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Mediolanum startet zwei Multi-Manager-Fonds

Der Fondsmanager Mediolanum hat zwei Multi-Manager-Fonds lanciert, die sich an Privatanleger richten und von unabhängigen Finanzberatern vertrieben werden. Bei den Fonds handelt es sich um globale Aktienfonds aus der Mediolanum Best-Brands-Palette.

Mediolanum International Funds, die europäische Asset-Management-Plattform der Mediolanum Banking Group, legt zwei neue Strategien in ihrer Best-Brands-Palette auf. Es handelt sich dabei um globale Aktienfonds, die aktiv nach dem Multi-Manager-Prinzip verwaltet werden.

Die beiden Fonds „Mediolanum Best Brands World Innovative Leaders Fund“ und „Mediolanum Best Brands Global Small Cap Equity Fund“ richten sich an Privatanleger und werden von unabhängigen Finanzberatern vertrieben, die von Berater-Pools unterstützt werden.

Investments in Innovation

Der „Mediolanum Best Brands World Innovative Leaders Fund“ ist ein globaler Aktienfonds, dessen Anlageuniversum sowohl Industrie- als auch Schwellenländer umfasst. Er ist zudem über alle Unternehmensbereiche und Sektoren hinweg diversifiziert. Im Mittelpunkt stehen Unternehmen, die in Innovationen investieren, um so ihren Wert, ihre Produktivität, und ihre Gewinnspannen zu erhöhen. Als Artikel-8-Fonds gemäß der EU-Offenlegungsverordnung investiert der Fonds außerdem ausschließlich in Firmen mit einem guten Bewusstsein für Nachhaltigkeit – Player, die ihre Ressourcennutzung optimieren, ihr Produktions- und Vertriebsmanagement effizienter gestalten und die Arbeitsbedingungen verbessern, so Mediolanum.

Die Verwaltung des Fonds übernimmt zunächst Lazard. Im Laufe der Zeit sollen weitere Vermögensverwalter dazukommen.

Neuer Small-Cap-Fonds

Der „Mediolanum Best Brands Global Small Cap Equity Fund“ ist ein globaler Aktienfonds, mit dem Investoren ihr Anlageuniversum um Nebenwerte erweitern und so das gesamte Spektrum der Investitionsmöglichkeiten innerhalb der globalen Industrieländer nutzen können. Der Fonds wird von Boutiquen verwaltet, die jeweils auf bestimmte Märkte spezialisiert sind. Dafür werden Manager in den USA, einem der aktivsten Märkte für Börsengänge, mit spezialisierten Managern aus dem Rest der entwickelten Welt kombiniert. So könne die Komplexität der einzelnen Marktsegmente bestmöglich abgedeckt werden. Die Manager identifizieren die besten Anlagechancen und investieren in Unternehmen, die langfristig einen überdurchschnittlichen Wert für die Anleger schaffen könnten. (mki)

 

ESMA-Leitlinien zu ESG: 674 Fonds wurden umbenannt

Europäische Fondsanbieter haben viele ihrer bislang nachhaltig gebrandeten Fonds umbenannt, um weiter Kapital in fossile Anlagen investieren zu können. Hintergrund sind neue Leitlinien der EU-Börsenaufsicht ESMA, die nachhaltige Fondsbezeichnungen transparenter machen sollen.

Am 21.05.2025 sind neue Leitlinien der European Securities and Markets Authority (ESMA) in Kraft getreten. Diese sollen die Bezeichnungen von Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen für Verbraucher transparenter machen. Konkret verpflichten sie Fonds mit Begriffen wie „nachhaltig“ oder „ESG“ im Namen, mindestens 80% des Kapitals entsprechend anzulegen und Investitionen in fossile Unternehmen auszuschließen.

Jetzt haben die Organisationen Finanzwende, urgewald und Facing Finance untersucht, wie betroffene Fonds seit dem 21.05.2025 angepasst wurden. Die Ergebnisse zeigen: Es gab zahlreiche Umbenennungen, während die Portfolios nicht angepasst wurden.

Viele Umbenennungen bei „ESG“-Fonds

Laut der Untersuchung wurden 674 Fonds umbenannt, der ursprüngliche Bezeichnungen strengere Klimaschutzvorgaben erfordert hätten. Statt ihre Portfolios anzupassen, strichen 391 Fonds diese Begriffe aus dem Namen, weitere 283 ersetzten sie durch weichere Formulierungen wie „screened“ oder „committed“, die regulatorisch nicht eindeutig erfasst sind. Das sind 17% der Fonds, die noch im vergangenen Jahr einen solchen Begriff trugen. Demgegenüber haben 86 Fonds seit Einführung der Leitlinien einen „Nachhaltigkeits“-, „Umwelt“- oder „Impact“-bezogenen Begriff zu ihrem Namen hinzugefügt.

Nach Angaben der Autoren investierten 427 der betroffenen Fonds zuletzt rund 13,7 Mrd. Euro in fossile Energien. Besonders häufig griff der US-Vermögensverwalter State Street zu Umbenennungen, gefolgt von UBS und Northern Trust. Auch deutsche Anbieter wie DWS, Allianz oder Union Investment passten zahlreiche Fondsnamen. Die Organisationen fordern nun eine Nachschärfung der EU-Regeln und eine stärkere Kontrolle durch Aufsichtsbehörden wie die BaFin. Diese müssten systematisch prüfen, ob die neu gewählten, schwächeren Begriffe wirklich „redlich, eindeutig und nicht irreführend“ sind, oder ob sie ganz unabhängig von den ESMA-Leitlinien gegen geltendes Recht verstoßen, weil sie Verbraucher in die Irre führen. (mki)

 

ETF-Anleger blicken wieder in Richtung USA

In den letzten Monaten waren USA-fokussierte ETFs für Anleger eher weniger attraktiv – doch das Blatt scheint sich zumindest ein wenig zu wenden, wie eine aktuelle Markteinschätzung von Fidelity International nahelegt. Europa bleibt aber weiterhin beliebt.

Es deutet sich eine Trendwende auf dem ETF-Markt an, findet Stefan Kuhn, Head of ETF & Index Distribution bei Fidelity International. Drei Monate in Folge hatten europäische Anleger ETFs auf die USA deutlich abverkauft – kein Wunder, denn die US-amerikanische Handelspolitik sorgt nach wie vor für Unruhen und Unsicherheit am Kapitalmarkt. Doch diese Entwicklung scheint vorerst gestoppt zu sein.

Im Mai waren die Zuflüsse laut Kuhns Kommentar zwar immer noch deutlich unter dem Zwölfmonatsschnitt, aber auf Dreimonatssicht erstmals wieder positiv. ETFs auf Europa verzeichneten außerdem weniger starke Zuwächse als zuletzt.

