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„Flexibilität, Transparenz und Chancen“: ein „Boom“ der Fondspolicen?

Im aktuellen Marktumfeld muss man sich zuverlässige, aber ertragreiche Möglichkeiten für die Geldanlage suchen. Der US-amerikanische Vermögensverwalter AllianceBernstein fährt gut mit seinem Angebot an verschiedenen Fonds und Fondspolicen. Gunnar Knierim erläutert im Interview die Vorzüge fondsgebundener Versicherungen und wie AB in der derzeitigen Lage die Stellung am Fondsmarkt hält.

Interview mit Gunnar Knierim, Director Financial Institutions Germany & Luxembourg bei AllianceBernstein
Herr Knierim, wie schlägt sich die allgemeine Wirtschaftslage aktuell auf AllianceBernstein nieder?

Die Situation ist mit Sicherheit derzeit keine einfache. Auch ein globaler Vermögensverwalter wie AllianceBernstein kann nicht in einem Vakuum operieren. Die Jahre der Pandemie und die weiterhin andauernde Verunsicherung an den globalen Kapitalmärkten ist auch an uns nicht spurlos vorübergegangen. Da wir jedoch eine ganze Reihe von differenzierten Anlagelösungen anbieten, die sich auch in den schwierigen Phasen bewährt haben, und wir durch unsere enge, langjährige Kundenbindung eine gute Vertrauensbasis geschaffen haben, sind wir bislang zum Glück glimpflicher davongekommen als manch einer unserer Konkurrenten.

Die Entwicklungen in den USA um den Schuldenstreit, die Konjunktur und den Arbeitsmarkt beschäftigen die Finanzmärkte. Wie sehr sind Ihre Fonds davon betroffen?

Die Wurzeln unseres Unternehmens liegen in den USA und ein beträchtlicher Teil des verwalteten Vermögens ebenso. Gerade unsere Expertise für US-Aktien wird jedoch auch hierzulande sehr geschätzt und viele unserer Kunden haben einen langen Anlagehorizont, der in volatilen Zeiten sehr wichtig ist. Auf der festverzinslichen Seite sind durch die in den USA zuerst erfolgte Zinswende auch wieder attraktive Investmentchancen entstanden. Dadurch entsteht also derzeit ein eher gemischtes Bild.

AllianceBernstein hat mit Aktien-, Anleihen- und Multi-Asset-Fonds sowie Alternatives ein großes Angebot an Anlageprodukten. Wo ist derzeit der größte Zuspruch, insbesondere auch im deutschen Vermittlergeschäft?

Da wir in vielen verschiedenen Asset-Klassen sehr wettbewerbsfähige Produkte am Markt haben, sehen wir im deutschen Vermittlermarkt bei Aktien-, Anleihen- und Multi-Asset-Fonds eine konstant hohe Nachfrage. Vor allem die Renten­seite mit unseren bewährten Income-Strategien wie European Income oder American Income erfreut sich 2023 wieder zunehmender Beliebtheit. In den vergangenen zwei bis drei Jahren haben wir großes Interesse auf Vermittlerseite an unseren ESG-Strategien, US-­Aktienfonds sowie unseren Themenfonds International Health Care und International Technology gesehen.

Gibt es einen verbindenden Ansatz hinter den Fonds, eine Art AB-Philosophie?

Selbstverständlich finden Sie bei einem Vollanbieter, wie wir es sind, auch dementsprechend höchst unterschiedliche Anlageansätze. Was jedoch als wesentlicher Pfeiler unserer Unternehmensphilosophie alle Strategien verbindet, ist die grundlegende Überzeugung, dass wahrhaft aktives Investieren langfristig einen Mehrwert bietet. Das gilt vor allem in turbulenten Marktphasen, wie wir sie seit einiger Zeit wieder erleben.

Research kostet Geld. Deshalb sind ETFs aufgrund niedrigerer Kosten und vermeintlich besserer Performance gefragt. Spüren Sie diese Entwicklung?

Der Margendruck für Asset-­Manager ist enorm und wird auch so bald nicht nachlassen. Das gilt im Übrigen nicht nur für den Retailbereich, sondern auch und insbesondere für institutionelle Mandate. Wir bei AB haben jedoch bereits seit einigen Jahren damit begonnen, uns dem hochkompetitiven Umfeld anzupassen und innovative Gebührenmodelle zu offerieren. Auch auf der Kostenseite haben wir große Einsparungen erzielen können. Aktuell ist hierbei KI-gestütztes Research ein wichtiges Thema.

Zuletzt gab es in Deutschland eine Art Hinwendung der Deutschen zu Aktien und Fonds. Nun macht die Volatilität den Anlegern wieder größere Sorgen. Zu Recht?

Die russische Invasion in die Ukraine, die sich immer weiter hochschau­kelnde Rivalität zwischen China und den USA, die hartnäckige Inflation, der Klimawandel und die mit der Transformation verbundenen Kosten – die Liste der Risiken ist auch nach Überwindung der Covid-Pandemie lang. Aber hinter jedem vermeintlichen Risiko lauert auch eine Chance. Das gilt auch im Investmentbereich. Angst ist generell ein schlechter Berater, vor allem wenn man inmitten von Markteinbrüchen verkauft und Verluste realisiert.

Dann lassen Sie uns auf Fonds­policen blicken. Sind diese aus Ihrer Sicht überhaupt eine interessante Alternative zu direkten Anlagen?

Fondspolicen verbinden das Bedürfnis eines Anlegers nach Absicherung seiner Risiken mit den Ertragschancen von Kapitalanlagen. Selbst wenn die Zinsen zuletzt wieder gestiegen sind, ist die klassische Kapitallebensversicherung eher ein Auslaufmodell. Fondsgebundene Versicherungen jedoch bieten mehr Flexibilität, Transparenz und Chancen. Sollte noch eine Reform bzw. ein Ausbau der staatlichen Förderung für die Altersvorsorge hinzukommen, könnte dieser Bereich sogar einen Boom erleben. Wir stehen den Versicherern als verlässlicher Partner zur Seite, auch um die Vermittler für die gestiegenen Anforderungen auf der Beratungsseite zu schulen.

AllianceBernstein ist ja auch Fondslieferant für Versicherer. Welche Rolle spielen Ihre Fonds bei der Fondsauswahl? Gerne wird bei der Auswahl in Fondspolicen auf Bewährtes zurückgegriffen.

Wir arbeiten seit vielen Jahrzehnten mit den Versicherungsgesellschaften in Deutschland vertrauensvoll zusammen und liefern wichtige Investmentlösungen für deren Fondspolicen-Geschäft. Einige unserer Flaggschifffonds sind dabei ein fester Bestandteil in der Fondsauswahl der Versicherer. Was uns ganz besonders freut, ist, dass wir als einer der wenigen Fondsanbieter für Versicherungen mit einem 5-Sterne-­Rating für die Fondsqualität unserer Produkte innerhalb der Versicherungspolicen ausgezeichnet wurden. Das macht uns sehr stolz und zeigt, dass sich die Versicherer auf die Leistungen unserer Investment-Teams langfristig verlassen können.

Welche Ihrer Fonds sind hier besonders gefragt oder aus Ihrer Sicht interessant?

Einer der bekanntesten Fonds innerhalb des Fondspolicen-Marktes ist unser AB Sustainable Global Thematic Portfolio, einer der ersten Fonds im Markt, der an den UN-Nachhaltigkeitszielen ausgerichtet wurde. Auch unser AB American Growth Portfolio findet sich seit vielen Jahrzehnten in Versicherungspolicen wieder. Er wurde kürzlich als bester US-Aktienfonds der letzten 20 Jahre gewürdigt. Des weiteren wurde unser AB International Health Care Portfolio von vielen Versicherungsgesellschaften in den Fokus genommen.

