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AllianzGI legt eigene Plattform für Nachhaltigkeitsdaten auf

Der zum Versicherungskonzern Allianz gehörende Vermögensverwalter Allianz Global Investors führt seine eigene Plattform für Nachhaltigkeitsdaten ein. Sie nennt sich „Sustainability Insights Engine“.

Wie in einer Unternehmensmitteilung verkündet wird, geht Allianz Global Investors, Tochterunternehmen des Versicherungskonzerns Allianz, mit einer hauseigenen Plattform für Nachhaltigkeitsdaten an den Start. „Sustainability Insights Engine“ heißt die Plattform, kurz „SusIE“. Damit will die Firma für Kunden eine „Instanz in Nachhaltigkeitsfragen“ sein.

Menge an ESG-Daten erfordert Struktur

Fast 80% der weltweit größten Unternehmen und 96% der globalen Top-250-Unternehmen berichten AllianzGI zufolge über Nachhaltigkeit. Daher habe die Verfügbarkeit von ESG-Daten in den letzten Jahrzehnten dramatisch zugenommen und die Einbeziehung nicht-finanzieller Faktoren in die Anlageentscheidungen werde somit immer mehr zum Standard. Anzahl, Art und Auswahl der zu integrierenden Daten entwickelten sich permanent weiter, was fortlaufend die Komplexität von Datensystemen und Reporting erhöhe und die deren Verständnis erschwere. Dementsprechend erfordere die bunte und florierende Datenlandschaft ein System zur Strukturierung, Analyse und Nutzung von Nachhaltigkeitsdaten, so Allianz GI.

Hier will der Vermögensverwalter mit SusIE ansetzen und aussagekräftige Lösungen für seine Kunden entwickeln. Bei der Plattform handle es sich um eine webbasierte Benutzeroberfläche, die neben ESG-Daten diverser externer Anbieter auch AllianzGI-eigene Nachhaltigkeitsratings und Research-Input berücksichtige. Die Daten würden validiert, weiterverarbeitet und zu einem Datensatz standardisiert, auf den alle verbundenen Systeme wie Front-Office-, Research-, Compliance-, Risiko- und Reporting-Tools zugreifen können. SusIE wurde intern vom Sustainability Methodologies & Analytics Team entwickelt. In einem ersten Schritt ist die neue Datenplattform von jetzt an den Investment Professionals von AllianzGI zugänglich.

SusIE: Das sind die Vorteile für Finanzberater

Auf Nachfrage von AssCompact äußert sich Thomas Roulland, Head of Sustainability Methodologies and Analytics bei AllianzGI, zu den Vorteilen der Plattform für Finanzberater. Demnach erleichtere SusIE den AllianzGI-Anlageexperten den Zugang zu einer Reihe von ESG-Daten und stelle somit eine wichtige Voraussetzung für aktive Anlageentscheidungen im Bereich der Nachhaltigkeit dar – über alle Anlageklassen hinweg. Davon würden dann auch die Vertriebspartner und Kunden profitieren. Insbesondere, so Roulland, versichere SusIE Finanzberatern, dass AllianzGIs Anlageexperten in der Lage seien, Fonds unter einer breiten Palette von Nachhaltigkeitsanforderungen zu managen, wie z. B. ESG-Scores, KPIs oder mit Blick auf kontroverse Fragestellungen.

SusIE vor dem Hinblick der ESG-Abfragepflicht für Finanzberater

Bald soll die ESG-Abfragepflicht nun auch für Finanzberater kommen (AssCompact berichtete: ESG-Abfragepflicht für 34f-Berater rückt näher). Für Versicherungsvermittler hält diese bereits seit Sommer 2022 Einzug. SusIE soll die Finanzberater auch auf diesem Gebiet unterstützen. Einer der ersten in SusIE implementierten Module konzentriere sich auf regulatorische Analytik, etwa mit Blick auf die Indikatoren für die wichtigsten negativen Auswirkungen (Principal Adverse Impact), EU-Taxonomie-Eingruppierungen und die Anteile an nachhaltigen Investitionen gemäß EU.

Mit diesen Analysen sollen die AllianzGI-Anlageexperten die besten Unternehmen aus ihrem Anlageuniversum auswählen können, die alle neu hinzugefügten Nachhaltigkeitskriterien einhalten. So würden sie „optimal in die Lage versetzt“ werden, neue regulatorische Vorgaben wie die MiFID-II-Nachhaltigkeitspräferenzen zu erfüllen, was auch Finanzberatern zugutekomme. (mki)

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DWS veröffentlicht Geschäftszahlen für 2022

Die DWS Group hat vergangene Woche ihren Geschäftsbericht veröffentlicht und dabei die endgültigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2022 offengelegt. Fazit: Die DWS hat 2022 mit einem „soliden Ergebnis“ abgeschlossen.

Auch wenn 2022 ein herausforderndes Jahr für den Börsenmarkt war, konnte die DWS Group, einer der größten Vermögensverwalter Deutschlands mit über 800 Mrd. Euro in ihrer Obhut, ihr Geschäftsjahr mit einem „soliden Ergebnis“ abschließen, wie aus dem am 17.03.2023 veröffentlichten Geschäftsbericht des Unternehmens hervorgeht.

DWS Group schließt 2022 mit solidem Ergebnis ab

Auf 2,683 Mrd. Euro beliefen sich die bereinigten Erträge 2022 und lagen damit auf dem Niveau des „überaus erfolgreichen Vorjahres“, meldet Stefan Hoops, Vorsitzender der Geschäftsführung bei der DWS Group. Trotz Inflationsdruck und Investitionen in Wachstumsinitiativen seien die bereinigten Kosten dagegen nur leicht angestiegen – Hoops zufolge wegen eines weiterhin strikten Kostenmanagements. Der bereinigte Vorsteuergewinn und das Ergebnis nach Steuern blieben allerdings zum Teil deutlich unter den Vorjahreswerten. Der bereinigte Vorsteuergewinn betrug 2022 1,057 Mrd. Euro (2021: 1,14 Mrd. Euro) und das Nettomittelaufkommen lag am Ende bei –20 Mrd. Euro für 2022 (2021: 48 Mrd. Euro).

