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11. August 2023
Trends im Bereich nachhaltiger Sachversicherungen

Trends im Bereich nachhaltiger Sachversicherungen

Im Vergleich zur Sparte Lebensversicherung wimmelt es bei Sachversicherungen von sehr unterschiedlichen Ansätzen, um Nachhaltigkeitsaspekte in den Bedingungswerken einzubetten. Ein Trend: verstärkte Integration von Schadenpräventionsmaßnahmen und Assistance-Leistungen.

Ein Artikel von Oliver Bentz, Fachkoordinator Nachhaltigkeit Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH

In einer Welt, in der Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung gewinnt, suchen sowohl Unternehmen als auch Verbraucher nach Wegen, um ihre Umweltauswirkungen zu reduzieren und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen. Diese Entwicklung hat auch die Versicherungsbranche erfasst und führt dazu, dass die Gesellschaften in verschiedenen Versicherungsbereichen verstärkt Nachhaltigkeitsaspekte betonen.

Im Kontext von Sachversicherungsprodukten ist mittlerweile eine Vielzahl nachhaltiger Tarifmerkmale üblich. Ein Beispiel hierfür sind zusätzliche Leistungen in der Hausratversicherung, die den Ersatz energieeffizienter Geräte abdecken. Ebenso werden Anreize für energetische Modernisierungsmaßnahmen in der Wohngebäudeversicherung angeboten. Daneben gewinnen Schadenpräventionsmaßnahmen und Assistance-Dienstleistungen an Bedeutung, da sie dazu beitragen, nachhaltige Versicherungslösungen zu schaffen.

Vielfalt an Anwendungsfeldern bei Präventionsanreizen

Schadenpräventionsmaßnahmen dienen dazu, die Wahrscheinlichkeit von Schäden zu reduzieren oder ihre Auswirkungen zu minimieren. Sie sorgen aus Sicht des Versicherungsunternehmens primär dafür, dass die Schadenbelastung sinkt. Daneben dienen sie jedoch auch dazu, den Versicherungsnehmer zu schützen, und tragen zur Nachhaltigkeit bei, indem sie potenzielle Umweltauswirkungen minimieren. Ein Beispiel für eine solche Maßnahme ist der Einsatz von Sicherheitsvorkehrungen wie Alarmanlagen, Überwachungskameras und Bewegungssensoren. Durch die Installation dieser Geräte können Einbrüche und Diebstähle verhindert oder zumindest reduziert werden. Dadurch wird nicht nur der Versicherungsnehmer vor finanziellen Verlusten geschützt, sondern es werden auch Ressourcen geschont, die andernfalls für die Reparatur oder den Ersatz gestohlener Gegenstände aufgewendet werden müssten.

Ein weiteres Beispiel sind Brandschutzmaßnahmen. Durch den Einsatz von Rauchmeldern, Feuerlöschern, Brandschutztüren und Sprinkleranlagen können Brände frühzeitig erkannt und effektiv bekämpft werden. Dadurch wird nicht nur das Risiko von Personen- und Sachschäden erheblich reduziert, sondern auch die Umweltauswirkungen eines Brandes werden minimiert. Brände können nicht nur erhebliche Schäden an Gebäuden verursachen, sondern auch die Umwelt durch Freisetzung von Schadstoffen und den Verbrauch von Ressourcen bei der Wiederherstellung belasten. Die Berücksichtigung von Einbruchssicherungs- und Brandschutzmaßnahmen als Tarifierungsmerkmal ist im gewerblichen Bereich, etwa bei der Inhaltsversicherung, schon länger etabliert. Im Privatkundensegment sieht man solche Maßnahmen jedoch seltener, wenngleich sie in Produkten wie der Hausrat- oder der Wohngebäudeversicherung durchaus denkbar wären.

Darüber hinaus können regelmäßige Wartungsarbeiten an Fahrzeugen, elektrischen Anlagen, Heizungssystemen und anderen relevanten Geräten dazu beitragen, mögliche Schäden oder Ausfälle frühzeitig zu erkennen und zu beheben. Eine gut gewartete Heizungsanlage ist einerseits weniger anfällig für Schäden, kann andererseits aber auch effizienter arbeiten und dadurch den Energieverbrauch und die damit verbundenen Umweltauswirkungen reduzieren. Regelmäßige Fahrzeuginspektionen sind eine weitere Maßnahme, um sicherzustellen, dass Fahrzeuge in einem optimalen Zustand sind. Dadurch können der Treibstoffverbrauch reduziert und die Schadstoffemissionen verringert werden. Versicherer können entsprechende Regelungen in ihren Vertragsbedingungen festlegen, um die regelmäßige Inspektion der Fahrzeuge zu fördern. Durch diese Vorsorge können sowohl die Umweltbelastung als auch die Betriebskosten der Fahrzeuge gesenkt werden.