AB hat kürzlich erst einen Fonds aufgesetzt, der besonders auf „ESG Improvers“ setzt? Wie sieht dieser aus und welche Erwartungen haben Sie?

Die ESG-Ratings, die viele Fonds als Auswahlgrundlage verwenden, sind rückwärtsgewandt, zeichnen ein unvollständiges Bild und benachteiligen manche Unternehmen zu Unrecht. Daraus ergibt sich die Chance, Unternehmen zu identifizieren, die einen positiven Wandel vorantreiben, bevor er sich in den Ratings niederschlägt, und in diese zu investieren. Wenn dann die Ratingagenturen letztendlich die Verbesserungen honorieren, sollte es einen erheblichen Kursschub geben, da die betreffenden Unternehmen dann in den Fokus der ESG-Anleger rücken, und das ist in der Vergangenheit auch meist so gewesen. Wir erhoffen uns durch diese innovative Ergänzung unserer Responsible-­Investing-Palette u. a. Zuspruch von Kunden, die vielleicht noch vor „puren“ ESG-Fonds zurückschrecken.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 07/2023, S. 54 f., und in unserem ePaper.

Bild: © Gunnar Knierim, AllianceBernstein bzw. © iamchamp – stock.adobe.com

 
Ein Interview mit
Gunnar Knierim

Gold: weiterhin ein sicherer Hafen?

So richtig los von Gold kommt man auch in der Investmentwelt nicht. Immer wieder gerät das alte Aurum ins Rampenlicht, gerade wenn der Rest der Finanzwelt in Sachen Volatilität seinesgleichen sucht. Adrian Ash von BullionVault widmet sich der Frage, ob Gold als sicherer Hafen in schwierigen Zeiten noch aktuell ist.

Ein Artikel von Adrian Ash, Director of Research bei BullionVault

Gold braucht nicht immer eine Krise, um im Preis zu steigen. Dennoch sind Krisen sicherlich hilfreich dafür. Als 2020 die Corona-Pandemie ausbrach, überschritt das Edelmetall erstmals die Marke von 2.000 US-Dollar pro Feinunze. Dann erreichte es dieses Niveau erneut im Jahr 2022, als Russland den schrecklichsten Krieg in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg begann. Und Anfang 2023, während des Mini-Crashs im westlichen Bankensektor, stieg Gold wieder über 2.000 US-Dollar.

Zwischen diesen drei Dollar-Höchstständen hat sich der Goldpreis weltweit weiter nach oben bewegt, nicht zuletzt für deutsche Anleger. Das Jahr 2022 endete mit einem vierten Jahreshöchststand in Folge für Gold in Euro. Zwischen Januar und März 2023 wurden dann neue Rekorde zum Quartalsende und im Quartalsdurchschnitt aufgestellt, bevor im April als auch im Mai neue Rekorde zum Monatsende und im Monatsdurchschnitt erreicht wurden.

Die Zuflucht beim Edelmetall

Ein solch solider Aufwärtstrend bei Gold deutet darauf hin, dass sich Anleger in das Metall als „sicheren Hafen“ stürzen, um den schlechten Renditen in anderen Bereichen zu entgehen. Doch auf das Blutbad an den Finanzmärkten im vergangenen Jahr folgten in der ersten Jahreshälfte 2023 starke Gewinne für Aktienanleger, nicht zuletzt in Deutschland. Der Dax hat sich in Euro gerechnet besser entwickelt als alle anderen großen Wirtschaftsbörsen – mit Ausnahme des New Yorker Nasdaq Tech-Index – und hat seit Jahresbeginn 13,5% zugelegt. Das geschah trotz der für das erste Quartal bestätigten „technischen Rezession“ und des schlimmsten Einbruchs in der verarbeitenden Industrie in diesem Frühjahr seit der ersten Welle der Corona-Krise vor drei Jahren.

Hinzu kommt, dass die Betei­ligung der Anleger an Gold in der ersten Hälfte von 2023 alles andere als extrem war. In den letzten 15 Jahren wiesen die Goldpreise in US-Dollar eine sehr starke positive Korrelation mit dem kombinierten Gewicht der weltweiten ETP-Bestände und der positiven Stimmung der Geldmanager in Gold-Futures und -Optionen auf. Diese Korrelation hat ein durchschnittliches R² von 68% auf einer rollierenden Zwölfmonatsbasis. Diese Korrelation ist stärker als die negative Korrelation von Gold mit den Renditen inflationsgeschützter US-Staatsanleihen und sogar stärker als die Korrelation mit dem Silberpreis. Die Beziehung zwischen der Anlegerbeteiligung und den Goldpreisen hat sich jedoch in diesem Jahr bisher abgeschwächt. Der neue Rekord des Dollar-Goldpreises von 1.982 zum Monatsende im April wurde erreicht, als die gesamte spekulative Position nur noch 90% der Höchststände von Anfang 2022 oder Mitte 2020 aufwies.

Deutscher „Hunger“ auf Gold gestillt?

Die Nachfrage der privaten Haushalte nach Barren und Münzen für „Kleinanleger“ war zwar solide, insgesamt aber eher unauffällig im Vergleich zu den grundlegenden Gewinnen von Gold im Jahr 2023. Laut den veröffentlichten Daten des World Gold Council zur Minen­industrie erreichte die weltweite Gesamtmenge von Januar bis März nicht ganz den Quartalsdurchschnitt der beiden Vorjahre. Die steigende Nachfrage im Nahen Osten wurde durch die um 70% gesunkene Abnahme in Deutschland im Vergleich zum Quartalsdurchschnitt 2021–22 ausgeglichen. Sie erreichte den schwächsten Wert seit mindestens 2010. Deutsche Händler berichten, dass die Kunden Gold zu diesen Rekordpreisen verkauft haben, um es in Bargeld umzuwandeln (das jetzt eine positive nominale Rendite abwirft, nachdem die EZB ihre Negativzinspolitik beendet hat) und um Lebenshaltungskosten und andere Haushaltsausgaben zu finanzieren.

Sollten sich die deutschen Haushalte in der zweiten Jahreshälfte weiterhin von Goldmünzen und kleinen Barren fernhalten, würde dies eine dramatische Veränderung gegenüber dem phänomenalen Appetit auf das Edelmetall bedeuten, den sie im letzten Jahrzehnt gezeigt haben. Eine weitere bemerkenswerte Veränderung des Goldhandelsverhaltens in diesem Jahr ist auf die starke Nachfrage im Nahen Osten zurückzuführen, wo insbesondere die Türkei und der Iran dem für die Region typischen Muster, dass die Haushalte Gold verkaufen, wenn die Preise hoch sind, getrotzt haben. Sie haben sich stattdessen dafür entschieden, ihre Bestände an Goldmünzen, kleinen Barren und auch Schmuck zu behalten und auszubauen, weil sie befürchten, dass sich die Inflation verschlimmern wird, wenn ihre Währungen angesichts der politischen und wirtschaft­lichen Turbulenzen weiter fallen.

