Interview mit Julian Grauer und Sven Tippelt, Geschäftsführer der Adam Riese GmbH
Herr Grauer, seit 2017 positioniert sich Adam Riese als Digitalmarke der W&W-Gruppe. Wie gelingt der Spagat zwischen Start-up-Mentalität und Konzernstruktur?
Julian Grauer Obwohl wir mit über 400.000 Kundinnen und Kunden kein Start-up mehr sind, behalten wir die Flexibilität eines jungen Unternehmens bei. Das funktioniert, indem wir auf eigene Strukturen setzen, beispielsweise mit einer unabhängigen IT. Damit bleiben wir agil und können Projekte schnell umsetzen.
Gleichzeitig sehen wir die Zugehörigkeit zum Mutterkonzern als großen Vorteil: Er gewährleistet uns Stabilität im Markt und Zugriff auf die Erfahrung von langjährigen Profis bei der Württembergische Versicherung.
Welche Rolle spielt die Württembergische als Risikoträger für die Positionierung und das Wachstum von Adam Riese?
JG Als 100%-ige Tochter der Württembergische Versicherung haben wir den Luxus, ertragreich wachsen zu dürfen und einem langfristigen Plan zu folgen – ohne Beteiligung eines Private-Equity-Investors. Bei unserer Planung stehen wir in engem Austausch mit dem Konzern, treffen aber stets eigenständige Entscheidungen. 2022 wurde so die gemeinsame Strategie entwickelt, Adam Riese zur Maklermarke im Privatkundenbereich Komposit zu machen. Für uns eröffnet sich dadurch ein weiterer Wachstumsmarkt und konzernweit verfestigt sich eine klare Strategie dazu, wer welche Märkte bearbeitet.
Herr Tippelt, digitale Prozesse gelten als zentraler Bestandteil Ihres Geschäftsmodells. Welche konkreten Abläufe wurden zuletzt automatisiert oder beschleunigt?
Sven Tippelt Im Vorfeld überlegen wir uns stets, wo wir einen Mehrwert für Prozessbeteiligte schaffen können und welche Effizienzvorteile sich ergeben. Unser Ziel ist, Abläufe mit einer hohen Geschwindigkeit zu ermöglichen – sowohl intern als auch für Kundschaft und Vertriebspartner. Besonderen Fokus legen wir deshalb auf einstufige Prozesse, die durch einen einzigen Kontakt fallabschließend erledigt werden können und somit eine sofortige Umsetzung und Bestätigung ermöglichen. Zuletzt haben wir für Endkundinnen und -kunden die Möglichkeit geschaffen, Vertragsänderungen automatisiert in unserem Kundenportal durchzuführen. Ein weiterer Ablauf, der bei uns größtenteils automatisiert wurde, ist die klassische Bestandsübertragung via Maklermandatswechsel.
Inwiefern spielt dabei auch die Integration sogenannter Sofortpolicen eine Rolle?
ST Bei der Sofortpolice steht ebenfalls wieder der einstufige Prozess im Vordergrund: Im Antragsprozess wird der Antrag sofort policiert und innerhalb weniger Sekunden erscheint die Police im Vergleichsrechner. Maklerinnen und Makler sehen sofort, ob der Antrag erfolgreich war, alle Informationen vollständig sind und die Kundin oder der Kunde den gewünschten Versicherungsschutz genießt. Bisher ist die Umsetzung mit zwei Anbietern erfolgt: Mr-Money und Smart InsurTech – mit positiver Resonanz. Ein Ausbau auf weitere Vergleichsrechner ist bei uns in Planung.
Der Maklervertrieb wird von Adam Riese als strategisches Wachstumsfeld genannt. Welche Maßnahmen laufen aktuell zum Ausbau dieses Kanals?
JG Wir wollen der führende Digitalversicherer im Maklermarkt werden. Wichtig ist uns deshalb, die bestehende Zusammenarbeit mit Maklerinnen und Maklern zu intensivieren und neue Vertriebspartner von uns zu überzeugen. Dabei setzen wir auf Prozesse, die wir konkret auf Maklerinnen und Makler ausrichten und mit denen wir einen Mehrwert im Arbeitsalltag bieten. Außerdem richten wir unsere Produktlandschaft weiter auf den Maklermarkt aus. Dafür entwickeln wir eigene Produkte, die sich in Preis und Leistung von unseren Tarifen im Direktkanal und auf Vergleichsplattformen unterscheiden.
Seite 1 „Wir wollen führender Digitalversicherer im Maklermarkt werden“
Seite 2 Digitale Prozesse sollen den Alltag von Maklern in der Zusammenarbeit mit Versicherern erleichtern. Inwiefern tragen die Prozesse in Ihrem Haus dazu bei, den Aufwand etwa für Dokumentations- und Berichtspflichten im Maklerbetrieb zu reduzieren?
Julian Grauer
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