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BVI: Fonds sind „Motor der Altersvorsorge“

Die Fondswirtschaft ist der größte Verwalter von Altersvorsorgekapital in Deutschland. Das ergibt eine aktuelle Umfrage des Fondsverbands BVI. Bei über 40% des von der Branche insgesamt verwalteten Vermögens handelt es sich um Kapital für Altersvorsorgezwecke.

Zur Jahresmitte verwalteten die Mitglieder des deutschen Fondsverbands BVI 2,02 Bio. Euro für Altersvorsorgezwecke, wie eine Umfrage des Verbands zeigt. Das sind 44% des von der Branche insgesamt verwalteten Vermögens von fast 4,7 Bio. Euro. Somit ist die Fondswirtschaft der größte Verwalter von Altersvorsorgekapital in Deutschland.

Innerhalb der letzten drei Jahre ist das Vermögen für Altersvorsorgezwecke laut den BVI-Daten um knapp 300 Mrd. Euro gewachsen.

Vermögen aus Versicherungen etc. liegt zu großem Teil in Fonds

„Die Menschen sorgen für ihr Alter zwar oft über Versicherungen, Versorgungswerke oder eine Betriebsrente vor, aber verwaltet wird ein großer Teil dieses Kapitals in Fonds“, erläutert Hauptgeschäftsführer Thomas Richter die Ergebnisse.

BVI: Fonds sind „Motor der Altersvorsorge“

Aus der BVI-Umfrage geht hervor, dass hinter dem für die Altersvorsorge verwalteten Vermögen der Fondsgesellschaften insbesondere die betriebliche Altersvorsorge mit 590 Mrd. Euro, kapitalbildende Lebensversicherungen mit 530 Mrd. Euro sowie berufsständische Versorgungswerke von zum Beispiel Apothekern und Rechtsanwälten mit 520 Mrd. Euro stehen. Zur betrieblichen Altersvorsorge gehören vor allem Direktzusagen (280 Mrd. Euro) und Pensionskassen (180 Mrd. Euro). Auf die Zusatzversorgung der Beschäftigten bei Bund, Ländern und Gemeinden sowie den Kirchen entfallen 180 Mrd. Euro. Im Rahmen von konventionellen und staatlich geförderten Fondssparplänen (Riester- und VL-Fondssparpläne) verwalten die Fondsgesellschaften 190 Mrd. Euro. (mki)

 

Aktiv trifft passiv: Smarte Strategien für neue Investmentwelt

Vom Nischenprodukt zum Marktführer: ETFs haben die Investmentwelt grundlegend verändert. Während in den USA bereits aktive ETFs boomen, steht Europa am Beginn derselben Entwicklung. Thorsten Schrieber von DJE zeigt, wie sich der Fondsmarkt wandelt – und wo Chancen für Berater liegen.

Ein Artikel von Thorsten Schrieber, Mitglied des Vorstands bei der DJE Kapital AG

In der Regel entstehen viele Neuerungen in den USA etwa ein Jahrzehnt vor ihrer Verbreitung in Europa bzw. Deutschland. Das gilt auch für zahlreiche kapitalmarktrelevante Themen. So haben sich ETFs in den USA seit den 1990er-Jahren besonders dynamisch entwickelt. Das liegt nicht nur an der Erkenntnis, dass die meisten aktiven Manager ihre zugrunde liegenden Indizes nicht schlagen. Es liegt auch an der in den USA bestehenden Steuereffizienz, die für Anleger ein wesentlicher Faktor ist.

Die Glorreichen Sieben

Die jüngste Dynamik am ETF-Markt wurde vor allem durch die Dominanz der sogenannten „Magnificent Seven“ geprägt. Diese Unternehmen beeinflussen die Entwicklung der US-Aktienindizes maßgeblich, während US-Aktien insgesamt einen großen Einfluss auf den MSCI World ausüben. In den vergangenen zehn Jahren erzielten die „Magnificent Seven“ eine durchschnittliche jährliche Rendite von rund 25%. In den zugrunde liegenden Indizes erreichten sie teilweise Gewichtungen, die aktive Fondsmanager aus Gründen der Risikostreuung nicht in dieser Form nachvollziehen konnten. Dies führte zu einer anhaltenden, relativen Schwäche vieler aktiver Manager. In den USA gelang es in den vergangenen 15 Jahren laut einer SPIVA-Studie nur rund 12% der Large-Cap-Manager, den S&P 500 zu übertreffen.

Diese Entwicklung führte dazu, dass passive Publikumsfonds – also Indexfonds und ETFs – in den USA seit Ende 2023 beim verwalteten Vermögen die aktiven Fonds überholt haben. Seit 2015 verzeichnen aktive Fonds dort nahezu kontinuierlich Abflüsse.

In Europa setzte dieser Trend etwas später ein, doch inzwischen prägen auch hier passive Produkte zunehmend das Anlageverhalten. Laut SPIVA-Daten konnten über einen Fünfjahreszeitraum rund 90% der aktiven Fondsmanager den S&P Europe 350 nicht übertreffen.

Passiv schleicht sich an

 

Aktiv trifft passiv: Smarte Strategien für eine neue Investmentwelt

 

Das längere Festhalten an aktiven Fonds in Deutschland und anderen europäischen Ländern – besonders in Italien, Spanien und Frankreich – hängt vor allem mit den etablierten Vertriebsstrukturen zusammen. Zudem spielen im Vertrieb weiterhin entsprechende Anreizsysteme eine wichtige Rolle.

In den vergangenen Jahren haben sowohl die Kostendiskussion als auch der zunehmende Performancedruck die hiesigen Märkte spürbar beeinflusst. Laut aktuellen Zahlen des Branchenverbands BVI wurden seit dem zweiten Quartal 2023 rund 90% des Nettoabsatzes in Fonds über ETFs erzielt. Bereits etwa ein Viertel des Fondsvermögens von Privatkunden entfällt heute auf ETFs.

Auf diese Entwicklung reagieren größere Vertriebsorganisationen und Beraternetzwerke wie Netfonds, Fonds Finanz und andere mit vermögensverwaltenden Konzepten, die den Zugang zur ETF-Welt mit einem aktiven Overlay verbinden. Die zugrunde liegenden Zielfonds werden dabei kostengünstig ausgewählt, während auf Ebene der Vermögensverwaltung ein Dienstleistungsentgelt anfällt.

Viele dieser Angebote sind heute vollständig digitalisiert – sowohl im Onboarding-Prozess als auch im weiteren Kunden- und Vermittlungsprozess. Damit greifen die Anbieter einen zentralen Kritikpunkt gegenüber ETFs auf: Privatanleger sollten nicht allein aus Kostengründen und ohne ausreichendes Hintergrundwissen investieren.

