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Rekordstimmung am DAX: Kommt der Hochmut vor dem Fall?

Der Deutsche Aktienindex hat am vergangenen Montag einen Rekord aufgestellt – zum wiederholten Male. Die Euphorie an der Börse hält trotz mäßiger Konjunkturerwartungen an. Doch ist die Zukunft wirklich so rosig? Und woher kommt dieser Optimismus am Markt?

Dass die Wirtschaft weiter und weiter wächst, ist eine gerne getroffene Annahme. Und das Gefühl könnte man tatsächlich bekommen, wenn man die Entwicklung des Deutschen Aktienindex (DAX) in den letzten Monaten betrachtet. Am 28.07.2023 stellte er mit 16.490 Punkten einen neuen Rekord auf – eigentlich ein guter Zeitpunkt zum Durchschnaufen, oder? Zumal der Rekord davor auch nur gut sechs Wochen vorher aufgestellt wurde, nämlich am 16.06. mit 16.427 Punkten, und „normalerweise“ Rekorde etwas länger halten. Aber „normalerweise“ gilt an der Börse wohl aktuell nicht.

Denn direkt zum Monatsende, am vergangenen Montag, 31.07.2023, überwand der DAX gleich die nächste Hürde: 16.527 Punkte. Geschlossen hatte er an diesem Tag übrigens mit stolzen 16.446 Punkten. Aber manchmal kommt der Hochmut eben vor dem Fall, denn der gerne als magische Hürde herangezogene Wert von 16.000 ist am Donnerstag deutlich unterboten worden – Tiefststand am Donnerstag: 15.807 Punkte. Traditionell ist der Sommer nämlich keine so rosige Zeit für den DAX. Aber auch wenn es irgendwo doch nur Kaffeesatzleserei ist, bleibt doch immer die spannende Frage: Wie geht’s weiter? Und vor allem: Warum so viel Optimismus an der Börse, wenn in der Wirtschaft derzeit eher Pessimismus vorherrscht?

Das Sommerloch an der Börse

Bei der Betrachtung der Geschichte des DAX fällt auf, dass gerade August und September zu den schwächsten Monaten zählen. Lediglich 2013 wurde im 21. Jahrhundert in diesen beiden Monaten ein neuer, nachhaltiger Höchststand aufgestellt, nämlich im September 2013. Das letzte Rekordhoch im August liegt noch deutlich länger zurück, nämlich 1997 – abgesehen von den Rekorden in den ersten eineinhalb Jahren nach Etablierung des DAX, wo er nahezu monatlich einen neuen Höchststand erreicht hat.

Dann ist der Fall des DAX unter die 16.000 ja irgendwo passend – und das, wo der August nur wenige Tage alt ist. Einer der Gründe dafür dürfte in den USA zu finden sein. Denn die Ratingagentur Fitch hat die Kreditwürdigkeit der USA herabgestuft, von der Spitzenbewertung „AAA“ auf „AA+“. Als Grund wurde zum einen die hohe Staatsverschuldung angegeben und auch die Verschlechterung der Haushaltslage, die in den kommenden drei Jahren im Land der Freiheit herrschen soll. Laut Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Börsenmakler RoboMarkets, bräuchten heiß gelaufene Aktienmärkte, in denen die Investoren euphorisch oder geradezu sorglos anlegen, oft ein „Ventil, um etwas Druck aus dem Kessel zu lassen“. Dieses habe die Börse mit der Bonitätsherabstufung der USA gefunden.

Woher diese Euphorie?

Hohe Zinsen, Inflation, eine gefürchtete Rezession – und doch steigende Märkte. Eigentlich ein Widerspruch, sollte man meinen. Doch wie das Handelsblatt darlegt, gibt es mehrere plausible Gründe für die bislang so euphorische Stimmung am DAX. Einerseits habe die in den Augen vieler Wirtschaftsexperten bevorstehende Rezession auf die Börsenlage gar keinen so hohen Einfluss, denn der DAX spiegle mit seinen 40 Unternehmen nicht die deutsche, sondern die Weltwirtschaft wider. Die 40 gelisteten Unternehmen erzielten knapp drei Viertel ihrer Umsätze im Ausland – und da sind die Anteile vor allem in den USA stark gestiegen

Die steigenden Zinsen, die üblicherweise eher zum Nachteil der Börse sind, stören die Anleger laut Handelsblatt ebenfalls nicht, denn am Markt werde die Zukunft gehandelt, nicht die Gegenwart. Dadurch, dass die Inflationsraten langsam sinken, rechnen die Investoren damit, dass der Zinsgipfel bald erreicht sein könnte, wenn er dies nicht ohnehin schon ist.

Und: Öl und Gas sind mittlerweile wieder auf einem deutlich niedrigeren Preisniveau als vor dem Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar vergangenen Jahres. Dies treibe die Kurse, so das Handelsblatt, vieler Unternehmen, die auf Energie angewiesen sind, wieder in die Höhe. Und da viele davon auch im DAX angesiedelt sind, profitiert der Index auch hiervon.

Wie geht’s weiter?

Wird das Börsenjahr 2023 ein gutes? Manche Experten rechnen mit einer richtigen Korrektur, also mit einem Rückgang der DAX-Punkte von 10% oder mehr. Das würde dann einen Stand von unter 14.900 Punkten bedeuten. Doch ganz sicher weiß es eben niemand. Sicher ist nur (hoffentlich und zum Wohle der deutschen Wirtschaft): Der nächste Rekord kommt bestimmt. (mki)

Bild: © Mediaparts – stock.adobe.com

 

Diversity Project Europe: mehr Vielfalt in der Investmentbranche

In Großbritannien gibt es seit Jahren das Diversity Project, welches sich für mehr Vielfalt im Asset-Management einsetzt. Jetzt soll das Projekt auch in Deutschland an den Start gehen. Mehrere Vermögensverwalter beteiligen sich daran, darunter Franklin Templeton, AXA IM und T. Rowe Price.