Die Dividende soll im Vergleich zum Vorjahr erneut steigen – von 2 Euro auf 2,05 Euro pro Aktie. Dies werden die Geschäftsführung und der Aufsichtsrat der Hauptversammlung am 15.06.2023 vorschlagen. Zahlenmäßig sollte noch erwähnt werden, dass das verwaltete Vermögen, wie es im Börsenumfeld von 2022 nicht anders zu erwarten war und auch bei Geschäftszahlen anderer Asset-Manager beobachtet werden konnte, beachtlich gesunken ist. 2021 lag es noch bei 928 Mrd. Euro, zum Ende letzten Jahres dann bei 821 Mrd. Euro.

So soll es weitergehen

2025 soll ein Gewinn pro Aktie von 4,50 Euro erreicht werden, verkündet Hoops. Die bereinigte Aufwand-Ertrag-Relation soll dann unter 59% liegen, 2022 lag sie, wie prognostiziert, bei 60,6%. Die verwalteten Vermögen in Passive inklusive Xtrackers will die DWS Group in den kommenden drei Jahren um durchschnittlich mehr als 12% pro Jahr und in Alternatives um durchschnittlich mehr als 10% pro Jahr steigern. Zum Jahresende 2022 verteilte sich das verwaltete Vermögen nach Anlageklassen zu 14,4% in Alternatives, 24,2% in Passive und 61,4% in Aktive.

Die Ausschüttungsquote soll ab 2025 bei 65% liegen. Zudem gehe das Unternehmen Hoops zufolge davon aus, dass man, vorbehaltlich der Kapitalbindung für organische und anorganische Wachstumsinitiativen, im Jahr 2024 eine außerordentliche Dividende von bis zu 1 Mrd. Euro vorschlagen werde.

2023 ein „Übergangsjahr“

Beim verwalteten Vermögen plant die DWS wieder einen Zuwachs bis Ende 2023 – trotz des vorsichtigen makroökonomischen Ausblicks. Die DWS erwartet Nettomittelzuflüsse in Wachstumsbereiche wie Passive inklusive Xtrackers und Alternatives. Dies sollte durch strategische Partnerschaften und Produktinnovationen, einschließlich weiterer ESG-Produktangebote, unterstützt werden. Das niedrige Marktniveau Ende 2022 werde noch Einfluss auf das Jahr 2023 zeigen und zusammen mit dem anhaltenden Margendruck voraussichtlich dazu führen, dass 2023 die Managementgebühren gegenüber 2022 leicht sinken werden. Die DWS erwarte dennoch, dass die bereinigten Erträge im Vergleich zu 2022 im Wesentlichen unverändert bleiben werden.

2023 werde für das Unternehmen ein „Übergangsjahr“ sein, da die Ausgaben für das Transformationsprogramm in diesem Jahr ihren Höhepunkt erreichen werden und die DWS auf einer dualen Plattform operieren werde, während sie ihre eigene Infrastruktur weiter aufbauen werde. Infolgedessen würden die bereinigten Kosten im Jahr 2023 höher sein als im Vorjahr, vermutet die DWS. Das bereinigte Ergebnis vor Steuern werde daher voraussichtlich niedriger ausfallen. (mki)

Bild: © Nikolay N. Antonov – stock.adobe.com

 

Über 300 Mio. US-Dollar Abflüsse aus Themen-ETFs im Februar

Rize ETF, Anbieter von thematischen ETFs, listet in seinem „Monthly Thematic Update“ die Ab- und Zuflüsse bei thematischen ETFs auf. Für den Monat Februar 2023 mussten signifikante Abflüsse verbucht werden – insbesondere bei genau einem bestimmten Themen-ETF.

Nachdem Themen-ETFs bereits im Januar 2023 eine negative Bilanz aufschreiben mussten, ging es auch im Februar mit Abflüssen in Höhe von 378 Mio. US-Dollar weiter, wie „aktiencheck.de“ unter Berufung auf Rize ETF, reiner Emittent von thematischen ETFs, berichtet. Der Anbieter meldet die Zahlen in seinem „Monthly Thematic Report“.

Die Abflüsse scheinen wohl nicht nur aus nur einem einzigen ETF zu kommen, sondern auch noch aus nur einem einzigen Handel in einem Geschlechtergerechtigkeits-ETF. Dieser habe dem Markt 551 Mio. US-Dollar entzogen.

Künstliche Intelligenz und Technik boomt

Rize ETF zufolge gab es im Februar große Zuflüsse in technischen Bereichen, aber auch bei Luxusgütern. Allen voran erhielten E-Autos und Batterien rund 166 Mio. US-Dollar Zuflüsse, auf Platz 2 folgt die Rubrik Robotik, Automatisierung und KI mit 98 Mio. US-Dollar. Zum einen liege das am generell steigenden Interesse an der Technologie der Künstlichen Intelligenz, eine große Rolle dürfte aber auch das mehrere Milliarden US-Dollar schwere Investment von Microsoft in OpenAI gespielt haben. OpenAI ist der Betreiber von ChatGPT, einem Chatbot, der in den vergangenen Wochen ein großes Medieninteresse erfahren hat.

Vor allem die Zuflüsse für Themen und ETFs im Bereich der erneuerbaren Energien und der Nachhaltigkeitswende seien bemerkenswert, wie aktiencheck.de schreibt. Insgesamt gab es seit Jahresbeginn 284 Mio. US-Dollar Nettozuflüsse für die Themen E-Autos und Batterien, Wasser, neue Energien, Solarenergie, Wasserstoff, Klima und Umwelt und Biodiversität. Laut Rize ETF sei dies ein klares Indiz dafür, dass Investoren an Anlagen interessiert sind, die von aktuellen staatlichen Subventionsmaßnahmen profitieren – wie der Inflation Reduction Act in den USA und der Green Deal Industrial Plan in der EU.

Hinter den E-Autos und Batterien sowie Robotik, Automatisierung und KI lagen im Februar 2023 die Bereiche Luxusgüter (72 Mio. US-Dollar Zuflüsse), Cybersicherheit (31 Mio. US-Dollar) und Digitalisierung (28 Mio. US-Dollar).

Hier gab es die meisten Abflüsse

Die 551 Mrd. US-Dollar Abflüsse aus dem Bereich Geschlechtergerechtigkeit werden wohl vorerst schwer zu toppen sein. Die zweitmeisten Abflüsse hatte im Februar die Agrarwirtschaft mit 87 Mio. US-Dollar. aktiencheck.de vermutet, dass aktuell viele Anleger nach dem „fulminanten Jahr“ 2022 ihre Werte verkaufen würden, um Gewinne mitzunehmen. Der warme Winter und „abklingende Probleme bei der Nahrungsmittelversorgung“ würden das Thema möglicherweise nicht mehr so attraktiv wie im Vorjahr machen.