Wieder mehr Fokus auf USA

„Entspannende Signale im Handelsstreit zwischen China und den USA schlugen im Mai auf den ETF-Markt durch. Anleger wandten sich wieder mehr den USA zu“, so der Fidelity-Experte. Spiegelbildlich intensivierte sich der Zollstreit zwischen den USA und der EU wieder. „Es ist gut vorstellbar, dass sich die erneuten Zoll-Drohungen Trumps gegenüber der EU bereits auf die Nettomittelzuflüsse auf ETFs auf Europa auswirken.“ Zudem seien die Märkte in Europa im laufenden Jahr auch sehr gut gelaufen. „Anleger fragen sich, wie viel Luft nach oben europäische Aktien noch haben.“ Ob der ETF-Markt von makropolitischen Entwicklungen geprägt bleibe, sei eine Schlüsselfrage für die kommenden Monate.

ETF-Anleger blicken wieder in Richtung USA

Insgesamt wuchs der Markt für ETFs im Mai mit 25 Mrd. US-Dollar stärker als im Vormonat, erläutert Kuhn. Hierin spiegele sich vor allem das zurückkehrende Vertrauen der Anleger in den US-Markt wider.

Ebenfalls stark: Anleihe-ETFs

Auch Anleihe-ETFs konnten im Mai zulegen, und zwar sowohl Anleihe-ETFs auf Europa als auch auf die USA. Beide legten über ihrem Dreimonatsschnitt zu. Die Gründe für die Aufwärtsbewegung seien vielfältig: „Grundsätzlich sind die Märkte noch im Risk-off-Modus, was für Anleihen spricht. Die Flüsse gehen dabei weg von High Yield, sondern eher zur kurzlaufenden Anleihe als Cash-Ersatz.“ Darüber hinaus spiele die Leitzinspolitik der EZB eine Rolle. „Der Markt erwartet weiterhin mindestens zwei EZB-Zinssenkungen dieses Jahr. Grundsätzlich sind sinkende Zinsen positiv für Anleihen und damit auch für Anleihe-ETFs“, erläutert Kuhn. (Anm. d. Red.: Fidelity International hat den Kommentar nur wenige Tage vor der EZB-Sitzung am 07.06.2025 veröffentlicht. Eine der beiden angesprochenen Zinssenkungen ist somit bereits beschlossen.) (mki)

Lesen Sie auch: Das globale Aktienrätsel: Diversifikation sorgt für Stabilität
 

„Ein Kostendeckel wäre ein schwerwiegender Markteingriff“

2025 dürfte für die Investmentbranche eines der spannendsten sein: Die Handelszölle von US-Präsident Donald Trump verunsichern, schütteln gar die Märkte. Und in Deutschland steht eine neue Bundesregierung ins Haus. Der Hauptgeschäftsführer des BVI, Thomas Richter, wagt sich an eine Einschätzung.

Interview mit Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des Fondsverbands BVI
Herr Richter, es ist ein aufregendes Jahr für die Fondsbranche, nicht zuletzt durch die angespannte Weltlage und die neue Bundesregierung. Wie schätzen Sie die Aussichten für die Fondsbranche für den Rest des Jahres ein?

2025 wird ein schwieriges Jahr für die Fondsbranche. Die geopolitischen Spannungen haben zu erheblichen Marktverwerfungen geführt, und das Wirtschaftswachstum stagniert. Das drückt sowohl auf das Neugeschäft als auch auf das verwaltete Vermögen.

Im Koalitionsvertrag wurde die Frühstart-Rente angekündigt. Inwiefern ergeben sich hier auch Chancen für Berater?

Das ist alles noch sehr unbestimmt. Der Staat will wohl monatlich 10 Euro für Menschen vom 6. bis zum 18. Lebensjahr in ein individuelles, kapitalgedecktes und privatwirtschaftlich organisiertes Altersvorsorgedepot einzahlen. Welche Rolle Berater beim Vertrieb der Produkte spielen werden, ist wie vieles andere völlig offen. Es hängt zum Beispiel davon ab, welche Produkte zugelassen werden und wie stark der Beratungsbedarf der Eltern ist. Viel wichtiger für Fondsbranche und Vertrieb wird aber sein, wie die Jugendlichen das Depot nach ihrem 18. Geburtstag weiterführen werden. Denn die Frühstart-Rente mit den geringen monatlichen Beträgen ist noch keine substanzielle Altersvorsorge. Vielmehr soll sie für Kinder und Jugendliche ein Übungsfeld für die Kapitalanlage sein und der Finanzbildung dienen. Sie sollen erfahren, dass sich langfristiges Sparen zum Beispiel in Aktienfonds lohnt. Das soll sie motivieren, nach Auslaufen der staatlichen Zahlungen eigenes Geld für ihre Altersvorsorge zu investieren. Hier kann die Finanzberatung ansetzen.

Die neue Regierung plant tiefgreifende Veränderungen in der Riester-Förderung, beispielsweise soll der Garantiezwang entfallen. Ein Symptom des Trends hin zu mehr Flexibilität bei der Altersvorsorge?

Ja. Allerdings war die alte Regierung weiter gegangen. Sie hätte einen Paradigmenwechsel – einschließlich des Wegfalls des Zwangs zu Garantien und lebenslanger Verrentung – im Altersvorsorgedepot umgesetzt. Das wurde jedoch durch das Platzen der Koalition gestoppt. Immerhin will auch die neue Regierung private Altersvorsorge ohne Zwang zu Beitragsgarantien ermöglichen. Sie sollte Flexibilität aber auch in der Auszahlphase erlauben und neben der lebenslangen Verrentung weitere Optionen wie zum Beispiel Fondsauszahlpläne zulassen. Denn die Menschen haben im Ruhestand unterschiedliche Bedürfnisse. Wer eine Leibrente haben will, soll sie auch bekommen können. Wer jedoch Flexibilität, höhere Renditechancen und mehr Selbstbestimmung will, soll sich auch für alternative Modelle entscheiden dürfen. Das würde die Altersvorsorge für die Bürger attraktiv machen und somit zu einer größeren Verbreitung führen.

Könnten es Produkte ohne Garantie beim „gemeinen, auf Sicherheit schauenden Deutschen“ schwer haben?

Nicht nur die Deutschen suchen Sicherheit. Das ist völlig normal. Man muss nur den Unterschied zwischen echter Sicherheit und Scheinsicherheit sowie die Kosten dafür verstehen. Das Aufklären über die Vorteile des langfristigen Sparens ohne Garantien ist daher eine Chance für den Berater. Inzwischen beschäftigen sich immer mehr Menschen mit Kapitalanlagen. Zum Beispiel gibt es nach unserer Schätzung hierzulande 30 Millionen Fondssparverträge, und die Zahl nimmt stetig zu. Auch ohne Garantien geht das Verlustrisiko bei einer diversifizierten Aktienanlage auf lange Sicht gegen null. Und je länger die Anlagedauer, desto größer die Renditechancen.

Laut Koalitionsvertrag sollen bei der Riester-Reform auch Verwaltungs-, Produkt- und Abschlusskosten reduziert werden. Welche Auswirkungen sehen Sie hier?