<p>Das Diversity Project ist eine Vereinigung mehrerer Unternehmen zur Förderung einer diverseren, vielfältigeren und gerechteren Investmentbranche in Großbritannien. Unter dem Namen „Diversity Project Europe“ soll die Kampagne im Herbst auch in Deutschland an den Start gehen, wie der Asset-Manager Aegon AM im Auftrag des Diversity Projects mitteilt. Aegon AM ist selbst Gründungsmitglied des deutschen Ablegers.</p><h5>Diversity Project in Europa</h5><p>Mit dem Diversity Project Europe (DPE) soll der Weg für eine integrativere Vermögensverwaltungsbranche auf dem gesamten Kontinent geebnet werden. Es sei die erste grenzüberschreitende Initiative ihrer Art und wurde von Branchenveteran Ric van Weelden in Zusammenarbeit mit acht Gründungsmitgliedern ins Leben gerufen: Aegon AM, AXA IM, Franklin Templeton, HSBC Global Asset Management, Nordea Asset Management, Pictet Asset Management, Quoniam Asset Management und T. Rowe Price.</p><p>Wie es in der Mitteilung von Aegon AM heißt, seien diese Vermögensverwalter gemeinsam der Meinung, dass es eine riesige Chance gebe, „das Ruder herumzureißen“ und eine Branche zu schaffen, die sowohl die Gesellschaft als Ganzes als auch ihre Kunden besser widerspiegelt. Obwohl die Datenlage spärlich sei, liege die Vermögensverwaltungsbranche in Bezug auf das Geschlechtergleichgewicht und die Anzahl der Angehörigen ethnischer Minderheiten in Entscheidungspositionen weit hinter anderen professionellen Dienstleistungssektoren zurück.</p><h5>Das ist geplant</h5><p>Aufbauend auf dem Erfolg des Diversity-Projekts in Großbritannien werde sich das DPE zunächst auf die wichtigsten europäischen Vermögensverwaltungsmärkte und drei Themen – Gleichstellung der Geschlechter, soziale Mobilität und integrative Kultur – konzentrieren und versuchen, den Wandel durch freiwillige Zusammenarbeit und Wissensaustausch zu fördern. Zu diesen drei Themen werde das DPE Arbeitsgruppen einrichten, welche aus Gruppen von freiwilligen Mitarbeitern, die an der Umsetzung der Ziele des DPE arbeiten.</p><p>Außerdem würden Forschungsarbeiten in Auftrag gegeben, um den aktuellen Stand der Dinge in Bezug auf Vielfalt und Integration in der europäischen Vermögensverwaltungsbranche zu verstehen. Ziel der Untersuchung sei es, die Herausforderungen und Chancen zu ermitteln, die Aufschluss darüber geben, worauf sich die DPE konzentrieren sollte.</p><h5>Bessere Repräsentation der Gesellschaft</h5><p>Im Vordergrund des DPE steht Repräsentation, wie Ric van Weelden, Vorsitzender des Beratenden Ausschusses des DPE, erläutert: „Um ihre Kunden besser bedienen zu können und wettbewerbsfähig zu bleiben, muss sich die Branche weiterentwickeln und ihren Talentpool erweitern. Dies wird nicht nur der Branche zugutekommen, sondern auch darüber hinaus Auswirkungen haben, indem eine Belegschaft aufgebaut wird, die die heutige vielfältige Gesellschaft besser repräsentiert.“</p><p>Bas NieuweWeme, Chief Executive bei Aegon AM, blickt ebenfalls mit Spannung auf das DPE: „Bei Aegon Asset Management setzen wir auf Vielfalt und Integration, da wir der Meinung sind, dass die Anerkennung, das Verständnis und die Wertschätzung der Unterschiede zwischen Individuen uns dabei helfen, eine Kultur zu schaffen, die unser Geschäft verbessert und sowohl unseren Mitarbeitern als auch unseren Kunden zugutekommt. […] Daher sind wir stolz darauf, Gründungsmitglied des Diversity Project Europe zu werden und bei der Schaffung einer wirklich vielfältigen und integrativen Branche in der europäischen Vermögensverwaltung eine Vorreiterrolle zu spielen.“ (mki)</p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © N Felix/peopleimages.com – stock.adobe.com</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/824325C0-A39F-41B1-8AD1-433D836BD8CC"></div>

 

Duell in der Zinswende: Aktien und Anleihen im Zweikampf

Die steigenden Zinsen und die hohe Inflation lassen Anleger zweimal nachdenken, wo das Investment landet. Zwei Klassiker bei der Geldanlage sind Aktien und Anleihen. Die Vermögensverwalter J.P. Morgan AM und PIMCO legen für AssCompact dar, was für die beiden Anlageklassen jeweils spricht.

Unsicheres Umfeld bietet Chancen bei festverzinslichen Wertpapieren
Ein Beitrag von Nicola Mai, Experte für Staatsanleihen bei PIMCO

Die Fiskalpolitik hat die Weltwirtschaft in den letzten Jahren massiv gestützt. Diese Phase neigt sich nun ihrem Ende zu und es scheint, als würde sie sich auf absehbare Zeit nicht wiederholen. Im Zuge der Pandemie ist die Inflation weltweit gestiegen, die durch die Zentralbanken bekämpft wird. Den Zentralbanken wird allmählich bewusst, dass unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen nicht nur Nachteile haben, sondern gleichzeitig auch gewisse Vorteile mit sich bringen. Allerdings lässt die steigende Staatsverschuldung den Spielraum für zukünftige unterstützende Eingriffe bei zukünftigen Krisen deutlich kleiner werden.

Zunehmende Volatilität

Der kleiner werdende Spielraum wiederum erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass den Märkten nun eine Phase wirtschaftlicher Unsicherheit und verstärkter Volatilität bevorsteht. Kleinere und größere Nachbeben inklusive. Wir sind der Ansicht, dass das Risiko eines wirtschaftlichen Abschwungs in den kommenden fünf Jahren zunimmt. Aus diesem Grund bleibt unsere Anlagestrategie unverändert. Wir konzentrieren uns auf Investments mit hoher Qualität und Liquidität, während wir in sensibleren Marktbereichen vorsichtig agieren.

Anleihen für unsichere Zeiten: Diversifizierung, Kapitalerhalt und Aufwärtspotenzial

Ein unsicheres Umfeld ist in der Regel gut für festverzinsliche Wertpapiere, vor allem, nachdem die umfassende Neubewertung des Marktes im vergangenen Jahr die aktuellen Zinsniveaus deutlich nach oben getrieben hat. Diese sind historisch gesehen ein aussagekräftiger Indikator für Renditen. Das Renditepotenzial hochwertiger Anleihen liegt jetzt in der Nähe der längerfristigen Durchschnittswerte für Aktienrenditen – bei gleichzeitig deutlich geringerer Volatilität und besserem Schutz vor Kursverlusten im Vergleich zu Aktien. Wir sind der Meinung, dass Anleihen ihre traditionellen Qualitäten der Diversifizierung und des Kapitalerhalts wieder stärker zur Geltung bringen werden. Bei einer weiteren Verschlechterung der Wirtschaftslage besteht das Potenzial für eine positive Kursentwicklung. Anleger können dadurch auch mit widerstandsfähigen und krisenresistenten Portfolios vom Aufwärtspotenzial profitieren.