Warum aktive ETFs?

Ein weiterer häufig genannter Kritikpunkt ist der sogenannte „Self-fulfilling prophecy“-Effekt: Durch die automatische Nachbildung von Indizes fließt immer mehr Kapital in die größten Indexwerte, was die Marktkonzentration weiter verstärken kann. An diesem Punkt setzen die in den vergangenen Jahren neu entstandenen aktiven ETFs an. Sie basieren in der Regel ebenfalls auf einem Index, wenn auch oft nur als Referenzgröße. Bei diesen aktiven ETFs fließen auf Grundlage des jeweiligen Investmentansatzes der Anbieter Elemente eines researchbasierten Allokationsprozesses in die Einzeltitelauswahl ein.

Der Nachteil liegt in den höheren Kosten. In der Regel bewegen sich die Gesamtkostenquoten zwischen 0,3 und 0,8%, während die Kosten bei rein passiven ETFs meist zwischen 0,1 und 0,4% liegen. Dieser moderate Kostennachteil reduziert allerdings das Risiko, überproportional stark in Index-Schwergewichte zu investieren.

Zugleich vereinen aktive ETFs die wesentlichen Vorteile passiver Produkte. Sie sind kosteneffizient, transparent und jederzeit handelbar. In den USA erfreuen sich aktive ETFs bereits großer Beliebtheit: Rund 30 bis 40% der ETF-Zuflüsse entfallen dort auf diese Kategorie, während der Anteil in Europa aktuell bei etwa 5 bis 10% liegt.

Und nun?

Was bedeutet das nun für die rund 1,3 Bio. Euro, die in Deutschland in aktiven Publikumsfonds verwaltet werden?

Zunächst die gute Nachricht: Auch im ersten Halbjahr 2025 gab es positive Mittelzuflüsse in Höhe von rund 16 Mrd. Euro in aktive Strategien, vor allem im Rentenbereich. Gleichwohl muss man der statistischen Realität ins Auge sehen: Laut Erhebungen gelingt es nur rund 10% der Fondsmanager in Deutschland, ihre jeweilige Benchmark nachhaltig zu übertreffen. Das entspricht schätzungsweise 10 bis 20 Fondsmanagern. Ein Beispiel für eine Ausnahme von dieser Regel findet sich im eigenen Haus: Dr. Jens Ehrhardt gilt als Grandseigneur des deutschen Asset-Managements. Er managt den FMM-Fonds seit fast vier Jahrzehnten und hat damit den MSCI World (in Euro) über lange Zeiträume hinweg übertroffen.

Auch einige Manager größerer und kleinerer bankenunabhängiger Boutiquen – etwa Flossbach von Storch, ACATIS, Eyb & Wallwitz und andere, die häufig im Verband unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland (VuV) organisiert sind – konnten in der Vergangenheit vergleichbare Ergebnisse erzielen.

Es geht weiter aufwärts

Dennoch müssen sich aktive Manager – ob groß oder klein – neu positionieren. Nicht nur große Häuser wie DWS mit ihrer Xtrackers-Plattform (seit 2007) oder Amundi durch die Übernahme von Lyxor im Jahr 2021 haben den Trend hin zu aktiven ETFs erkannt und den Schritt in den ETF-Bereich vollzogen. Auch spezialisierte Fondsboutiquen arbeiten daran, ihren aktiven Ansatz in ein ETF-Format zu übertragen. So brachte Shareholder Value Management bereits 2022 ein erstes Produkt dieser Art auf den Markt. Anfang 2025 folgte die DJE Kapital AG mit dem Xtrackers DJE US Equity Research UCITS ETF, der auf einem langjährig erprobten Investmentansatz basiert.

Beide Initiativen greifen die bekannten Vorteile von ETFs – Transparenz, Kostenbewusstsein und Effizienz – auf, ohne die eigenen, über Jahrzehnte entwickelten Investmentansätze aufzugeben. Darin liegt sowohl für Fondsanbieter als auch für den Vertrieb der Mehrwert, sich diesen neueren Produktformen offen zu nähern. Denn auch in Deutschland dürfte das Wachstum aktiver ETFs weiter anhalten.

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Grafik: © Clearstream (für ETFs), BVI (für sonstige offene Publikumsfonds)

 
Ein Artikel von
Thorsten Schrieber

EZB warnt vor „abrupter“ Korrektur an den Märkten

Die Europäische Zentralbank ist in ihrer aktuellen „Financial Stability Review“ nicht besonders gut auf die aktuellen Bedingungen am Kapitalmarkt zu sprechen. Die Risiken für „scharfe Preiskorrekturen“ seien hoch. Ein Grund dafür ist die potenzielle Überbewertung von KI-Investitionen.

Die Märkte entwickeln sich derzeit nicht schlecht – doch wie lange, ist die Frage. Fragt man die Europäische Zentralbank (EZB), so ist diese vorsichtig gestimmt. Denn sie sieht die finanzielle Stabilität im Euroraum nicht bis ins Letzte gesichert, wie aus dem „Financial Stability Review“ vom November 2025 hervorgeht.

Hochmut kommt vor dem Fall?

Die globalen Aktienmärkte erreichten seit April 2025 neue Allzeithochs und die Kreditspreads sind im historischen Vergleich derzeit gering, so die EZB. Doch der Schein könnte trügen, denn: Angesichts der anhaltend hohen Bewertungen und der zunehmenden Konzentration an den Aktienmärkten seien die Finanzmärkte und insbesondere die Aktienmärkte weiterhin anfällig für scharfe Korrekturen. Die Stimmung an den Märkten könnte „abrupt“ umschlagen, etwa aufgrund sich verschlechternder Wachstumsaussichten oder enttäuschender Meldungen über die Einführung von KI-Lösungen. Verstärkt werden könnte der Marktstress durch Liquiditätskongruenzen bei offenen Investmentfonds, einen hohen Verschuldungsgrad bei Hedgefonds und Intransparenz an den privaten Märkten.

Das Handelsblatt zitiert außerdem EZB-Vizepräsident Luis de Guindos, der in den vergangenen Wochen mehrfach darauf hingewiesen hatte, dass die Stimmung an den Märkten schnell kippen könnte, sollte künstliche Intelligenz nicht so einschlagen wie erwartet. Diverse KI-Unternehmen werden aktuell an der Börse sehr stark bewertet.

Ruhe vor dem Sturm im Euroraum?