Die Fondsbranche bietet eine breite Palette von Produkten mit unterschiedlichen Strategien und Kostenstrukturen für verschiedene Anlegerbedürfnisse an. Ein Kostendeckel wäre ein schwerwiegender Eingriff in den Markt und würde das Angebot für die Sparer einschränken. Für den Sparer sind die erwartete Rendite und die Qualität eines Produktes außerdem genauso wichtig wie die Gebühren.

Die Koalition will an der Wahlfreiheit zwischen Provisions- und Honorarberatung festhalten. Wie bewerten Sie diesen politischen Kurs?

Das ist gut. Vor allem für Klein­anleger hat die Provisionsberatung klare Vorteile: Wer viel anlegt, zahlt viel, und wer wenig anlegt, zahlt wenig. Zudem bleibt die Beratung kostenfrei, wenn der Sparer nichts kauft. Laut einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens Kantar können sich auch nur 16% der Deutschen vorstellen, für eine Beratung ein gesondertes Honorar zu bezahlen. Ein Provisionsverbot würde also zu einer Beratungslücke führen. Das zeigt auch der Blick nach England, wo es seit über zehn Jahren ein Provisionsverbot gibt. Eine Studie der englischen Finanzaufsicht FCA belegt, dass Sparer mit kleineren Anlagebeträgen faktisch von der Beratung ausgeschlossen sind.

ETFs erfreuen sich bei Verbrauchern großer Beliebtheit, auch wegen der im Vergleich zu aktiven Fonds günstigen Kosten. Wie positionieren sich hier aktive Asset-Manager und Berater?

Einige Berater haben ihre Geschäfts- und Gebührenmodelle angepasst und arbeiten zum Beispiel mit Service Fees oder Vermögensverwaltungslösungen, in die ETFs als Investmentbausteine integriert werden. Für Fondsanbieter ist der Eintritt in den ETF-Markt kaum noch möglich. Der Markt ist verteilt und wird von wenigen großen Anbietern dominiert, die sich einen intensiven Preiswettbewerb liefern. Um die notwendigen Skaleneffekte zu erzielen, sind sehr hohe ETF-Volumina notwendig. Einige aktive Asset-Manager bieten inzwischen aktive ETFs an und testen die Resonanz der Anleger.

Die Anforderungen an nachhaltige Geldanlagen steigen – gleichzeitig hat es die Nachhaltigkeit in der Gesellschaft schwerer. Wie könnte das Image von ESG in der Fondsbranche verbessert werden?

Fehlende Standards für nachhaltige Fonds sorgen bei Anlegern für Unsicherheit, und der hohe bürokratische Aufwand belastet die Branche massiv. Die EU hat dafür einige Projekte angestoßen: Mit der Omnibus-I-Initiative will sie Berichts- und Sorgfaltspflichten zur Nachhaltigkeit reduzieren und vereinfachen. Daneben diskutiert sie ein Produktklassifizierungssystem zur Nachhaltigkeit. Dies wäre ein wichtiger Schritt zu einfachen Produktkategorien und einheitlichen Mindeststandards und würde vor Grünfärberei schützen. Für mehr Klarheit bei Fondsnamen mit Nachhaltigkeitsbezug sorgen neue ESMA-Leitlinien. Dennoch bleiben Inkonsistenzen. Nötig wäre eine umfassende Reform mit kohärenten Regeln.

Sie haben eingangs auf die geopolitischen Spannungen hingewiesen. Deshalb abschließend die Frage: Was sollten Berater nervösen Kunden sagen?

Nicht die Nerven verlieren. Marktphasen mit starken Schwankungen gab es in der Vergangenheit immer wieder, zum Beispiel nach dem Platzen der Dotcom-Blase oder in der Corona-Krise. Anleger konnten jedoch selbst größere Kursverluste mit der Zeit wieder mehr als wett­machen. Auch wenn ich noch nie eine Phase so großer Unsicherheit erlebt habe: Der Dax war vor den Zollankündigungen der USA bei 22.390, im Mai hat er dann wieder Rekordwerte erreicht. Ich finde die Aktienmärkte erstaunlich robust.

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Ein Interview mit
Thomas Richter

Das globale Aktienrätsel: Diversifikation sorgt für Stabilität

In einer Welt, die wirtschaftlich und geopolitisch zunehmend aus den Fugen gerät, wird Diversifikation zum Schlüssel für Stabilität und Zukunftsfähigkeit. Investmenthäuser wie Carmignac setzen deshalb auf breite Streuung über Regionen, Branchen und Wertschöpfungsketten hinweg.

Ein Artikel von Kristofer Barrett, Head of Global Equities und Fondsmanager bei Carmignac

In den letzten Wochen hat sich die Welt vielleicht tiefgreifend verändert. Wir sind von dem Versprechen „Make America Great Again“ nach der Wahl von Donald Trump zu „Make the Rest of the World Great Again“ übergegangen, oder zumindest zu „Make every country or bloc stand up for itself“. Der abrupte Wechsel in der US-Außenpolitik gegenüber historischen Verbündeten hat eine fiskalische Kehrtwende in Europa hervorgerufen, der möglicherweise bald auch Asien folgen wird.

Angesichts der Unsicherheiten, die dieser Paradigmenwechsel mit sich bringt, und der möglichen Auswirkungen auf das globale Wachstum haben die Aktienmärkte in den letzten Monaten bemerkenswerte Schwankungen erlebt. Anleger versuchen herauszufinden, welche Unternehmen im neuen Umfeld von Trump 2.0 erfolgreich sein werden.

In diesem sich wandelnden Umfeld bleibt CarmignacInvestissement, unsere seit 35 Jahren bestehende globale Aktienstrategie, der Diversifizierung des Portfolios über Regionen, Sektoren und Wertschöpfungsketten verpflichtet. Die Strategie ist gut gerüstet, um neue Chancen zu ergreifen und aufkommende Herausforderungen zu meistern.

Optimierung durch Branchenvielfalt

Trotz der jüngsten Marktrückschläge dürfte das Thema künstliche Intelligenz (KI) eine der attraktivsten Investitionsmöglichkeiten des Jahrzehnts bleiben. Wir gehen davon aus, dass wir weiterhin in KI-Aktien über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg investieren werden. Dabei konzentrieren wir uns auf die solidesten Unternehmen und achten sehr genau auf die Bewertung.

Im Gesundheitssektor finden wir eine ganze Palette von Unternehmen mit heterogenen Profilen, die aber eines gemeinsam haben: ihre Fähigkeit, stabile Erträge zu erwirtschaften, die durch Innovation, eine alternde Bevölkerung und die zunehmende Verbreitung chronischer Krankheiten angetrieben werden.

Zudem bietet auch der Industriesektor Unternehmen mit hoher Marktpräsenz, die gut geeignet sind, die derzeit unsicheren wirtschaftlichen Aussichten zu meistern. Beispielsweise ist der Luft- und Raumfahrtsektor säkular vom Luftverkehrsaufkommen abhängig, das laut Carmignac-Daten kontinuierlich um das 1,5- bis 2-Fache des realen BIP wächst.

Investitionen in der gesamten Wertschöpfungskette

Die Diversifizierung innerhalb einer Wertschöpfungskette kann helfen, wichtige Nischenakteure zu identifizieren.