Risiken bei Aktien

Wir sind der Ansicht, dass die Anleihenmärkte die zu erwartende Volatilität in einer Weise einpreisen, wie es die Aktienmärkte nicht tun. Unserer Ansicht nach sind die Gewinnerwartungen für Unternehmen für die zweite Jahreshälfte 2023 und 2024 immer noch zu optimistisch. Die Aktienbewertungen in allen von uns beobachteten Kennzahlen erscheinen uns zu hoch. Wir denken nicht, dass Aktien in der Lage sind, die Konsenserwartungen zu erfüllen. Derzeit sind Anleihen im Vergleich zu Aktien günstig und erscheinen aufgrund der aktuellen Phase des Wirtschaftszyklus attraktiv.

Fazit: Diversifizierung, Kapitalerhalt und Aufwärtspotenziale von Anleihen

Die Rahmenbedingungen und wirtschaftlichen Aussichten untermauern unsere These, dass Anleger bei Aktien vorsichtig sein sollten, nach Qualität Ausschau halten und die Vorteile der Diversifizierung, des Kapitalerhalts und der Aufwärtspotenziale von Anleihen nutzen sollten.

Ertragsgenerierung im Portfolio durch die Aktienseite
Ein Beitrag von Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan AM

Eine solide Rallye globaler Aktien mit einem Plus von 6% im zweiten Quartal 2023 und ein noch beeindruckenderer Anstieg des Nasdaq um 14% im gleichen Zeitraum widerlegten die im März vorherrschende pessimistische Stimmung für Aktien. Die Märkte befürchteten im Frühjahr eine Ausweitung der Regionalbankkrise in den USA sowie deutlich strengere Kreditbedingungen. Dennoch konnten Aktien die Rentenpapiere hinter sich lassen. Auch wenn die Perspektiven für Anleihen in der Tat wieder sehr viel erfreulicher als in den vergangenen Jahren aussehen, sind wir davon überzeugt, dass der größte Part der Ertragsgenerierung für das Portfolio weiterhin von den Aktien kommen wird.

Rezessionsrisiko dämpft Sentiment

Es bleibt nach der aktuellen Rallye das Gefühl, dass Aktien entweder zu wenig korrigiert haben oder jüngst zu stark angestiegen sind, um heute einen Kauf zu rechtfertigen. So ist trotz größeren Aktienengagements von Euphorie keine Spur. Angesichts des erhöhten Rezessionsrisikos ist das anhaltend vorsichtige Sentiment nachvollziehbar.

Allerdings dürfte ein Teil des Gewinnabwertungszyklus nun hinter uns liegen. Die Prognosen für den weltweiten Gewinn pro Aktie für 2023 sind in den letzten zwölf Monaten um 10% von über 44 auf unter 40 US-Dollar gesunken. Dieser Rückgang entspricht in etwa den historischen Mustern für Gewinnrückgänge außerhalb einer Rezession.

Sollte es zu einer Rezession kommen, ist mit einem weiteren Gewinnrückgang zu rechnen. Wahrscheinlich würde ein Abschwung aber auch eine geldpolitische Reak­tion auslösen, die den Schaden begrenzen könnte. Darüber hinaus liegt das KGV von 17 für globale Aktien nahe dem langfristigen Durchschnitt, sodass die Auswirkungen negativer Gewinnrevisionen möglicherweise abgemildert werden.

In einem Konjunkturszenario mit einem unter dem Trend liegenden Wachstum und einer Abkühlung der Inflation könnten die Gewinnerwartungen und die Gewinne selbst wieder anziehen – wenn auch nur moderat. Aber die Anfänge eines Lageraufstockungszyklus, der Tiefpunkt mehrerer Zyklen, die mit den globalen Gewinnen zusammenfallen (z. B. der Halbleiterzyklus) und die robusten Unternehmens- und Verbraucherbilanzen lassen darauf schließen, dass die Gewinne im Laufe des Jahres für ein positives, wenn auch glanzloses Wachstum sorgen könnten.

Auf zukünftige Gewinn­steigerungen setzen

Auf aggregierter Ebene deutet dies auf ein Szenario der Aktienerträge im mittleren einstelligen Bereich hin – nicht genug, um Anleihen klar in die Schranken zu verweisen. Doch der Umstand, dass die Bewertungsschere zwischen Value-Aktien und Growth-Aktien wieder weit auseinander gegangen ist, bietet den Anlegerinnen und Anlegern innerhalb des Aktienmarktes eine zusätzliche Opportunität, von einer Konvergenz der Bewertungen zu profitieren.

Unter diesem Aspekt erscheint uns gerade eine Orientierung zu Dividendentiteln attraktiv. Die Ausschüttungsquoten haben in den meisten großen Regionen noch nicht wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht, weshalb die Unternehmen einen Spielraum haben, die Dividenden auch bei schwächeren Gewinnen zu halten.

Fazit: Aktio­näre partizipieren an Gewinnsteigerungen mit höheren Dividenden

Auch wenn im Vergleich zur Anleihenrendite die Dividendenrendite nicht mehr so attraktiv erscheint, gilt es nicht zu vergessen, dass Renten nicht umsonst festverzinsliche Papiere genannt werden, denn der Coupon und damit die jährlichen Zahlungen bleiben gleich. Aktio­näre hingegen partizipieren an den zukünftigen Gewinnsteigerungen mit höheren Dividenden und können damit auch der immer noch erhöhten Inflation trotzen.

Diese Beiträge lesen Sie auch in AssCompact 08/2023 und in unserem ePaper.

Bild: © IRStone – stock.adobe.com

 
Beiträge von
Nicola Mai
Tilmann Galler

Nachhaltige Fonds verbuchen weltweit Abflüsse

Im zweiten Quartalsbericht zu „Global Sustainable Fund Flows“ des Analysehauses Morningstar zeigt sich, dass es viele Kapitalabflüsse aus ESG-Fonds gab – und zwar weltweit. Verantwortlich dafür seien zum einen die schlechtere konjunkturelle Entwicklung, aber auch der politische Gegenwind in den USA.