Die Länder des Euroraums profitieren laut EZB derzeit von geringeren Risiken für das Wirtschaftswachstum und der Flucht in sichere Anlagen nach den zollbedingten Turbulenzen vom April. Auf mittlere Sicht könnten jedoch zwei Faktoren die Staatsbilanzen belasten und aufgrund eines höheren Emissionsbedarfs und höherer Finanzierungskosten Risiken bergen. Hierbei handelt es sich zum einen um die expansive Finanzpolitik, die zum Teil mit den notwendigen Verteidigungsausgaben zusammenhängt, und zum anderen um die anhaltenden strukturellen Herausforderungen, wozu die Digitalisierung, die niedrige Produktivität, die Bevölkerungsalterung und der Klimawandel zählen. Zugleich könnten schwache fiskalische Fundamentaldaten in einigen Ländern des Euroraums und von externen Haushaltsrisiken ausgehende Ansteckungseffekte das Anlegervertrauen auf die Probe stellen. (mki)

Lesetipp der Redaktion: Der „Anti-Trend USA“: Wie ernst zu nehmen ist er?
 

Publikumsfonds verzeichnen höchste Zuflüsse seit 2021

Die deutsche Fondsbranche konnte in den ersten drei Quartalen des Jahres ein Wachstum von 6% einfahren. Doch die eigentlich spannende Nachricht: Die beachtlichsten Zuflüsse verbuchten offene Publikumsfonds. Der Fondsverband BVI meldet hier den höchsten Absatz seit dem Rekordjahr 2021.

Bis Ende September 2025 flossen Fondsgesellschaften netto 91,5 Mrd. Euro neue Gelder zu. 68,5 Mrd. Euro davon entfallen auf offene Publikumsfonds. Das ist ihr höchster Absatz seit dem Rekordjahr 2021, als Publikumsfonds in den ersten neun Monaten 85,8 Mrd. Euro zugeflossen waren, meldet der Fondsverband BVI.

Aktienfonds verzeichneten bis Ende September 2025 netto 37,0 Mrd. Euro Zuflüsse, allein 33,5 Mrd. Euro in Aktien-ETFs. Rentenfonds erhielten seit Jahresbeginn 26,7 Mrd. Euro neue Gelder. Dabei dominieren Fonds, die überwiegend in Anleihen mit bis zu drei Jahren Restlaufzeit investieren (15,8 Mrd. Euro), und Fonds mit Schwerpunkt auf Unternehmensanleihen (9,8 Mrd. Euro). Geldmarktfonds erhielten 6,5 Mrd. Euro und Mischfonds 2,8 Mrd. Euro neue Gelder. Aus Immobilienfonds flossen netto 5,7 Mrd. Euro ab. Allein im dritten Quartal waren es 2,1 Mrd. Euro, nach 1,6 Mrd. Euro im zweiten Quartal und ebenfalls 2,1 Mrd. Euro im ersten Quartal. Anleger, die ihre Immobilienfonds nach dem 21.07.2013 gekauft haben, mussten vor der Rückgabe eine zwölfmonatige Kündigungsfrist einhalten. Das Neugeschäft offener Spezialfonds hat sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 13,3 auf 25,7 Mrd. Euro fast verdoppelt.

Höchstwert beim verwalteten Vermögen

Das von den Fondsgesellschaften verwaltete Vermögen für Anleger in Deutschland erreichte mit 4,756 Bio. Euro eine neue Höchstmarke, so der BVI. Im Vergleich zum Jahresbeginn (4,472 Bio. Euro) ist es um mehr als 6% gewachsen. Der größte Teil entfällt mit 2,253 Bio. Euro auf offene Spezialfonds für institutionelle Anleger. Hierzu gehören vor allem Altersvorsorgeeinrichtungen (801 Mrd. Euro) und Versicherer (534 Mrd. Euro). In offenen Publikumsfonds verwalten die Fondsgesellschaften 1,782 Bio. Euro, in Mandaten 657 Mrd. Euro und in geschlossenen Fonds 63 Mrd. Euro.

Beim verwalteten Vermögen der Publikumsfonds liegen Aktienfonds mit 887 Mrd. Euro deutlich vorn. In den letzten zehn Jahren (30.09.2025: 290 Mrd. Euro) ist ihr Volumen im Schnitt um knapp 12% p. a. gestiegen. Auf Aktien-ETFs entfallen inzwischen 378 Mrd. Euro. Das sind 19% mehr als zu Jahresbeginn (319 Mrd. Euro). Es folgen Mischfonds mit ebenfalls 378 Mrd. Euro. Rentenfonds verwalten 292 Mrd. Euro. Hier sind mit 96 Mrd. Euro Fonds, die in Anleihen mit einer Restlaufzeit von bis zu drei Jahren investieren, die größte Gruppe. Das Nettovermögen der Immobilienfonds beträgt 115 Mrd. Euro. Auf Geldmarktfonds entfallen 61 Mrd. Euro. (mki)

 

Wer sich beraten lässt, der sorgt auch für die Rente vor

Das Vertrauen in die gesetzliche Rente ist nur noch äußerst gering, wie der aktuelle Altersvorsorge-Report des Vermögensverwalters DWS und der Deutschen Bank zeigt. Fakt ist jedoch auch: Jeder Zweite spart laut dem Report kaum fürs Alter. Beratung schafft hier allerdings anscheinend Abhilfe.

Viel Hoffnung in die gesetzliche Rente haben die Deutschen nicht. Diese Erkenntnis ist vor allem in den letzten Jahren schon fast zu einem alten Hut geworden, wird aber vom aktuellen Altersvorsorge-Report der Deutschen Bank und der DWS erneut bestätigt.

83% der Deutschen halten demnach die gesetzliche Rente nicht mehr für zukunftssicher – ein sehr deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2019, als bei einer vergleichbaren Befragung nur jeder Zweite (54%) diese Sorge teilte. Die meisten gehen davon aus, dass die staatliche Rente künftig nur noch eine Grundsicherung bieten kann. Gleichzeitig zeigen sich die Bürger allerdings offen für Reformen und sind bereit, stärker privat vorzusorgen. Das heißt jedoch nicht, dass sie auch entsprechend handeln. Viele scheitern nämlich daran, ihre Vorsorgepläne in die Tat umzusetzen, so die Mitteilung der DWS und der Deutschen Bank zur Untersuchung.

Der Altersvorsorge-Report wurde im Auftrag der beiden Unternehmen im August und September 2025 vom Meinungsforschungsinstitut Civey durchgeführt. Er ist repräsentativ und umfasst Aussagen von insgesamt 3.200 Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren.

Große Zustimmung bei neuen Ideen aus der Politik

Viel halten die Befragten von konkreten politischen Initiativen. 60% der Befragten begrüßen die geplante Frühstart-Rente als neuen Baustein für die Altersvorsorge der jungen Generation. Eine große Mehrheit von 67% der Befragten gibt an, dass sie bei einer solchen Regelung die staatlichen Zuschüsse durch private Zahlungen aufstocken wollen. Noch offener dafür sind Haushalte mit Kindern: Bei Familien mit einem Kind wollen 84% der Befragten privat zuzahlen, bei zwei Kindern sind es sogar 89%.