Nach der Agrarwirtschaft kommt das Thema Internet und E-Commerce in China (75 Mio. US-Dollar Abflüsse), Infrastruktur (-63 Mio. US-Dollar), erneuerbare Energien (-61 Mio. US-Dollar). Letztere hatten Rize ETF zufolge seit Jahresbeginn nun schon 156 Mio. US-Dollar Abflüsse zu verbuchen. Ebenfalls große Verlierer im Lauf des Jahres sind bisher die Rubriken Cybersicherheit (-50 Mio. US-Dollar) und Digitalisierung (-46 Mio. US-Dollar).

Bild: © czchampz – stock.adobe.com

 

UBS übernimmt Credit Suisse für 3 Mrd. Franken

Die Credit Suisse, eine Schweizer Großbank, wird von UBS, einer anderen Schweizer Großbank, gekauft. Bei Credit Suisse herrschten schon länger größere finanzielle Probleme. Am Sonntag, 19.03.2023, wurde die Entscheidung bekannt gegeben.

Gerade einmal eine gute Woche ist es her, dass die Silicon Valley Bank in Kalifornien pleite gegangen ist (AssCompact hat die Geschehnisse darum zusammengefasst), da ertönte in der Finanzwelt der nächste Paukenschlag – diesmal allerdings in Europa. Am Sonntag, 19.03.2023, wurde bekanntgegeben, dass die UBS das Konkurrenzunternehmen Credit Suisse übernimmt – für 3 Mrd. Franken, was umgerechnet auch rund 3 Mrd. Euro entspricht.

Liquiditätsengpass bei Credit Suisse

Die Credit Suisse gilt laut Rating des „Financial Stability Board“ als eine der 30 global systemrelevanten Großbanken, hatte allerdings in den letzten Jahren immer mehr Verluste verbucht. Der Aktienwert war auf ein Rekordtief gesunken und große Teile der Kundschaft hatten Einlagen abgezogen – auch in mehrere Skandale war die Bank seit den 2000ern verwickelt. Wenige Tage vor der Schließung wollte sich die Bank bis zu 50 Mrd. Franken von der Schweizerischen Nationalbank leihen, wie mehrere Medien übereinstimmend berichteten.

„tagesschau.de“ meldet außerdem unter Berufung auf den „Tages-Anzeiger“, dass in der Führungsetage offenbar eine „Abzockermentalität“ geherrscht habe. Aus den Geschäftsberichten habe man ablesen können, dass die Bank seit 2013 kumuliert 3,2 Mrd. Franken Verlust gemacht hätte, während die Top-Manager im selben Zeitraum 32 Mrd. Franken an Boni mitgenommen hätten.

Übernahme durch UBS

Die direkte Konkurrentin der Credit Suisse, die UBS, wird die Schweizer Großbank nun also übernehmen – unterstützt von der Schweizer Nationalbank mit einem Darlehen von insgesamt bis zu 100 Mrd. Franken. Laut dem Schweizer Bundespräsident Alain Berset sei dies eine „sehr starke Lösung“. Ein unkontrollierter Absturz der Credit Suisse hätte unkalkulierbare Folgen für das Land und die internationale Finanzwelt gehabt, sagte Berset. ZDF-Finanzexperte Frank Bethmann äußert in einem Bericht auf „zdf.de“, dass solche dramatischen Entscheidungen am Sonntag kein Zufall seien. Es habe etwas passieren müssen, ehe die Märkte in ein paar Stunden in Fernost wieder öffnen. Die Übernahme wurde laut ZDF auch auf Drängen vonseiten der Politik und Aufsichtsbehörden beschlossen.

Durch den Zusammenschluss zwischen UBS und Credit Suisse soll nun ein Unternehmen mit einem verwalteten Vermögen über 5 Bio. US-Dollar entstehen, wie es in einer Mitteilung von UBS heißt. Rund 1 Bio. Euro beträgt die Bilanzsumme von UBS, die von Credit Suisse liegt bei etwas mehr als 500 Mrd. Euro. Durch die Akquisition entsteht ein Unternehmen, das größer sein dürfte als die Deutsche Bank.

UBS: „langfristiger nachhaltiger Wert für Investoren“

Die UBS verspricht in ihrer Mitteilung Vorteile für die Kunden beider Banken. Die Übernahme soll langfristig nachhaltigen Wert für die Investoren schaffen. Sie sei so strukturiert, dass der Wert der Credit Suisse erhalten bleibe. Weiterhin sollen die Kompetenzen in den Bereichen Wealth Management und Asset Management die Strategie von UBS unterstützen.

Notenbanken äußern sich positiv

Wie mehrere Medien melden, finden die Chefs der Notenbanken Gefallen an der Lösung. EZB-Präsidentin Christine Lagarde findet, dass die Entscheidungen der Schweizer Behörden „entscheidend für die Wiederherstellung geordneter Marktbedingungen und die Gewährleistung der Finanzstabilität“ seien. Auch Jerome Powell, Chef der Notenbank Fed in den USA, sehen in der Übernahme einen „Schritt zur Stützung der Finanzstabilität“.

BaFin: „stabil“ und „robust“

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sieht, wie schon bei der SVB-Pleite, keine großen Gefahren auf das deutsche Finanzsystem zukommen. Dieses erweise sich „weiterhin als stabil und robust“, sagte ein Sprecher der BaFin auf Anfrage bei „tagesschau.de“. Auch das Bundesfinanzministerium betonte Medienberichten zufolge die Stabilität des deutschen Finanzsystems.

Doch ganz so „den Umständen entsprechend positiv“ gestimmt wie die Zentralbanken und die BaFin sind nicht alle. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, gibt zu bedenken, dass aktuell niemand ausschließen könne, dass „die Turbulenzen im Bankensektor auch in Deutschland und Europa zu signifikanten Beeinträchtigungen bei Wachstum und Wohlstand führen“, so schreibt er in einer Mitteilung vom Montag. Denn Finanzkrisen seien „per Definition kaum vorhersehbar“. Seine größte Sorge sei derzeit, dass es zu einer Panik an den Kapitalmärkten komme, da niemand wisse, welche Banken noch in Schieflage geraten könnten.

DAX schwächelt – Gold steigt im Wert

Apropos Panik an der Börse: Der „Spiegel“ meldet, dass der DAX am Montagmorgen auf ein weiteres Tief seit Januar gefallen sei. Auch bei Banken und Versicherern habe es hohe Kursverluste gegeben. Vor allem habe es große Sorgen um Anlagen in milliardenschwere Anleihen der Credit Suisse gegeben. Dort sei ein Totalausfall absehbar, so der „Spiegel“. Die Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank lagen teilweise 9,8% bzw. 8,7% tiefer.