Nachhaltigkeit und ESG sind immer wieder nachgefragte, aber auch diskutierte Aspekte bei der Geldanlage. Im zweiten Quartal 2023 hat das Analyseunternehmen Morningstar weltweit zahlreiche Abflüsse aus ESG-Fonds festgestellt, wie aus dem Quartalsbericht „Global Sustainable Fund Flows: Q2 2023 in Review“ hervorgeht.

Weniger Zuflüsse in ESG-Fonds in Q2 2023

Konkret zogen globale nachhaltige Fonds im zweiten Quartal netto 18 Mrd. US-Dollar an neuen Geldern an. Gegenüber dem ersten Quartal sei dies laut Morningstar ein deutlicher Rückgang. Da waren es 31 Mrd. US-Dollar. Auch die Performance der Strategien habe „geholpert“. „Der Rückgang spiegelt sich in einer geringeren vierteljährlichen organischen Wachstumsrate wider. Berechnet als Nettomittelzuflüsse im Verhältnis zum Gesamtvermögen zu Beginn eines Zeitraums sank die organische Wachstumsrate globaler nachhaltiger Fonds auf 0,7%, verglichen mit den angepassten 1,2% im Vorquartal“, so Morningstar.

Am meisten betroffen waren die USA mit Abflüssen von -0,6 Mrd. US-Dollar, Australien und Neuseeland (-1,7 Mrd. US-Dollar) sowie Japan (-1,9 Mrd. US-Dollar). Europäische nachhaltige Fonds konnten Zuflüsse von 20 Mrd. US-Dollar verbuchen. In Japan seien die Zahlen „besonders dramatisch“ gewesen mit sprunghaft angestiegenen Abflüssen im Vergleich zu den -961 Mio. US-Dollar im ersten Quartal. In den USA sei der anhaltende politische Gegenwind gegen ESG mitverantwortlich für die Entwicklung.

Globale Fonds mit Abflüssen

Den nachhaltigen Fonds sei es allerdings wohl besser ergangen als dem globalen Fondsuniversum, denn dieses habe im zweiten Quartal angesichts der anhaltend schwierigen makroökonomischen Bedingungen Abflüsse von über 37 Mrd. US-Dollar verzeichnet. Zum Vergleich: Im ersten Quartal verbuchte man hier 77 Mrd. US-Dollar an Zuflüssen.

Im zweiten Quartal hätten Investoren 635 Mio. US-Dollar aus nachhaltigen Fonds abgezogen. Gegenüber den Verlusten von über 5 Mrd. US-Dollar in den beiden vorangegangenen Quartalen sei dies eine leichte Abschwächung, dennoch stelle es das dritte Quartal in Folge mit Abflüssen dar. Anleger hätten insgesamt im vergangenen Jahr 11,4 Mrd. US-Dollar aus nachhaltigen Fonds abgezogen.

Produktentwicklung verlangsamt sich

Bei der Entwicklung von ESG-Produkten gibt es Morningstar zufolge außerdem eine Verlangsamung. Größtenteils sei diese durch die anhaltenden Auswirkungen der Richtlinie der Europäischen Union für nachhaltige Finanzen (SFDR) bedingt. Im zweiten Quartal hätte es fast 28% weniger Neuauflagen nachhaltiger Fonds in Europa gegeben. Die Produktentwicklung in den USA dagegen habe ihren Schwung fortgesetzt – trotz des politischen Gegenwinds.

Schätzungsweise 106 neue nachhaltige Fonds habe es laut Morningstar weltweit gegeben. Die Verlangsamung der Produktentwicklung seit Anfang 2022 setze sich somit fort. Im nächsten Bericht erwartet Morningstar allerdings eine Korrektur dieser Zahl nach oben. (mki)

Bild: © Pixel-Shot – stock.adobe.com

 

Neue Kryptowährung „Worldcoin“ soll die Welt verändern

Der ChatGPT-Entwickler Sam Altman hat eine neue Kryptowährung auf den Markt gebracht, die die Welt verändern soll und nun auch in Deutschland erworben werden kann. Dabei sollen Menschen auch ihre Iris scannen lassen. Die BaFin überprüft derzeit die neue Digitalwährung.

Sam Altman hat Großes vor: Zusammen mit dem deutschen Unternehmer Alex Blania hat der OpenAI-Gründer und Entwickler von ChatGPT am Montag, den 24.07.2023, eine neue Kryptowährung namens Worldcoin auf den Markt gebracht. Hinzu kommt eine Identifikationstechnik mit dem Namen World-ID, woraus sich ein extensives Kryptonetzwerk ergeben soll. Hinter Worldcoin steht Altmans und Blanias Unternehmen „Tools for Humanity“. Erklärtes Ziel: Mensch und Maschine gerade im Internet unterscheidbar machen – und die Möglichmachung eines universellen bedingungslosen Grundeinkommens.

„Moonshots“ werden derartig groß angelegte und ambitionierte Projekte genannt, von denen die meisten eher scheitern. Mit ChatGPT ist Altman allerdings ein solches bereits gelungen. Doch es gibt von mehreren Seiten Bedenken zu Worldcoin und World-ID. Auch die Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin muss erst verifizieren, ob das Projekt allen Regulierungen gerecht wird.

Worldcoin auch in Deutschland erhältlich

Die Worldcoin ist nun seit gut einer Woche in Deutschland handelbar, u. a. auf der größten Kryptobörse der Welt, Binance. Nach Beginn des Handels war eine Worldcoin rund 3,30 US-Dollar wert, am Montag, 31.07.2023, liegt sie bei etwa 2,30 US-Dollar. Laut Handelsblatt sollen zehn Milliarden Worldcoin-Tokens ausgegeben werden. Nach 15 Jahren soll eine Inflation von bis zu 1,5% jährlich möglich sein. Für den Nutzer sind 75% davon angesetzt.

Identifikationstechnik World-ID

Nutzer von Worldcoin sollen diese über eine digitale Geldbörse verwalten können, die wiederum mit der World-ID verknüpft werden soll – sozusagen eine digitale Identität, mit der die Menschen langfristig beweisen können sollen, dass sie reale Personen sind. Auch das vielfach in der Tech-Industrie angestrebte bedingungslose Grundeinkommen wird als Ziel von Worldcoin angeführt.