Mehrheit für eine private Vorsorgepflicht

Nur knapp ein Drittel (32%) fühlt sich finanziell so gut abgesichert, dass sie den Lebensstandard im Alter halten können. Für 73% ist der Gedanke an die eigene finanzielle Situation im Alter eine Belastung. Mehr als jeder Zweite, nämlich 54%, gibt an, dass das Thema Altersvorsorge ihm Angst mache. Das Bewusstsein für Eigenverantwortung ist jedoch hoch: 58% der Befragten befürworten grundsätzlich eine verpflichtende private Altersvorsorge.

Wunsch und Wirklichkeit

Obwohl die Notwendigkeit erkannt wird, spart fast jeder Dritte (31%) gar nicht für den Ruhestand. Weitere 23% legen monatlich maximal 50 Euro zurück. Das bedeutet: Praktisch die Hälfte der Bürger sorgt kaum oder gar nicht privat vor. Gründe dafür sind nicht nur fehlende finanzielle Mittel, sondern auch ein Mangel an Informationen über geeignete Anlageformen und die eigene Vorsorgelücke. 54% haben keine klare Vorstellung von ihrer späteren Rente.

Viele wünschen Beratung, nutzen sie aber nicht

Obwohl sich 56% mehr Hilfe bei Finanzentscheidungen wünschen, haben 61% der Befragten noch nie eine persönliche Altersvorsorgeberatung in Anspruch genommen. Dabei zeigt dieser Schritt oft Wirkung: 59% derer, die sich beraten lassen, schließen danach auch ein Vorsorgeprodukt ab. Anlässe, sich mit dem Thema zu beschäftigen, sind vor allem der Berufseintritt (30%), die erste Renteninformation (17%) oder die Geburt eines Kindes (7%).

Widerspruch bei der Produktauswahl

Für die meisten Sparer (57%) ist Sicherheit das wichtigste Kriterium bei der Produktauswahl, während Rendite nur für 26% entscheidend ist. Entsprechend dominieren konservative Anlagen wie Lebensversicherungen (51%) und Riester-Verträge (34%). Obwohl 62% der Befragten bereit wären, für mehr Rendite auch mehr Risiko einzugehen, rangieren ETF-Sparpläne (27%) noch dahinter. Lediglich bei Jüngeren zeichnet sich ein Trend zu Aktien und Fonds ab.

Ruf nach mehr Generationengerechtigkeit

Eine große Mehrheit (74%) wünscht sich mehr Fairness zwischen den Generationen. Reformvorschläge wie das Einbeziehen von Selbstständigen und Beamten in die gesetzliche Rente (32%) oder eine Mindestrente (35%) finden Zuspruch, allerdings nur jeweils von einer Minderheit der Befragten. Ein höheres Renteneintrittsalter von 70 Jahren lehnen 78% klar ab.

Frauen im Nachteil

Weil Frauen öfter in Teilzeit arbeiten oder für die Familie beruflich pausieren, erhalten sie im Schnitt deutlich geringere Renten als Männer (1.394 Euro vs. 1.809 Euro, Quelle: DRV, Stand Ende 2023). Diese Lücke setzt sich bei der privaten Vorsorge fort: 23% der Frauen sorgen gar nicht privat vor (Männer: 19%). Zudem wählen Frauen eher konservative Anlageprodukte. Nur 19% der Frauen nutzen ETFs, während es bei den Männern 35% sind.

Lesen Sie auch: BVI startet Research-Serie zum deutschen ETF-Markt
 

BVI startet Research-Serie zum deutschen ETF-Markt

Der Fondsverband BVI hat eine neue Reihe von Research-Publikationen zum deutschen ETF-Markt eröffnet. Hintergrund ist die steigende Popularität der börsengehandelten Indexfonds. Der Verband will damit die Entwicklungen in diesem dynamischen Segment auf einer fundierten Datengrundlage darstellen.

Der deutsche ETF-Markt ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Das stellt auch der Fondsverband BVI fest. Konkret ist zwischen Juni 2023 und Juni 2025 das für deutsche Anleger verwaltete Vermögen von 309 auf 500 Mrd. Euro gewachsen, was einer Steigerung von 62% entspricht. Wichtig dabei: Daten des BVI zufolge setzte sich der Gesamtanstieg etwa zu gleichen Teilen aus dem Netto-Mittelzufluss (rund 110 Mrd. Euro) und der Wertentwicklung (rund 80 Mrd. Euro) zusammen. Rund ein Viertel des gesamten von deutschen Anlegern gehaltenen Publikumsfondsvermögens auf börsengehandelte Fonds.

Der BVI will darum die Entwicklungen im deutschen Markt der börsengehandelten Indexfonds fundierter und transparenter machen. Der Verband startet bei diesem Unterfangen mit einer ersten Research-Publikation, die einen Überblick über die Marktgröße, die jüngste Entwicklung und die Stellung Deutschlands im europäischen und globalen Kontext bieten soll.

Neue Research-Serie des BVI zu ETFs

Die Besonderheit der neuen Research-Reihe liege laut BVI in der Datenbasis. Seit 2025 erstellt der BVI zusammen mit Clearstream eine eigene ETF-Statistik, auf dessen Grundlage erstmals ein präziser und umfassender Blick in die Strukturen des deutschen ETF-Markts geworfen werden könne. Es stehe nun eine konsistente, auf die in Deutschland abgesetzten ETFs bezogene Datenquelle zur Verfügung. Dieses Material sei europaweit einzigartig und biete die Chance, zentrale Fragen zum Anlegerverhalten und zu Markttrends zu beantworten. Die Statistik werde außerdem dort, wo es sinnvoll und notwendig ist, durch weitere Quellen ergänzt, wie etwa durch Daten der Deutschen Bundesbank, der Europäischen Zentralbank oder privater Anbieter wie Morningstar.

In den kommenden Monaten werde der BVI weitere Papiere veröffentlichen, die zentrale Aspekte des ETF-Markts in Deutschland genauer beleuchten, bspw. das Investitionsverhalten nach Anlageklassen, Regionen und Branchen, die genutzten Indizes, die Kostenstrukturen sowie die Entwicklung aktiver ETFs.