Anders sieht es dagegen erneut beim „sicheren Hafen in finanziell unsicheren Zeiten“ aus, nämlich dem Gold. Die Feinunze kostete laut „Spiegel“ an der Londoner Rohstoffbörse zeitweise 2.009 US-Dollar – so viel wie seit etwa einem Jahr nicht mehr. (mki)

Bild: © Andreas Prott – stock.adobe.com

 

Vermögen im Private Banking stieg 2022 auf über 7 Bio. Euro

Die Unternehmensberatung zeb hat in ihrer aktuellen Studie zu Private Banking Zahlen zum verwalteten Vermögen von Kunden mit liquiden Einlagen über 500.000 Euro im Jahr 2022 veröffentlicht. Fazit: Trotz Krisen ist das Vermögen nicht unerheblich gestiegen.

2022 war ein von Krisen und Problemen erfülltes Jahr, was sich auch an der Wirtschaft und der Börse niedergeschlagen hat. Doch dem Wachstum im Private-Banking-Bereich hat dies offenbar keinen nennenswerten Abbruch getan, wie die aktuelle Private-Banking-Studie der Unternehmensberatung zeb zeigt.

Durchgehendes Vermögenswachstum im Private Banking

Das verwaltete Vermögen von Kunden mit liquiden Einlagen über 500.000 Euro ist im letzten Jahr in Deutschland trotz Einbruchs an den Kapitalmärkten gestiegen – auf ca. 7,2 Bio. Euro. Das entspricht einem Plus von etwa 4,8% gegenüber dem Vorjahr (ca. 6,9 Bio. Euro). Seit 2010 wachst das Vermögen in diesem Bereich durchgehend.

Den größten Anteil am Vermögensmix bildeten 2022 der Studie zufolge Immobilien mit 38%, knapp dahinter liegen mit 37% (unternehmerische) Beteiligungen. Dann folgt eine größe Lücke, denn erst mit 12% kommen Wertpapiere, mit 8% traditionelle (Bank-) Einlagen und schließlich Anlagen in Versicherungsprodukten mit 5%. Insgesamt seien die liquiden Vermögen Hochvermögender in Deutschland in den letzten fünf Jahren seit 2017 um durchschnittlich 6% pro Jahr gewachsen.

Axel Sarnitz, zeb-Partner und Mitautor der Studie, merkt an, dass sich der Vermögenszuwachs der Deutschen 2022 trotz Krisen fortgesetzt habe und die langfristige positive Wertentwicklung der Gesamtvermögen seit 2010 weder durch den Einbruch an den Kapitalmärkten, die abebbende Coronakrise oder den Ukrainekrieg beeinträchtigt worden sei. Vor allem die Anlageklasse Wertpapiere habe gegenüber dem Vorjahr leicht abgenommen, während die Vermögen in Immobilien leicht zugelegt hätten.

Vermögende Kunden bieten Anbietern Wachstumspotenzial

Im Detail ermittelten die zeb-Studienautoren für 2022 in den Segmenten Wealth Management (liquide Kundenvermögen von mehr als 3 Mio. Euro) und Private Banking (liquide Kundenvermögen von 500.000 bis 3 Mio. Euro) für Anbieter Ertragspotenziale von insgesamt 16,6 Mrd. Euro. 8,9 Mrd. Euro würden auf das Segment Wealth Management mit Einzelposten von 3,9 Mrd. für die Vermögensanlage, 4,1 Mrd. Euro für Finanzierungen und Immobilien, 0,5 Mrd. Euro für die Risikoabsicherung sowie 0,3 Mrd. Euro für sonstige Ertragspotenziale entfallen.

Dem Private Banking weisen die Studienautoren 2022 7,7 Mrd. Euro Ertragspotenzial zu. Vermögensanlagen taxieren sie hier mit 2,8 Mrd. Euro, Finanzierungen und Immobilien mit 3,9 Mrd. Euro sowie Risikoabsicherungen mit 0,8 Mrd. Euro und schließlich den Posten sonstige Vermögensanlagen mit 0,2 Mrd. Euro.

Positive Ergebnisentwicklung dank gewachsener Kundengelder

Für ihre Studie haben die zeb-Autoren zusätzlich zur generellen Entwicklung der Kundenvermögen neun traditionelle Privatbanken mit Firmensitz in Deutschland analysiert. Über einen Zeitraum von 2017 bis 2021 wurde die Entwicklung von Assets under Management AuM), Erträgen und Kosten ausgewertet sowie eine Fünfjahressimulation bis 2026 vorgenommen. Es zeigte sich, dass sich das Ergebnis der Privatbanken zwischen 2017 und 2021 trotz moderatem Ertragswachstum aufgrund des starken Zulaufs von Kundengeldern positiv entwickeln konnte. So sind die Assets und Management in diesem Zeitraum um jährlich durchschnittlich 10,8% gestiegen. Im gleichen Zeitraum stiegen die Erträge um jährlich 4,3%, die Kosten entsprechend um 3,6% sowie das Ergebnis der neun Banken durchschnittlich jährlich 7,2%. (mki)

Bild: © bht2000 – stock.adobe.com

 

Dritter ELTIF für Privatanleger von Neuberger Berman

Die US-amerikanische Investmentgesellschaft Neuberger Berman geht bereits mit ihrem dritten European Long Term Investment Fund (ELTIF) für Private Equity an den Start. Der Vorgängerfonds habe nach Unternehmensangaben sein Zielvolumen derweil deutlich übertroffen.

Nachdem Neuberger Berman im Februar 2022 seinen zweiten europäischen Langzeitfonds (ELTIF) aufgelegt hatte (Private Equity für Privatanleger: Neuberger Berman startet Fonds) und dieser wohl eine hohe Nachfrage erfahren habe, legt das unabhängige US-Investmenthaus nun nach und bringt einen dritten Private-Equity-ELTIF für Privatanleger auf den Markt: den NB Direct Private Equity 2023 ELTIF. Damit will das Unternehmen einen noch besseren Marktzugang zu dieser Assetklasse schaffen.