Hochmut kommt vor dem Fall

Am wichtigsten für den grundlegenden Aufwärtstrend von Gold waren die starken Käufe der Zentralbanken. Während der weltweiten Finanzkrise wechselten die Zentralbanken insgesamt von Nettover­käufern zu Nettokäufern, als der Beginn der quantitativen Lockerung und der Nullzinsen durch die westlichen Behörden die Schwellenländer dazu veranlasste, Gold zu akkumulieren, gerade als die europäischen Zentralbanken schließlich aufhörten zu verkaufen. Diese Nachfrage, die von Russland, China und Indien angeführt wurde, erreichte 2018 einen neuen Rekord, wuchs im vergangenen Jahr weiter an und erreichte die höchsten Zentralbankkäufe seit der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg und hat sich in der ersten Hälfte des Jahres 2023 fortgesetzt. Vieles davon wird in den offiziellen Daten nicht erfasst, aber angesichts der Sanktionen der USA und der EU gegen Russland, die die Attraktivität von US-Dollar und Euro als Reservewährungen infrage stellen, ist der Marktkonsens, dass Goldbarren weiterhin eine wertvolle Alternative zu den Reservemanagern bieten werden.

All dies bedeutet jedoch nicht, dass der Goldpreis nach den neuen Höchstständen in diesem Frühjahr garantiert weiter steigen wird. Sollte die US-Notenbank nicht umschwenken und in der zweiten Jahreshälfte von 2023 damit beginnen, ihre rekordverdächtigen Zinserhöhungen rückgängig zu machen, würde dies wahrscheinlich für heftigen Gegenwind sorgen. Neben dem starken Appetit der nicht-westlichen Zentralbanken auf Gold dürfte aber auch die weltweite Schmucknachfrage den Goldpreis solide unter­stützen, wenn der Markt fällt und seinen Aufwärtstrend testet. Tatsächlich hat die weltweite Schmucknachfrage bereits wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht, allerdings zu Preisen, die mehr als 40% über denen von 2019 liegen.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 07/2023, S. 56 f., und in unserem ePaper.

Bild: © Nuthawut – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Adrian Ash

„KI ist gut – das ist ein Problem“: KI macht Managern Dampf

Künstliche Intelligenz beschäftigt auch die Investmentwelt. Der Kapitalmarktexperte Uwe Zimmer ist überzeugt, dass KI die „Peitsche“ sei, mit der Führungskräfte zu Hochleistungen angetrieben werden könnten. Und: Wer schlechter abschneidet, ist sein Geld eben nicht wert.

Künstliche Intelligenz (KI) wird sowohl im Privaten als auch im Job mehr und mehr benutzt. Immer mehr davon schwappt auch in die Firmen. Und Tatsache ist: Die Leistungen der KI sind beeindruckend, stellen aber letztlich genau den Standard dar, so schreibt es der Kapitalmarktexperte und Vermögensverwalter Uwe Zimmer in einem aktuellen Kommentar. Seiner Ansicht nach, werde auch bei Finanzmanagern in der Zukunft der Grundsatz gelten: Wer schlechter abschneidet, ist sein Geld nicht wert.

Denn erste, eher spielerisch angelegte Tests hätten gezeigt, dass KI-gestützte Systeme auch als Asset-Manager „durchaus“ eine gute Figur machen könnten – alles im Rahmen ihrer begrenzten Fähigkeiten.

Stärken der KI

Die Fähigkeiten der KI seien begrenzt durch die zur Verfügung stehenden Informationen. Doch da sie diese besser sammeln, verarbeiten und analysieren könnten als mancher Mensch, hätten sie Vorteile. Und zwar überall da, wo es auf Quantität ankomme. Quant-Strategien könnten schon bald komplett in der Hand von KIs liegen – und im Zweifel würde es niemand merken, so Zimmer.

Die Finanzindustrie sei dabei besonders geeignet, KI-basierte Systeme einzuführen. Dort wurden schon immer „gewaltige Datenmengen“ verarbeitet und Strategien hin und her getestet. Ein aus Analyse gewonnener Informationsvorsprung habe schon immer über Gewinn und Verlust an der Börse entschieden.

Menschen müssen sich beweisen

„Die KI ist gut – und das ist ein Problem. Zumindest für einige Manager, Häuser, Strategien“, so schreibt Zimmer. KI mache all denjenigen Konkurrenz, die sich in einer gewissen Mittelmäßigkeit gut eingerichtet hätten. Dies betreffe die Analyse, das Management von Geld, aber auch den Kundenkontakt. Denn eine KI könne durchaus geeignet sein, grundlegende Fragen von Kunden jederzeit, geduldig und richtig zu beantworten.

Daher müssten Menschen beweisen, dass sie mehr können als die Maschinen. Oder wie es derzeit in der kleinen Kirchengemeinde St. Peter-Ording und Tating im Norden Deutschlands zu sehen ist: Pastoren müssen zeigen, dass sie mehr liefern können als einen Standardsegen. Dort werde nämlich im Rahmen eines Kunstprojekts eine KI darauf trainiert, Segen zu sprechen und auch Predigten zu halten. Laut Zimmer gebe es Gänsehautmomente, wenn die KI segnet, und die Pastoren müssten sich daran messen lassen.

Wird die Arbeit der Fondsmanager durch KI besser?

Dass die Arbeit der Finanzmanager komplett von KI übernommen wird, sei Zimmer zufolge nicht wirklich zu erwarten. Sie werde aber doch dafür sorgen, dass die Arbeit besser wird. Finanzmanager würden sich zukünftig mehr anstrengen müssen, kreativer sein, menschlicher werden müssen, um als Mensch gegen die Maschine zu bestehen. Für Zimmer klinge diese Prognose auch nicht apokalyptisch, sondern „es sollte die Regel sein, dass sich gerade in der Finanzindustrie angestrengt wird“. Die Zeiten des Mittelmaßes seien vorbei, denn dieses würden die Maschinen schon heute leisten. Die Arbeit der Menschen würde besser werden – auch an der Börse. (mki)

Bild: © Dieter Holstein – stock.adobe.com

 

So stark sollen ETFs in den nächsten Jahren zulegen

ETFs sind auf einem gehörigen Vormarsch, der sich auch in den nächsten Jahren nicht verlangsamen dürfte. Laut einer Untersuchung der Unternehmensberatung Oliver Wyman soll das Volumen von ETFs in 2027 24% des gesamten Fondsvermögens ausmachen, gegenüber 17% heute.

Dass Exchange Traded Funds (ETFs) immer mehr an Popularität gewinnen, ist bekannt. Doch was heißt das genau in Zahlen? Und wie geht es in Zukunft weiter? Dieser Frage hat sich die Unternehmensberatung Oliver Wyman im Auftrag von Waystone gestellt. Und die daraufhin kürzlich veröffentlichte Untersuchung „The Renaissance of ETFs“ hat gezeigt: Es soll weiter steil bergauf gehen.

ETF-Vermögen soll sich verdoppeln

Aktuell machen ETFs 17% des gesamten Fondsvermögens. 2027 sollen es demnach schon 24% sein. Die Zunahme soll also enorm ausfallen. Ende Dezember 2022 belief sich das gesamte verwaltete ETF-Vermögen weltweit auf 6,7 Bio. US-Dollar und wuchs seit 2010 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 16% – klassische Investmentfonds wuchsen im selben Zeitraum um lediglich 5% p. a., so Oliver Wyman. Und bis 2027 soll es so weitergehen mit einem prognostizierten Wachstum von 13% bis 18% p. a. Das verwaltete Fondsvermögen soll dann zwischen 12 Bio. Und 16. Bio. US-Dollar liegen.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die ETF-Landschaft gerade in die nächste Wachstumsphase eintritt. Gerade in den USA sei das ETF-Wachstum sehr stark gewesen aufgrund von steuerlichen Vorteilen bei der Anlage. Doch europäische Anleger würden ebenfalls mehr auf den Zug aufspringen, da die börsengehandelten Fonds auch hier sichtbarer und zugänglicher würden.

