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23. Juli 2021
„Die gleichen Methoden, die auch Wahrsager benutzen“

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„Die gleichen Methoden, die auch Wahrsager benutzen“

Börsengurus versprechen oft schnellen Reichtum oder auf der anderen Seite den Weltuntergang. Prof. Hanno Beck hat einen Warnkatalog erstellt, wie man diese enttarnen kann. Sie weisen dem Experten zufolge auch Parallelen zu Verschwörungstheoretikern auf.

Interview mit Prof. Hanno Beck, Autor und Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Pforzheim.
Herr Beck, Sie haben einen Warnkatalog erstellt, mit denen Anleger dubiose Experten entlarven können. Hat das Phänomen wieder zugenommen, oder was war der Anlass dafür?

Ich glaube, es ist nie kleiner geworden. Generell haben Leute, die entweder Reichtum bis in alle Ewigkeit versprechen oder die ewige Verdammnis prophezeien, natürlich in extrem volatilen Zeiten Konjunktur. Ihre Masche funktioniert immer dann besonders gut, wenn die Leute besonders ängstlich oder euphorisch sind.

Was sind die verbreitetsten Tricks und Aussagen solcher Gurus?

Der Klassiker ist zum Beispiel der mexikanische Scharfschütze.

Was macht diesen aus?

Sie schießen mit möglichst vielen Schüssen auf ein Scheunentor und pinseln danach eine Zielscheibe um die Einschusslöcher. Im Anschluss sagen sie, dass sie ja so gut getroffen haben. Wer möglichst viele Prognosen macht, wird immer mit einigen davon recht behalten. Diese richtigen Prognosen werden lautstark vermarktet. Über die anderen 100, die komplett daneben lagen, wird der Mantel des Schweigens gelegt. Man sollte einen Analysten nicht anhand seiner korrekten Prognosen beurteilen, sondern anhand seiner Erfolgsquote. Ich wette mit Ihnen, bei den meisten läge die Quote gerade einmal bei 50%. Da können Sie auch eine Münze werfen.

In dieselbe Kerbe schlägt die Strategie der kaputten Uhr. Sie müssen den Zeitraum ihrer Prognose nur lang genug wählen. Auch eine kaputte Uhr geht zwei Mal am Tag richtig. Gleiches gilt für Börsenprognosen. Irgendwann wird der Dax sicher mal über 20.000 steigen.

Sagt der Börsenguru Hanno Beck ...

Der dann im besten Falle auch noch möglichst vage bleibt. Das ist keineswegs ein neues Phänomen. Schon die Weissagungen des Nostradamus sind spektakulär eingetroffen. Warum? Weil er hinreichend unpräzise geblieben ist. Das sind die gleichen Methoden, die auch Wahrsager benutzen. Man schaut in die Hand oder Glaskugel und bleibt dann so unpräzise, dass man in den meisten Fällen recht hat. Ich spüre gerade, dass es einen wichtigen Menschen in Ihrem Leben gibt. Der ist ein wenig jünger als Sie. Zudem haben Sie eine sehr enge Bindung zu dieser Person.

Herr Beck, woher wissen Sie das?

Sehen Sie. Solche Aussagen treffen auf fast jeden zu. Irgendwann steigen die Leute dann darauf ein und sagen: Ja genau, das ist meine Frau oder mein Mann, und geben dem Wahrsager selbst die richtigen Stichwörter für weitere Prophezeiungen. Gurus machen eine vage Prognose und die Leute legen dann das hinein, was sie ohnehin glauben oder was sie hören wollen. Das Ganze wird dann am besten noch bedeutungsschwanger formuliert.