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7. Oktober 2025
Private Altersvorsorge: Was die Politik leisten muss

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Private Altersvorsorge: Was die Politik leisten muss

Private Altersvorsorge: Was die Politik leisten muss

Mit der privaten Altersvorsorge geht es in Deutschland schleppend voran. Gerade im internationalen Vergleich stellt man fest, dass noch viel Luft nach oben ist, auch und vor allem in Verbindung mit Anlagen am Kapitalmarkt. Für den Vermögensverwalter ODDO BHF AM hat die Politik hier noch einiges aufzuholen.

Ein Artikel von Steffen Orlowski, Head IFA/Insurance bei ODDO BHF AM

Ältere Jahrgänge werden sich vielleicht erinnern: Mit dem Spruch „Die Rente ist sicher“ warb der damalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm in den 1980er-Jahren um Vertrauen in das Rentensystem. Heute scheint jedoch nur sicher zu sein, dass die auf dem Umlageverfahren basierende gesetzliche Rente angesichts steigender Zahlen von Rentenbeziehern und sinkender Geburtenraten zunehmend unter Druck gerät. Laut aktuellen Prognosen der Deutschen Rentenversicherung wird das Rentenniveau ohne zusätzliche Reformen bis 2040 deutlich sinken, während der Beitragssatz auf über 22% steigen könnte.

Reformbedarf wird seit mehreren Legislaturperioden erkannt, entscheidende strukturelle Maßnahmen zur Einnahmenstärkung oder zur Flexibilisierung der Leistungssysteme sind jedoch ausgeblieben. Stattdessen wurden zuletzt die Leistungen erweitert – etwa durch die Grundrente –, was die Finanzierung zusätzlich belastet.

Ein wichtiger Baustein für eine tragfähige Altersvorsorge in Deutschland wäre die längst überfällige Modernisierung der privaten Vorsorge. In vielen europäischen Ländern – beispielsweise in den Niederlanden, Schweden oder Frankreich – spielt die staatlich geförderte kapitalgedeckte Altersvorsorge eine deutlich größere Rolle. Leider wurde das von der Ampel-Koalition geplante „Altersvorsorgedepot“ vorerst auf unbestimmte Zeit verschoben. Dieses Modell hätte die Möglichkeit geboten, eine renditestarke und flexible Ergänzung zur gesetzlichen Rente und zur für viele Beschäftigte nicht zugänglichen betrieblichen Altersversorgung zu schaffen.

Trostpflaster Frühstart-Rente

Als kleinen Schritt in diese Richtung hat die Bundesregierung die sogenannte „Frühstart-Rente“ angekündigt. Geplant ist, jedem Kind vom 6. bis zum 18. Lebensjahr monatlich 10 Euro auf ein kapitalgedecktes Altersvorsorgekonto einzuzahlen. Die Auszahlung erfolgt erst mit Erreichen der Regelaltersgrenze. Das Startdatum ist Anfang 2026 vorgesehen, jedoch sind viele Details – etwa Anlageoptionen, Kostenstruktur und steuerliche Behandlung – noch offen (Stand: September 2025).

Positiv ist, dass auf starre Garantievorgaben und eine Pflichtverrentung verzichtet werden könnte. Das würde höhere Renditechancen ermöglichen und könnte als Blaupause für eine moderne private Altersvorsorge dienen. Sinnvoll wäre zudem, die Konten ab dem 18. Lebensjahr als staatlich geförderte Vorsorgekonten weiterzuführen und für freiwillige Einzahlungen von Eltern, Großeltern oder den Versicherten selbst zu öffnen.

Private Altersvorsorge: Was die Politik leisten muss

Die mit der Reform betraute Fokusgruppe Altersvorsorge hat in ihrem Abschlussbericht bereits empfohlen, auf eine 100%-Beitragsgarantie in der Einzahlphase und auf eine verpflichtende Verrentung in der Auszahlphase zu verzichten. Grund: Langfristige Aktienfondsanlagen haben historisch betrachtet eine höhere Rendite erwirtschaftet als streng garantierte Produkte. Selbst Produkte mit Garantien – wie fondsgebundene Lebensversicherungen – könnten von einem höheren Kapitalmarktanteil profitieren.

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Ein Artikel von
Steffen Orlowski