Aktive ETFs legen zu

Eine weitere Erkenntnis der Studie ist die zunehmende Beliebtheit von aktiven ETFs. Traditionell werden ETFs als passive Form der Geldanlage gesehen, doch aktive ETFs würden derzeit Zuspruch von Anlegern erfahren, die zum einen nach Strategien suchen, um den Markt zu schlagen, zum anderen aber auch Investitionen in nachhaltige Produkte und bestimmte Themenbereiche tätigen wollen. Dies führe zu einem großen Wachstum in einem Bereich des ETF-Markts, der eher auf Themen und Branchen und Innovation fokussiert sei.

Kostenfaktor spielt große Rolle

Ein großer Faktor hinter dem Aufschwung der ETFs ist die Kostenfrage. ETFs sind im Schnitt um einiges günstiger als ihre aktiven Kollegen, nämlich knapp 50%, wie Oliver Wyman meldet. Auf diesen Unterschied werden sowohl institutionelle als auch Privatanleger aufmerksam und versuchen, ihre Anlage über geringere Gebühren besser aufzustellen.

Herausforderungen für ETF-Anbieter

Die Studie geht außerdem auf die Herausforderungen für die Unternehmen ein, die einen ETF auflegen wollen. Denn davon gebe es mehrere wie die hohen Kosten für den Aufbau der Infrastruktur und das hohe Risiko des Scheiterns. Dies habe zur Entstehung von sogenannten White-Label-ETF-Anbietern geführt, die es Fondsanbietern ermöglichen sollen, ihre Strategien schnell auf den Markt zu bringen. (mki)

Weitere Information zur Studie „The Renaissance of ETFs“ gibt es hier.

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Welchen Mehrwert bieten Robo-Advisors zu marktbreiten ETFs?

Der digitale Asset-Manager Evergreen hat das Angebot von Robo-Advisors untersucht und kommt nicht gerade zu einem positiven Fazit. Zum einen verfügen nur wenige über ein rein nachhaltiges Angebot, zum anderen halte sich auch der Mehrwert gegenüber marktbreiten Indizes in Grenzen.

Digitale, Algorithmen-basierte Portfoliomanager, sogenannte Robo-Advisors, sollen Anlegern eine einfache, automatisierte Möglichkeit geben, Geld in den Kapitalmarkt zu investieren – zu geringen Gebühren und angepasst an die Bedarfe der Kunden.

Doch so viel Mehrwert scheinen die Robo-Advisors gar nicht zu bringen, wie eine Studie des digitalen Asset-Managers Evergreen herausgefunden haben soll. Gerade im Vergleich zu marktbreiten ETFs sollen sie sich nicht so gut schlagen, wie beworben. Auch im Bereich Nachhaltigkeit gebe es Nachholbedarf.

Nur wenig rein nachhaltige Angebote

Zwar bieten über 65% der Anbieter neben klassischen Anlagestrategien eine zusätzliche Nachhaltigkeitsoption an, bei der allerdings i. d. R. auch nur die klassische ETF-Strategie mit nachhaltigen ETFs dupliziert wird. Robo-Advisors könnten dabei keine eigenen Nachhaltigkeitskriterien abbilden.

Über ein rein nachhaltiges Angebot verfügen laut Evergreen nur knapp 15% der Robo-Advisors. All diese Anbieter hätten gemein, dass sie nicht in ETFs investieren und somit nicht in Abhängigkeit zu ETF-Anbietern stehen. Einige dieser Robo-Advisors vertreiben Einzeltitel-Portfolios oder eigengemanagte Fonds und könnten so die Zusammensetzung ihrer angebotenen Produkte beeinflussen. Andere investieren derweil in aktive Fonds und haben eine größere Bandbreite an Nachhaltigkeitskriterien zur Verfügung, mit der höhere Nachhaltigkeitsstandards erreicht werden könnten.

Außerdem bemängelt Evergreen auch die Konsequenz bei den Nachhaltigkeitskriterien, die bei der größeren Debatte um Greenwashing schon häufiger kritisiert wurde. Viele Anbieter nachhaltiger Strategien orientierten sich laut dem Vermögensverwalter an den groben Nachhaltigkeitsratings von MSCI oder der SFDR-Klassifizierung. Doch bei genauerem Hinschauen zeige sich, dass nicht alle Portfolios dasselbe Level an Nachhaltigkeit aufweisen würden und so nach wie vor viel Ermessensspielraum bleibe.

Deutlich höhere Kosten

Hinsichtlich der Risikofaktoren unterscheiden sich viele Robo-Advisors nicht signifikant vom normaltypischen passiven Portfolio. Zwar reduzierten laut Evergreen das passiv-typische US-Klumpenrisiko in abweichenden Maßen, doch der Mehrwert der Portfolios sei hinsichtlich der Risikofaktoren im Vergleich zu einem einfachen marktbreiten Index aber trotzdem überschaubar. Passend dazu: Mehr als 65% der 26 untersuchten Robo-Advisors weichen bis auf kleinere Unterschiede nicht wesentlich von typisch passiven Asset-Management-Methoden ab.

Hinzu komme Evergreen zufolge der Kostenfaktor. Während für einen marktbreiten ETF Gesamtkosten von 0,20% bis 0,45% jährlich anfallen, seien die durchschnittlichen Kosten bei den Robo-Advisors deutlich höher, da neben den Fondskosten auch bei fast allen Anbietern Servicegebühren anfallen.

Zinsen stellen Annahme der Robo-Advisors infrage

Zusätzlich gebe es eine Annahme, die Robo-Advisors üblicherweise treffen, die jetzt aber durch die Zinswende hinterfragt werden müsse. Üblicherweise bekommen risikoreiche Anleger aktienlastige Portfolios, risikoaverse Anleger dagegen anleihenlastige. Es gilt bei Robo-Advisors der Grundsatz, dass Anleihen rendite- und schwankungsarm sind, besonders bei Staatsanleihen. Doch viele anbieter würden übersehen, dass Anleihen zinssensitiv sind.

Wenn es keine Zinsen gibt und sich die Zinsen auch nicht verändern, könne dies vernachlässigt werden. Doch wenn die Zinsen steigen, falle einem dies schnell „auf die Füße“. Ein Gründ für dieses Unwissen könne sein, dass die ersten Robo-Advisors erst 2013 starteten und damit lange nach Beginn der europäischen Niedrigzinsphase. (mki)

Bild: © Have a nice day – stock.adobe.com

 

Fondsbranche: Greenwashing-Vorwürfe schaden Entwicklung

Das FNG hat den Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen 2023 präsentiert. Auch wenn es sich demnach bei nachhaltigen Kapitalanlagen weiterhin um einen Wachstumsmarkt handelt, sieht die Fondsbranche Gefahren und Verbesserungspotenzial beim Vertrieb grüner Anlageprodukte.

Die Fondsbranche ist sich einig: Die vermehrt aufkommenden Greenwashing-Vorwürfe rund um nachhaltige Kapitalanlagen könnten der künftigen Entwicklung erheblich schaden. Das belegt der aktuelle Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen 2023, den das Forum Nachhaltige Geldanlagen e. V. (FNG) im Rahmen eines Pressegesprächs präsentiert hat.

