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9. September 2020
Update: So beeinflusst Corona den deutschen Wohnimmobilienmarkt

Update: So beeinflusst Corona den deutschen Wohnimmobilienmarkt

Europace hat bereits im Juni die Folgen der Corona-Krise für den deutschen Wohnimmobilienmarkt unter die Lupe genommen. Seither hat sich aber viel getan. Die Experten haben daher erneut analysiert, wie die Krise deutsche Wohnimmobilien beeinflusst. Dabei stellen sie vor allem sechs Erkenntnisse zu den jüngsten Entwicklungen heraus.

Bereits im Juni hatte Europace die Folgen der Corona-Krise für den deutschen Wohnimmobilienmarkt analysiert. Nun haben die Experten ihre Erkenntnisse im Rahmen einer Kurzstudie aktualisiert. Schließlich sind seither viele Beschränkungen wieder aufgehoben worden. Gleichzeitig wird die Kurzarbeit zurückgefahren und die Arbeitnehmer kehren zunehmend aus dem Home Office an ihre Arbeitsplätze zurück. Insgesamt machen die Experten seit der ersten Erhebung vor allem sechs Entwicklungen am deutschen Wohnimmobilienmarkt aus.

1. Preise stagnieren

Erste Erkenntnis der Europace-Studie ist, dass die Preise für Häuser und Wohnungen sich seit drei Monaten in einer zwischenzeitlichen Stagnation befinden. Der langfristige Aufwärtstrend bleibt aber weiterhin bestehen. Laut dem Europace Hauspreis-Index (EPX) sind die Kaufpreise für Eigentumswohnungen seit Jahresbeginn 2020 um 3% gestiegen. Im Vorjahreszeitraum lag das Plus noch bei 8%. Seit Mai stagnieren die Werte sogar. Eine ähnliche Entwicklung sieht Europace bei Einfamilienhäusern. Deren durchschnittlicher Kaufpreis war von Februar bis April noch um rund 5% gestiegen. Von Mai bis Juli lag das Plus hingegen nur noch bei 2%.

2. Häuser beliebter als Wohnungen

Häuser sind weiterhin begehrter als Wohnungen, wenngleich sich diese Entwicklung leicht abschwächt. Nachdem Häuser bereits in der letzten Studie an Attraktivität gewonnen hatten, verzeichnet Europace aktuell eine leicht gegenläufige Bewegung. So ist der Anteil der Hauskäufe in den Kalenderwochen 23 bis 34 von 77,4 auf 76,7% zurückgegangen. Anfang des Jahres lag der Wert allerdings nur bei 74,2%.

3. Wohnflächen der Häuser steigen weiter

Die durchschnittliche Wohnfläche legt hingegen weiterhin zu. In der Juni-Studie war die mittlere Wohnfläche über alle Objektarten um 3% gestiegen, insbesondere weil mehr Häuser als Wohnungen nachgefragt wurden. Zwischen Mitte Juni 2020 und Ende August 2020 hat sich der Anstieg fortgesetzt. Europace erklärt das damit, dass Häuser weiter begehrter als Wohnungen sind und zudem das Wohnen in Umland und Land attraktiv bleibt. Bei Wohnungen gab es allerdings nach wie vor keine erkennbaren Veränderungen. Die zunehmende Bedeutung von Balkon, Terrasse oder auch Home Office spiegle sich bei Wohnungen nach wie vor nicht in einer höheren Flächennachfrage wider.

4. Umland statt Innenstadt

Die Nachfrage nach Wohnen im Umland und auf dem Land bleibt auf hohem Niveau. Mehrere Studien haben laut Europace nachgewiesen, dass die Nachfrage nach Wohnraum im stadtnahem Umland seit geraumer Zeit steigt. Kurzfristig hat Corona diesen Trend noch verstärkt, was vermutlich auf die weitreichenden Möglichkeiten des Home Office, die zunehmende Nachfrage nach einem eigenen Garten sowie die physische Abgrenzung zu den Nachbarn zurückzuführen sei. In der Hochphase des Lockdowns hat der Anteil der Objekte im metropolennahen Umland und auf dem Land gegenüber der Stadt um über 3% zugenommen. Dieser Trend hat weiterhin Bestand hat. Sowohl In den Kalenderwochen 12–22 und 23–34 lag der Wert bei jeweils knapp 74%.

5. Erholung bei Vermietungskäufen

Der Anteil der Objekte, die zur Vermietung gekauft werden, verzeichneten nach einem Rückgang während der Hochphase der Corona-Krise wieder eine Erholung. War der Anteil vermieteter Wohnungen 2019 von 18 auf 22% gestiegen, ging er nach Ausbruch der Corona-Krise auf 20,4% zurück. Seit Juni hat sich der Wert aber wieder auf 21% erholt. Europace sieht darin ein Indiz dafür, dass sich die Zurückhaltung beim Erwerb von Objekten, die für die Vermietung vorgesehene sind, langsam auflöst.

6. Keine strukturellen Einschränkungen bei Baukrediten

Strukturelle Einschränkungen bei der Kreditvergabe sind nicht zu erkennen. Allerdings sinkt die Risikobereitschaft einzelner Banken bei hohem Beleihungsauslauf. Letzterer ist zudem seit Mai kontinuierlich gestiegen. Eine fundamentale Verschlechterung der Kreditbedingungen lasse sich hieraus aber nicht bestätigen. Vielmehr würden die weiterhin steigenden Preise für Immobilien den Beleihungswert der Banken bestimmen. Zudem sei auch beim Eigenkapitalanteil der Verbraucher keine signifikante Änderung zu sehen. (mh)

Bild: © guy – stock.adobe.com