Interview mit Janine Bradfisch, Geschäftsführerin der DRB GmbH
Frau Bradfisch, Sie haben sich als Maklerhaus für die Unabhängigkeit entschieden. Vorweg: Wie schätzen Sie die aktuelle Konsolidierungsbewegung am Maklermarkt ein?
Die Konsolidierung ist sehr dynamisch und ich sehe sie kurz vor ihrem Höhepunkt. Viele Maklerinnen und Makler verspüren in meinen Augen eine Torschlusspanik und möchten noch schnell verkaufen. Doch es gibt keinen Grund zur Panik – Bewegungen hat es am Markt immer gegeben und wird es auch weiterhin geben. Der demografische Wandel spielt hier eine große Rolle: Ein erheblicher Anteil der Babyboomer wird in nächster Zeit nach und nach aus dem Markt ausscheiden, was die Dynamik verstärkt erscheinen lässt.
Und natürlich sind die aufgerufenen Preise lukrativ, und für ältere Kolleginnen und Kollegen ohne Nachfolge ist ein Verkauf verständlich. Aber gerade jüngere Maklerinnen und Makler geben mit einem Verkauf ihr Unternehmertum auf. Sie haben plötzlich Investoren im Nacken und können nicht mehr frei walten. Die vermeintliche Freiheit, die oft versprochen wird, funktioniert in meinen Augen nur, solange die Zahlen und die Rendite stimmen – andernfalls sieht es schnell anders aus.
Fragen wie „Welche Prozesse sollen gelten? Welche IT wird genutzt? Mit welchem Versicherer wird zusammengearbeitet? Wie wird abgewickelt?“, all das entscheidet man plötzlich nicht mehr selbst. Man ist angestellte Geschäftsführung und weisungsgebunden. Es ist de facto nicht mehr das eigene Unternehmen.
Welche Rolle können oder sollten kleinere Maklerhäuser bei der Konsolidierung einnehmen?
Es ist schade, dass nicht an uns lokale, regionale, inhabergeführte Makler beim Gedanken zu verkaufen gedacht wird. Wir sind oft ebenfalls finanzstark, möchten gerne organisch wachsen, werden aber bei der Konsolidierung nur von der einen Seite des Verkäufers berücksichtigt. Unsere Vorteile – Kundennähe, Regionalität, Verständnis für die Beratung, persönliche Ansprechpartner, kurze Entscheidungswege, optimierte Prozesse – werden häufig übersehen.
Gerade in Zeiten des Aufkaufens lohnt es sich, genau zu überlegen, an wen man verkauft. Es geht oft um das Lebenswerk, um Herzblut – da nur auf das Geld zu schauen, ist schade. Meine Erfahrung zeigt: Bei Konsolidierern wechseln die Menschen dahinter häufig und die kaufmännische Sicht dominiert. Das ist nicht die Art von Stabilität und Kundenorientierung, für die ich mit meinem Team stehe.
Seite 1 „Skalierung ist wichtig, aber nicht um den Preis der Unabhängigkeit“
Seite 2 Aus Ihrer Sicht: Warum die Unabhängigkeit?
Seite 3 Was sind Ihre langfristigen Pläne mit dem Netzwerk?
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können