Das boomende Segment der Medikamente gegen Fettleibigkeit wird nach wie vor von wachstumsstarken Namen wie Eli Lilly und Novo Nordisk dominiert. Für ein defensiveres Engagement in diesem Trend konzentrieren wir uns auf zentrale Akteure innerhalb der Wertschöpfungskette wie McKesson und Cencora, die wichtigsten Arzneimittelvertreiber in den USA. Diese Unternehmen, die eher von den Medikamentenmengen als von den Preisen getrieben werden, sind so positioniert, dass sie von den steigenden Umsätzen mit großvolumigen Medikamenten zur Gewichtsreduktion erheblich profitieren können, ohne dem Preisdruck durch die Trump-Regierung ausgesetzt zu sein.

Während wir Automobilhersteller aufgrund der schwachen Fundamentaldaten und des strukturellen Gegenwinds im Allgemeinen meiden, stechen bestimmte Nischenunternehmen innerhalb der Wertschöpfungskette hervor. O’Reilly, ein US-Autoteilehändler, ist ein Beispiel für einen defensiven Akteur in diesem Segment. Das langfristige Wachstum des Unternehmens wird durch eine alternde Fahrzeugflotte und steigende Fahrzeugpreise unterstützt. In einem Umfeld, in dem die Zölle auf Kraftfahrzeuge wahrscheinlich die Preise für Neufahrzeuge erhöhen werden, ist O’Reilly in der Lage, ein Nettogewinner zu sein.

Im Technologiesektor ist es wichtig, unser Engagement über Branchenriesen wie Nvidia und die Hyperscaler hinaus zu diversifizieren. Carmignacs Ansatz besteht darin, sich auf die KI-Infrastruktur-Wertschöpfungskette zu konzentrieren, in der sich Taiwan zu einem wichtigen Knotenpunkt entwickelt hat und zahlreiche Schlüsselunternehmen beherbergt, die eine entscheidende Rolle spielen. Diese Unternehmen sind nicht nur entscheidend für den Sektor, sondern auch profitabel und bieten attraktive Bewertungen.

Geografisch übergreifendes Investieren

Im aktuellen Umfeld ist es sinnvoll, die Portfolios aufgrund der Entwicklungen in den USA zu diversifizieren und sich mehr auf Europa und die Schwellenländer (EM) zu konzentrieren. Es ist jedoch wichtig, die USA nicht völlig zu meiden, da sie zahlreiche wachstumsstarke und hochqualitative Unternehmen beherbergen, die gegenüber makroökonomischen Schwankungen relativ resistent sind.

In Europa ist Carmignac, abgesehen von einigen weltweit führenden Unternehmen, in Industrieunternehmen investiert. In den Schwellenländern meiden wir zwar die sehr volatilen chinesischen Märkte und konzentrieren uns auf Technologie­unternehmen in Asien, deren Bewertungen attraktiver sind als die ihrer US-Pendants, oder auf strukturell wachsende Unternehmen in Indien oder Lateinamerika.

Der Blick über den Tellerrand der Large Caps hinaus

Der flexible Charakter des Fonds „Carmignac Investissement“ ermöglicht eine Diversifizierung über die sehr großen Unternehmen hinaus, und investiert insbesondere in mittelgroße und kleine Unternehmen (SMCs), die mehrere bedeutende Vorteile bieten. Er ermöglicht es den Anlegern, von spezifischen lokalen Wachstumschancen zu profitieren, die oft übersehen werden, und gleichzeitig das Engagement in der Wertschöpfungskette zu maximieren, was einzigartige Wachstumschancen bietet. Unsere Anlagen in SMCs befinden sich hauptsächlich in Asien.

Diversifizierung mit Überzeugungen

Diversifikation darf nicht zu einer Verwässerung der Überzeugungen oder zu einer fehlenden Richtungsstrategie führen. Der Carmignac Investissement ist von starken Überzeugungen geprägt. Die zehn größten Positionen des Portfolios spiegeln Carmignacs stärkste Überzeugungen in den größten Unternehmen wider, wie TSMC zeigt, das 9% des Fonds ausmacht. Diese Konzentration sollte jedoch nicht über die Vielfalt der 58 anderen Positionen hinwegtäuschen, aus denen sich das Portfolio zusammensetzt und die oft abseits der üblichen Pfade liegen.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 05/2025 und in unserem ePaper.

 
Ein Artikel von
Kristofer Barrett

KI im Asset-Management: Was Berater wissen müssen

Künstliche Intelligenz ist längst im Asset-Management angekommen – und verändert, wie Portfolios gebaut, Risiken bewertet und Anlageentscheidungen getroffen werden. Wie KI im Investmentprozess eingesetzt wird, wo ihre Grenzen liegen und warum Beratung weiterhin wichtig bleibt, zeigt der folgende Beitrag.

Ein Artikel von Christian Sievers, Geschäftsführer der LAIC Vermögensverwaltung GmbH, KI-Tochter des Asset Managers LAIQON. Er verantwortet seit 2019 die Entwicklung und Anwendung KI-gestützter Strategien im Asset-Management sowie fünf mit KI gemanagte Fonds.

Die Diskussion um künstliche Intelligenz (KI) ist längst auch in der Finanz- und Versicherungsbranche angekommen. Viele Berater begegnen dem Thema mit großem Interesse – aber auch mit Skepsis. Zwischen medialem Hype und tatsächlicher Anwendung ist es nicht immer einfach, die Orientierung zu behalten. Fakt ist: KI ist kein Zukunftsthema mehr. Sie wird längst im Asset-Management eingesetzt – wenn auch in verschiedenen Ausprägungen und mit ganz unterschiedlichen Zielsetzungen. Auch Berater werden in den kommenden Jahren zunehmend mit KI-basierten Strategien in Berührung kommen – sei es in Gesprächen über innovative Fonds oder im Rahmen der Vermögensverwaltung für anspruchsvolle Kunden. Es lohnt sich also, das Thema differenziert zu betrachten.

Was ist KI – und was nicht?

Der Begriff „künstliche Intelligenz“ wird häufig unscharf verwendet. Nicht jede automatisierte Auswertung von Kursdaten ist bereits ein KI-System. Auch regelbasierte Ansätze wie die sogenannten Quant-Fonds oder modernere Robo-Advisor basieren meist nicht auf KI. Solche Konzepte folgen fest definierten Regeln: „Wenn A, dann B.“ Sie funktionieren in stabilen Marktphasen, stoßen aber schnell an ihre Grenzen, wenn sich wirtschaftliche Rahmenbedingungen verändern.

Die heutigen KI-Ansätze – insbesondere solche, die auf Deep Learning basieren – gehen deutlich darüber hinaus. Sie testen nicht nur Hypothesen oder führen vorher festgelegte Aktivitäten aus. Sie erkennen selbstständig Muster in großen Datenmengen und passen ihre Einschätzungen kontinuierlich an neue Informationen an. Das ist wichtig, weil Unternehmen, Märkte und die Weltwirtschaft keinen physikalischen Gesetzen folgen. Was Rendite bringt und wo Risiken lauern, verändert sich ständig.