Fast 90% des Neugeschäfts offener Publikumsfonds bei ETFs

Beim Netto-Mittelaufkommen hängen börsengehandelte Fonds klassische Publikumsfonds ab: Insgesamt flossen fast 90% der zwischen Juni 2023 und Juni 2025 neu in Publikumsfonds angelegten Gelder in ETFs. Auf Basis der Clearstream-Daten summierte sich ihr Neugeschäft unter dem Strich auf 113,8 Mrd. Euro. Mit einem Anteil von gut 70% waren Aktien-ETFs besonders gefragt, doch auch Renten- und Geldmarkt-ETFs verbuchten ein Netto-Mittelaufkommen in zweistelliger Milliardenhöhe. Im gleichen Zeitraum flossen anderen offenen Publikumsfonds laut BVI-Statistik lediglich 14,8 Mrd. Euro zu. Aus klassischen Aktienfonds, Mischfonds und Immobilienfonds zogen Anleger dagegen netto Gelder ab.

Deutschland ist der größte europäische ETF-Markt

BVI-Erkenntnissen zufolge ist Deutschland der wichtigste europäische Absatzmarkt für ETFs. Deutsche Anleger halten mindestens 500 Mrd. Euro der rund 2,2 Bio. Euro an ETFs, die zur Jahresmitte 2025 laut EZB in der Eurozone aufgelegt waren. Das entspricht einem Marktanteil von 23% Die tatsächliche Rolle Deutschlands als Absatzmarkt könnte sogar noch größer sein, da Clearstream zwar den überwiegenden Teil, aber nicht alle Bestände deutscher Investoren erfasst. Für andere europäische Märkte sind vergleichbare Marktzahlen nicht verfügbar, aus Basis von Schätzungen und Erhebungen zur Zahl der ETF-Anleger ist die Verbreitung in Deutschland aber weit überdurchschnittlich. Und auch beim kumulierten Neugeschäft aller in der Eurozone aufgelegten Produkte in den letzten beiden Jahren entfällt auf Deutschland ein Anteil von mindestens 23%. (mki)

 

ETF-Fondspolice: Das Beste aus beiden Welten?

Vor allem jüngere Anleger finden oft über ETFs zum Kapitalmarkt. Und die Versicherungsbranche muss sich überlegen, wie sie die Altersvorsorge im Versicherungsmantel weiterhin attraktiv gestaltet. Martin Bechtloff und Martin Stenger von Franklin Templeton sehen in Fondspolicen und ETFs eine gute Synergie.

Interview mit Martin Bechtloff, ETF Distribution, Germany and Austria, und Martin Stenger, Director Sales, Business Development Insurance – Germany, Austria & Switzerland bei Franklin Templeton
Herr Bechtloff, Herr Stenger, frei heraus: Warum sind ETFs im Versicherungsmantel eine gute Wahl für die Altersvorsorge?

Martin Stenger Besonders im aktuellen Marktumfeld stehen bei der Kombination aus ETFs und Versicherungsmantel Aspekte wie Risikotransparenz, Kostenkontrolle, Value for Money und die messbare Qualität der Zielerreichung klar im Fokus. Kunden profitieren von der Möglichkeit, ihre Altersvorsorge individuell zu gestalten – etwa durch temporäre Renten oder Entnahmepläne. Innerhalb von Policen mit ETF-Investments können Umschichtungen innerhalb des Vertrags steuerfrei erfolgen, was eine hohe Anpassungsfähigkeit bei gleichzeitig niedrigen Kosten ermöglicht. Auch Aspekte wie Erbschaftsteueroptimierung und die gezielte Planung der Entsparphase spielen eine zunehmend wichtige Rolle.

Martin Bechtloff ETFs stehen für Kosteneffizienz, Liquidität und breite Diversifikation. Im Versicherungsmantel entfalten sie ihr volles Potenzial, da sie langfristig ausgerichtet sind und gleichzeitig eine hohe Transparenz bieten. Die Kombination aus steuerlicher Optimierung und ETF-Vorteilen ist besonders attraktiv für Vorsorgeprodukte. Statt einer klassischen Leibrente steht heute viel stärker die flexible, begleitete Entnahme nach Bedarf im Vordergrund – bei gleichzeitigem Investiertbleiben und Nutzung der ETF-Vorteile.

Worin liegen die Unterschiede zur klassischen Fondspolice ohne ETFs?

MS Die Beratung und Struktur unterscheiden sich. Bei ETF-basierten Versicherungslösungen ist die Produktauswahl oft modularer und die „Personalisierung“ eines Depots ist noch granularer möglich. Kunden können tagtäglich die einzelnen Positionen im Depot einsehen und die Zusammensetzung und ihre Strategie gezielt anpassen. Die Möglichkeit, kosteneffiziente ETFs zu kombinieren und dabei flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren, ist ein wichtiger Unterschied gegenüber traditionellen Fondspolicen mit aktiv gemanagten Fonds.

... und worin zum klassischen Wertpapierdepot?

MS Der Versicherungsmantel bringt Struktur und Sicherheit. Kunden erhalten nicht nur steuerliche Vorteile, sondern auch Schutzmechanismen, die im Wertpapierdepot nicht gegeben sind. Zudem sind die Produkte oft auf die Entsparphase abgestimmt, was eine gezielte Planung ermöglicht. Während im Depot Kapitalerträge direkt versteuert werden, bietet der Mantel steuerliche Stundung und eine optimierte Besteuerung bei Auszahlung – ein entscheidender Vorteil für die Altersvorsorge.

MB ETFs im Depot sind flexibel, aber im Mantelprodukt werden sie in ein ganzheitliches Vorsorgekonzept eingebettet. Das erlaubt eine strategische Nutzung über die gesamte Laufzeit hinweg – mit klaren Auszahlungsmechanismen und automatischem Rebalancing. Zwar sind mit der Versicherungsstruktur und der Vermittlung gewisse Zusatzkosten verbunden, doch diese können durch die steuerlichen Vorteile und die strukturierte Entsparphase überkompensiert werden – vorausgesetzt, die Anlagestrategie wird diszipliniert und langfristig verfolgt.

Ein gerne genannter Vorteil von ETFs ist die Transparenz. Geht dieser Vorteil im Versicherungsmantel verloren?

MS Nein, der Transparenzvorteil bleibt grundsätzlich erhalten. Zwar wird die ETF-Auswahl im Versicherungsmantel oft durch den Anbieter vorstrukturiert, doch moderne Policen bieten eine klare Übersicht über die enthaltenen Fonds, deren Kosten und Performance. Wichtig ist, dass Anleger auf Tarife mit hoher Flexibilität und Transparenz achten – etwa mit kostenfreien Fondswechseln.

Welche ETFs werden bei Ihnen vornehmlich für Versicherungsprodukte nachgefragt?

MS Vornehmlich nachgefragt werden breit gestreute, kosteneffiziente ETFs, aber auch nachhaltigkeitsorientierte ETFs gewinnen an Bedeutung, da Versicherer zunehmend ESG-Kriterien in ihre Produktarchitektur integrieren. Dividendenstarke ETFs werden als stabilisierender Einkommensbaustein geschätzt und einzelne Schwellenländer wie China und Indien werden auch sehr gerne ausgewählt.