Neuer ELTIF von Neuberger Berman

Der NB Direct Equity 2023 ELTIF investiert in unterschiedliche Arten von Private Equity mit einem Schwerpunkt auf Europa und Nordamerika. Das Portfolio ist nach Branchen, Unternehmensgrößen, Geschäftsmodellen und Lead Managern diversifiziert. Das Private-Equity-Team von Neuberger Berman, bestehend aus 280 Experten an zehn Standorten weltweit, verwaltet den Fonds. Die Mindestanlage für Anleger aus Europa beträgt 25.000 Euro. Das Kapital wird vollständig in Co-Investments angelegt.

Neuberger Berman weist in seiner Mitteilung darauf hin, dass potenzielle Investoren sich bewusst sein sollten, dass eine Anlage in den Fonds mit hohen Risiken verbunden sei, unter anderem mit Marktrisiken. Es könne nicht garantiert werden, dass die Anlage Erträge erzielt. Hinzu kämen rechtliche, steuerliche und aufsichtsrechtliche Risiken sowie Risiken durch die Hebelung und Kreditaufnahme des Fonds, den hohen Wettbewerb am Markt für Anlagemöglichkeiten, die Abhängigkeit von Schlüsselpersonen im Investmentmanagement, mögliche Interessenkonflikte, begrenzte Liquidität und die Langfristigkeit der Anlagen.

Eckdaten des NB Direct Private Equity 2023 ELTIF

Laut Neuberger Berman solle nur ein kleiner Teil des Gesamtportfolios in einem ELTIF angelegt werden. Ein ELTIF ist eine illiquide Langfristanlage mit einer Anfangslaufzeit von acht Jahren ab dem Final Closing. Das Board kann die Laufzeit um bis zu drei Jahre verlängern. Investoren können keine Anteile zurückgeben – der Fonds ist geschlossen. Die Haltedauer des Fonds ist fest und reicht bis zum Ende der Laufzeit. Weiterhin weist Neuberger Berman darauf hin, dass der Fonds Privatanlegern (mit Beratung) sowie professionellen Investoren angeboten wird. Mit einer Anlage werden allerdings keine Anteile an den Portfoliounternehmen erworben, sondern lediglich Anteile am Fonds.

Aller guten Dinge sind drei?

Mit dem neuen Fonds will Neuberger Berman an den Erfolg des zweiten ELTIFs NB Direct Private Equity Fund 2022 anknüpfen. Dieser konnte mit 210 Mio. Euro eingeworbenem Kapital sein ursprünglich geplantes Zielvolumen deutlich übertreffen. Bereits in 17 Unternehmen sei der Fonds investiert, so José Luis González Pastor, Managing Director bei Neuberger Berman. Das Kapital ihres ersten ELTIFs aus dem Jahr 2021 sei außerdem vollständig auf 27 Anlagen verteilt. Die Portfolios setzten auf wachstumsstarke Unternehmen, unter anderem aus den Sektoren Gesundheit, Bildung, IT, Dienstleistungen und Konsumgüter. (mki)

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Aktive Fonds bleiben hinter ihren passiven Konkurrenten zurück

Im schwierigen Börsenjahr 2022 hatten die aktiven Fondsmanager die Gelegenheit, ihr Können zu beweisen – konnten diese allerdings nicht nutzen. Aktive Fonds performten weitläufig schwächer als ihre passiven Konkurrenten, wie das „European Active/Passive Barometer“ von Morningstar zeigt.

Rund alle halbe Jahre veröffentlicht das Finanzanalyseunternehmen Morningstar sein Aktiv-/Passiv-Barometer, in dem aktive und passive Fonds miteinander verglichen werden. Im März erschien der bereits zehnte Bericht. Fast 26.000 aktive und passive Fonds wurden auf ihre Performance im Jahr 2022 untersucht. Das verwaltete Gesamtvermögen lag bei etwa 5,1 Bio. Euro.

Und gerade bei fallenden Märkten hätte, so Morningstar, ein aktives Management bessere Chancen, durch den Markt zu navigieren, als eine passive Anlagestrategie. Der neue Bericht allerdings zeigt, dass die Lage letztes Jahr etwas anders verlief.

Aktive Fonds hinten dran

30,5% der aktiven Fonds in den 43 von Morningstar analysierten Kategorien übertrafen die Performance ihrer passiven Konkurrenten. Nur drei Aktienkategorien wiesen in diesem Zeitraum eine Erfolgsquote von 50% oder mehr für aktive Manager auf, heißt es im Aktiv-/Passiv-Barometer. Etwas besser trafen es jedoch die Manager im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere. Aktive Anleihemanager konnten bei den steigenden Zinsen Wertpapiere mit kürzerer Duration kaufen und so das Zinsrisiko verringern. Die Duration ist die Empfindlichkeit des Kurses einer Anleihe gegenüber Zinsänderungen.

Passive Fonds, die Indizes mit allen Laufzeiten abbilden, seien Morningstar zufolge in dem Zinsumfeld eindeutig im Nachteil gewesen. In den zwölf Monaten bis Dezember 2022 lag die durchschnittliche Erfolgsquote für aktive Rentenmanager in den 23 von den Analysten untersuchten Kategorien bei 46%. Neun Kategorien wiesen eine Erfolgsquote von 50% oder mehr auf.

Langfristig niedrige Erfolgsquote

Auch im US-Bericht hätten nur 43% der aktiven Fonds überlebt und im Jahr 2022 besser abgeschnitten als ihre durchschnittlichen passiven Konkurrenten. Alles in allem bleiben die langfristigen Erfolgsquoten aktiver Manager somit niedrig, urteilt Morningstar. In den zehn Jahren bis 2022 lag die Erfolgsquote aktiver Manager in fast zwei Dritteln der 72 untersuchten Kategorien der verschiedenen Anlageklassen unter 25%. Nur in drei Kategorien (Global Equity Income, UK Equity Income und Immobilien Schweiz) erreichte sie einen Wert von über 50%. (mki)

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„Wir lehnen einen Staatsfonds in der privaten Altersvorsorge ab“

Bestrebungen, den Staat als Anbieter in der privaten Altersvorsorge zuzulassen, sind ein Irrweg, sagt Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des BVI. Wie eine Reform der privaten Altersvorsorge aussehen könnte und welche Position der BVI in der Debatte über ein mögliches EU-Provisionsverbot bezieht, erläutert der Verbandschef im Interview.

Interview mit Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des deutschen Fondsverbands BVI
Herr Richter, welche Bilanz zieht die Branche angesichts des Ukrainekriegs, der Energiekrise und der Zinswende für das Jahr 2022?