Um die World-ID tatsächlich umzusetzen, gibt es einen Augenscanner, der zur Identifikation des Individuums die Iris des Nutzers scannt. Laut Worldcoin würde der Scanner, der auch „Orb“ genannt wird, die Daten rein anonymisiert und sicher verarbeiten. Entwickelt wurde der Orb in Berlin, am Tochtersitz von Tools for Humanity.

Kontroversen und Bedenken

Die Idee, die Augen von potenziell 8 Milliarden Menschen zu scannen, sorgt erwartungsgemäß vielerorts für Bedenken. Edward Snowden, der wohl bekannteste Whistleblower der Welt, sieht Worldcoin als gefährliches Unterfangen und warnt davor einen „Katalog von Augäpfeln zu erstellen, so das Handelsblatt. Der US-amerikanische Anwalt Adam Schwartz von der Electronic Frontier Foundation pocht darauf, die Unveränderbarkeit unserer biologischen Merkmale zu bedenken. Denn wenn Passwörter gestohlen werden, könne man sie ändern – Daten, die auf unseren Augen basieren, jedoch nicht.

Auch an den Methoden von Tools for Humanity selbst wird gezweifelt. Ethereum-Gründer Vitalik Buterin hat in einer Worldcoin-Analyse erläutert, dass man nicht sicher sein könne, ob der Orb nicht doch mehr Daten sammelt als angegeben. Außerdem gibt es einen Bericht der Zeitschrift „MIT Technology Review“, wonach Worldcoin die erste halbe Million Nutzer vor allem in Entwicklungsländern rekrutiert hätte – mit fragwürdigen Methoden wie Versprechen von Reichtum oder Anlockung durch Bargeld oder Geschenke.

BaFin schaltet sich ein

Laut Handelsblatt entschied sich Altman dagegen, Worldcoin schon in den Vereinigten Staaten anzubieten. Grund dafür sei, dass die US-Börsenaufsicht SEC stärker gegen Kryptoprojekte und Börsen vorgehe, wenn die bestehenden Wertpapiergesetze missachtet werden. In Deutschland unterliege Worldcoin, wie Alex Blania dem Handelsblatt im Interview verrät, der Zuständigkeit des Bayerischen Landesamtes für Datenschutzaufsicht. Dort gebe es laut Blania schon einen Austausch – die Aufsicht wisse davon jedoch nichts, so das Handelsblatt. Auf Nachfrage der Zeitung hieß es, dass es keine Abstimmung Worldcoin gegeben habe und eine datenschutzrechtliche Prüfung eingeleitet worden sei.

Und auch die deutsche Finanzaufsicht BaFin ist mittlerweile aktiv. Auf Handelsblatt-Anfrage teilte eine Sprecherin mit, dass man die Aktivitäten von Worldcoin beobachtet. Laut Altman sei Worldcoin u. a. in Deutschland gestartet, weil es dort erlaubt sei. Eine Erlaubnis der BaFin habe das Unternehmen Tools for Humanity jedoch nicht, so die Sprecherin. Es müsse nun geprüft werden, ob eine Erlaubnis erforderlich sei oder nicht. Eine „Voranfrage“, mit der dies im Vorfeld hätte erledigt werden können, sei nicht gestellt worden. (mki)

Bild: © iridescentstreet – stock.adobe.com

 

Anleger vertrauen sich selbst am meisten - und dem Berater nicht

Die Robo-Advisors cominvest und quirion haben im Rahmen einer Studie Ergebnisse zur Entwicklung von Robo-Advisors im Jahr 2022 veröffentlicht. Erkenntnisse gab es viele – darunter einige überraschende. So vertrauen vor allem Männer bei der Geldanlage in Krisenzeiten am ehesten sich selbst.

Zum zweiten Mal haben cominvest, die Robo-Advisor-Sparte der Commerzbank unter der Marke comdirect, und quirion zusammen eine Studie zur allgemeinen Entwicklung der Robo-Advisors durchgeführt. Fokus der Untersuchung war u. a. inwiefern Nutzer und Nicht-Nutzer Robo-Advisors vertrauen und daran Interesse zeigen sowie die allgemeine Entwicklung im Krisenjahr 2022.

Die Studie wurde am Donnerstag, 27.07.2023, in einem Online-Pressegespräch von quirion-CEO Martin Daut und comdirect-Bereichsvorständin Sabine Schoon-Renné vorgestellt.

Vertrauensgewinn bei Robo-Advisors?

Das grundsätzliche Vertrauen in Robo-Advisors sei letztes Jahr gestiegen, heißt es von Daut und Schoon-Renné. 47% der Nutzer und knapp ein Fünftel der Nicht-Nutzer bewerten die digitalen Vermögensverwalter positiver als im Vorjahr, als die Studie zum ersten Mal erstellt wurde. Beachtet werden sollte dabei jedoch, dass die Bekanntheit von Robo-Advisors im Vergleich zur Vorstudie gesunken ist. 2021 hatten noch 34% der Befragten angegeben, Robo-Advisors gar nicht zu kennen, in der aktuellen Studie waren es 39%. Dementsprechend sank auch die Anzahl derer, die den Begriff schon einmal gehört haben (von 37% auf 34%) und die zumindest in etwa wissen, worum es sich dabei handelt (von 29% auf 28%).

Die Umfrageteilnehmer wurden auch nach den Vorteilen gegenüber klassischer Anlageberatung gefragt – und da wurde ein Vorteil klar am häufigsten genannt: 59% bewerten die Zeitersparnis positiv. Auf Platz 2 liegt mit 42% das Gefühl, weniger gedrängt zu werden, auf Rang 3 mit 41% wiederum die einfache Anpassbarkeit. 25% der Nutzer gaben außerdem an, kein Vertrauen in den Berater zu haben.

Hohes Selbstbewusstsein bei den Anlegern

Dieser Mangel an Vertrauen in den Berater schlägt sich auch bei der Frage nach der Krisenkompetenz nieder. Die Teilnehmer wurden gefragt, wem sie in Krisensituationen wie der Beeinflussung der Börsenentwicklung durch den Ukraine-Krieg oder Lieferkettenproblemen in Sachen Geldanlage am ehesten Vertrauen. Lediglich 14% nannten den persönlichen Anlageberater, 52% nannten sich selbst. Robo-Advisors vertrauen in solchen Situationen nur 13% – in diesem Fall können Robo-Advisors also kein hohes Vertrauen aufweisen. quirion-CEO Martin Daut erwähnte außerdem, dass gerade Männer sich selbst als den besten Anleger in Krisensituationen nennen, was eine „klare Fehleinschätzung“ sei.

