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28. November 2023
Die globale Vernetzung von Versicherungsmaklern

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Die globale Vernetzung von Versicherungsmaklern

Als TRC begann, für kleinere und mittelgroße Versicherungsmakler ein internationales Maklernetzwerk aufzubauen, war dies auch eine Reaktion auf die großen Megabroker, die das Geschäft auf sich zogen. Seither hat sich im Hinblick auf internationale Netzwerke und Versicherungsprogramme viel getan.

Ein Artikel von Christoph Baltsch, Chairman und CEO von TRUST RISK CONTROL (TRC)

Es ist noch nicht so lange her, dass internationale Versicherungsprogramme in der Hand der Meganetzwerke von Großmaklern lagen. Diese konnten ihre Firmenkunden international begleiten, und so bestand die Gefahr, dass mittelständische Maklerunternehmen ihre Unternehmen, die ins Ausland expandierten, verloren. Daraus entstand die Idee, diese Maklerunternehmen international zu vernetzen und internationale Versicherungsprogramme zur Verfügung zu stellen. So wurde 1998 die TRUST RISK CONTROL International Insurance Development GmbH gegründet – die Basis für eine weltweite Maklerallianz.

Zum 25-jährigen Bestehen ist es Zeit für eine Bestandsaufnahme internationaler Netzwerke und deren Dienstleistungen für Versicherungsmakler. Im Laufe der Zeit sind viele Makler und Netzwerke aufgrund von Fusionen und Übernahmen verschwunden, haben den Namen geändert oder wurden von ausländischen Maklern übernommen. Andererseits sind auch neue Netzwerke entstanden.

Nach wie vor ist es für Firmen- und Industriekunden bzw. deren Makler recht schwer zu entscheiden, welches internationale Maklernetzwerk den Erfordernissen des eigenen Unternehmens am ehesten entspricht. Ist die Größe des Maklers bzw. des Netzwerkes entscheidend oder die Anzahl der Länder, in denen ein Makler präsent ist oder über Korrespondenzmakler verfügt? Bürgen finanzielle Verflechtungen zwischen den dem Netzwerk angehörenden Maklern für Qualität und Verlässlichkeit? Sollte es nicht mehrere Partner pro Land geben, um alternative Optionen bei einem möglichen Verkauf des lokalen Maklers vorzuhalten? Ist die Fähigkeit eines Maklers zur Beschaffung digitaler Daten über Risiken, Policen und Schäden im Ausland ein Auswahlkriterium?

Die globale Vernetzung von Versicherungsmaklern

Die Struktur und Arbeitsweise internationaler Maklernetzwerke ist von Unterschieden geprägt, weshalb zur besseren Verortung der einzelnen Marktteilnehmer zunächst die verschiedenen Kategorien tabellarisch dargestellt werden.

I. Multinationale Maklerfirmen

Die Top-drei-Makler

An der Reihenfolge der Top-drei-Makler weltweit hat sich nichts geändert. Immer noch führt Marsh die Rangliste an und der Versuch von AON und Willis Tower Watson (WTW), im Jahr 2021 durch einen Zusammenschluss den 1. Platz einzunehmen, ist schlussendlich an den Kartellbehörden in den USA gescheitert. Den Wettbewerbshütern war dann wohl der 30 Mrd. US-Dollar schwere Deal nicht ganz geheuer. AON musste daraufhin 1 Mrd. US-Dollar an WTW als Abfindung für die Rückabwicklung des untereinander schon beschlossenen Deals zahlen. Das Beispiel zeigt, dass Megabroker-Fusionen inzwischen an natürliche Grenzen gestoßen sind und in den kommenden Jahren eher nicht damit zu rechnen ist, dass derartige Versuche erneut die Medien beschäftigen werden.

Arthur J. Gallagher

Neu auf dem internationalen Parkett erschien vor rund 15 Jahren Arthur J. Gallagher (AJG), die viele Jahre in den USA als „biggest mom-and-pop broker“ bezeichnet wurden, aber zwischenzeitlich durch diverse Zukäufe in Asien und Europa zu einem echten Global Player avanciert sind. Auch in Deutschland hätte AJG beinahe durch Aufkauf bestimmter Bereiche, von denen sich WTW aus kartellrechtlichen Gründen bei einer Fusion mit AON hätte trennen müssen, Fuß gefasst. Nach der gescheiterten Mega-Fusion der Mitbewerber musste man bei AJG die entsprechenden Pläne für Deutschland – zumindest vorläufig – ad acta legen.

Lockton Global

Lockton Global ist mit seinen zahlreichen eigenen Niederlassungen ebenfalls auf allen fünf Kontinenten vertreten, aber bisher noch nicht direkt in Deutschland. Hier kooperiert man seit Jahrzehnten mit der Funk Gruppe, die zwar eine eigene Maklerallianz geschmiedet hat (siehe III.), aber zeitgleich mit einer Vielzahl von US-Brokern und anderen international aktiven Maklern gute Geschäfte macht. Wann eventuell Lockton den eigenen Markteintritt in Deutschland schafft, ist schwer einzuschätzen, aber die Wahrscheinlichkeit erhöht sich mit der zunehmen Zahl von Private-Equity-getriebenen Maklerzusammenschlüssen in Deutschland bzw. der vorhersehbaren Exit-Strategie der jeweiligen Investoren (z. B. Anacap, GE Capital) aus England und den USA.

 
Ein Artikel von
Christoph Baltsch