Die Fondsbranche war widerstandsfähig. Trotz der Marktturbulenzen flossen Fonds netto 66 Mrd. Euro neue Gelder zu. Die Stützen waren Spezialfonds, die das Kapital institutioneller Anleger verwalten, und die inzwischen große Zahl von Fondssparplänen. Das verwaltete Vermögen ging von Anfang bis Ende 2022 zwar um 12% auf 3.804 Mrd. Euro zurück. Im Schlussquartal standen die Zeichen aber wieder auf Erholungskurs. In Europa bestätigte der deutsche Fondsmarkt erneut seine Spitzenposition. Deutschland ist nach Angaben der EZB mit einem Anteil von 28% der größte Fondsmarkt in der EU und auch beim Wachstum in den letzten fünf Jahren führend.

Wie sah es beim Neugeschäft der offenen Publikumsfonds aus? Für welche Asset-Klassen lief es gut und für welche nicht?

Aus Publikumsfonds flossen im Gesamtjahr netto 4 Mrd. Euro ab. Das ist deutlich weniger ist als in den Krisenjahren 2008 mit 27 Mrd. Euro und 2011 mit 15 Mrd. Euro. Mischfonds und Immobilienfonds führten die Absatzliste mit Zuflüssen an. Auch das Neugeschäft der Aktienfonds war noch positiv. Hier standen hohe Zuflüsse in Fonds mit globalem Anlageschwerpunkt Abflüssen aus Fonds, die in Europa investieren, gegenüber. Bei Rentenfonds sorgten die steigenden Zinsen für deutliche Abflüsse.

In den letzten Jahren sind nachhaltige Investments verstärkt in das Interesse von Anlegern gerückt. Hat die Nachfrage 2022 angehalten?

Ja. Fonds, die die Transparenzanforderungen an Artikel 8 oder 9 der EU-Offenlegungsverordnung erfüllen, erhielten über 5 Mrd. Euro neue Gelder. Inzwischen entfällt mit 604 Mrd. Euro knapp die Hälfte des verwalteten Publikumsfondsvermögens auf solche Produkte.

Seit vielen Monaten wird viel über Greenwashing-Vorwürfe debattiert. Die EU-Behörden wollen nun mehr Klarheit schaffen. Was halten Sie von dem Vorhaben?

Wir unterstützen das Vorhaben der EU-­Behörden, gegen Grünfärberei vorzugehen. Angesichts der vielen offenen Fragen zur Auslegung der EU-Regulierung ist der aktuelle Fokus der Behörden auf eine breit angelegte Marktuntersuchung zu Verdachtsfällen jedoch zu früh. Bevor man von Verdachtsfällen spricht, müssen erst die Kriterien für nachhaltige Investitionen im Sinne der Offenlegungsverordnung geklärt werden.

Auf EU-Ebene wird noch ein wichtiges Thema für Ihre Branche erneut diskutiert: ein Provisionsverbot für Wertpapiere. Das finden Sie sicherlich nicht gut.

Stimmt. Ein Verbot von Provisionen nur für Wertpapiere ist nicht akzeptabel. Es verzerrt den Wettbewerb zwischen Wertpapieren und Versicherungen und schadet den Verbrauchern. Wir wollen, dass das Nebeneinander von Provisions- und Honorarberatung erhalten bleibt. Vor allem für Kleinanleger hat die Provisionsberatung Vorteile: Wer viel anlegt, zahlt viel, und wer wenig anlegt, zahlt wenig. Zudem bleibt die Beratung kostenfrei, wenn der Sparer nichts kauft.

Wären Sparer denn bereit, für eine Finanzberatung ein gesondertes Honorar zu bezahlen?

Nur wenige. Nach einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Kantar könnte sich das nur jeder sechste Deutsche vorstellen. Ein Provisionsverbot würde zu einer Beratungslücke bei Kleinanlegern führen. Viele Verbraucher würden weniger oder keine Beratung mehr in Anspruch nehmen. Das hätte zur Folge, dass sie sich – entgegen dem erklärten Ziel der EU-Gesetzgeber – von den Kapitalmärkten abwenden. Sie würden keine Finanzprodukte mehr kaufen oder dies ohne Beratung tun – mit entsprechend höherem Risiko.

Viele Fürsprecher eines Provisionsverbots verweisen in dieser Debatte gerne auf England oder die Niederlande, wo es keine Provisionen mehr gibt. Überzeugen Sie diese Vergleiche?

Nein. In England, wo Provisionen seit zehn Jahren verboten sind, gibt es eine Beratungslücke. Die englische Finanzaufsicht FCA hat belegt, dass Sparer mit kleineren Anlagebeträgen faktisch von der Beratung ausgeschlossen sind und die Beratungskosten bei komplexeren Sachverhalten wie der Altersvorsorge unverhältnismäßig hoch sein können. Der Beratungsmarkt hat sich an Vermögen mit mindestens höheren fünfstelligen Pfundbeträgen ausgerichtet. Ähnliches gilt für die Niederlande. Dort sind Provisionen ebenfalls verboten, jedoch ist der Bedarf an privater Vorsorge und damit Anlageberatung aufgrund der starken betrieblichen Altersvorsorge gering.

Bleiben wir bei der Altersvorsorge. Viele Kundengelder fließen in Produkte, die in Fonds investieren. Welche Rolle kommt der Fondswirtschaft bei der Altersvorsorge hierzulande zu?

Die Fondswirtschaft ist der größte Verwalter von Altersvorsorgekapital. Die Menschen haben zwar oft über Kapitallebensversicherungen oder ihre Betriebsrente einen anderen Zugang, aber verwaltet wird letztlich ein großer Teil dieses Kapitals in Fonds. Laut einer Umfrage verwalteten unsere Mitglieder Mitte letzten Jahres 1.730 Mrd. Euro für Altersvorsorgezwecke. Das war knapp die Hälfte des von der Branche insgesamt verwalteten Vermögens. Diese Zahlen unterstreichen, dass Fonds der Motor der Altersvorsorge sind.

Der BVI ist ja auch Mitglied in der von der Regierung einberufenen Fokusgruppe private Altersvorsorge. Die Gruppe soll zwei Prüfaufträge bearbeiten. In einem der Aufträge geht es um einen öffentlich verantworteten Fonds mit einem kostengünstigen Angebot mit Abwahlmöglichkeit in der privaten Vorsorge. Das klingt sportlich.

