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1. April 2022
Immobilienblase: Wie hoch ist die Gefahr? Oder platzt sie schon?

Immobilienblase: Wie hoch ist die Gefahr? Oder platzt sie schon?

Die Preisdynamik bei Wohnimmobilien hat sich zuletzt deutlich beschleunigt, die Bauzinsen legen zu. Auch Warnungen vor einer Immobilienblase werden lauter. Manch einer meint, dass sie nun platzt. Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender des Baufinanzierungsvermittlers Dr. Klein, sieht das nicht so.

Wie das Statistische Bundesamt jüngst mitgeteilt hat, haben die Preise für Wohnimmobilien gegen Ende des Jahres 2021 in Rekordgeschwindigkeit zugelegt (AssCompact berichtete). Die Bundesbank spricht von einer deutlichen Überbewertung. Die steigenden Immobilienpreise versetzen auch die BaFin in Sorge. Neben der Anhebung des antizyklischen Kapitalpuffers hat die Finanzaufsicht nun einen sektoralen Systemrisikopuffer speziell für mit Wohnimmobilien besicherte Kredite eingeführt, damit die Banken in Krisenzeiten widerstandsfähig bleiben (AssCompact berichtete). Damit rückt auch die Frage einer möglichen Blasenbildung in den Fokus, für manch einen hat sie sich schon längst gebildet, manch anderer stellt sich schon die Frage, wann sie platzt.

Übertriebene Preise in Ballungsräumen

Zumindest in Ballungsgebieten sei ein sehr schneller und sehr deutlicher Anstieg der Immobilienpreise zu beobachten, zuletzt jährlich um zweistellige Prozentsätze, erklärt Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender der Dr. Klein Privatkunden AG. „In vielen großstädtischen Lagen und bei immer mehr Bauprojekten lässt sich von Übertreibungen – oder auch aufgeblähten Preisen – sprechen“, sagt Neumann. Hinzu komme, dass perspektivisch steigende Zinsen ebenfalls die Kosten erhöhen. Der Kauf einer eigenen Immobilie werde teurer, aber nicht in dem Maße, dass die Nachfrage flächendeckend einbrechen würde, so Neumann weiter.

Von drohenden Kreditausfällen geht Neumann nicht aus. „Denn dazu gehört, dass die Banken ihre Kredite leichtfertig vergeben. Und das sehen wir ganz und gar nicht. Banken vergeben keine Darlehen an Käufer mit geringer Bonität und wenig Eigenkapital, sondern sie prüfen äußerst konservativ“, erklärt Neumann. Außerdem würden Kreditinstitute auch darauf achten, dass Darlehen über die gesamte Laufzeit auch vollständig zurückgezahlt werden können.

Steigende Zinsen könnten für Entspannung sorgen

Immer höhere Finanzierungskosten könnten dazu führen, dass Immobilien bei renditeorientierten Kapitalanlegern an Beliebtheit einbüßen. „Bei signifikanten Zinsanstiegen werden sich einige Investoren, die vor allem die Rendite im Fokus haben, umorientieren“, meint Neumann. „Denn wenn es Anlagealternativen gibt, die eine bessere Rendite versprechen, nimmt die Attraktivität der Anlageklasse Immobilie ab.“ Dies hätte eine geringere Nachfrage zur Folge und könnte eine Entspannung der Marktlage herbeiführen. Zum anderen könnten vermehrt Immobilien aus den Anlagebeständen auf den Markt kommen, wenn sie nicht mehr renditeträchtig sind. Laut Neumann würde aus dies bedeuten, dass das Angebot wächst und der Druck auf Kaufpreise etwas sinkt.

Ist ein Preisrutsch zu befürchten?

„Eine abrupte Veränderung wird es nicht geben – weder auf der Zins- noch auf der Angebotsseite“, vermutet Neumann. Für die Umschichtung von Investitionen braucht es Zeit und eine Immobilie lässt sich nicht über Nacht verkaufen. Der Experte rechnet auch nicht mit abrupten Zinssprüngen. Er sehe keinen drohenden Knall und kein Platzen, sondern allenfalls Luft, die aus der dynamischen Preisentwicklung entweichen könnte. (tk)

Bild: © jfunk – stock.adobe.com