Schlechte Kommunikation ist Hauptursache

Doch warum überhaupt kommt es immer wieder zu neuen Greenwashing-Vorwürfen? Das wollte das FNG genauer wissen und hat die 56 Teilnehmer, die dem Marktbericht ihre Zahlen, Daten und Informationen liefern, dazu befragt. Nach Einschätzung der Befragten ist „schlechte Kommunikation“ die Hauptursache für Greenwashing-Vorfälle. Aber auch ein fehlendes Praxisverständis, die Medienberichterstattung und unbewusste Fehldarstellungen seitens der Anbieter können die Auslöser für Greenwashing-Vorwürfe sein. Interessant: Fehlende eindeutige Definitionen einer nachhaltigen Geldanlage oder etwa fehlende Standards rangieren in der Liste ganz unten.

Nachhaltige Geldanlagen sind weiterhin auf Wachstumskurs

Abgesehen davon präsentierte das FNG natürlich auch die nackten Zahlen. Und die sehen im Vergleich zur Gesamtbranche dann doch recht erfreulich aus. Das Marktvolumen laut FNG-Definition erreichte nämlich Ende 2022 in Deutschland mit einem Zuwachs von 15% eine neue Rekordmarke in Höhe von 578 Mrd. Euro. Dazu zählen Anlagen in nachhaltigen Publikumsfonds, Mandaten und Spezialfonds sowie nachhaltig verwaltete Kundeneinlagen und Eigenanlagen. Besonders im Bereich der Publikumsfonds verzeichnet die Branche hohe Zuwächse. Das Volumen stieg hier um 29% auf 317 Mrd. Euro.

Insgesamt aber fiel damit das jährliche Wachstum geringer aus als in den Vorjahren. „Das vergangene Jahr war von vielen Unsicherheiten geprägt. Zudem belastete das schwierige Börsenjahr. Mehrere wissenschaftliche Studien belegen [allerdings], dass nachhaltige Geldanlagen krisenresistenter als konventionelle Produkte sind. Sie sind weiterhin sehr gefragt“, resümiert Bernhard Engl, Vorstandsvorsitzender des FNG. Der Marktanteil nachhaltiger Kapitalanlagen legte laut FNG auf 12,5% deutlich zu (2021: 9,4%).

Insgesamt blicken die Befragten auch positiv in die Zukunft. 80% erwarten für das laufende Jahr erneut ein Wachstum, lediglich knapp 12% rechnen mit einem Rückgang und weitere rund 8% mit einem gleichbleibenden Volumen.

Klassifizierungsstandard scheint sich langsam zu ergeben

Doch welche Klassifizierung zieht die Fondsbranche heran, um einen Fonds überhaupt als nachhaltig zu definieren? Hier scheint sich laut aktuellem Marktbericht ein Standard innerhalb der befragten Fondsbranche herauszukristallisieren. 2022 bestätigten sich nämlich die sogenannten Principal Adverse Impact Indicators (PAIs) als Mittel der Wahl, damit ein Fonds als nachhaltig gelten kann.

Die PAIs sollen potenziell negative Auswirkungen einer Investitionsentscheidung berücksichtigen wie die Verursachung von Treibhausgasemissionen, der Einfluss auf Arbeitsbedingungen, aber auch die Achtung von Menschenrechten oder der Rechtsstaatlichkeit. In der aktuellen Befragung zeigt sich zudem, dass die PAIs vor allem in Kombination mit den Definitionen in der EU-Offenlegungsverordnung dafür angewendet werden. Dahingegen spielen die Vorgaben aus der EU-Taxonomie derzeit keine Rolle für die Deklarierung eines Fonds.

Hier sehen die Befragten Verbesserungspotenzial beim Vertrieb

Was unterdessen die Umsetzung der Vorgaben in der Finanzmarktrichtlinie (MiFID II) in der Beratung angeht, ergibt sich ein geteiltes Bild. Die Hälfte der Befragten ist skeptisch, ob die Kunden ihre Präferenzen im Rahmen der geltenden Vorgaben klar äußern können. Bemerkenswert ist, dass zwei Drittel der Befragten in der oft beklagten Einschränkung des Investmentuniversums nach Angabe einer Nachhaltigkeitspräferenz eher kein Hindernis sehen und davon ausgehen, dass sich Nachhaltigkeit in der Anlageberatung dennoch weiter durchsetzen wird.

Über mögliche Verbesserungen bei der Umsetzung für Anleger sind sich die befragten Finanzmarktteilnehmer hingegen weitgehend einig. Am drängendsten erscheinen die Vereinfachung der Abfrage, die Förderung von Wissen und Verständnis über nachhaltige Kapitalanlagen sowohl auf Kunden- als auch auf Beraterseite sowie die Förderung der Bekanntheit von Nachhaltigkeitssiegeln. (as)

Bild: © Firn – stock.adobe.com

 

DWS will mit Emittentenrating Dienste für Versicherer verbessern

Die Fondsgesellschaft DWS erhält von der US-amerikanischen Ratingagentur Moody’s Investors Service ein langfristiges Emittentenrating von A2. Auslöser hierfür waren Bemühungen seitens der DWS um das Geschäft mit institutionellen Versicherungskunden.

Die Ratingagentur Moody’s Investors Service hat der zur Deutschen Bank gehörigen DWS Group ein langfristiges Emittentenrating von A2 mit stabilem Ausblick gegeben. Dies sei ein sehr gutes Ergebnis, auch in der Asset-Management-Branche, heißt es in einer Mitteilung der Fondsgesellschaft. Die DWS hatte das Rating beantragt, um sein Geschäft mit institutionellen Versicherungskunden zu verbessern.

DWS holt sich Emittentenrating – auch für mehr Eigenständigkeit

Konkret möchte der Vermögensverwalter seinen Kunden aus der Versicherungswirtschaft eine kapitaleffizientere Besicherung ihrer Versicherungsverträge ermöglichen. Bei Bedarf könne das Rating künftig auch für die eigene Refinanzierung eingesetzt werden. Eine derartige Bonitätsbewertung ist üblicherweise der Maßstab für die Sicherheit einer Anleihe. Konkrete Pläne zur Aufnahme von Fremdkapital, bspw. eben über das Emittieren einer Anleihe, gebe es derzeit allerdings nicht.

Von 2004 bis 2018 gehörte die DWS Group vollständig zur Deutschen Bank, vollzog dann 2018 allerdings den Gang an die Börse und strebt seitdem nach Eigenständigkeit – das Moody’s-Rating sei laut Mitteilung auch ein weiterer Schritt in diese Richtung und unterstütze das Unternehmen bei der Sicherstellung und Diversifizierung ihrer Finanzierungsmöglichkeiten und erhöhe damit zugleich seine Flexibilität. (mki)

Bild: © Cagkan – stock.adobe.com

 

Ist jetzt die Zeit des Risikokapitals?

Venture Capital ist eine vergleichsweise risikobehaftete Anlageklasse im Bereich Private Equity. Der britische Vermögensverwalter VenCap sieht darin aktuell eine der attraktivsten Investmentmöglichkeiten. Der Markt befinde sich nämlich in einer „nachhaltigen Korrektur“.

Eine gerade bei Privatanlegern noch recht selten angetroffene Anlagemöglichkeit ist Venture Capital, zu Deutsch Risiko- oder Wagniskapital. Dabei handelt es sich um außerbörslich gehandeltes Kapital in eher risikobehaftete Anlagen bspw. Start-ups. Der Markt hierfür befinde sich in einer „nachhaltigen Korrektur“. Viele Anleger, die den ursprünglichen Charakter von Venture Capital aus den Augen verloren haben, erleiden erhebliche Wertverluste, so heißt es in einer Pressemitteilung des britischen Investmentmanagers VenCap.