Die Nicht-Nutzer wurden außerdem dazu befragt, warum sie keine Robo-Advisors nutzen. Interessant ist hierbei, dass gerade Frauen als Grund angeben, dass sie nicht genügend Vorkenntnisse hätten (23%, im Vergleich zu 17% bei den Männern) und 19%, dass sie unsicher seien, ob sie in Wertpapieren anlegen wollen (19% im Vergleich zu 10% bei den Männern). Geschlechterunabhängig war der am meisten angegebene Grund dafür, dass Anleger keine Robo-Advisors benutzen: dass sie ihr Geld lieber selbst anlegen wollen (28%).

Positives Fazit für Robo-Advisors

Dennoch ziehen Schon-Renné und Daut ein positives Fazit zur Entwicklung der Robo-Advisors im Jahr 2022. Trotz des Krisenjahres ist das Interesse an Geldanlage weiterhin hoch (81% der befragten Zielgruppe geben an, interessiert bzw. eher interessiert an Geldanlage zu sein). Auch ist der Anteil des Geldanlagevermögens, den Investoren bei einem Robo-Advisor angelegt haben, gestiegen – von 23% auf 30%. (mki)

Über die Studie

Bei der Untersuchung von cominvest und quirion wurden Teilnehmerinnen und Teilnehmer befragt, die über mindestens 1.500 Euro Nettoeinkommen pro Monat sowie mindestens 5.000 Euro frei anzulegendes Vermögen verfügen und regelmäßig Online-Banking nutzen. Das Panel umfasste 1.300 antwortende Teilnehmerinnen und Teilnehmer. In der genannten Zielgruppe entspricht dies ca. 12 Millionen Personen an der Bevölkerung in Deutschland. Der Befragungszeitraum war vom 21.03.2023 bis 24.03.2023.

Bild: © bestforbest – stock.adobe.com

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Deutsche Börse wird Jahresprognose 2023 übertreffen

Die Gruppe Deutsche Börse konnte im zweiten Quartal 2023 ihre Nettoerlöse um 20% steigern, wie aus dem Halbjahresfinanzbericht 2023 der Gruppe hervorgeht. Für den Rest des Jahres rechnet man damit, die Geschäftsprognose übertreffen zu können.

<p>Die Gruppe Deutsche Börse hat ihren Halbjahresfinanzbericht 2023 einschließlich der Zahlen für das zweite Quartal veröffentlicht. Der Tenor ist ein sehr positiver: Angesichts guter Geschäftsergebnisse rechnet die Deutsche Börse damit, dass sie ihre Jahresprognose für 2023 übertreffen wird, wie es in einer Mitteilung zum Bericht heißt.</p><h5>Deutsche Börse steigert Nettoerlöse deutlich</h5><p>Die Nettoerlöse der Gruppe Deutsche Börse sind im zweiten Quartal 2023 deutlich nach oben gegangen, um 20% auf 1,22 Mrd. Euro. Dies sei maßgeblich getrieben worden durch ein starkes Nettozinsergebnis aus dem Bankgeschäft. Das Ergebnis der Gruppe Deutsche Börse vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erhöhte sich auf 733 Mio. Euro, was einem Anstieg von 25% entspricht.</p><p>Der den Anteilseignern zuzurechnende Periodenüberschuss lag außerdem bei 443,2 Mio. Euro und somit 30% über dem Vorjahresquartal. Das Ergebnis je Aktie vor Kaufpreisallokationseffekten belief sich auf 2,52 Euro. Aufgrund der sehr guten Entwicklung im ersten Halbjahr 2023 und des Ausblicks auf den weiteren Jahresverlauf rechnet die Gruppe Deutsche Börse damit, die Prognose für 2023 zu übertreffen.</p><p>Laut Gregor Pottmeyer, Finanzvorstand der Deutsche Börse AG, lag das Ergebnis im ersten Halbjahr deutlich über den Geschäftserwartungen. „Neben dem fortlaufenden strukturellen Wachstum haben die immer weiter gestiegenen Zinsen unser Geschäft zusätzlich beflügelt. Wir gehen davon aus, dass wir unsere Prognose im laufenden Geschäftsjahr übertreffen werden.“ (mki)</p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © Tobias Arhelger – stock.adobe.com</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/114AB8ED-467B-4934-9AA2-779460A1AD96"></div>

 

Umbau beim Nasdaq 100: Anteile von Meta, Google & Co. reduziert

Aufgrund der Aktien-Rally um die großen Tech-Firmen haben die „Top Seven“ eine zu hohe Gewichtung im Nasdaq 100. Deshalb wird der Index umgebaut. Die Anteile der „Top Seven“ werden zugunsten kleinerer Unternehmen reduziert.

Der Nasdaq 100, der die 100 an der Börse gelisteten Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung aus dem Nasdaq enthält, ist zu sehr abhängig von genau sieben Tech-Unternehmen. Zu diesem Fazit kommt jedenfalls die verwaltende Börse Nasdaq mit Sitz in New York und kündigte bereits am 07.07.2023 eine Umschichtung der Aktienwerte im Nasdaq 100 an. Die „Rebalance“ fand vor der Börsenöffnung am Montag, 24.07.2023, statt.

In dem Statement heißt es, dass derartige Umgewichtungen stattfinden dürfen, um eine „Überkonzentration“ innerhalb des Indexes zu vermeiden. Von den gelisteten Aktien werden keine entfernt oder neue aufgenommen, es handelt sich lediglich um eine Umschichtung der vorhandenen Wertpapiere.

Zu viel „Top Seven“ im Nasdaq 100

In den vergangenen Monaten entwickelte sich die Tech-Industrie extrem gut, in erster Linie aufgrund des erhöhten Interesses an der Weiterentwicklung der Sparte der Künstlichen Intelligenz. So hatten die „Top Seven“, die aus den Tech-Giganten Apple, Alphabet (Google), Amazon, Microsoft, Meta, Nvidia und Tesla bestehen, vor der Umschichtung einen immensen Anteil am Nasdaq 100, nämlich etwa 56%. Doch wie das Handelsblatt aufschlüsselt, ist in den Indexbedingungen klar definiert, dass die Aktien, die im Index eine Gewichtung von 4,5% und mehr haben, zusammen nicht mehr als 48% des gesamten Index ausmachen dürfen. Der Grenzwert von 48% solle demnach sicherstellen, dass ETFs, die den Nasdaq 100 abbilden, oder Fondsmanager, die sich am Nasdaq 100 orientieren, nicht gegen die aufsichtsrechtlichen Vorschriften für die Diversifizierung von registrierten Investmentgesellschaften verstoßen.

