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27. Juni 2022
„Unternehmen des Maschinenbaus verkennen Digitalrisiken“

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„Unternehmen des Maschinenbaus verkennen Digitalrisiken“

Es scheint, als würden die digitalen Risiken im deutschen Maschinenbau unterschätzt.

Ja, digitale Risiken für Produkte werden sogar deutlich unterschätzt: Etwa zwei von drei Entscheidern halten die abgefragten digitalen Risiken für nicht kritisch oder neutral. Im Übrigen sind wir nicht die Einzigen, die diesen Missstand aufzeigen. Bereits im letzten Jahr ist eine Studie des Fraunhofer Instituts zu einem ähnlichen Schluss gekommen: Ein leistungsfähiges Risikomanagement müsse ganz oben auf der strategischen Managementagenda der Maschinenbauunternehmen stehen.

Welche Schäden können denn für die Betriebe im Maschinenbau von Cyberattacken ausgehen?

Cyberattacken beeinflussen das IT-System des angegriffenen Unternehmens von außerhalb des Betriebs. Hackerangriffe können ein solches Risiko sein, denn sie gehen häufig mit Datenverlust bzw. unbefugtem Zugriff auf Unternehmensdaten einher. Eine solche Situation kann für ein Unternehmen schnell existenzbedrohend sein, denn Systeme und Daten müssen kostspielig wiederhergestellt werden. Hier kann eine Cyberversicherung Abhilfe schaffen. Doch Unternehmen müssen sich genau über die Deckung solcher Versicherungen informieren, denn eine Absicherung gegen Cyberschäden sichert nicht zwangsläufig auch IT-Schäden und daraus resultierende Folgeschäden wie zum Beispiel Verzug oder Betriebsunterbrechung ab. Es ist also essenziell, dass Unternehmen ein Bewusstsein für die unterschiedlichen Bedrohungen entwickeln.

Wie sieht es konkret bei der Schadenpraxis in den Unternehmen im Maschinenbau aus?

Die Hiscox Schadenpraxis zeigt, dass rund drei Viertel der Schäden aus digitalen Risiken entstehen. Neben unmittelbaren Schäden – etwa Ausschussproduktion beim Kunden wegen fehlerhafter Software-Updates – kommt es immer häufiger auch zu mittelbaren Schäden. Ein Beispiel hierfür aus der Praxis: Eine Schneidemaschine zeigt eine Meldung an, dass ein Mindestrandabstand nicht unterschritten werden sollte. Der Bediener auf Kundenseite „overruled“ jedoch die Anzeige und die Maschine wird durch diese fehlerhafte Bedienung beschädigt. Da das aus Sicht des Kunden nicht klar genug war, klagt er gegen den Maschinenbauer. In diesem Fall zahlt die Smart-Manufacturing-Police von Hiscox.

Das Thema Cyber gilt als komplex und setzt fundiertes Wissen voraus. Welche Empfehlungen haben Sie für Unternehmen und ihre Vermittler oder Risikomanager?

Mit Sorge sehen wir wie erwähnt, dass gerade kleinere Unternehmen und Unternehmen des Maschinenbaus die Risiken verkennen. Bei der Absicherung fällt auch auf, dass sich viele Unternehmen entweder nur gegen Sach- und Personenschäden oder nur gegen Vermögensschäden absichern. Häufig sind aber reine Vermögensschäden das Resultat der neuen Digitalrisiken und sollten deshalb immer Bestandteil der Absicherung sein. Aber selbst bei einer Kombination der beiden Deckungen klaffen eklatante Deck­ungslücken durch oft unterschiedliche abgeschlossene Tätigkeitsdefinitionen und in Wechselwirkung tretende Ausschlüsse. Hinzu kommt, dass diese Kategorien bei Versicherern in unterschiedliche Abteilungssilos fallen und im schlimmsten Fall ein und derselbe Schadenfall in unterschiedlichen Abteilungen bearbeitet wird. Daran kann häufig auch kein Sonderkonzept etwas ändern. Aber in solchen Problemstellungen liegt die Daseinsberechtigung eines Spezialversicherers. Über diese Risiken und offenen Flanken bei Unternehmen müssen Makler und Risikomanager Bescheid wissen, um entsprechend beraten zu können – wir unterstützen sie dabei mit unserem Know-how.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 06/2022, S. 30 f., und in unserem ePaper.

Bild: © greenbutterfly – stock.adobe.com

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Ein Interview mit
Franz Kupfer