Doch diese Verluste hätten eine Kehrseite: Nämlich, dass viele der marginalen Marktteilnehmer aussortiert und somit letztlich Grundlagen für die „nächste große Wertschöpfungsphase“ geschaffen würden.

Rekordsummen an Kapital

Bis 2022 konnten Risikokapitalfonds und Portfolio-Unternehmen Rekordsummen an Kapital aufbringen, und auch die Unternehmensbewertungen erreichten laut VenCap neue Höchststände. Dies habe der gesamten Branche eine Performance zwischen 20% und 25% beschert. Doch viele Anleger hätten sich von diesen außergewöhnlichen Renditen verführen lassen, denn diese Renditen hätten sich größtenteils lediglich als Papiergewinne herausgestellt. Historisch gesehen machten bei Venture Capital nur 1% der Exits mehr als 50% des geschaffenen Gesamtwerts aus. Unternehmen gelinge es dagegen nicht, das investierte Kapital zu erwirtschaften.

Auch eine Analyse von Neuberger Berman, in der stichprobenmäßig Risikokapitalfonds untersucht worden, sieht die goldenen Zeiten für diese als vorbei an. Der durchschnittliche Risikofonds verzeichnete in den vergangenen zwölf Monaten demnach einen Rückgang von 12%.

Schwieriges Umfeld für Start-ups

Doch es sei in den letzten 15 Monaten wieder Normalität in der Venture-Capital-Branche eingekehrt. Was 2022 an den öffentlichen Märkten passiert, werde so langsam auch von den Bewertungen von Privatunternehmen widergespiegelt. Tatsache sei auch, so VenCap-CIO David Clark, dass in den kommenden Monaten immer mehr Privatunternehmen in Kapitalnot geraten und gezwungen sein würden, für neue Mittel auf den Markt zu gehen. Diese Bewegung dürfte auch durch den Zusammenbruch der Silicon Valley Bank, einer der wichtigsten Partner vieler Risikokapitalfonds und ihrer Portfolio-Unternehmen, beschleunigt werden.

„Bestes Umfeld für Investoren seit über zehn Jahren“

Für VenCap ist es „gerade in solch schwierigen Zeiten für Investoren unerlässlich“, in neue Unternehmen zu investieren. Clark beurteilt das momentane Umfeld sogar als das beste für Investoren seit über zehn Jahren, um neues Risikokapital bereitzustellen. Zum einen habe die Korrektur die Einstiegsbewertungen gesenkt, zum anderen den Wettbewerb um Transaktionen verringert und die Unternehmen gezwungen, wesentlich kapitaleffizienter zu werden. All diese Faktoren hätten in der Vergangenheit sehr oft dazu geführt, dass die Jahre nach einer großen Kurskorrektur die stärkste Performance über den gesamten Investitionszyklus hinweg aufgewiesen haben, so Clark.

Wahl der Venture-Fonds zahlt sich aus

Vorsicht sei allerdings bei der Auswahl der Venture-Capital-Fonds geboten. Denn es gebe eine große Streuung der Renditen zwischen den besten VC-Fonds und dem Rest der Industrie. Daher reiche es nicht, einfach nur Risikokapital bereitzustellen. Um Erfolg zu haben, müssten Investoren vielmehr Zugang zu der kleinen Gruppe von Venture-Fonds haben, die konstant eine Top-Quartil-Performance erzielen und in der Lage sind, die besten 1% der Unternehmen weltweit zu unterstützen. (mki)

Bild: © wladimir1804 – stock.adobe.com

 

Marc Drießen und Fox Group gründen Investmentmanager

evolv Asset Management AG heißt ein neuer Investmentmanager für nachhaltige Sachwertinvestitionen. Das Unternehmen wurde gegründet von Marc Drießen und der Fox Group, der Beteiligungsgesellschaft von Jörn Reinecke.

In Hamburg gibt es einen neuen Investmentmanager, nämlich die evolv Asset Management AG, gegründet von Marc Drießen zusammen mit der Beteiligungsgesellschaft Fox Group unter der Führung von Jörn Reinecke. Das neue Unternehmen soll institutionellen und semi-institutionellen Investoren die Möglichkeit bieten, in nachhaltige Immobilien und Infrastrukturobjekte zu investieren. Dazu werden unterschiedliche Anlageformate wie Fonds und Club Deals angeboten.

Zu Beginn soll einer Pressemitteilung des Unternehmens zufolge der Fokus auf in Deutschland gelegenen Assets liegen. Drießen wird die evolv Asset Management AG als CEO leiten, Reinecke hat die Funktion des Aufsichtsratsvorsitzenden übernommen.

Solarparks, Windanlagen und Logistik

Im Bereich Infrastruktur konzentriert sich das Unternehmen im Wesentlichen auf Solarparks und Windkraftanlagen. Gleichzeitig aber werden auch Investitionen in angrenzenden Feldern wie E-Lade-Infrastruktur, Biomasse oder Wasserstoff möglich sein. Laut Jörn Reinecke sei auch der Kapitalbedarf in der Transition zur CO2-neutralen Energieversorgung enorm, viele Marktteilnehmer würden noch nicht die erforderlichen Strukturen aufweisen, um Produkte zu schaffen, die den Bedarfen institutioneller Investoren entsprechen.

Mit Blick auf den Immobiliensektor wird evolv zunächst den Bereich Logistik in den Fokus nehmen, weitere Assetklassen werden folgen, so das Unternehmen. Dazu richten sich erste Überlegungen auf Investments in bezahlbaren Wohnraum und Büroobjekte. Allen Anlagezielen sei allerdings gemein, dass evolv ausschließlich nachhaltige Investments in den aktiv wertschöpfenden Phasen des Lebenszyklus tätigen werde. Investments in sehr frühen Phasen zu sichern oder Redevelopments durchzuführen, würde Anlagen mit einem besseren Rendite-Risiko-Profil ermöglichen als klassische Bestandsinvestments, so evolv-CEO Marc Drießen.

Noch in diesem Jahr will evolv Asset Management zwei neue Fonds an den Markt bringen.

Langjährige Erfahrung

Marc Drießen ist seit über 20 Jahren in der Immobilienwirtschaft und im institutionellen Fondsgeschäft tätig. Unter anderem war er Geschäftsführer der Dr. Peters Group, Teil des Management Boards der HSH Real Estate, Vorstand bei Hesse Newman Capital, Geschäftsführer der Handsinvest und CEO bei Engel & Völkers Capital.

Jörn Reinecke ist seit über 30 Jahren im Bereich grüne Infrastruktur und Immobilien tätig. Er gründete mehrere Energieunternehmen, darunter Norderland Nature Energy (heute Teil der im SDAX notierten PNE AG), Reinecke + Pohl Sun Energy (heute die börsennotierte 7C Solarparken AG) sowie den Projektentwickler und Bestandshalter Green Fox Energy. Auch ist er Gesellschafter und Aufsichtsratsvorsitzender der DFI Real Estate und Mitgründer der Magna Real Estate. Drießen und Reinecke halten jeweils 50% der Aktien von evolv Asset Management. (mki)

Bild: © evolv Asset Management

 

Honorarbasierter Ansatz: „Glauben, dass Anleger davon profitieren“

Im aktuellen Marktumfeld gilt es als Anleger, kreativ zu werden und somit auch außergewöhnlichere Methoden zu finden. Thomas Meinke von Dimensional Fund Advisors erklärt eine finanzwissenschaftliche Herangehensweise und äußert sich auch zu Provision und Fondspolicen.