Wie handhaben Sie und die Versicherungsanbieter die Gewichtung verschiedener ETFs in den Produkten?

MS Die Gewichtung erfolgt meist über einen Core-Satellite-Ansatz, abgestimmt auf das Risikoprofil des Kunden. Einige Anbieter, mit denen wir zusammenarbeiten, ermöglichen eine breite Auswahl an ETFs über bis zu 20 Core- und zehn Satelliten-Asset-Klassen. Die Gewichtung wird dann oft auch dynamisch angepasst – etwa durch Rebalancing oder Modellportfolios.

ETFs setzen bekanntlich häufig auf breit gestreutes Wirtschaftswachstum. Wie sehen Sie das vor den aktuellen geopolitischen Bewegungen?

MB Die geopolitische Fragmentierung – etwa durch Handelskonflikte oder regionale Krisen – macht eine gezielte ETF-Auswahl wichtiger denn je. Welt-ETFs auf den FTSE All-World bleiben Basisbausteine, doch Ergänzungen durch regionale oder thematische ETFs (z. B. Asien ex-China, ex-Japan; künstliche Intelligenz) erhöhen die Resilienz. Diversifikation über verschiedene Währungsräume, Länder und Branchen ist essenziell. Übrigens sind geopolitische Risiken kein neues Phänomen – doch gerade in passiv gemanagten Portfolios spiegeln sich Veränderungen, etwa durch die Neugewichtung von Unternehmen, die von globalen Lieferkettenanpassungen profitieren, unmittelbar wider.

Flexibilität wird bei der Altersvorsorge immer wichtiger. Können ETFs in einer Versicherung hier aushelfen?

MS Absolut. ETFs bieten flexible Sparraten, die jederzeit angepasst oder pausiert werden können. In modernen Versicherungslösungen sind auch Zuzahlungen, Entnahmen und Fondswechsel möglich – oft steuerlich begünstigt. Die Kombination aus Liquidität, Kosteneffizienz und steuerlicher Optimierung macht ETFs besonders attraktiv für die Altersvorsorge.

Wie unterscheidet sich die Beratung bei ETF-Rentenversicherungen von der einer klassischen Fondspolice?

MS Die Beratung bei ETF-Rentenversicherungen ist datengetriebener und transparenter. Der Fokus liegt auf Kostenquoten (TER), Risikokennzahlen und Portfolioqualität. ETF-basierte Policen erfordern mitunter mehr Know-how in der Portfoliozusammenstellung, weil man mit ETFs sein Portfolio noch kleinteiliger strukturieren und auf einzelne Kundenwünsche eingehen kann.

Welche Trends sehen Sie in den kommenden Jahren für ETFs im Versicherungsmantel?

MB ETFs im Versicherungsmantel gewinnen weiter an Bedeutung – insbesondere durch flexible Allokationsmöglichkeiten. Wir sehen sieben zentrale Trends: den Aufstieg aktiver ETFs, ESG-Strategien mit geringem Tracking Error, die Rückkehr von Faktorstrategien, die wachsende Rolle digitaler Vertriebswege und Kommunikation, die Integration in fondsgebundene Versicherungen, eine Neustrukturierung der Fondsselektion sowie die strategische Entwicklung zwischen „Light Active ETFS“ und „Fully Active ETFs“. Jene Entwicklungen machen ETFs zu einem immer relevanteren Baustein in modernen Versicherungslösungen: Diese sind heute deutlich diversifizierter, und sowohl Berater als auch Investoren begegnen der zunehmenden Komplexität der ETF-Auswahl mit wachsendem Fachwissen. Zudem beobachten wir, dass die ETF-Kosten weiter sinken – ein klarer Vorteil auch für Versicherungskunden.

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Ein Interview mit
Martin Bechtloff
Martin Stenger

Europäische Anleger setzen stärker auf aktive Fonds

Laut einer aktuellen Untersuchung der Investmentgesellschaft Janus Henderson erleben aktiv verwaltete Fonds einen leichten Aufschwung unter europäischen Anlegern. Diese hätten demnach von passiven Strategien umgeschichtet und würden größere Flexibilität und Risikokontrolle bevorzugen.

Laut dem aktuellen Portfolio-Panorama-Bericht des Portfolio-Construction-and-Strategy(PCS)-Teams des Vermögensverwalters Janus Henderson investieren europäische Anleger verstärkt in aktiv verwaltete Fonds. Die Daten zeigen einen Anstieg des aktiven Exposures in den Portfolios um 7%. Fixed-Income-Strategien standen dabei an der Spitze, mit einem Anstieg der aktiv verwalteten Allokationen um 8% aufgrund anhaltender Zinsvolatilität.

Aktien ganz vorne

In den sechs Monaten bis August 2025 bevorzugten europäische Anleger weiterhin Aktien, wobei Aktienfonds 52,7% des durchschnittlichen Portfolios ausmachten. Innerhalb dieser Allokation dominierten Large-Cap-Aktien mit 72%, während Mid-Cap-Aktien 20% ausmachten. Dies unterstreicht die Präferenz für Größe, Liquidität und Stabilität bei unsicheren Marktbedingungen, erläutert Janus Henderson.

Innerhalb des Aktienanteils stieg das Exposure gegenüber US-Aktien um 5 Prozentpunkte auf 50% – Ausdruck einer Flucht in vermeintliche Stabilität inmitten globaler Volatilität. Europäische und britische Aktien machten unterdessen 35% der gesamten Aktienallokation aus. Im Vergleich dazu beträgt die Gewichtung im MSCI All Country World Index (ACWI) etwa 15% und unterstreicht damit eine ausgeprägte regionale Ausrichtung europäischer Anleger.

Industriewerte, die manchmal als Barometer für die Weltwirtschaft angesehen werden, gewannen bei den Anlegern an Bedeutung – ein deutliches Zeichen für eine Sektorrotation. Die Allokationen in diesem Sektor stiegen von 10% auf 15%, was laut den Experten von Janus Henderson auf eine optimistische Einschätzung des globalen Wachstums hindeute. Diese Verschiebung ging zulasten der Sektoren Technologie und Finanzen. Beide verzeichneten einen Rückgang um 2% und beliefen sich auf 24% bzw. 15% der Aktienallokationen.

Anstieg bei Fixed Income

Fixed-Income-Fonds spielten weiterhin eine zentrale Rolle beim Portfolioaufbau und machten im August 31,9% der Gesamtallokation aus. Der Anstieg der Allokation in aktiv verwaltete Fixed-Income-Strategien um 8% unterstreicht die Nachfrage der Anleger nach Flexibilität und Risikomanagement in einem sich wandelnden Zinsumfeld. Die außergewöhnliche Volatilität am Anleihemarkt hat europäische Anleger dazu veranlasst, sich auf Erträge, kürzere Laufzeiten und aktive Strategien zu konzentrieren.