Bestrebungen, den Staat als Anbieter in der privaten Altersvorsorge zuzulassen, sind ein Irrweg. In der sozialen Marktwirtschaft setzt der Staat die Regeln und ist Schiedsrichter. Sobald der Schiedsrichter selbst mitspielt, ist der Wettbewerb weder fair noch marktwirtschaftlich. Deshalb lehnen wir einen Staatsfonds in der privaten Altersvorsorge ab. In allen Ländern mit staatlich organisierten Lösungen im Alterssicherungssystem sind diese nicht in der privaten Säule angesiedelt.

Im zweiten Prüfauftrag geht es um die gesetzliche Anerkennung privater Anlageprodukte mit höherer Rendite als Riester. Das ist doch eine Steilvorlage für Sie, oder?

Ja. Hierzu haben wir bereits Ende November letzten Jahres das Konzept des Fondsspardepots vorgestellt. Die starke Nachfrage nach Fondssparplänen ist Beleg für die Akzeptanz und Nutzung als Altersvorsorgeinstrument in der Bevölkerung. Kernelement unseres Konzepts ist ein Depot für Fondssparpläne, die ausschließlich für die Altersvorsorge abgeschlossen werden und mindestens bis zum Ende des 60. Lebensjahres laufen. Die Förderung erfolgt über einen gesonderten Freibetrag auf die bis zur Auszahlung erzielten Gewinne. Dieser Freibetrag wächst kontinuierlich mit der Anspardauer. Damit kann die Politik einen starken Anreiz zum renditeorientierten und langfristigen Sparen für die Altersvorsorge setzen.

 

„Wir lehnen einen Staatsfonds in der privaten Altersvorsorge ab“

 

So funktioniert das BVI-Fondsspardepot

Der Fondsverband BVI schlägt für die Reformierung der privaten Altersvorsorge ein sogenanntes Fondsspardepot vor.

Wird die Riester-Rente damit überflüssig?

Nein, unser Fondsspardepot hat mit der Riester-Rente nichts zu tun. Wir wollen eine neue Möglichkeit zum privaten Altersvorsorgesparen schaffen. Bei der Riester-Rente besteht allerdings dringender Reformbedarf. Sie hat trotz veralteter Rahmenbedingungen mit knapp 16 Millionen Verträgen eine hohe Verbreitung und gehört zu den erfolgreichsten geförderten Modellen in Europa. Durch die Zulagenförderung werden untere Einkommensgruppen erreicht. Vereinfachungen bei der Förderung könnten die Verbreitung in dieser Bevölkerungsgruppe ankurbeln. Ein wesentliches Hemmnis liegt jedoch in der gesetzlich vorgegebenen 100-prozentigen Garantiepflicht auf die eingezahlten Beiträge. Dem Sparer sollte es ermöglicht werden, ein attraktives Produkt ohne oder mit gewünschtem Garantieniveau zu wählen. Dies könnte die Regierung mit einem Federstrich umsetzen.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 03/2023, S. 48 ff., und in unserem ePaper.

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Ein Interview mit
Thomas Richter

Deka wirft VW-Aktien aus nachhaltigen Anlageprodukten

Die Fondsgesellschaft Deka Investments entfernt einem Medienbericht zufolge die Volkswagen-Aktie aus ihren nachhaltigen Finanzprodukten. Der Entscheidung liegt eine kritische Bewertung der US-Ratingagentur MSCI zugrunde.

Wie die „Wirtschaftswoche“ am Donnerstag berichtete, zieht die Investmentbank Deka Investments eine klare Linie zwischen ihren nachhaltigen Anlageprodukten und den Aktien des Autokonzerns Volkswagen (VW). Deka-Fondsmanager sind nun nicht mehr dazu befugt, VW-Aktien in ihre nachhaltigen Produkte aufzunehmen.

VW-Aktien „nicht mehr investierbar“

„Volkswagen ist aus unserer Sicht nicht mehr investierbar, wenn es um nachhaltige Finanzprodukte geht“, sagte Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment, klar und deutlich gegenüber der Wirtschatfswoche. Am 04.11.2022 veröffentlichte die US-Ratingagentur MSCI einen Report, in dem von „Anschuldigungen wegen Zwangsarbeit in der Geschäftstätigkeit“ von VW die Rede ist. Dabei gehe es wohl in erster Linie um potenzielle Menschenrechtsprobleme in China.

In der Kategorie „Soziales“ erhielt VW daher die maximale Abwertung, die „Red Flag“. Die darin enthaltenen Unterrubriken „Arbeitnehmerrechte und Lieferkette“ und „Arbeitsbeziehungen“ wurden ebenso mit der Red Flag „prämiert“. Laut Speich gehe es bei dem MSCI-Report um mögliche Verstöße gegen den „Global Compact“, die Nachhaltigkeitsregeln der Vereinten Nationen definieren.

Keine VW-Investitionen mehr bei Deka

Die Wirtschaftswoche spekuliert, dass sich die schwerwiegenden Folgen für die VW-Aktie wohl in Grenzen halten könnten, da sich das Unternehmen größtenteils in den Händen von Ankeraktionären wie der Porsche-Piëch-Familie und des Landes Niedersachsen befinde. Probleme könne es allerdings bei der Geldbeschaffung geben. Speich zufolge sei VW als einer der größten Unternehmensanleiheemittenten „dringend angewiesen“ auf die Refinanzierung mittels Anleihen. Durch die Entwicklung könne VW bei der Refinanzierung „empfindlich getroffen“ werden.

VW im Gespräch mit MSCI

Nach Informationen der Wirtschaftswoche habe Volkswagen nach der Abwertung sofort versucht, mit MSCI ins Gespräch zu treten. Bisher sei die Ratingagentur aber nicht von ihrer Position abgewichen. Auf Anfrage der Wirtschaftswoche habe VW lediglich bestätigt, dass man sich im Gespräch mit MSCI befinde. (mki)

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Das Comeback der Anleihen

2022 musste man an der Börse herbe Verluste einstecken. Doch mit steigenden Zinsen und einer sich etwas entspannenden Wirtschaftslage steht ein Comeback bevor. Alexis Renault, Leiter High Yield bei ODDO BHF AM, schildert, warum Anleihen in den Portfolios der Anleger wieder mehr Gewicht bekommen sollten.

