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5. Februar 2015
„Das EZB-Programm hat zwangsläufig negative Folgen für die Altersvorsorge“

„Das EZB-Programm hat zwangsläufig negative Folgen für die Altersvorsorge“

Niedrigzinsen, möglicher Grexit und Frankenaufwertung – das Anlageumfeld bleibt 2015 herausfordernd, auch für professionelle Investoren. Welche Folgen haben die jüngsten Turbulenzen für die deutschen Lebensversicherer und wo finden sie noch ordentliche Renditen? Nachgefragt bei Dr. Axel Wehling, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
 

Herr Dr. Wehling, was bedeutet das Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) für die Produktentwicklung im Bereich der Altersvorsorge?

Es ist vollkommen ungewiss, ob das Ankaufprogramm die von der EZB erhofften Effekte bringt. Sicher ist hingegen, dass das Ankaufprogramm die Renditen festverzinslicher Wertpapiere zusätzlich unter Druck setzt. Dies hat zwangsläufig negative Folgen für die private Altersvorsorge.

Schon heute haben viele Versicherer neue Produkte im Angebot, die keine Garantieverzinsung mehr umfassen, dafür aber eine Chance auf höhere Renditen bieten. Dies ist eine Möglichkeit für Versicherungsunternehmen, auf die anhaltenden Niedrigzinsen zu reagieren.

Auch die Schweizer Notenbank hat in den vergangenen Wochen für Aufsehen gesorgt. Wie viel Geld der deutschen Versicherer ist aktuell in Schweizer Franken investiert und welche Folgen hat das für Ihre Mitgliedsunternehmen?

Die deutschen Erstversicherer haben ihre Anlagen zu deutlich weniger als 1% in Schweizer Franken investiert. Jegliche Folgen aus dem Ende der Schweizer Interventionspolitik sollten deshalb für die deutschen Versicherungsunternehmen von äußerst geringer Bedeutung sein.

Welche Sorgen macht den Versicherern ein möglicher Grexit?

Das Engagement der Lebensversicherer in Griechenland ist kaum noch messbar, daher wird es keine direkten Auswirkungen auf die Kapitalanlagen der Unternehmen geben. Prämisse für die Verhandlungen sollte sein, Griechenland auf dem eingeschlagenen Reformkurs zu halten.

Wie zuversichtlich sind Sie für die Versicherungsbranche insgesamt in Bezug auf das Jahr 2015?

Das Jahr 2015 bringt vielfältige Herausforderungen. Die verbindende Klammer ist der Niedrigzins. Dieser zieht erstens direkte Konsequenzen für die Erträge und Kapitalanlagestrategien der Versicherungsunternehmen nach sich. Zweitens hat er gravierende indirekte Folgen für die Sparkultur. Und schließlich ist der Niedrigzins auch ein wichtiger Einflussparameter im Solvency-II-Regelwerk, auf das sich die Unternehmen in den zwölf verbleibenden Monaten bis zum Start 2016 mit Hochdruck vorbereiten.

Wo investieren Versicherer nun, um noch ordentliche Renditen zu bekommen?

Der GDV hat diese Frage drei Vorständen großer deutscher Versicherungsunternehmen gestellt. Wie sie im Niedrigzinsumfeld ihr Kapital anlegen, erfahren Sie auf unserer Website. (mh)