Die fortschreitende technologische Entwicklung eröffnet zudem neue Möglichkeiten für Schadenpräventionsmaßnahmen. So können intelligente Wassermeldesysteme beispielsweise einen Wasserrohrbruch frühzeitig erkennen und den potenziellen Schaden reduzieren. Ebenso bieten Smart-Home-Lösungen Möglichkeiten zur Schadenprävention, etwa durch die Verriegelung von Türen und Fenstern oder das Ein- und Ausschalten von Geräten aus der Ferne. Versicherungsunternehmen können den Einbau beziehungsweise die Nutzung solcher Technologien fördern und so möglicherweise von einer geringeren Schadenerwartung profitieren.

Im Notfall Unterstützung durch Assistance-Leistungen

Zusätzlich zu Schadenpräventionsmaßnahmen bieten viele Versicherungsgesellschaften Assistance-Dienstleistungen an, um ihre Kunden bei der Bewältigung von Schäden und Notfällen zu unterstützen. Die Dienstleistungen können von der Bereitstellung von Informationen und Anleitungen im Schadenfall bis hin zur Organisation und Koordination von Reparaturen reichen. Durch die schnelle und effiziente Abwicklung von Schäden können Assistance-Dienstleistungen dazu beitragen, den Umfang und die Dauer der Schäden zu minimieren und damit auch die Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren. Im Kontext der Unfallversicherung können bestimmte Dienstleistungen aber auch gezielt das „S“ in ESG adressieren und mit Angeboten von Kinderbetreuung, Hilfeleistungen im Alltag und auch mit der langfristigen Begleitung bei Invalidität oder Behinderung im Schadenfall einen hohen sozialen Nutzen stiften.

Aktuell arbeiten viele Versicherungsunternehmen daran, ihre Datenerfassung über die versicherten Risiken, insbesondere im Zusammenhang mit Naturgefahren, auszubauen. Durch eine bessere Datenbasis ist es möglich, die Risiken angemessener zu bewerten und entsprechend zu bepreisen. Zudem können die gewonnenen Daten für die Entwicklung gezielterer Präventionsmaßnahmen und Assistance-Dienstleistungen genutzt werden. Durch den Einsatz moderner Technologien wie Internet of Things (IoT), künstliche Intelligenz und Big Data Analytics werden Versicherungsgesellschaften perspektivisch noch effektivere Lösungen anbieten können. Beispielsweise lassen sich IoT-Sensoren dazu verwenden, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen. Umfassende Datenanalysen hingegen können dazu genutzt werden, um personalisierte Empfehlungen für Schadenpräventionsmaßnahmen zu geben.

Überzeugungsarbeit beim Kunden ausbaufähig

Eine zentrale Herausforderung besteht dabei vor allem darin, die Kunden von der Bedeutung von Schadenprävention und Assistance-Dienstleistungen im Kontext der Nachhaltigkeit zu überzeugen. Versicherungsgesellschaften sollten transparente und zugängliche Informationen über die Schadenpräventionsmaßnahmen und Assistance-Dienstleistungen bereitstellen, die in ihren Versicherungsprodukten enthalten sind. Dadurch werden Kunden in die Lage versetzt, die spezifischen Leistungen und Vorteile dieser Maßnahmen besser zu verstehen. Insbesondere sollten die potenziellen Auswirkungen auf die Prämienzahlung deutlich kommuniziert werden, sofern sich diese durch die Inanspruchnahme der Maßnahmen verringern lassen. Eine klare und verständliche Kommunikation kann das Vertrauen der Kunden stärken und ihre Bereitschaft zur Nutzung solcher Angebote erhöhen.

Durch Maßnahmen zur Schadenprävention und durch Assistance-Dienstleistungen kann die Verankerung von Nachhaltigkeitsaspekten in Sachversicherungsprodukten weiter vorangetrieben werden. Die Schaffung einer umweltbewussten und risikominimierenden Kultur könnte so nicht nur zu einer nachhaltigeren Zukunft beitragen, sondern auch zu einer Win-win-Situation für Versicherungsunternehmen und Kunden führen.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 08/2023 und in unserem ePaper.

Bild: © Gabriela– stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Oliver Bentz