Ein Artikel von Alexis Renault, Globaler Leiter High Yield bei ODDO BHF Asset Management

Das Jahr 2022 dürfte in vielerlei Hinsicht in die Geschichtsbücher eingehen. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine hatte weitreichende Konsequenzen. Die Weltwirtschaft leidet noch immer unter den Folgen des resultierenden Angebotsschocks. Die stark angestiegenen Energiepreise und die in Mitleidenschaft gezogenen Lieferketten haben die Inflationsraten weltweit in die Höhe getrieben. In der Folge mussten die Zentralbanken die Zinsen schnell und massiv erhöhen, um die Nachfrage an das verringerte Angebot anzupassen. Kaufkraftverluste der Konsumenten, Produktions- und Investitionsrückgänge infolge der höheren Inflation und Zinsen sowie die anhaltenden Probleme in China haben weltweit zu einer Wachstumsverlangsamung und in der Folge zu deutlichen Verwerfungen an den Kapitalmärkten geführt.

Ein Jahr für hochverzinsliche Alternativen

Während über lange Zeit Anleihen von dem langfristigen Trend zu sinkenden Zinsen profitiert haben, hat der von den Zentralbanken zur Inflationsbekämpfung eingeleitete Zinsanstieg dem im letzten Jahr ein Ende gesetzt. Unabhängig von der Bonität mussten die Anleger 2022 deutliche Verluste hinnehmen. Laut unseren Analysen weisen Unternehmensanleihen mit den steigenden Zinsen nun aber möglicherweise wieder attraktive Bewertungen auf. Auch als diversifizierende Allokation in einem Portfolio bietet die Anlageklasse Vorteile. Für Anleger mit höherem Risikoappetit lohnt sich angesichts der hohen Volatilität am Aktienmarkt ein Blick auf hochverzinsliche Anleihen, sogenannte High-Yield-Bonds. Laut unseren Analysen sind Anleihen im High-Yield-Segment mit den steigenden Zinsen nun wieder attraktiv bewertet. Dort bieten sich Chancen wie seit vielen Jahren nicht mehr.

High Yield – eine wesentliche Anlageklasse für das Portfolio

Hochverzinsliche Anleihen sind längst kein Nischensegment mehr und erreichen in Europa ein Gesamtvolumen von mehr als 350 Mrd. Euro. High-Yield-Anleihen werden zur Finanzierung von Unternehmen aus einem breiten Spektrum von Sektoren verwendet, das von Industriegütern über Dienstleistungen bis hin zum Gesundheitswesen reicht. Mit mehr als 350 Emittenten ist der Euro-High-Yield-Markt auch gut diversifiziert.

Potenziell attraktives Risiko-Ertrag-Profil

Hochverzinsliche Anleihen werden von vielen Anlegern allgemein als riskante Anlageklasse angesehen. Das Risiko einer Anlageklasse lässt sich an den Schwankungen ihrer jeweiligen Wertentwicklung messen. Mittel- bis langfristig ist die Volatilität am High-Yield-Markt geringer als bei Aktien. Ein Grund dafür ist, dass die High-Yield-Anleihen eines Unternehmens in der Kapitalstruktur Vorrang vor dem Eigenkapital haben. Hochverzinsliche Anleihen haben auch tendenziell kürzere Laufzeiten und sind daher einem geringeren Zinsänderungsrisiko ausgesetzt als Investment-Grade-Anleihen. Angesichts der höheren Renditen und der kürzeren Duration bieten Euro-High-Yield-Anleihen unserer Analyse zufolge einen wesentlich größeren Puffer gegen steigende Renditen als Staatsanleihen oder auch Unternehmensanleihen guter Bonität.

 

Das Comeback der Anleihen

 

Grafik: Volatilität von Aktien und Hochzinsanleihen im Vergleich

Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für zukünftige Erträge.

Geringe Korrelation mit anderen Anlageklassen

Eine weitere wichtige Frage ist, ob die Beimischung einer Anlageklasse die Diversifizierung des Portfolios verbessert. Hierzu müssen Anleger die jeweilige Korrelation mit anderen Anlageklassen analysieren, d. h. ob sie sich mehr oder weniger im Gleichlauf entwickeln. Hochzinsanleihen korrelieren in geringerem Maße mit Aktien, und die Korrelation mit Staatsanleihen liegt sogar bei nahezu null. Dies liegt daran, dass die Rendite einer Hochzinsanleihe im Wesentlichen durch die Risikoprämie bestimmt wird, die von der Fähigkeit des Unternehmens abhängt, seine Schulden zu bedienen, und nicht sehr empfindlich auf Zinserhöhungen reagiert. Daher trägt eine Beimischung von Hochzinsanleihen zur Diversifizierung eines Multi-Asset-Portfolios bei.

Integration von Hochzinsanleihen ins Portfolio

Wie Aktien, Staatsanleihen und Investment-Grade-Unternehmensanleihen sind Hochzinsanleihen daher eine wichtige Anlageklasse für Anleger. Diese sollten jedoch beachten, dass Investitionen in Hochzinsanleihen das Risiko eines Kapitalverlusts mit sich bringen. Für den Anlageerfolg ist daher ein stringenter Investmentansatz entscheidend, der auf den folgenden Säulen beruht:

  • Fundamentale Kreditanalyse zur Bewertung der Qualität eines Unternehmens und seiner Fähigkeit, Schulden zu bedienen und zurückzuzahlen
  • Ein gut diversifiziertes Portfolio mit mehr als hundert Emittenten aus verschiedenen Wirtschaftszweigen
  • Eine rigorose Verkaufsdisziplin, um die Qualität eines Portfolios aufrechtzuerhalten und jede Verschlechterung bei der Qualität ausgewählter Unternehmen zu antizipieren
„Buy & Maintain“

Potenziell attraktiv ist der Markt für spekulative Hochzinsanleihen auch in Form von Laufzeitstrategien, die gegenüber einer Direktanlage in Anleihen zwei Vorzüge bieten: eine gute Kalkulierbarkeit der zu erwartenden Endfälligkeitsrendite und eine diversifizierte Auswahl an Titeln im Portfolio. Das ermöglicht es Anlegern, das Verhalten einer Anleihe nachzubilden und gleichzeitig von einem hohen Maß an Diversifizierung sowie von den Ressourcen der Verwaltungsgesellschaft zu profitieren, um im Rahmen einer „Buy and Maintain“-Strategie Qualitätsemittenten auszuwählen und die Positionen anzupassen, wenn sich die Lage eines oder mehrerer Unternehmen verschlechtert.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 03/2023, S. 54 f., und in unserem ePaper.

Bild: © vegefox.com – stock.adobe.com; Grafik: © BofA, ODDO BHF AM GmbH, per 12/2022

 
Ein Artikel von
Alexis Renault