KI und Wahrscheinlichkeiten

Ein besonders innovativer Ansatz ist die Kombination von KI und Wahrscheinlichkeiten. In einem solchen Modellansatz modellieren die dazu eingesetzten neuronalen Netze nicht nur, was passieren könnte, sondern auch, wie sicher diese Vorhersage ist. Eine einfache KI gibt dagegen nur ein Kauf- oder Verkaufssignal – aber keine Aussage, wie wahrscheinlich ein Kursanstieg oder -abfall ist. Gerade diese Fähigkeit zur Quantifizierung von Unsicherheit hat sich im Portfoliomanagement schon als sehr wertvoll erwiesen.

Wo kommt KI konkret zum Einsatz?

KI kann den Investmentprozess unterstützen oder sogar vollständig steuern. Je nach Tiefe der Integration lassen sich in der Praxis drei Anwendungsformen unterscheiden. Weiter verbreitet ist der Einsatz von KI als Analysewerkzeug. Hier unterstützt die Technologie den Menschen, indem sie relevante Informationen aus umfangreichen Datenströmen filtert, zum Beispiel aus makroökonomischen Kennzahlen, Unternehmens- oder Kursdaten. Eine tiefere Integration ist die Nutzung von KI als Assistenten für bestimmte Teilprozesse, zum Beispiel für die Einzeltitelbewertung, die Asset Allocation oder das Risikomanagement. In dieser Variante bereitet die KI einzelne Handlungsempfehlungen vor, das Fondsmanagement bleibt aber weiter verantwortlich für die Zusammenstellung des Fonds.

KI als Fondsmanager

Noch selten, aber der Weg in die Zukunft, ist der Einsatz von KI als eigenständiger Fondsmanager. In echten KI-Fonds oder Mandaten steuert die KI den gesamten Anlageprozess – von der Analyse über die Titelauswahl bis zur Umschichtung. Die Ergebnisse solcher reinen KI-Fonds können sich sehen lassen: In hochliquiden Märkten wie US-Large-Caps erzielen KI-Strategien bereits längerfristige Outperformance gegenüber ihrer Benchmark – etwa durch frühe Reaktionen auf Marktveränderungen oder durch das Aufspüren neuer Renditetreiber im Datenuniversum.

Was KI gut kann ...

KI spielt ihre Stärken besonders dort aus, wo strukturierte und qualitativ hochwertige Daten in großer Menge verfügbar sind. Das trifft vor allem auf effiziente Märkte zu wie Large Caps in Europa und den USA, auf große Aktienindizes oder ETFs. Hier kann die KI die Datenmengen schneller und umfassender auswerten als menschliche Analysten. Sie nutzt zudem ein deutlich größeres Datenuniversum für die Mustererkennung, also neben Unternehmens-, Branchen-, Trend- und Makrodaten auch unstrukturierte Informationen wie Analystenmeinungen, Telefonkonferenzen zu Quartalsberichten oder Social Media Sentiments.

... und wo die künstliche Intelligenz an Grenzen stößt

Doch es gibt auch Grenzen. In intransparenten oder illiquiden Märkten fehlt oft die Datenbasis, um verlässliche Prognosen zu ermöglichen – etwa bei Small Caps, in Schwellenländern oder bei Anleihen. Hier sind menschliche Fondsmanager weiter im Vorteil. Wichtig ist darüber hinaus die Datenqualität. Fehlerhafte oder verzerrte Daten können dazu führen, dass die KI falsche Muster erkennt. Dieses Risiko muss besonders im Training der Modelle sorgfältig gemanagt werden. Nur wenn die Daten vielfältig sind und viele verschiedene Marktphasen abdecken, kann die KI ihre Macht wirklich entfalten. Für die Praxis bedeutet das: KI ist kein Allheilmittel. Ihre Stärken entfaltet sie dort, wo Komplexität hoch, Datenqualität gut und Geschwindigkeit entscheidend ist.

Fazit: Chancen für Berater und Vermittler

Für Berater und Vermittler eröffnet das Thema KI neue Gesprächsanlässe und Beratungsansätze. Denn KI-getriebene Produkte werden sich zu einer festen Größe entwickeln – neben aktiv gemanagten Fonds und Indexfonds. Auch wünschen sich viele Kunden nachvollziehbare und zukunftsorientierte Lösungen. Hier können KI-basierte Strategien eine Lösung sein – wenn der Vermittler die Funktionsweise verständlich erklären kann. Und schließlich bietet eine KI-gesteuerte Vermögensverwaltung ein völlig neues Level an echten, intelligenten Individualisierungen im Portfolio. Denn die KI kann persönliche Präferenzen wie Nachhaltigkeit, Risikoneigung, Länder- und Sektorenallokation passgenau zusammenstellen und managen.

Die Entwicklungen im Blick behalten

Sicher ist: Künstliche Intelligenz wird das Asset-Management in den kommenden Jahren maßgeblich prägen. Für Vermittler lohnt es sich, die Grundprinzipien und Einsatzmöglichkeiten zu kennen, um Kunden souverän beraten und Innovationen einordnen zu können. So positionieren sie sich als moderne, technologieaffine Partner – ein wichtiger Wettbewerbsvorteil in einem sich wandelnden Markt.

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Ein Artikel von
Christian Sievers

Sachwert-Investitionen in die Energiewende-Infrastruktur

Um die Energiewende voranzutreiben, ist unter anderem eine leistungsfähigere Netzinfrastruktur notwendig. Wie sich mit strategischen Sachwert-Investitionen am Ausbau dieser Infrastruktur partizipieren lässt, erläutert Timo Werner, „klimaVest“-Fondsmanager bei Commerz Real Fund Management

Anfang April dieses Jahres zählte die Bundesnetzagentur etwas mehr als fünf Millionen Solaranlagen, die in Deutschland in Betrieb sind und damit bereits rund 15% des inländischen Strombedarfs decken. Fast parallel dazu hat die neue Bundesregierung ihren Willen und ihre Entschlossenheit bekräftigt, die Energiewende in Deutschland pragmatisch voranzutreiben, die Versorgungssicherheit noch stärker in den Fokus zu rücken und insgesamt „geeignete Maßnahmen“ zu ergreifen, um „die Resilienz heimischer Produktion zu stärken.“

Allerdings wird dies ohne den weiteren und vor allem schnelleren Ausbau des Netzes als wirklichen Investitionstreiber der Energiewende nicht gelingen. Denn Energiebedarf und -verbrauch wachsen weiter. Dadurch nimmt die Notwendigkeit eines größeren und stabileren Netzes und entsprechender Investitionen zu.

Leistungsfähigere Netzinfrastruktur und hohe Investitionen nötig

Für das Jahr 2030 prognostiziert die EU-Kommission einen Anstieg des europaweiten Stromverbrauchs um rund 60%. Da ein größerer Teil der europäischen Verteilungsnetze älter als 40 Jahre ist, müssten fasst 584 Mrd. Euro investiert werden, um sowohl diese kritische Infrastruktur zu erneuern wie auch die Übertragungskapazität zu verdoppeln.

