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6. Mai 2015
Mr. Dax: „Ich wollte einen wirklich fair aufgemachten Fonds“

Mr. Dax: „Ich wollte einen wirklich fair aufgemachten Fonds“

Dirk Müller ist eines der bekanntesten Gesichter der deutschen Börsenlandschaft. Der Experte hat mit dem Dirk Müller Premium Aktienfonds nun einen eigenen Fonds gestartet. Warum es diesen gebraucht hat und was er damit anders als etablierte Fondsgesellschaften machen will, erläutert Mr. Dax im Gespräch mit AssCompact.

Herr Müller, warum braucht es einen Aktienfonds von Dirk Müller?

Das ist recht einfach. Ich hab das Thema schon zwei bis drei Jahre im Kopf, weil mich immer mehr Leute gefragt haben, was ich mit ihrem Geld machen würde. Und auch ich kann mein Geld alleine nicht so verwalten, wie ich es müsste. Als Anleger sollte man schließlich auf 30 bis 40 Werte streuen, damit man kein Klumpen-Risiko hat. Wer kann das schon aussuchen und kontinuierlich im Blick haben? Dafür braucht man Profis, die das mehr oder weniger rund um die Uhr machen. Das ist nur in der Gemeinschaft der Anleger bezahlbar.

Warum aber ein eigener Fonds und nicht etwa einfach nur Werbung für einen der 20.000 bereits vorhandenen Fonds in Deutschland?

Alle Fonds, die ich mir angeschaut habe, haben meinen Kriterien nicht so entsprochen, dass ich mein Geld dort investieren würde oder anderen empfehlen würde, es darin anzulegen. Es war immer ein Floh dabei, meistens waren es sogar mehrere. Wenn die Leute, die auf mich zukommen, und ich vor dem gleichen Problem stehen, braucht es offenbar doch noch einen neuen Fonds.

„Promi-Fonds“ scheinen derzeit ja im Trend zu liegen. War es nicht auch die Überlegung einfach Werbung für einen Fonds zu machen?

Das wäre nie eine Überlegung gewesen. Das ist schließlich exakt das Gegenteil von dem, was ich mir vorstelle. Ich muss von dem Fonds ja nicht leben. Mir geht’s gut, ich hab meine Jobs und meine Bereiche. Ich wollte einen wirklich fair aufgemachten Fonds, der aus Sicht der Anleger gedacht ist. Natürlich bin weder ich noch die Fondsgesellschaft ein Samariter. Jeder will für seinen Job bezahlt werden – aber eben hanseatisch fair, dass es für beide Seiten passt. Bei der Konzipierung war immer eine Frage entscheidend: Was wollen die Leute?

Und was ist dabei herausgekommen?

Zunächst ganz klassisches Value-Investing im Stile von Warren Buffett und Benjamin Graham. Dazu aber auch weitere Qualitätskriterien. Ich will kein schwerfälliges Unternehmen im Portfolio haben, das nichts mehr auf die Kette bekommt. Die Unternehmen müssen gut gewesen sein, nach wie vor stark sein und eine tolle Perspektive haben – und zu einem guten Preis zu bekommen sein. Diese Mischung suchen wir für den Fonds und die finden wir auch. Das analysieren wir sehr akribisch. Das machen aber auch viele bestehende Fonds bereits.

Was macht dann den Unterschied aus?

Ein weiterer Punkt ist, dass ich ethische Sauereien in der Aktienauswahl vermeiden will. Nicht in einem allzu engen Korsett, aber keine Monsanto oder keine Deutsche Bank, die in tausenden Rechtsstreitigkeiten verstrickt sind. Es gibt genug Unternehmen, die zeigen, dass es auch anders geht. Einer der ganz, ganz wichtigen Punkte ist zudem das Thema Wertpapierleihe. Alle Fonds, die ich mir angesehen habe, machen Wertpapierleihe und das ist aus meiner Sicht ein No-Go.

Was ist so besonders an diesem Thema?

