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16. Januar 2024
„Private Unfallversicherung gehört in jeden Versicherungsordner“

„Private Unfallversicherung gehört in jeden Versicherungsordner“

Was zeichnet eigentlich eine gute Unfallversicherung aus? Bescheinigen Ratingunternehmen ihr großteils eine verlässliche Qualität, wird sie hingegen von Verbraucherschützern oft kritisiert. Also: Worauf kommt es aus Beratersicht an? AssCompact hat mit einem Experten für Unfallversicherung darüber gesprochen.

Interview mit Alfred Hacker, Inhaber der Honoro UG und Experte für Unfallversicherung bei der Worksurance GmbH
Herr Hacker, mit der privaten Unfallversicherung gehen Verbraucherschützer immer wieder hart ins Gericht. Was sagen Sie als Berater?

Die private Unfallversicherung kombiniert individuelle Gestaltungsmöglichkeiten mit einer hohen Absicherung bei einem Unfall, egal wann und wo er stattfindet. Deshalb gehört sie in jeden Versicherungsordner.

So lassen sich beispielsweise die Versicherungssummen und die Art der Leistungen wie Todesfallleistung, Invaliditätsleistung und Tagegeld individuell festlegen. Es können bei einigen Tarifen sogar Sofortleistungen bei Krebserkrankungen versichert werden. Hier muss jeder selbst entscheiden, wie sinnvoll das ist. Ein wichtiger Bestandteil der privaten Unfallversicherung ist zudem die finanzielle Absicherung im Falle einer dauerhaften Beeinträchtigung durch einen Unfall. Diese Leistung ist besonders relevant, da O sie hilft, finanzielle Einbußen durch langfristige Folgen eines Unfalls abzufedern. Hier gilt es darauf zu achten, eine entsprechend hohe Invaliditätssumme mit einer Progression von mindestens 350% festzulegen.

Es ist wichtig zu betonen, dass nicht jeder Tarif gleich ist und es auf eine sorgfältige Auswahl ankommt. Gerade wenn es auf wichtige Leistungsbestandteile wie Gliedertaxe, erweiterter Unfallbegriff oder den Mitwirkungsanteil ankommt, ist die richtige Wahl ohne Hilfe eines kompetenten Vermittlers fast unmöglich.

Ratingunternehmen attestieren den Tarifen zum großen Teil eine verlässliche Qualität. Sehen Sie das ähnlich?

Dass Ratingunternehmen vielen dieser Tarife eine verlässliche Qualität bescheinigen, spiegelt die Tatsache wider, dass die Versicherungsbranche in den letzten Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen hat, um ihre Produkte transparenter, kundenfreundlicher und bedarfsgerechter zu gestalten.

Natürlich ist hier auch ein hoher Wettbewerb zugange, der die Versicherer unter Druck setzt. Allerdings ist es wichtig, dass sich Kunden nicht ausschließlich auf Ratings verlassen, sondern auch die spezifischen Bedingungen und Leistungen der einzelnen Tarife genau prüfen oder dies von einem Versicherungsmakler machen lassen.

Was zeichnet ein gutes Produkt aus?

Der Leistungsumfang sollte eine sehr gute Gliedertaxe, erweiterte Unfallbegriffe wie Bewusstseinsstörungen durch Herzinfarkt oder Schlaganfall, mindestens Anrechnungen von Krankheiten ab 75% sowie erhöhte Kraftanstrengung und Eigenbewegungen beinhalten. Außerdem sollten die Versicherungsbedingungen klar, verständlich und transparent sein. Ausschlüsse sollten eindeutig definiert sein.

In der Regel sind beim Abschluss einer Unfallversicherung Gesundheitsfragen zu beantworten. Nun gibt es auch Produkte, bei denen Anbieter darauf verzichten. Worauf ist hierbei zu achten?

Der Verzicht auf Gesundheitsfragen kann für viele Versicherungsnehmer attraktiv sein, insbesondere für diejenigen, die aufgrund ihres Gesundheitszustands Schwierigkeiten haben, eine reguläre Unfallversicherung abzuschließen.

Allerdings gibt es bei solchen Tarifen einige wichtige Punkte, auf die man achten sollte, etwa bestimmte Ausschlüsse, insbesondere in Bezug auf Vorerkrankungen, oder bestimmte Risikoaktivitäten. So kann eine Unfallversicherung ohne Gesundheitsfragen bestimmte Krankheiten wie multiple Sklerose, Parkinson oder die Glasknochenkrankheit durch die Bedingungen ausschließen. Zudem gilt es auf den Mitwirkungsanteil bei bestehenden Krankheiten zu achten, der nicht unter 75% betragen sollte.

Wie schneidet die Unfallversicherung ohne Gesundheitsfragen im Vergleich ab?

In der Vergangenheit waren Vermittler bei der Frage der Unfallversicherung ohne Gesundheitsprüfung eher zurückhaltend. Der Grund dafür lag im Wesentlichen im Mitwirkungsanteil, der die Anrechnung von Vorerkrankungen im Leistungsfall bedeutet und oft zu einer Reduzierung der Leistung führte. Heutzutage gibt es jedoch auf dem Markt mehrere Anbieter, die auch für Personen mit erheblichen Vorerkrankungen adäquate Absicherungsmöglichkeiten mit einem guten Mitwirkungsanteil anbieten.

Diese Entwicklungen im Versicherungsmarkt ermöglichen es Vermittlern, auch jenen Kunden eine geeignete Unfallversicherung anzubieten, die aufgrund ihrer Gesundheitsgeschichte bisher benachteiligt waren.

Lassen Sie uns noch auf das Thema Assistance eingehen. Wie wichtig sind zusätzliche Unterstützungsleistungen für Kunden?

Eine Unfallversicherung mit Assistance-Leistungen kann in Situationen, in denen Personen nach einem Unfall temporär Hilfe im Haushalt oder bei Arztbesuchen benötigen und keine Unterstützung durch Angehörige oder Bekannte haben, nützlich sein. Die Assistance-Leistungen, können verschiedene Dienstleistungen beinhalten. Diese Hilfe kann beispielsweise das Einkaufen, Begleitung zu Arztterminen, Fensterputzen, Hausnotrufservice, Fahrdienste zur Physiotherapie oder einen täglichen Menü-Service umfassen.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 01/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Alfred Hacker, Honoro

 
Ein Interview mit
Alfred Hacker