Andere Analysen zeichnen ein noch akuteres Bild: Gemäß Berechnungen des Fortschrittsmonitors von EY Deutschland und dem Bundesverband der Energie und Wasserwirtschaft müssten bis zum Jahr 2030 insgesamt 721 Mrd. Euro allein in die deutsche Energiewirtschaft investiert werden. Davon entfallen rund 280 Mrd. Euro auf Transport- und Verteilernetze Strom und Gas. Auch diese Summen unterstreichen, dass für den zukunftssicheren Infrastrukturausbau für die Erzeugung, den Transport sowie für die Lagerung „grünen“ Stroms privates Kapital wichtiger denn je ist.

Das gilt für Investitionen in den Ausbau von Hochspannungsleitungen zur Stromverteilung innerhalb Deutschlands ebenso wie für den Ausbau lokaler Netze für die zuverlässige Versorgung neuer Verbraucher wie Wärmepumpen und E-Ladestationen. Hinzu kommt, dass moderne Netze noch flexibler und leistungsfähiger werden müssen, weil sie nicht nur mehr als Verteiler dienen, sondern zunehmend auch den von Haushalten und Unternehmen eingespeisten Strom aufnehmen müssen (siehe „Prosumer“, also Menschen wie auch Unternehmen, die ihren eigenen Strombedarf teilweise abdecken und damit sowohl Produzenten – Producer – als auch Konsumenten – Consumer – sind).

Diversifizierung der Asset-Klasse „Energieinfrastruktur“

Dem „Renewable Energy Country Attractiveness Index (RECAI)“ des Beratungsunternehmens Ernst & Young zufolge belegt Deutschland hinter den USA und China weltweit den 3. Platz als eines der attraktivsten Regionen für Investitionen in erneuerbare Energien. Das spiegelt das Aufholpotenzial des inländischen Markts wider und zeigt zudem, dass die Chancen auf weiteres Wachstum dabei ebenso vielfältig wie komplex sind.

Neben der Solarenergie bergen nämlich auch Offshore-Windparks erhebliches Potenzial für weiteren Ausbau. So liegt das Ausbauziel Deutschlands bis zum Jahr 2030 bei mindestens 40 Gigawatt (GW). Um dieses Ziel zu erreichen, müssten bis 2027 jährlich viermal so viele Windräder ans Netz gehen. Aktuell sind gerade einmal rund 1.600 Offshore-Windenergieanlagen mit einer Kapazität knapp 9 GW in Betrieb. Neben den wenigen wirklich geeigneten Standorten, langwierigen Genehmigungsprozessen und einer komplexen Netzanbindung hemmt auch eine bisher fehlende umfangreiche Infrastruktur in Küstenregionen für Bau und Wartung der Anlagen den weiteren Ausbau der Offshore-Windenergie.

Hybridisierung, Repowering und Speichertechnologien relevanter

Um die schwankende Erzeugungs- als auch Einspeisekapazität von Wind- und Sonnenkraft zu stabilisieren und auch, um bereits vorhandene Anschlüsse noch effizienter zu nutzen, bietet sich die Hybridisierung an. Sie kombiniert verschiedene erneuerbare Energiequellen oder auch Speicherkapazitäten an einem Standort bzw. an einem Netzanschluss und nutzt damit die oftmals bestehende Komplementarität von Wind- und Sonnenenergie aus.

Ebenso gewinnt das Repowering, bei dem bestehende ältere Windanlagen durch neuere, leistungsstärkere ersetzt werden, an Bedeutung für die Energiewende. Analysen zufolge ist rund die Hälfte der in Deutschland aufgestellten Windenergieanlagen älter als 15 Jahre und damit nah am Ende ihres Lebenszyklus von etwa 20 Jahren.

Ihr „Repowering“ steht damit unmittelbar bevor, was wiederum viele Vorteile bietet. So ermöglichen neue Technologien eine effizientere, leisere und höhere Stromproduktion. Ein größerer Rotordurchmesser und leistungsfähigere Generatoren erhöhen die Kapazität und höhere Rotorblattspitzen verringern die Gefahr, dass Vögel damit kollidieren.

Schließlich können auch Speichertechnologien einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten und gleichzeitig Investitionschancen in die Energieinfrastruktur diversifizieren. Denn dank immer rasanterer Fortschritte in der Entwicklung von Batteriespeichern werden diese immer wirtschaftlicher und leistungsfähiger und etablieren sich damit noch weiter als ein wichtiger Baustein für ein stabiles Netz, vor allem in Kombination mit Hybridanlagen.

Investitionspotenziale entlang der Wertschöpfungskette

Die Nachfrage nach Energie aus erneuerbaren Quellen wird weiter zunehmen. Diese steigende Nachfrage trifft auf hohen Investitionsbedarf beim Netzausbau, bei der Stromerzeugung und dem Aufbau einer flächendeckenden Speicherinfrastruktur. Sachwert-Investments der Kategorie „Erneuerbare-Energien-Infrastruktur“ werden damit zunehmend vielfältiger und bieten Investoren die Möglichkeit, an mehreren langfristigen Trends zu partizipieren.

Weitere Investment-Themen finden Sie in unserer Rubrik „Investment“.

 

Regensburger über neues Pangaea Life Investmentprodukt

Der Investmentmanager Pangaea Life hat sein erstes Produkt außerhalb des Versicherungsmantels gelauncht: ein Angebot für Anleger, die mehr Flexibilität und kürzere Laufzeiten wollen. Im AssCompact Interview spricht Daniel Regensburger über die Details des neuen Publikumsfonds.

Interview mit Daniel Regensburger, Co-CEO Pangaea Life Capital Partners AG
Herr Regensburger, das neues Produkt Co-Invest US Residential ist das erste der Pangaea Life außerhalb des Versicherungsmantels. Warum hat man sich für diesen Weg entschieden?

Als Investmentmanager sehen wir unsere Mission darin, Menschen Zugang zu attraktiven nachhaltigen Anlagemöglichkeiten in Sachwerten zu eröffnen – und das entlang der individuellen Kundenpräferenzen Sicherheit, Flexibilität, Rendite und Nachhaltigkeit. Für viele Anleger sind unsere Erfolgsfonds „Blue Energy“ und „Blue Living“ im Versicherungsmantel der Bayerischen der perfekte Match. Es gibt aber auch Kunden, deren Präferenzen zum Beispiel nicht zur langfristigen Ausrichtung eines Versicherungsmantels passen und denen das Thema lebenslange Rente weniger wichtig ist. Entsprechend bietet unser neuer Fonds „Co-Invest US Residential“ eine spannende Ergänzung des Portfolios für Privatkunden. Denn hierbei handelt es sich um einen geschlossenen AIF mit einer geplanten Laufzeit von nur fünf Jahren, der in ausgewählte und institutionell geprüfte ESG-Wohnimmobilienentwicklungen im US-Sunbelt investiert.