Matthew Bullock, Head of Portfolio Construction and Strategy, EMEA & APAC bei Janus Henderson, kommentiert die Ergebnisse wie folgt: „Es gibt immer mehr Anzeichen dafür, dass Anleger eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber der aktuellen geopolitischen Unsicherheit gezeigt und stattdessen einen recht hohen Grad an Optimismus an den Tag gelegt haben. Allerdings ist die Zahl der Anleger, die zu aktiven Strategien zurückgekehrt sind, deutlich gestiegen. Wir glauben, dass jetzt eine Zeit anbricht, in der es mehr Gewinner und Verlierer geben wird, was diesen Trend noch verstärkt.“ (mki)

Über das Portfolio Panorama

Das Portfolio Panorama analysiert über 25.000 Modellportfolios für fast 6.500 Kunden weltweit unter Verwendung der Janus Henderson Edge™-Plattform. In dieser Ausgabe liegt der Schwerpunkt auf den aggregierten Daten von 205 europäischen Portfolios (ohne Großbritannien) über zwei unterschiedliche Sechsmonatszeiträume: September 2024 bis Februar 2025 und März 2025 bis August 2025.

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Private Equity in der Beratung: Blick über den Börsenrand lohnt

Private Equity rückt auch dank ELTIF 2.0 bei Privatanlegern in den Fokus. Doch wer seine Kunden gut beraten will, muss die Besonderheiten der Anlageklasse verstehen. Warum sich der Blick abseits der Börse lohnt und worauf es jetzt ankommt, erklärt Nico Auel, Vorstand von Munich Private Equity.

Private Equity ist schon lange kein Nischenthema mehr. Was früher fast ausschließlich institutionellen Anlegern vorbehalten war, rückt immer stärker für Privatanleger in den Fokus – nicht zuletzt durch neue regulatorische Möglichkeiten wie den ELTIF 2.0. Doch lohnt sich der Einstieg wirklich? Und wenn ja, worauf sollten Anleger und ihre Berater besonders achten?

Der Begriff „Private Equity“ bezeichnet nicht „ein“ Produkt, sondern eine ganze Anlageform: Es geht um unternehmerisches Kapital, das abseits der Börse in nicht börsennotierte Unternehmen investiert wird – von Frühphasenfinanzierungen (Venture Capital) über Wachstumsfinanzierungen bis hin zu großen Konzernen. Im Zentrum steht dabei stets das Ziel, die Unternehmen zu entwickeln, einen Mehrwert zu schaffen und sie nach einigen Jahren gewinnbringend zu verkaufen.

Gerade langfristig orientierte Anleger können von dieser Logik profitieren. Private Equity gilt als attraktive Ergänzung für das Portfolio, da es die Chance auf überdurchschnittliche Renditen bei vergleichsweise geringer Korrelation zu den öffentlichen Kapitalmärkten bietet. In Zeiten anhaltender Unsicherheiten, volatiler Börsen und weiterhin erhöhter Inflation wächst die Nachfrage nach substanzbasierten Anlageformen.

Private Märkte öffnen sich – Schritt für Schritt

Lange Zeit war der Zugang zu Private Equity nahezu ausschließlich institutionellen Anlegern vorbehalten. Für Privatanleger gab es vereinzelt spezialisierte Anbieter mit entsprechendem Zugang und der nötigen Expertise. Dazu gehört etwa Munich Private Equity, die seit 1999 privaten Investoren Investitionen in sicherheitsorientierte Private-Equity-Konzepte ermöglichen. In den vergangenen Jahren hat sich der Markt schrittweise weiter geöffnet. Mit der Reform des European Long-Term Investment Fund (ELTIF) durch die EU wurde ein weiterer Meilenstein erreicht: ELTIF 2.0 ermöglicht Privatanlegern die Beteiligung an langfristigen, alternativen Anlageformen wie Private Equity oder Infrastruktur.

Doch so attraktiv die Einstiegsmöglichkeiten sind – sie sollten nicht zu Schnellschüssen verleiten. Denn Private Equity ist nicht gleich Private Equity. Wer sinnvoll investieren will, muss verstehen, welche Unterschiede es gibt – und welche Strategie zu den eigenen Zielen passt.

Was Private-Equity-Produkte unterscheidet

Ein wichtiger Aspekt bei der Auswahl eines Private-Equity-Produkts ist das Segment. Investiert der Fonds in Start-ups oder in etablierte Mittelständler? In Europa oder weltweit? In einen einzelnen Zielfonds oder handelt es sich um ein sogenanntes Dachfondsmodell mit breiter Streuung?

Gerade für sicherheitsorientierte Anleger empfiehlt sich häufig ein Fokus auf den Lower Mid-Market – also den kaufmännisch etablierten Mittelstand. Hier finden sich profitable, wachstumsstarke Unternehmen mit solider Kapitalstruktur und realistischen Entwicklungsperspektiven. Fonds, die in diesem Segment aktiv sind, stellen nicht nur Kapital, sondern auch Know-how, begleiten die Unternehmen aktiv und setzen auf Wertsteigerung durch Entwicklung – nicht nur durch Finanzhebel.

Auch die Struktur des Produkts spielt eine zentrale Rolle. Grundsätzlich lassen sich drei Formen unterscheiden:

  • Direktinvestments, bei denen der Fonds gezielt in einzelne Unternehmen investiert, bieten hohe Transparenz und unternehmerischen Einfluss, sind aber meist konzentrierter aufgestellt.
  • Dachfondsmodelle investieren dagegen in eine Vielzahl von Zielfonds und sorgen so für eine breite Streuung über Regionen, Branchen, Strategien und Zeitpunkte – ein Vorteil insbesondere für Anleger, die gezielt diversifizieren möchten, um Risiken zu minimieren.
  • Co-Investments ermöglichen es Investoren, sich parallel zum Hauptfonds an einzelnen Unternehmen zu beteiligen – meist ohne zusätzliche Managementgebühren, dafür aber mit höherer Mindestbeteiligung und größerem Konzentrationsrisiko. Diese Struktur richtet sich in der Regel an erfahrene oder kapitalkräftige Anleger mit dem Wunsch nach gezielterem Engagement.
Illiquidität ist kein Mangel – sondern Konzept

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal betrifft die Liquiditätsstruktur. Während klassische Private-Equity-Fonds geschlossen sind – also mit fester Laufzeit, begrenzter Rückgabemöglichkeit und langfristigem Kapitalbindungscharakter –, gibt es zunehmend auch semi-liquide Produkte, die quartalsweise Rückgaben ermöglichen. Beide Modelle haben ihre Berechtigung – doch sie folgen unterschiedlichen Logiken.

