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7. August 2023
„Prinzipiell stärkt eine bessere Vernetzung das ganze System“

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„Prinzipiell stärkt eine bessere Vernetzung das ganze System“

„Prinzipiell stärkt eine bessere Vernetzung das ganze System“

Die Digitalisierung schreitet voran, flankiert vom Einsatz von KI. Zugleich kämpfen Versicherer teils noch mit alten IT-Systemen und Datenmassen. Interview über Trends im Bereich Schaden und Unfall, die Bedeutung von KI in der Schadenregulierung und das Zusammenspiel mehrerer Beteiligter bei digitalen Prozessen.

Interview mit René Schoenauer, Director of EMEA Product Marketing bei Guidewire Software
Herr Schoenauer, Sie feierten vor Kurzem das 15-jährige Jubiläum des Münchner Standorts. Welche Bedeutung hat denn der deutsche Markt für Guidewire?

Deutschland ist ein strategischer Markt für Guidewire. Für unsere globale Wachstumsstrategie ist der Standort in München ein zentraler Baustein, von welchem wir unsere zwölf Kunden in der DACH-Region optimal bedienen können. Wir haben im deutschen Markt eine sehr aktive lokale Nutzergruppe. Im Hinblick auf unsere Produktstrategie ist dieser Austausch sehr wertvoll, da wir diese ständig global im engen Austausch mit unseren Kunden weiterentwickeln.

Der Hauptsitz von Guidewire befindet sich im kalifornischen San Mateo. Worin liegen die größten Unterschiede zwischen dem Versicherungsmarkt in den USA und in Deutschland?

Die Unterschiede zwischen beiden Märkten sind relativ stark ausgeprägt. Mit Bezug auf die Versicherungsdichte, also die Prämien pro Kopf, liegt die USA vor Deutschland, das heißt, die Verbraucher geben pro Kopf mehr Geld für Versicherungen aus. Außerdem gibt es regulatorische Hintergründe, die Gesetzgebung ist schlichtweg anders – zumal in Deutschland auch die europäische Rechtsprechung berücksichtigt werden muss.

Es gibt auch Unterschiede im Bereich der Versicherungsprodukte und internen Abläufe, aber eben auch global sehr viele Gemeinsamkeiten. Dies ist einer der Gründe, weshalb wir unsere Position als globaler Marktführer mit über 500 Versicherern in mehr als 37 Ländern als unsere Kunden stetig ausbauen können. Unsere Kunden profitieren dabei vom globalen Austausch untereinander im Bereich Standardisierung, Innovation und Best Practices.

Clouds und Datenschutz werden in Deutschland anders gesehen. Welche Erfahrungen machen Sie hier?

In Deutschland ist in Sachen Datenschutz und Cloud die Gesetzgebung strikt – aber marktspezifische Anforderungen an Technologie und Datenverarbeitung sind für Versicherer nichts Neues. Jedoch zeichnet sich langsam ab, dass im Rahmen der digitalen Transformation der einzig logische nächste Schritt für Versicherer in die Cloud führt.

In Deutschland sind viele Unternehmen verständlicherweise verunsichert, die Anforderungen an den Datenschutz sind hoch und Richtlinien und Gesetzgebung kommen gleich von mehreren Quellen: BaFin, deutsche Gesetzgebung und Gesetzgebung der EU. Die Zusammenarbeit mit erfahrenen Servicepartnern hat hier den klaren Vorteil, dass ein Versicherer die Verantwortung, die nicht unbedingt seinen Kernaufgaben entspricht, in die Hände eines spezialisierten Anbieters legen kann – vom Betrieb des Systems über Updates und Compliance bis hin zum Thema Datensicherheit.

Sie sind auf den Bereich Schaden und Unfall spezialisiert. Was sind für Sie aktuell die Hauptthemen?

Die Themen Embedded Insurance und Nachhaltigkeit begleiten uns schon seit Jahren und werden uns auch allzu schnell nicht wieder loslassen, was unsere jährliche Guidewire-Verbraucherumfrage bislang bestätigt. Abseits davon sind es aber die schwierige wirtschaftliche Gesamtsituation, aber auch eine sich verändernde Risikolandschaft wie z. B. vermehrt Cyberrisiken oder die Folgen des Klimawandels, die Schaden- und Unfallversicherer derzeit viel beschäftigen. Die Inflation erhöht die Schadenkosten und häufigere, größere Umweltkatastrophen wie die Flut im Ahrtal führen zu einer langfristig erhöhten Elementarschadenbelastung. Wie man mit dieser Entwicklung umgeht, ist derzeit ein großes Thema für Schaden- und Unfallversicherer.

 
Interview mit
René Schoenauer