerbsintensität unter den Risikoträgern wird sich 2024 voraussichtlich in verbesserten Konditionen für Kunden widerspiegeln, erwartet man bei Marsh. Nichtsdestotrotz werden die Anforderungen an die Informationssicherheit weiterhin an die dynamische Risikolandschaft angepasst werden müssen. Denn die Versicherer erwarten auch in Zukunft von den Kunden eine stetige Weiterentwicklung der Informationssicherheit. Mit Blick auf die Prämienentwicklung geht der Marktreport von einem stabilen bis tendenziell leicht sinkenden Niveau aus. (as)

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