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27. Juni 2023
Studie: Babyboomer wollen früher in Rente gehen
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Studie: Babyboomer wollen früher in Rente gehen

Unter der Babyboomer-Generation herrscht eine „Kultur des Frühausstiegs“ – zwei Drittel von ihnen wollen spätestens mit 64 Jahren in Rente gehen. Nur unter bestimmten Bedingungen wären sie bereit, länger zu arbeiten. Das ergibt eine Langzeitstudie der Bergischen Universität Wuppertal.

Die Generation der Babyboomer bewegt sich stark aufs Rentenalter zu. In Zeiten von Fachkräftemangel und einem zunehmend unter Druck geratenden Rentensystem ist dies sowieso eine Herausforderung für Politik und Gesellschaft. Eine lang angelegte Studie der Bergischen Universität Wuppertal hat nun ergeben: Unter den Babyboomern herrscht eine regelrechte „Kultur des Frühausstiegs“ – nur 10% der Studienteilnehmer wollen bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter von 66 bzw. 67 Jahren arbeiten. Diese Zahl war auch weitgehend unabhängig von der Gesundheit und den Arbeitsbedingungen der Beschäftigten.

Mehrheit will zwischen 60 und 64 Jahren aus dem Berufsleben aussteigen

Für die vierte Erhebungswelle der „lidA – leben in der Arbeit“-Studie, an der 8.884 Bundesbürger und -bürgerinnen aus den Jahrgängen 1959, 1965 und erstmals auch 1971 teilgenommen haben, wurden den Teilnehmern über 300 Fragen in Bezug auf ihr Privatleben, ihre Arbeitssituation und -umfeld sowie zu ihrer Gesundheit und ihrem Wohlbefinden gestellt. 2.291 der Teilnehmer haben an allen vier Wellen der Studie teilgenommen.

Dabei stellt sich heraus: Je jünger die Teilnehmer, desto früher würden sie gerne aus dem Berufsleben aussteigen. Während sich von den 1959 Geborenen 42% vorstelle könnten, bis 65 Jahre oder länger zu arbeiten, möchten von den 1965 und 1971 Geborenen nur jeweils knapp ein Drittel im Berufsleben bleiben, bis sie 65 Jahre oder älter sind. Zwar wollen mehr von denselben Beschäftigten, die wiederholt im Rahmen der Studie befragt wurden, länger arbeiten, je älter sie werden, im Allgemeinen strebt die Mehrheit über alle Altersgruppen hinweg jedoch ein Ausstiegsalter zwischen 60 und 64 Jahren an.

Beschäftigte mit niedrigen Einkommen hätten dabei oft gern noch länger gearbeitet, trotz schlechter Bedingungen und schlechter Gesundheit – hier ist anzunehmen, dass dies mehr ein „Müssen“ als ein „Wollen“ aufgrund finanzieller Herausforderungen ist.

Mehr Freizeit als Hauptgrund für Wunsch nach Renteneintritt

Für 85% der Befragten, die bis maximal 64 Jahre arbeiten wollen, ist der Wunsch „mehr freie Zeit zu haben“ einer der Hauptgründe, weshalb sie aus dem Berufsleben ausscheiden wollen. 64% geben an, dass nach vielen erwerbstätigen Jahren „irgendwann Schluss sein“ müsse. Die Hälfte ist der Ansicht, dass sie bis zu diesem Alter eine ausreichende finanzielle Absicherung fürs Alter erreicht haben wird. Doch für viele wird auch die Arbeit zunehmend anstrengender (45%) oder gesundheitliche Probleme (41%) sind der Treiber für den Wunsch, aufzuhören.

Mehr Selbstbestimmung könnte zum Weitermachen motivieren

Die Studienautoren fragten auch, ob und unter welchen Umständen diejenigen, die bis maximal 64 Jahre arbeiten wollen, weiterarbeiten würden. 78% wären generell dazu bereit, wenn bestimmte Bedingungen gegeben wären. Für viele Babyboomer steht hier Selbstbestimmung im Vordergrund. Zwei Drittel würden weiterarbeiten, wenn sie frei bestimmen könnten, wie viel sie arbeiten, 56% wenn sie freie Wahl hätten, wann sie arbeiten. Eine gute Bezahlung wäre für knapp mehr als die Hälfte (52%) ein Grund, weiterzumachen.

Das Thema der letzten Arbeitsjahre werde von Betrieben sehr oft noch übersehen, sagt Prof. Hasselhorn, Leiter der Studie an der Bergischen Universität Wuppertal. Führungskräfte sollten deshalb schon früh mit älteren Beschäftigten über deren Vorstellungen von ihren letzten Arbeitsjahren sprechen. „Betriebe, die möchten, dass ihre Beschäftigten länger im Erwerbsleben bleiben, sollten überlegen, wo und wie deren Arbeitsbedingungen verbessert werden können. Insbesondere wird es darum gehen, ihren älteren Beschäftigten mehr Mitwirkung bei der Arbeitsgestaltung einzuräumen“, so Hasselhorn. (js)

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