Die Leute kennen das Problem in der Regel gar nicht. Aktienleihe bedeutet, dass die Fondsgesellschaften die Aktien, die sie für die Kunden gekauft haben, anschließend an Leute verleihen, die damit auf fallende Kurse wetten können. Doch was ist, wenn derjenige, der sie geliehen hat, sie nicht mehr zurückgibt, weil er zum Beispiel Pleite ist? Klar gibt es dafür Sicherungen. Doch die hinterlegten Sicherheiten können auch spanische Staatsanleihen sein. Im Falle von Lehmann 2.0 kann es passieren, dass der Anleger in seinen Aktienfonds schaut und dann plötzlich südeuropäische Anleihen statt der Aktien findet. Genau das wollte ich vermeiden – auch wenn man damit eine Zusatzmarge erwirtschaften kann.

Aktive Fonds stehen regelmäßig wegen der vergleichsweise hohen Gebühren in der Kritik. Wie sieht es diesbezüglich beim Dirk Müller Premium Aktienfonds aus?

Wir sind natürlich kein ETF mit 0,5%, sondern ein von Menschen gemanagter Aktienfonds und mit der Focam AG und MM Warburg sind renommierte Partner mit an Bord, was besonders bei fallenden Märkten große Vorteile gegenüber einem reinen Indexfolger haben kann. Wir starten aber bei einer TER von 1,69%. Das ist im unteren Drittel der Fondsrange. Dazu kommt, dass wir mit steigendem Volumen die Managementgebühr absenken werden, was sonst kaum ein Fonds macht. Der Aufwand ist mit steigenden Volumina schließlich nicht so viel größer. Warum also nicht die Gebühren mit steigendem Fondsvolumen senken? Das ist fair für beide Seiten. Darüber hinaus ist mir für den Fonds eine größtmögliche Transparenz wichtig.

Wie zeichnet sich das aus?

Viele Fonds haben einen kryptischen Namen, einen anonymen Fondsmanager und man bekommt einmal im Jahr den Auszug mit den zehn größten Aktien – das war’s. Wir leben aber doch im Zeitalter der modernen Kommunikation und der Interaktivität. Beim Dirk Müller Premium Aktienfonds sollen die Anleger aktiver Teil des Fonds sein. Wir werden regelmäßig Webinare mit den Fondsanlegern abhalten. Zudem werden alle Aktien des Fonds offengelegt. Über Facebook und Co werden wir über alle Transaktionen informieren, sprich was wurde ge- und verkauft und warum. Zu guter Letzt wird es ein jährliches Anlegertreffen im Raum Schwetzingen geben, wo man mich und die anderen Fondsverantwortlichen treffen kann und sich mit uns austauschen kann.

Austausch ist ja schön und gut. Vielen Anlegern schwanken Aktien aber einfach zu sehr …

Dass ein Depot plötzlich um die Hälfte fällt, will natürlich keiner – vor allem nicht derjenige, der sein hart verdientes Geld für das Alter zurücklegt. Wir geben daher einen kleinen Teil der Performance ab, um Absicherungen vorzunehmen und dadurch die extremen Schmerzen die Aktieninvestments verursachen können, abzudämpfen. Garantien gibt es zwar nirgends, aber Absicherungen vermindern das Risiko großer Drawdowns doch deutlich. Zudem kann man durch gutes Stock-Picking die Kosten für eine solche Absicherung kompensieren.

Gerade angesichts der Rekordstände von Dax & Co. fürchten viele Anleger eine bevorstehende Korrektur. Ist der Zeitpunkt des Fondsstarts daher nicht ungünstig?

Es gibt kein gutes oder schlechtes Timing für den Einstieg in einen solchen Fonds. Im Fonds werden zu jeder Zeit nur gute Unternehmen zu einem guten Preis gekauft – egal, wo der Dax steht. Klar werden auch solche Aktien in einem schwachen Gesamtmarkt mit nach unten gezogen. Das muss man eben durch Absicherungen mildern. Fallende Kurse sind wunderbar, um zuzukaufen. (mh)