Interview mit Thomas Meinke, Investment Strategist und Vice President bei Dimensional Fund Advisors Deutschland
Herr Meinke, Dimensional Fund Advisors bestreitet seit über 40 Jahren das Investmentgeschäft. Wie schlägt man sich im aktuellen Marktumfeld?

Die vergangenen Jahre waren für Investoren schwierig, weil es viele wirtschaftliche und gesellschaftliche Unsicherheiten gab. So haben die Aktienmärkte in den letzten drei Kalenderjahren zwei Schritte nach vorn und einen zurück gemacht. Der Gesamttrend war aber gut für Anleger, die Disziplin bewahren und damit die Aktienprämie abschöpfen konnten. Unser deutsches Geschäft läuft ebenfalls sehr gut. Wir hatten im vergangenen Jahr Rekordzuflüsse, was wir der erfolgreichen Zusammenarbeit mit den von uns betreuten Beratern und deren ausgezeichneten Kundenbeziehungen zurechnen.

Ihr Unternehmen zeichnet sich durch einen wissenschaftlich orientierten Investmentansatz aus. Was sind die tragenden Säulen dieses Ansatzes?

Die Finanzwissenschaft lehrt uns, dass liquide Kapitalmärkte effiziente Informationsverarbeitungsmaschinen sind und aktuelle Marktpreise deshalb eine faire, realistische Bewertung darstellen. Beispielsweise lässt sich dies aus verschiedensten Studien der letzten Jahrzehnte ableiten, die den Erfolg traditioneller Fonds analysiert haben. Die meisten aktiven Fondsmanager konnten ihre Benchmark über längere Zeiträume nicht übertreffen. Und die wenigen erfolgreichen Manager konnten dies in den Folgejahren nicht zuverlässig fortsetzen, was es sehr schwierig macht, diese Manager im Voraus zu erkennen.

Unserer Meinung nach können Anleger auch ohne eine Kristallkugel erfolgreich investieren. Wir denken, dass aktuelle Marktpreise zuverlässige Informationen über erwartete Renditen enthalten. Deshalb verwenden wir Preise in Verbindung mit fundamentalen Unternehmensdaten, um sogenannte „Faktorprämien“ zu identifizieren. Diese Prämien erklären im Großen und Ganzen die historischen Renditeunterschiede in den Aktien- und Anleihemärkten. Manche der empirischen Nachweise reichen sogar ein knappes Jahrhundert zurück.

Braucht man dafür nicht ein speziell geschultes Personal mit einer besonderen Vor-/Ausbildung?

In bestimmten Bereichen ja. Unser Forschungsteam besteht zum Beispiel aus einer Vielzahl von Doktoranden aus den Disziplinen Finanzen, Wirtschaft und Physik. Die Arbeit meiner Kollegen ähnelt dabei der universitärer Wissenschaftler. Wir profitieren auch von der Erfahrung und der wissenschaftlichen Akribie mehrerer Akademiker wie z. B. der beiden Nobelpreisträger Eugene Fama und Robert Merton sowie der renommierten Finanzmarktforscher Ken French und Robert Novy-Marx, die uns allesamt beratend unterstützen.

Wie gelangen Sie an die relevanten Daten, die Sie für diesen Investmentansatz brauchen?

Wir verwenden verschiedene externe Datenanbieter sowie eigenständig gesammelte Daten in unserem Anlageprozess, also zu Forschungszwecken, bei der Portfoliostrukturierung und -verwaltung sowie beim Wertpapierhandel. Allein unsere interne Handelsdatenbank sammelt täglich Marktdaten von ungefähr 90 Millionen Transaktionen für rund 19.000 Wertpapiere aus 47 Ländern. Daneben verwenden wir auch frei zugängliche Datenquellen für die Forschung. Beispielsweise veröffentlicht das Center for Research in Security Prices in Zusammenarbeit mit Ken French Faktordaten, unter anderem die sogenannten Fama-French-Indizes. Unserer Meinung nach ist das der Goldstandard, um zu verstehen, welchen Mehrwert Faktorprämien bieten.

Zu welchen Kriterien führt die wissenschaftliche Herangehensweise bei der Anlageauswahl? Sind es andere als sonst?

In der Forschung schauen wir insbesondere darauf, ob eine neu gewonnene Erkenntnis robusten Tests standhält und verlässlich unseren bestehenden Anlageprozess verbessern kann. Wir setzen uns dabei eine hohe Messlatte, da in den letzten Jahrzehnten ein wahrer „Faktorenzoo“ entstanden ist und mehr als 450 Merkmale beschrieben wurden, die auf dem Papier historische Renditen erklären konnten. Unsere Forschungsergebnisse werden von einigen der Besten in der Finanzwissenschaft auf Verlässlichkeit und Umsetzbarkeit geprüft, bevor wir Änderungen an unserem Anlageansatz in Betracht ziehen. Eine theoretische Grundlage zu haben, ist noch nicht viel wert, die eigentliche Umsetzung ist am Ende des Tages das Entscheidende.

Bei Aktien setzen wir bei all unseren Strategien beispielsweise auf die Size-, Value- und die Profitabilitätsprämie: Kleinere Unternehmen, auch Small Caps genannt, haben in der Vergangenheit im Durchschnitt höhere Renditen abgeworfen als größere Unternehmen. Unternehmen mit einem niedrigeren relativen Preis, also günstiger bewertete Value-Titel, haben sich langfristig ebenfalls besser entwickelt. Und wir schauen auf die operative Profitabilität, wobei profitablere Unternehmen andere auf lange Sicht übertreffen konnten. Neben diesen langfristigen Treibern setzen wir auch auf kurzfristigere Effekte wie die Momentumprämie. Obwohl wir wissen, dass diese Faktoren die Wertentwicklung treiben, sind die Prämien durchaus auch mal negativ. Deshalb ist auch Anlagedisziplin ein wichtiger Bestandteil unserer Investmentphilosophie, insbesondere in volatilen Zeiten.

Was ist das Ergebnis? Worin wird am Ende tatsächlich investiert?

Unsere Strategien sind breit diversifizierte Multifaktor-Lösungen. Je nach Anlageziel richten wir eine Strategie unterschiedlich stark auf die Marktbereiche aus, die eine höhere Rendite versprechen. Beispielsweise hält unsere weltweit investierte Gesamtmarktlösung physisch mehr als 10.000 Aktien und peilt dabei ein moderates Prämien-Exposure an. Solch eine Strategie investiert marktweit und setzt dabei systematisch auf kleinere, günstiger bewertete und profitablere Unternehmen, indem diese im Vergleich zur Marktgewichtung verstärkt gehalten werden. Im Gegensatz dazu investieren unsere Value- bzw. Small-Cap-Strategien hauptsächlich nur in die Value- oder Small-Cap-Aktien unseres Anlageuniversums, die anderen Prämien werden dann innerhalb dieser Anlageklassen ebenfalls umgesetzt.

Landen diese Investments in traditionelleren Ansätzen nicht im Portfolio? Und warum nicht?

Einige davon schon. Wir halten jedoch normalerweise fast alle Aktien des Anlageuniversums einer jeweiligen Strategie, was unsere Value-Strategien beispielsweise von einem traditionellen Value-Ansatz unterscheidet. Ein klassischer Manager investiert vielleicht in eine zweistellige Anzahl von Unternehmen aufgrund von Prognosen oder einer Timing-Strategie. Wir wollen nicht auf eine konzentrierte Teilmenge von Aktien wetten oder darauf, ob heute ein günstiger Kaufzeitpunkt ist. Man kann nach aktuellem Wissensstand nicht klar ermitteln, welche Unternehmen wann die Prämien liefern werden. Jedoch lassen sich Prämien umso verlässlicher abschöpfen, je mehr Unternehmen man in der relevanten Anlageklasse konsequent hält, tagein tagaus.

