Gehen die Kunden diese Prämienerhöhungen mit? Oder hat das Unternehmen mehr Kündigungen als „normalerweise“ erhalten?
Wir beobachten sehr genau, welche Auswirkungen die Prämienerhöhungen auf die Stornoquote haben. Unsere Kunden sind über die Preiserhöhungen natürlich nicht erfreut, können diese aber nachvollziehen und bleiben uns zum Großteil treu. So ist das Prämienvolumen im Privatkundengeschäft seit Beginn der Maßnahmen sogar gewachsen.
Gerade im AKS-Geschäft ist die Nürnberger auch immer wieder unter den AssCompact Maklerfavoriten zu finden. Haben eigentlich die negativen Schlagzeilen auch Auswirkungen auf andere Sparten gehabt?
Wir führen viele Gespräche mit unseren Vertriebspartnern. Sie wissen, dass unsere Herausforderungen ausschließlich im Schadenbereich liegen. Auch dort haben wir nicht enttäuscht, wenn wir die Katastrophe im Ahrtal als Beispiel nehmen. Für unsere Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit bei der Schadenbearbeitung haben wir damals sehr gutes Feedback erhalten. Und die Makler erleben im Tagesgeschäft ja auch, wie gut wir in den Bereichen Leben und Kranken aufgestellt sind. In der Folge vertrauen sie weiterhin auf die Leistungsfähigkeit der NÜRNBERGER.
Welche Rolle spielt die Entwicklung hin zum Präventionsversicherer? Wie soll diese Strategie dabei helfen, das Konzernergebnis wieder auf einen grünen Zweig zu bringen?
Unsere Entwicklung zum Präventionsversicherer umfasst alle Sparten. Denn nur durch Prävention können Versicherungen bezahlbar bleiben. Zukünftig werden wir alle Produkte aus den Bereichen Schaden-, Unfall- und Personenversicherung mit Präventionskomponenten ausstatten, die nah an den Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden ausgerichtet sind. Mithilfe von KI-Lösungen beugen wir bereits heute Versicherungsbetrug vor und stellen unsere Anwendungen auch branchenweit zur Verfügung. Kurzfristig werden sowohl unser Sanierungsprogramm in der Schaden- und Unfallsparte als auch das Effizienzprogramm „Fit für die Zukunft“ auf Konzernebene dafür sorgen, dass wir wieder ein positives Konzernergebnis erzielen werden.
Das erklärte Ziel für das Konzernergebnis 2025 liegt bei 40 Mio. Euro. Nun ist das erste Halbjahr fast verstrichen. Sehen Sie sich realistisch auf einem Kurs, dieses Ergebnis zu erreichen?
Das Ziel ist tatsächlich ambitioniert, vor allem für die Sparte Schaden und Unfall, wie eingangs bereits gesagt. Alle anderen Unternehmensteile schreiben seit Jahren planmäßig Gewinne. Die Halbjahresergebnisse versprechen gut zu werden, darauf lässt sich aufbauen.
Apropos Zukunftskurs: Auf der Hauptversammlung vor einigen Wochen kam die Unabhängigkeit des Unternehmens zur Sprache. Es hieß, das Unternehmen prüft „ergebnisoffen“ ob diese Strategie weiterhin im Unternehmensinteresse liegt. Wie weit ist die Prüfung hier bereits fortgeschritten und gibt es hier bereits Ergebnisse? Und wie blicken Sie in Ihrer Rolle als Vertriebsvorstand auf diesen Kurs?
Die Aufgabe eines Vorstands besteht darin, die Unternehmensstrategie kontinuierlich zu prüfen und sie bei Bedarf anzupassen. Das passiert hier auch. Wie Sie richtig zitiert haben, sind dies ergebnisoffene Überlegungen. Als Vertriebsvorstand ist es für mich entscheidend, dass wir unseren Vertriebspartnern langfristig ein verlässlicher Partner sind. Daran arbeite ich mit meinem Team jeden Tag.
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Bild: © Nürnberger
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