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7. August 2023
„Prinzipiell stärkt eine bessere Vernetzung das ganze System“

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„Prinzipiell stärkt eine bessere Vernetzung das ganze System“

„Prinzipiell stärkt eine bessere Vernetzung das ganze System“

Gerade die Schadenregulierung gilt als Einsatzgebiet von KI. Welche Rolle spielt sie schon und wie setzen Sie diese ein?

KI und Machine Learning sind bei Versicherern schon seit Jahren im Einsatz. Zum Beispiel wären Telematik-Tarife wie bei manchen Kfz-Versicherungen ohne KI gar nicht möglich. Der Einsatz von Data Analytics wurde durch KI revolutioniert und wesentlich beschleunigt. Heute ist dieser Bereich schon so weit ausgereift, dass sogenannte Predictive Analytics genutzt werden können – diese Methodik beinhaltet eine KI, die auf Basis der Analyse historischer Daten konkrete Handlungsschritte für die Zukunft empfiehlt. In Bezug auf das Schadenmanagement lässt sich sagen, dass intelligente, cloudbasierte Kernsysteme die Automation der Schadenbearbeitung unterstützen und sich somit die Effizienz des ganzen Prozesses, aber auch am Ende die Kundenzufriedenheit durch Geschwindigkeit und Transparenz steigern lassen.

Die Realität bei den Versicherern sieht aber auch so aus: Verschiedene IT-Systeme, ungeordnete Datenfülle, hemmende Regulierung – klaffen hier Anspruch und Wirklichkeit nicht oft auseinander?

Aufgrund von Übernahmen und anderen Faktoren haben Versicherer häufig eine historisch gewachsene, heterogene IT-Landschaft. Das ist oftmals ein Umstand, an dem sich die Versicherer selbst stören, denn Altsysteme und deren Wartung lösen oft hohe Kosten aus. Aber die Zusammenarbeit mit einem Softwarepartner und dessen Cloud-­Lösungen, Plattformen und Ökosystemen können Wartungskosten und -aufwand sowie Komplexität reduzieren, während sich Versicherer auf diese Weise mehr auf ihr Kerngeschäft und vor allem kontinuierliche Innovation fokussieren können.

Auch die BaFin hat Versicherer mit mangelhaften IT-Systemen zunehmend im Visier und in gravierenden Fällen mit Kapitalzuschlägen gedroht. Können Sie dies nachvollziehen und sind Unternehmen wie Guidewire hier auch gefordert?

Dass regulatorisch sichergestellt werden muss, dass Versicherer Schwachstellen im eigenen IT-System schließen und Kundendaten dadurch schützen, ist nachvollziehbar. Als SaaS-Anbieter mit Lösungen zur digitalen Transformation unterstützen wir bei Guidewire unsere Kunden dabei, den BaFin-Anforderungen zu entsprechen.

Nun sind immer mehr Player in die Abläufe der Versicherer digital eingebunden, zum Beispiel Werkstätten oder Wetterdienste, aber natürlich auch Makler. Wie geht es denn hier voran?

Prinzipiell stärkt eine bessere Vernetzung das ganze System. Mehr Daten machen Risikoanalysen und Data Analytics insgesamt genauer. Für Versicherer gibt es keine bessere Entscheidungsgrundlage als datengestützte Erkenntnisse. Und die Eingliederung mehrerer Beteiligter in digitale Abläufe kann die Schadenbearbeitung weiter beschleunigen. Daher sind diese Entwicklungen zu begrüßen. Es bedeutet aber gleichzeitig, dass die allgemeine Integrationsfähigkeit von Versicherern in allen Belangen gesteigert werden muss, idealerweise über offene API-Architekturen.

Und wie sehr werden eigentlich Sie von fortschrittlichen Technologien getrieben? Können Sie mit den Start-ups mithalten und auch schnell reagieren?

Seitdem Guidewire 2001 gegründet wurde, war es immer unsere Mission, Versicherungsinnovation voranzutreiben. Wir haben die erste Welle der Evolution von Versicherungskernsystemen angeführt, weg von selbst entwickelten Systemen hin zu Standardsoftware.

Wir führen nun auch maßgeblich die nächste Evolution dieser Systeme an, von Standardsoftware, die von Versicherern selbst betrieben wird, hin zu Standardsystemen, die wir für unsere Kunden im SaaS-­Betriebsmodell betreiben. Durch dieses Modell beschleunigen wir die Fähigkeit von Versicherern, schnell zu innovieren, da wir sicherstellen, dass unsere Kunden immer auf dem aktuellsten Stand der Software sind. Zusätzlich haben wir unseren Versionszyklus extrem beschleunigt und liefern im Moment drei Versionen pro Jahr automatisiert an unsere Kunden aus. Zusätzlich mit unserem Guidewire Marketplace, wo wir über 100 vorintegrierte InsurTech-Lösungen für unsere Plattform zusammen mit unseren Partnern anbieten, und mit unserem Ursprung im Silicon Valley sind wir bestens positioniert, um als Innovationstreiber für die Versicherungs­industrie global zu agieren.

Und was wird Ihr nächstes großes Projekt?

Grundsätzlich schauen wir uns in enger Absprache mit unseren Kunden die aktuellen Themen an, die letztendlich zu kontinuierlicher Innovation der Versicherungsindustrie führen. Über die aktuellen Herausforderungen der Industrie haben wir schon gesprochen. Die Themen, die zurzeit am meisten diskutiert werden, sind die Anwendungen von KI und Genera­tive AI in der gesamten Wertschöpfungskette, um etwa Automatisierung, Prozesseffizienz oder aber auch Kundenzufriedenheit erhöhen zu können. Es gibt zum Beispiel viele Ideen rund um das Thema Risikoprävention und proaktive Warnungen vor Risiko­ereignissen, die ich persönlich sehr spannend finde, da hier sowohl Versicherungskunden als auch Versicherungen selbst in hohem Maße von den Vorteilen profitieren können.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 08/2023 und in unserem ePaper.

Bild: © René Schoenauer, Guidewire Software

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Interview mit
René Schoenauer