Und wie sieht es mit dem Thema Nachhaltigkeit aus?

Wir bieten spezielle Nachhaltigkeitsstrategien an, die in erster Linie auf einen geringeren CO2-Fußabdruck ausgerichtet sind und Anlegern die Möglichkeit geben, ihre persönlichen Werte in ihrem Portfolio abzubilden. Gleichzeitig folgen unsere Strategien weiterhin soliden Anlageprinzipien wie dem Fokus auf Prämien, breite Diversifikation und niedrige Kosten. So halten unsere nachhaltigen Aktienstrategien immer noch Tausende Titel, und das bei einer Verwaltungsgebühr wie bei einer vergleichbaren Nicht-ESG-Strategie. Für uns ist wichtig, bei Nachhaltigkeitslösungen die gleichen wissenschaftlichen Standards anzuwenden wie bei allen anderen Strategien. Unter anderem deshalb haben wir uns gegen subjektivere Kriterien wie beispielsweise ESG-Ratings entschieden. Stattdessen setzen wir auf objektivere und konsistentere Kennzahlen wie Treibhausgasemissionen.

Der Vertrieb erfolgt über Honorarberater und über Fondspolicen. Wieso die Einschränkung?

Seit wir vor mehr als 30 Jahren die Zusammenarbeit mit Finanzberatern begonnen haben, schätzen wir den Service, den ein Berater seinen Kunden bietet, sei es die Erstellung eines Finanzplans oder bei der laufenden Unterstützung, sich daran zu halten. Außerdem ist die Beziehung zwischen einem Kunden und seinem Berater unserer Meinung nach stärker, wenn der Kunde weiß, dass der Berater für ihn arbeitet und ihn direkt bezahlt.

Sie verfügen mit Dimensional 360 über ein eigenes Programm, das sich dezidiert an Finanzberater richtet. Was beinhaltet dieses?

Dimensional 360 ist unser Serviceangebot für Finanzberater und beschreibt unser Unterstützungsprogramm für Kunden rund um Investmentlösungen, Unternehmensstrategie und Kundenkommunikation. Unser Grundsatz ist, dass wir von dem Erfolg unserer Kunden ebenfalls profitieren können. Deshalb helfen wir Unternehmen entlang ihres Wachstumspfads so gut wie möglich, damit sie ihre Geschäftsziele schneller erreichen können.

Wie entwickelt sich das Geschäft in Deutschland mit Fondspolicen?

Das Geschäft mit Fondspolicen ist für uns in Deutschland ein wichtiger Wachstumstreiber. Wir sehen, dass Berater unsere Fonds aus verschiedenen Gründen im Versicherungsmantel einsetzen, von Nachlassplanung und Steuer­optimierung bis hin zu Sparplänen für den Ruhestand. Sie alle haben eine Gemeinsamkeit, nämlich einen langfristigen und disziplinierten Anlageansatz, der sehr gut mit unserer eigenen Investmentphilosophie übereinstimmt.

ETFs sind ebenfalls beliebte Investmentvehikel – auch in Fondspolicen. Wie sehr unterscheiden sich ETFs von Ihrem Angebot?

ETFs sind üblicherweise indexnachbildende Anlagestrategien. Sie sind ein guter Ausgangspunkt für Anleger, da sie einen diversifizierten und kostengünstigen Zugang zu den Märkten bieten. Wir sehen unseren Anlageansatz als logische Weiterentwicklung reiner Indexfonds.

Einerseits wurden Indexfonds erfunden, bevor die Finanzwissenschaft Faktorprämien nachweisen konnte und damit ein echter Wissenssprung gelang. Wir wollen mit unseren Strategien die Vorteile eines Indexfonds beibehalten und gleichzeitig höhere erwartete Renditen auf Grundlage neuester Forschungsergebnisse bieten.

Andererseits passen wir die Positionen in unseren Strategien tagtäglich nuanciert an, um „Style Drift“ zu vermeiden, einen durch seltenes Rebalancing entstehenden Effekt, der die Faktorprämien verwässert. Das sieht man häufig bei klassischen ETFs oder Smart-Beta-ETFs, die unserer Meinung nach nur oberflächlich smart aussehen. Unser Anlageprozess ist also deutlich flexibler, was gleichzeitig hilft, die versteckten Transaktionskosten von Indexfonds zu vermeiden, wenn diese zu festgelegten Terminen rebalancieren müssen.

Wie unterstützen Sie die Berater im Rahmen der neuen ESG-Abfragepflicht?

Wir haben unseren Kunden proaktiv geholfen, die drei verschiedenen Nachhaltigkeitspräferenzen der Regulierung besser zu verstehen. Beispielsweise haben wir Vorträge gehalten und dabei die Methoden, Datenverfügbarkeit und weitere Feinheiten jeder Kategorie näher beleuchtet. Wir haben auch Workshops organisiert, um gemeinsam die Herausforderungen zu diskutieren, denen unsere Kunden mit den neuen regulatorischen Anforderungen gegenüberstehen. Da sich die Regulierung noch im Anfangsstadium befindet, werden wir unsere Kunden auch in Zukunft weiter unterstützen, und zwar aus dem gleichen wissenschaftlichen Blickwinkel wie bei allen anderen Bereichen unseres Anlageprozesses.

Die Europäische Kommission hat kürzlich auf ihre Pläne zur Durchsetzung eines strikten Provisionsverbots verzichtet. Können Sie nachvollziehen, warum man nicht einfach dem Kunden die Wahl lässt?

Wir haben uns nicht aktiv für ein Provisionsverbot eingesetzt, aber wir haben weltweit die Vorzüge eines transparenten honorarbasierten Ansatzes gesehen, bei dem die Anreize für Berater und Kunde im Einklang stehen. Unserer Erfahrung nach schaffen Berater ihren Kunden durch ihre Dienstleistungen einen klaren Mehrwert, und Kunden sind mehr als bereit, für diese Dienstleistungen zu bezahlen, wenn sie die Vorteile verstehen. Aus diesem Grund verbringen wir viel Zeit damit, Berater bei der Formulierung und Feinabstimmung ihres Leistungsversprechens und Serviceangebots zu unterstützen.

Sie selbst zahlen keine Provisionen. Spielt das Thema insofern für Sie überhaupt keine Rolle?

Seit der Gründung unseres Unternehmens haben wir niemals herkömmliche Verkaufsprovisionen gezahlt. Wir glauben, dass Anleger von einem transparenten honorarbasierten Ansatz profitieren. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, nur mit Beratern zusammenzuarbeiten, die von ihren Kunden bezahlt werden. Dieses Modell hat für uns, die mit uns kooperierenden Finanzberater und deren Kunden bis heute sehr gut funktioniert.

Über Dimensional Fund Advisors

Dimensional Fund Advisors ist ein 1981 gegründetes Investmentunternehmen mit Sitz im US-Bundesstaat Texas.

Weltweit werden 566 Mrd. Euro an Vermögen verwaltet (per 31.03.2023). Die Investmentphilosophie basiert auf der Verarbeitung wissenschaftlicher Forschungsergeb­nisse in praktische Anlagelösungen. Auf Beraterseite arbeitet Dimensional viel mit Honorarberatern zusammen.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 06/2023, S. 60 ff., und in unserem ePaper.

Bild: © Thomas Meinke, Dimensional Fund Advisors Deutschland

 
Ein Interview mit
Thomas Meinke