Ist man in einen Fonds, der sich am Nasdaq 100 orientiert, investiert, entsteht auch für den Anleger durch eine derart hohe Gewichtung das Risiko, nicht genug diversifiziert zu sein. Denn die Entwicklung des Index, der eigentlich 100 Unternehmen listet, wird zu einem sehr großen Anteil lediglich von 7 Unternehmen gesteuert.

So wird der Nasdaq 100 umgeschichtet

Aus diesem Grunde reduziert Nasdaq den Anteil dieser Firmen mit Wochenbeginn von 56% herunter auf 44%. Das Handelsblatt meldet unter Berufung auf die Analystin Genevieve Roch-Decter, dass mit je –3 Prozentpunkten die Anteile von Microsoft und Nvidia besonders stark sinken würden. Im Gegenzug dazu steigen die Werte aller anderen Unternehmen im Nasdaq 100, so z. B. die des Halbleiterherstellers Broadcom (+0,6 Prozentpunkte), die des Softwarekonzerns Adobe und des Telekommunikationsspezialisten Cisco (je +0,4 Prozentpunkte). Weitere Gewinner seien laut der US-Bank Wells Fargo die Kaffeehauskette Starbucks, Booking Holdings (Inhaber des Online-Reiseportals booking.com) und das Pharmaunternehmen Gilead Sciences. Möglicherweise profitiert ntv zufolge auch die Deutsche Telekom, da ihre US-Tochter T-Mobile US im Nasdaq 100 gelistet ist.

Durch die Umschichtung des Nasdaq 100 müssen die Fonds, die den Nasdaq 100 als Referenzindex nutzen, ihre Gewichtung ebenso anpassen – gemäß der vom Index vorgegebenen neuen Bestände der sieben größten Aktien. Das aus den Verkäufen entstandene Geld soll von den Fondsverwaltern dann entsprechend der neuen Gewichtung in andere Aktien umgeschichtet werden. Laut Morningstar gab es zum 11.07. mehr als 14 ETFs, die ein Volumen von mindestens 1 Mrd. US-Dollar hatten und den Nasdaq 100 abbildeten. Gesamtvolumen: mehr als 250 Mrd. US-Dollar. Die umgeschichteten Mengen an Geld sind also enorm. (mki)

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Deutsche Vermögensverwalter verdienen weniger

App Audit, die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft für Finanzdienstleister, untersucht jährlich die Geschäftszahlen der unabhängigen Vermögensverwalter in Deutschland. 2021 ging es für diese steil bergauf, doch 2022 scheinen die Einnahmen wieder deutlich nach unten zu gehen.

Unabhängige Vermögensverwalter in Deutschland geben ihre Geschäftszahlen immer mit einem Jahr Zeitverzug an. So liegen jetzt erst endgültig die Einnahmen der Vermögensverwalter im Jahr 2021 vor. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft für Finanzdienstleister App Audit untersucht diese Zahlen jährlich und hat die aktuelle Studie dem Handelsblatt exklusiv vorgelegt.

Und im ersten Jahr nach Corona konnten die unabhängigen Vermögensverwalter deutliche Gewinne im Vergleich zu 2020 einfahren. Doch 2022 scheint eine Kehrtwende zu bedeuten.

Flossbach von Storch steigert Gewinneinnahmen deutlich

Der größte deutsche unabhängige Vermögensverwalter, Flossbach von Storch, konnte der Untersuchung zufolge 2021 erheblich zulegen. 2020 verbuchte das Unternehmen rund 385 Mio. Euro an Netto-Provisionseinnahmen, 2021 waren es stolze 695 Mio. Euro. Allgemein seien 2021 bei den Gewinneinnahmen der Marktteilnehmer Höchststände erreicht worden. Doch 2022 soll sich das Blatt wohl wenden, wie das Handelsblatt unter Berufung auf eine eigens durchgeführte Umfrage unter den Vermögensverwaltern berichtet. Mitgründer Kurt von Storch befürchtet für Flossbach von Storch für die Provisionseinnahmen eher das Niveau von 2020.

Grund für die mäßigen Erwartungen der Vermögensverwalter seien in erster Linie die schlechten Börsen, bedingt durch den Ukraine-Krieg, die Inflation und die Zinswende. Laut Handelsblatt gab es an den internationalen Aktien- und Anleihemärkten, zieht man Indizes wie den MSCI World oder den FTSE World Government Bond Index zu Rate, Verluste von je rund 13%.

Verantwortlich für die geringeren Einnahmen der unabhängigen Vermögensverwalter sind, so das Handelsblatt, vor allem zwei Faktoren: zum einen die fixen Anlagegebühren. Wenn das investierte Kundenkapital fällt, dann reduzieren sich für den Verwalter die Einnahmen, da die Gebühren konstant bleiben. Zum anderen verlangen Verwalter oft ein Erfolgshonorar, „etwa in Höhe eines prozentualen Anteils am Mehrgewinn gegenüber einem Vergleichsindex“. 2021 konnten die Verwalter solche Erfolgsgebühren oft verbuchen, 2022 seien sie jedoch weitgehend weggefallen, wird App-Audit-Chef Jürgen App im Handelsblatt zitiert.

Institutionelle Investoren ziehen Geld ab

Außerdem seien nun auch die institutionellen Anleger zaghafter bei ihren Investitionen, wie Kurt von Storch dem Handelsblatt mitteilt. Nach der Zinswende hätten diese lieber selbst die als sicher geltenden Anleihen gekauft. Auch der Trend zu passiv gemanagten Indexfonds würde Abzüge bei den Einnahmen bedeuten, denn derartige Geschäfte würden die größeren unabhängigen Verwalter nicht betreiben, da sie sich auf aktive Strategien konzentrieren.