Warum haben Sie sich für dieses Produkt für Immobilieninvestments entschieden? Der Immobilienmarkt macht gerade eine schwierige Zeit durch. Was macht das Investment in diese Branche trotzdem attraktiv?

Man sollte hier differenzieren: Wir investieren in Wohn- und nicht in Gewerbe- oder Büroobjekte. Gerade in Großstädten mit dynamischem Wachstum haben wir massiven Wohnraummangel und steigende Mieten. Deshalb sind und bleiben Neubauobjekte, die zusätzlich eine hohe Energieeffizienz und eine ideale Anbindung an die öffentliche und soziale Infrastruktur bieten, auf dem Markt sehr gefragt. Studien weisen hier in Krisenzeiten besondere Werthaltigkeit nach. Bei unseren Neubauobjekten des Fonds „Blue Living“ erreichen wir in der aktuellen Marktphase binnen kürzester Zeit eine Vollvermietung. Zusätzlich hellt sich die makroökonomische Lage für den Sektor gerade auf. All dies spricht für eine langfristig attraktive Investmentperspektive.

Was macht die US-Sunbelt-Region attraktiv für Immobilieninvestments? Ist dies nicht auch eine Region, in der Extremwetter eine Rolle spielt? Und welche Rolle spielt hier eigentlich auch politisches Extremwetter wie Donald Trump?

Ohne Zweifel sorgt US-Präsident Donald Trump mit seiner erratischen Handelspolitik aktuell für viel Unsicherheit an den Weltmärkten – auch wenn die Zeichen gerade auf Entspannung stehen. Weitreichende Zölle gelten als Inflationstreiber. In solch einem Umfeld schlagen sich Immobilieninvestments, insbesondere im Bereich Wohnen, besonders gut als Inflationsschutz. Generell sollte man die langfristigen Makroentwicklungen höher gewichten, als kurzfristige Stimmungen. Und hier sehen wir die Perspektive an unseren Investitionsstandorten im US-Süden sehr positiv.

Denn im US-Sunbelt beobachten wir seit einiger Zeit eine beeindruckende wirtschaftliche Dynamik: Städte wie Dallas in Texas oder Miami in Florida ziehen wie Magneten Unternehmen und Fachkräfte aus dem ganzen Land und der Welt an. Ideale Rahmenbedingungen wie niedrige Steuern, eine wirtschaftsfreundliche Regulatorik, eine hervorragende Infrastruktur, eine hohe Lebensqualität und eine enorme Dichte an Weltunternehmen und Innovationsführern machen Texas und Florida zu Wachstums-Champions.

Was Extremwetter betrifft: Bei den Projekten des Fonds handelt es um Immobilien mit aktuellem und modernem Baustandard. Diese mehrgeschossigen Gebäude sind massiv gebaut und können klimatischen Extremereignissen viel besser trotzen als ein in den USA typisches Einfamilienhaus in einfacher Holzbauweise. Zusätzlich sind die Objekte auch gegen Elementarrisiken versichert.

Welche Zielgruppe wollen Sie vorrangig mit dem Produkt ansprechen?

Unser Co-Invest spricht vor allem Privatanleger an, die Chancen von Real Assets in einer der aktuell spannendsten Wohnimmobilien-Märkte der Welt für sich nutzen möchten. Das Produkt eignet sich ideal zur Diversifikation über eine im Marktvergleich sehr kurze Laufzeit von ca. fünf Jahren. Der Gesamtmittelrückfluss beträgt im Basis-Szenario 144%.

Wie divers ist das Produkt aufgestellt, um Risiken zu minimieren und Rendite zu maximieren?

Das Besondere an dem Fonds ist, dass es sich um ein Co-Investment handelt. Das bedeutet, dass Privatanleger gemeinsam mit institutionellen Investoren in die Entwicklung von Wohnraum investieren können. Die Wohnimmobilienentwicklungen des Fonds sind Teil des etablierten und erfolgreichen Fonds „Blue Living“, der einen ausgezeichneten Track Record hat. Auch innerhalb des Fonds haben wir mindestens drei unterschiedliche Immobilienentwicklungen hinsichtlich einer ausbalancierten Risikostreuung optimiert, was sich auch in der Standortwahl an zwei sehr dynamischen aber dennoch unterschiedlichen Hotsports der USA widerspiegelt. Zudem handelt es sich um Mietwohnungen – somit ist der Fonds über eine Vielzahl von Mietern verteilt.

 

Grüne Sachwerte bietet Geldanlage in Windkraft-Repowering an

Grüne Sachwerte, Anlageberater spezialisiert auf nachhaltige Geldanlagen, bietet ab sofort eine unternehmerische Beteiligung im Bereich Windkraft-Repowering an. Sie ist auf 40 Plätze begrenzt. Die geplante Laufzeit liegt bei 4,5 Jahren.

Die Grüne Sachwerte GmbH bietet erstmals mit der Vermögensanlage „EXPEC Wind Repower 1“ eine unternehmerische Beteiligung im Bereich Windkraft-Repowering an, wie aus einer Mitteilung des Unternehmens hervorgeht. Das Angebot richtet sich an Anleger, die sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich investieren möchten.

Mehr Energie durch Repowering

Im Rahmen des Projekts sollen 16 ältere Windkraftanlagen an neun Standorten in mehreren deutschen Bundesländern durch moderne, leistungsfähigere Turbinen ersetzt werden. Dieses sogenannte Repowering steigert Grüne Sachwerte zufolge die Energieausbeute deutlich – ohne neue Flächen zu beanspruchen – und trägt damit zur erfolgreichen Umsetzung der Energiewende bei.

Vorteile für Umwelt und Anleger

Das Projekt trägt zum Ausbau erneuerbarer Energien bei. Da ausschließlich bestehende Standorte modernisiert werden, ist keine zusätzliche Flächenversiegelung erforderlich und die Effizienz wird deutlich erhöht. Durch den Einsatz moderner Technik lässt sich die Stromproduktion mit weniger Anlagen deutlich steigern und der CO2-Ausstoß sinkt.

Durch den Verzicht auf neue Standorte biete die neue Anlagemöglichkeit eine höhere Akzeptanz in der Bevölkerung. Gleichzeitig würden die Standortgemeinden durch zusätzliche Steuereinnahmen und Beteiligungsmöglichkeiten profitieren.

Grüne Sachwerte bietet Geldanlage in Windkraft-Repowering an
Struktur des Angebots

Bei der Beteiligung handelt es sich um eine unternehmerische Kommanditbeteiligung mit einem Gesamtvolumen von rund 3 Mio. Euro. Sie ist auf 40 Plätze begrenzt für je 20 Beteiligungen ab 50.000 Euro und 20 Beteiligungen ab 100.000 Euro.

Die geplante Laufzeit liegt bei 4,5 Jahren. Anlegerinnen und Anleger sollen am wirtschaftlichen Ergebnis des Projekts beteiligt werden. Eine Vorabausschüttung ist für das Laufzeitende vorgesehen. Das Angebot richtet sich damit an einen kleinen Kreis von Anlegern, die frühzeitig an einem Repowering-Projekt mit starker Umweltwirkung und wirtschaftlicher Substanz teilhaben wollen.