Geschlossene Fonds entsprechen dem Wesen der Anlageklasse am konsequentesten: Beteiligungen werden langfristig entwickelt, unternehmerisch begleitet und zu einem geeigneten Zeitpunkt veräußert. Die feste Laufzeit schafft dabei nicht nur Stabilität in der Steuerung, sondern ist auch die Voraussetzung für den strategischen Umgang mit Kapital: Sie ermöglicht antizyklisches Investieren, eine gezielte Unternehmensentwicklung und Unabhängigkeit von kurzfristigen Marktbewegungen. Die Illiquidität ist dabei kein Mangel, sondern Teil des Konzepts – und ein wesentlicher Grund, warum Private Equity als Anlageklasse über lange Zeiträume hinweg so erfolgreich ist.

Semi-liquide Fonds wiederum bieten eine gewisse Flexibilität, etwa durch quartalsweise Rückgabemöglichkeiten. Für bestimmte Anlegergruppen – etwa mit regelmäßigem Liquiditätsbedarf – kann das eine interessante Option sein. Allerdings stellt sich gerade bei langfristigen Anlageformen wie Private Equity die Frage, wie sich Rückgaben auf die Stabilität und strategische Steuerung des Portfolios auswirken. Denn Liquidität erfordert entsprechende Reserven – was unter Umständen zulasten der Investitionsquote oder des Renditepotenzials gehen kann.

Letztlich hängt die passende Struktur stark vom Anlegerprofil ab. Wer langfristig denkt und bereit ist, Kapital für mehrere Jahre zu binden, kann mit geschlossenen Fonds am konsequentesten vom Charakter von Private Equity profitieren. Wer dagegen Flexibilität benötigt, findet in modernen Strukturvarianten neue Zugangswege – allerdings oft mit anderen Chancen-Risiko-Profilen.

ELTIF 2.0: Mehr Zugang, aber auch mehr Verantwortung

Mit dem ELTIF 2.0 wurde ein regulatorischer Rahmen geschaffen, der Private Equity für eine breitere Anlegergruppe zugänglich macht – europaweit und mit klaren Auflagen. Einige Produkte starten bereits ab 5.000 Euro und bieten strukturierte Beteiligungskonzepte, häufig mit breiter Diversifikation über Dachfonds oder in gemischten Modellen.

Die Folge: Der Markt wächst rasant. Zahlreiche neue ELTIFs kommen auf den Markt – mit unterschiedlichen Anlageschwerpunkten, Laufzeiten und Strukturen. Umso wichtiger ist es, die Angebote sorgfältig einzuordnen.

Private Equity ist kein Selbstläufer – sondern ein anspruchsvolles, aber lohnendes Segment für Anleger mit Weitblick. Wer es empfiehlt, sollte nicht nur Chancen und Risiken einordnen, sondern auch den Zugang sorgfältig prüfen. Je größer das Interesse, desto wichtiger wird die Auswahl – und damit die Rolle spezialisierter Anbieter und gut informierter Finanzberater.

Zum Stand
 

Nachhaltigkeit: So ernst meinen es die Fondsgesellschaften

Das IVFP hat die Nachhaltigkeitskompetenz von vier Investmentgesellschaften untersucht. Die Ergebnisse zeigen: Nachhaltigkeit ist kein Randthema mehr.

Nachhaltigkeit gerät aufgrund der aktuellen geopolitischen Geschehnisse gesellschaftlich etwas in den Hintergrund. Doch die Versicherungs- und Investmentbranche beschäftigt sich dennoch mit dem Thema. Das zeigt das neue Nachhaltigkeitskompetenzrating des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP). Ziel des Ratings ist, herauszufinden, wie ernst es Investmentgesellschaften mit ihren Bestrebungen in puncto Nachhaltigkeit wirklich meinen, jenseits grüner Imagebroschüren.

So wird die Nachhaltigkeitskompetenz bewertet

Insgesamt wurden die Unternehmen in den vier Bereichen Strategie, Prozesse, Produkt & Service sowie Kennzahlen untersucht. Mit einer Gewichtung von 40% liegt dabei ein klarer Fokus auf den strategischen Aspekten. Das Rating besitzt damit einen stark zukunftsgerichteten Charakter, so das IVFP. Denn es würden nicht vergangene Altlasten bewertet, sondern eine glaubhafte und ambitionierte Transformationsstrategie, die sich über einen längeren Zeitraum entfalten könne.

Die Bewertung erfolgte, wie bei allen IVFP-Kompetenzratings üblich, auf Basis einer interaktiven Analyse. Teilnehmer mussten ihre Anstrengungen im Bereich Nachhaltigkeit detailliert dokumentieren, die Ergebnisse wurden anschließend in einem Benchmark-Verfahren ausgewertet. Dieser Prozess garantiert laut dem Institut eine hohe Qualität im Teilnehmerfeld und erlaubt einen Blick hinter die Kulissen.

Das sind die Ergebnisse

Im Ergebnis hat das IVFP im Nachhaltigkeitskompetenzrating 2025 für Investmentgesellschaften vier Investmentgesellschaften untersucht: Ampega Investment, Carmignac, Franklin Templeton, M&G.

Diese Anbieter wurden für ihre ausgeprägte Nachhaltigkeitskompetenz mit der Note „Sehr gut“ ausgezeichnet. Eine „Exzellent“-Bewertung wurde – wie bereits beim Erstrating – auch in diesem Jahr nicht vergeben. Damit bestehe für alle Teilnehmer weiterhin Potenzial, ihre Nachhaltigkeitsstrategie in den kommenden Jahren noch stärker auszubauen.

Fazit

Das Nachhaltigkeitskompetenzrating für Investmentgesellschaften 2025 zeigt, so das IVFP, dass Nachhaltigkeit längst kein Randthema mehr ist, sondern ein zentrales Element der strategischen Ausrichtung führender Anbieter. Die ausgezeichneten Gesellschaften würden damit einen wichtigen Beitrag zur Transformation hin zu einer zukunftsfähigen Finanzwelt leisten. (mki)

Über das Rating

Das IVFP Kompetenzrating wird in enger Zusammenarbeit mit den Versicherern erstellt, die hierzu einen umfangreichen Fragenkatalog ausfüllen. Die Bearbeitung erfordert den Einsatz erheblicher interner Ressourcen, da detaillierte Informationen zu Prozessen, Strukturen und Strategien offengelegt werden müssen. Das Nachhaltigkeitskompetenzrating geht somit weit über eine reine Produktbewertung hinaus und bietet den Unternehmen wertvolle Erkenntnisse zur eigenen Optimierung sowie zur eigenen Positionsbestimmung.

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