Cyber, Klimawandel, Lieferketten, Pandemien, Industrie 4.0 – die Risiken steigen, wie Sie sagen. Sie nehmen aber auch andere Formen an. Würden Sie das so bestätigen oder sind es doch eher die klassischen Themen wie etwa Feuer, die im Fokus stehen?
Es ist ohne Zweifel keine falsche Beobachtung, dass die Risiken für Unternehmen zunehmen. Wir sehen zum Beispiel, dass die Liste der Auslöser für Betriebs- und Lieferkettenunterbrechungen von Unternehmen immer länger wird. Dies kann getrieben sein durch Brände, Überschwemmungen und Naturkatastrophen, aber auch von Gefahren aus dem Cyberspace oder einer weltweiten Pandemie.
Wir sehen aktuell Transportprobleme infolge fehlender Container oder blockierter Häfen, wir haben einen Mangel an Personal wie zum Beispiel einen Mangel an Lkw-Fahrern im Vereinigten Königreich, wir haben den weltweiten Chip-Mangel, der sich auf den globalen Automobilsektor und andere Branchen auswirkt. Eine McKinsey-Analyse aus dem Jahr 2020 stellte kürzlich heraus, dass jedes Unternehmen im Schnitt alle 3,7 Jahre mit einer Unterbrechung rechnen muss, die einen Monat und länger dauert.
Klar ist, dass die Versicherungsbranche den Unternehmen nicht alle Herausforderungen abnehmen kann, aber wir können mit unseren Kunden partnerschaftlich zusammenarbeiten und gemeinsam versuchen, die Risiken in der Lieferkette zu verstehen, zu verringern und zu versichern. Die Empfehlung an Unternehmen kann deshalb nur lauten, vorausschauend zu denken und zu überlegen, wie sich das Geschäft, der Markt, die Kunden und Lieferanten in einem bestimmten Szenario verändern könnten.
An Business-Continuity-Planung, die die eigene Aufstellung und die Belastbarkeit von Lieferketten unter verschiedenen Szenarien kritisch hinterfragt, geht kein Weg vorbei. Potenzielle Auswirkungen auf das Geschäft müssen verstanden sein, Maßnahmenpläne müssen vorliegen und getestet sein, bevor die Krise an die Türe klopft. Entscheidend ist also mehr denn je ein vertiefter Risikodialog zwischen Versicherer und Versicherten und die Wahrnehmung der Leistungen im Bereich Schadenprävention.
Die Industrie wird sich weiter wandeln und erwartet, dass die Versicherer Innovationen begleiten und absichern. Was sind hier gerade große Themen? Können Sie uns vielleicht zwei oder drei konkrete Beispiele nennen?
Zum einen beobachten wir ein verstärktes Interesse der Unternehmen an alternativen Risikotransferlösungen. Viele Unternehmen sind gezwungen, mehr Risiken selbst zu tragen oder nach Alternativen für bestehende Deckungen zu suchen, die jetzt viel teurer sind oder sogar von den Märkten nicht mehr angeboten werden.
Die AGCS kann hier umfassende ART-Lösungen anbieten, einschließlich Captive Fronting oder Dienstleistungen, sodass wir in einer starken Position sind, um unsere Kunden im Hinblick sowohl auf den traditionellen als auch auf den alternativen Risikotransfer zu unterstützen.
Darüber hinaus sehen wir weiterhin eine starke und stetige Nachfrage nach Cyberversicherungen. Sowohl Cyberrisiken als auch -schäden nehmen zu. Wir haben einen Höchststand von 1.100 Cyberversicherungsansprüchen im Jahr 2020 erreicht – 2016 waren es noch weniger als 100. Wir verfolgen hier einen vorsichtigen, konservativen Underwriting-Ansatz, bieten aber weiterhin Cyberdeckungen am oberen Ende des Marktes an.
Portfoliomanagement und Kumulkontrolle sind entscheidend, um hier ein verlässlicher Partner zu bleiben. Nicht zuletzt unterstützen wir auch den Wandel zur klimafreundlichen Wirtschaft mit Versicherungslösungen. Ob Elektromobilität, energieeffiziente Kraftwerke, neue Turbinengenerationen oder die entstehende Wasserstoffindustrie – hier geht es immer auch um innovative Technologien, die gerade in der Anfangsphase natürlich mit besonderen Risiken behaftet sind.
Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 11/2021, Seite 55ff., und in unserem ePaper.
Bild: © Andrey Popov – stock.adobe.com
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