Grüner Fisher Investments auf Platz 2

Mit seinen 695 Mio. Euro ist Flossbach von Storch der Konkurrenz weit voraus, denn auf Platz 2 folgt Grüner Fisher Investments mit 167 Mio. Euro Netto-Provisionseinnahmen. Dabei handelt es sich um die deutsche Einheit des US-Managers. Relativ gesehen konnte das Unternehmen seine Einnahmen 2021 am stärksten steigern – sie waren dreimal so hoch wie 2020. Gründer Thomas Grüner sieht den Erfolg primär in den Einnahmen aus Erfolgsgebühren wegen hoher Anlagerenditen.

Für 2022 rechnet Grüner mit prozentual tieferen Einnahmen, blickt aber aufgrund der Tatsache, dass das verwaltete Kapital derzeit bereits ein Viertel höher sei als noch zu Jahresbeginn, optimistischer auf die Bilanz für 2023.

DJE auf Rang 3

DJE Kapital landet mit 105 Mio. Euro Einnahmen auf Rang 3. Das Unternehmen um Fondsmanagerurgestein Dr. Jens Ehrhardt konnte so bei den Einnahmen ein Plus von zwei Dritteln verbuchen. Platz 4 belegt die Frankfurter Gesellschaft Acatis Investment, die ihre Einnahmen 2021 mit 77 Mio. Euro fast verdoppeln konnte. Auf Platz 5 liegt Lupus Alpha Asset Management, die Provisionseinnahmen in Höhe von 59 Mio. Euro verbuchen konnten. (mki)

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Aktien erholen sich, Anleihen geraten unter Druck

Das Analysehaus Scope Fund Analysis hat wieder sein monatliches Fondsrating veröffentlicht. Bei rund 580 Fonds hat sich das Scope-Rating geändert. Auf- und Absteiger hielten sich die Waage. Ein Fonds für japanische Aktien und einer für Schwellenländer-Titel erklimmen den Olymp und sind nun mit (A) bewertet.

Die Situation am Markt dreht sich etwas. Anleihen erfreuten sich aufgrund der erhöhten Zinsen an einem Aufschwung im bisherigen Verlauf des Jahres. Doch im neuen Fondsrating des Analysehauses Scope Fund Analysis zeigt sich, dass sich Aktien etwas erholen, während die Renten unter Druck geraten.

Die Scope-Analysten haben ihre Beurteilung von rund 6.700 Fonds überprüft. Bei 293 Fonds verbesserte sich das Rating, bei 289 verschlechterte es sich. Erstmals bewertet wurden 102 Produkte, davon erhielten 31 aktive Fonds auf Anhieb ein Top-Rating.

Eastspring Investments-Japan Dynamic erhält Top-Rating

Nach mehr als fünf Jahren erhält der Eastspring Investments-Japan Dynamic wieder ein (B)-Rating. Insbesondere die exzellente Wertentwicklung seit 2021 war für das Upgrade verantwortlich. Fondsmanager Ivailo Dikov verfolgt einen ausgeprägten Value-Ansatz, der zu einem konzentrierten Portfolio mit zuletzt 38 Titeln führt. Durch die signifikante Beimischung von Mid Caps (zuletzt ca. 40%) liegt die Marktkapitalisierung unterhalb des Peergroup-Durchschnitts. Die Wertentwicklung über fünf und drei Jahre fällt mit 5,8% und 17,5% p. a. gegenüber dem Peergroup-Durchschnitt von 3,0% und 5,3% p. a. sehr überzeugend aus. Jedoch sind die Risikokennzahlen vergleichsweise hoch: Über fünf Jahre liegen Volatilität und maximaler Verlust mit 18,1% und –27,9% deutlich höher als in der Peergroup mit 14,2% und –16,5%.

GQG Partners Emerging Markets Equity erobert (A)-Rating zurück

Der Mitte 2017 aufgelegte GQG Partners Emerging Markets Equity erobert sich sein (A)-Rating zurück und gehört nun wieder zur Spitzengruppe der Schwellenländer-Aktienfonds. Der Fonds überzeugt, so Scope, sowohl auf der Rendite- als auch auf der Risikoseite. Über fünf und drei Jahre liegt er mit einer Wertentwicklung von 5,3% und 5,1% p. a. deutlich vor der Peergroup „Aktien Emerging Markets“ mit 1,5% und 2,9% p. a. Die Volatilität und der maximale Verlust über fünf Jahre überzeugen mit 13,8% und –17,3% ebenfalls gegenüber dem Peergroup-Durchschnitt von 15,6% und –23,3%.

Downgrade für Fundsmith SICAV-Fundsmith Equity

Nach knapp einem halben Jahr wurde das Rating des Fundsmith SICAV-Fundsmith Equity von (A) auf (B) heruntergestuft. Der seit 2010 von Manager Terry Smith verwaltete Fonds verfolgt einen langfristig orientierten Ansatz, der nach Unternehmen mit hoher Qualität und Wachstum sucht. Das Portfolio ist mit zuletzt nur 26 Titeln sehr konzentriert. Die meisten dieser Unternehmen findet Smith derzeit im Konsumgütersektor, der mit 35% ein hohes Gewicht aufweist. Insgesamt hat sich der Anlagestil des Managers bislang ausgezahlt, doch verlor der Fonds im Zuge der Stilrotation 2022 an Boden gegenüber den Wettbewerbern in der Peergroup „Aktien Welt“. So erzielte der Fonds über fünf und drei Jahre eine Wertentwicklung von 9,8% und 9,1% p. a., während die Peergroup im selben Zeitraum auf 6,5% und 8,8% p. a. kam.

Top- und Flop-Peergroups im vergangenen Monat

Im Juni setzte sich die Erholung für die meisten Anleger fort: 31 der 50 größten Fonds-Peergroups erzielten positive Erträge. Während alle untersuchten Aktien-Peergroups, mit Ausnahme von chinesischen A-Aktien, ein Plus verzeichneten, lagen die meisten Renten-Peergroups im Minus. Das Feld führten dieses Mal nordamerikanische Nebenwerte an, die auf Monatsbasis 6,2% zulegten, gefolgt von Aktien Nordamerika mit 4,4% und globalen Technologieaktien mit 3,5%. Aber auch andere Regionen wie Aktien Eurozone und die Schwellenländer erzielten eine positive Performance, ebenso Themen- und Ökologiefonds. Auf der Verliererseite standen insbesondere die Peergroups Renten USD mit –1,8% sowie Investment-Grade-Unternehmensanleihen global und US-Dollar mit –1,6% und –1,4%. (mki)

Weitere Informationen zum Fondsrating von Scope gibt es hier.

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