Die operative Umsetzung erfolgt in Kooperation mit der EXPEC Green Energy GmbH aus Regensburg. Das Unternehmen ist auf die Modernisierung bestehender Windkraftstandorte in Deutschland spezialisiert und bringt umfassende Erfahrung in der Projektentwicklung ein. (mki)

Lesen Sie auch: Das Potenzial von Investitionen in erneuerbare Energien

 

Lohnen sich Investments nach einer Börsenkrise?

Die Börse wackelt derzeit gehörig, hauptsächlich aus politischen Gründen. Doch sind derartige Volatilitäten, wenn auch für manche beunruhigend, für die Anleger eine Chance? Ein Analyst hat die Kurshistorie auf Krisen und Korrekturen und die darauffolgenden Renditen untersucht.

Die erratische Zollpolitik der US-Regierung sorgte jüngst für starke Kursverluste und hohe Volatilität an den Finanzmärkten – was Thomas Romig, Chief Investment Officer beim Asset-Manager Assenagon dazu veranlasst hat, einen Blick auf die Börsenhistorie zu werfen, um die Dynamiken am Markt besser einordnen zu können. Seine Untersuchungen haben ergeben, dass Börsenkrisen nicht nur eine Bedrohung für Vermögen darstellten, sondern besonnenen Anlegern auch Chancen eröffnen könnten.

Der Blick in die Geschichte zeigt: Seit 1945 gab es in den USA zwölf Bärenmärkte, in denen der S&P 500 jeweils einen Kursrückgang von mehr als 20% verzeichnete. Die Ursachen waren vielfältig: 1973/74 herrschte die Ölkrise, 2000 platzte die Dotcom-Blase, 2007 führte die US-Immobilienkrise in einem globalen Finanzcrash und 2020 hatte die Corona-Pandemie schwere Folgen in zahlreichen Ländern.

Stets Erholung nach Krisen

Doch es gibt Romig zufolge ein wiederkehrendes Muster: Nach jeder tiefgreifenden Korrektur erholten sich die Aktienmärkte bislang vollständig und markierten im Anschluss neue Höchststände. Was erklärt diese bemerkenswerte Resilienz?

Ein zentraler Treiber liege in den wirtschaftlichen Fundamentaldaten. Rezessionen und Krisen setzen regelmäßig Anpassungsprozesse in Gang, die über die Zeit stabilisierend wirken. Staatliche Konjunkturmaßnahmen und expansive Geldpolitik spielen dabei eine zentrale Rolle, so Romig. Regierungen reagieren mit Investitionsprogrammen und fiskalischen Impulsen, während Notenbanken durch Zinssenkungen und Liquiditätsspritzen die Wirtschaft stützen. Beispielsweise legten die massiven Interventionen der Zentralbanken und Regierungen nach der globalen Finanzkrise den Grundstein für eine langjährige wirtschaftliche Erholung. Und auch in der Corona-Pandemie wurden in kürzester Zeit geld- und fiskalpolitische Maßnahmen historischen Ausmaßes umgesetzt, erläutert Romig – mit dem Ergebnis, dass die globale Konjunktur (und später bekanntlich die Inflation) bereits im Folgejahr wieder deutlich anzog.

Auch werden bei Marktkorrekturen Unternehmen häufig „neu bewertet“. Übertreibungen würden abgebaut und fundamentale Risiken wieder korrekt gepreist, während ineffiziente Geschäftsmodelle wieder vom Markt verschwinden würden. Und auch die Marktpsychologie spiele eine Rolle, denn nach Phasen extremer Unsicherheit folge oft eine schnelle Stimmungswende. Sobald die Angst weicht und erste Kursanstiege sichtbar werden, würden viele Investoren wieder zugreifen.

 

Lohnen sich Investments nach einer Börsenkrise?

 

Ein Blick auf die Statistik

Betrachtet man die historische Entwicklungen von Bärenmärkten, sieht man, dass die Dauer der Erholung nach markanten Kurseinbrüchen zwar sehr unterschiedlich ausfällt. Beim Corona-Crash 2020 wurde das Indexniveau bereits nach sieben Monaten wieder erreicht, bei der Ölpreiskrise 1973/74 vergingen rund 7,5 Jahre bis zur vollständigen Rückkehr auf das Vorkrisenniveau. Im Median waren starke Rückgänge deutlich schneller aufgeholt. Nach zwei bis drei Jahren lagen die Kurse in der Regel wieder auf Vorkrisenniveau.

Bemerkenswert ist laut Romig die Performance nach dem Erreichen signifikanter Kursrückgänge. Anleger, die in Phasen starker Marktverwerfungen in den S&P 500 investierten – konkret in einem Bärenmarkt nach einem Rückgang von mehr als 20% – konnten in der Vergangenheit überdurchschnittliche Renditen erzielen. Historisch betrachtet lag die durchschnittliche Rendite ein Jahr nach der Krise bei rund 14%, fünf Jahre nach einem solchen Einstiegszeitpunkt bei +53%, nach zehn Jahren sogar bei +133% – jeweils ohne Berücksichtigung von Dividenden. Zum Vergleich: das durchschnittliche jährliche Wachstum des S&P 500 seit 1945 liegt bei 8%.

Die Lehre für Anleger

Externe Schocks wie die US-amerikanische Zollpolitik könnten die Aktienmärkte nicht langfristig aus dem Tritt bringen, resümiert Romig. Die globalen Machtverhältnisse und Handelsketten würden sich künftig zwar verschieben, die Unternehmen könnten sich aber darauf einstellen. Und auch könne sich die US-amerikanische Politik einer Disziplinierung durch die Finanzmärkte nicht entziehen und dürfte ihre Wirtschaftspolitik entsprechend anpassen. Das Aussetzen vieler Zölle im Zuge stark gestiegener Zinsen auf US-amerikanische Staatsanleihen sei ein erster Indikator dafür.

Weiterhin gehören Krisen zur Natur der Aktienmärkte und würden zu einer Bereinigung der Investitionslandschaft führen sowie die Innovationskraft der Unternehmen stärken. Stressphasen könnten außerdem günstige Einstiegschancen bieten, um überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. Dennoch sei es wichtig, zu betonen, dass die zwischenzeitlichen Verluste sehr umfangreich ausfallen und Krisen sich über viele Jahre strecken können. Umso wichtiger ist es nun, so Romig, dass sich Anleger gemäß ihrem persönlichen Rendite-Risiko-Profil für ein Investment entscheiden. Langfristig orientierte Anleger mit höherer Risikotoleranz könnten Phasen hoher Volatilität gezielt nutzen, während konservative Investoren eher von einer breit diversifizierten Asset-Allokation profitieren. Aktive Diversifikation über mehrere Asset-Klassen hinweg könnten Kursverluste und Volatilität am effektivsten im Rahmen halten, erläutert Romig. (mki)