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4. Dezember 2025
Aktiv trifft passiv: Smarte Strategien für neue Investmentwelt

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Aktiv trifft passiv: Smarte Strategien für eine neue Investmentwelt

Aktiv trifft passiv: Smarte Strategien für neue Investmentwelt

Warum aktive ETFs?

Ein weiterer häufig genannter Kritikpunkt ist der sogenannte „Self-fulfilling prophecy“-Effekt: Durch die automatische Nachbildung von Indizes fließt immer mehr Kapital in die größten Indexwerte, was die Marktkonzentration weiter verstärken kann. An diesem Punkt setzen die in den vergangenen Jahren neu entstandenen aktiven ETFs an. Sie basieren in der Regel ebenfalls auf einem Index, wenn auch oft nur als Referenzgröße. Bei diesen aktiven ETFs fließen auf Grundlage des jeweiligen Investmentansatzes der Anbieter Elemente eines researchbasierten Allokationsprozesses in die Einzeltitelauswahl ein.

Der Nachteil liegt in den höheren Kosten. In der Regel bewegen sich die Gesamtkostenquoten zwischen 0,3 und 0,8%, während die Kosten bei rein passiven ETFs meist zwischen 0,1 und 0,4% liegen. Dieser moderate Kostennachteil reduziert allerdings das Risiko, überproportional stark in Index-Schwergewichte zu investieren.

Zugleich vereinen aktive ETFs die wesentlichen Vorteile passiver Produkte. Sie sind kosteneffizient, transparent und jederzeit handelbar. In den USA erfreuen sich aktive ETFs bereits großer Beliebtheit: Rund 30 bis 40% der ETF-Zuflüsse entfallen dort auf diese Kategorie, während der Anteil in Europa aktuell bei etwa 5 bis 10% liegt.

Und nun?

Was bedeutet das nun für die rund 1,3 Bio. Euro, die in Deutschland in aktiven Publikumsfonds verwaltet werden?

Zunächst die gute Nachricht: Auch im ersten Halbjahr 2025 gab es positive Mittelzuflüsse in Höhe von rund 16 Mrd. Euro in aktive Strategien, vor allem im Rentenbereich. Gleichwohl muss man der statistischen Realität ins Auge sehen: Laut Erhebungen gelingt es nur rund 10% der Fondsmanager in Deutschland, ihre jeweilige Benchmark nachhaltig zu übertreffen. Das entspricht schätzungsweise 10 bis 20 Fondsmanagern. Ein Beispiel für eine Ausnahme von dieser Regel findet sich im eigenen Haus: Dr. Jens Ehrhardt gilt als Grandseigneur des deutschen Asset-Managements. Er managt den FMM-Fonds seit fast vier Jahrzehnten und hat damit den MSCI World (in Euro) über lange Zeiträume hinweg übertroffen.

Auch einige Manager größerer und kleinerer bankenunabhängiger Boutiquen – etwa Flossbach von Storch, ACATIS, Eyb & Wallwitz und andere, die häufig im Verband unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland (VuV) organisiert sind – konnten in der Vergangenheit vergleichbare Ergebnisse erzielen.

Es geht weiter aufwärts

Dennoch müssen sich aktive Manager – ob groß oder klein – neu positionieren. Nicht nur große Häuser wie DWS mit ihrer Xtrackers-Plattform (seit 2007) oder Amundi durch die Übernahme von Lyxor im Jahr 2021 haben den Trend hin zu aktiven ETFs erkannt und den Schritt in den ETF-Bereich vollzogen. Auch spezialisierte Fondsboutiquen arbeiten daran, ihren aktiven Ansatz in ein ETF-Format zu übertragen. So brachte Shareholder Value Management bereits 2022 ein erstes Produkt dieser Art auf den Markt. Anfang 2025 folgte die DJE Kapital AG mit dem Xtrackers DJE US Equity Research UCITS ETF, der auf einem langjährig erprobten Investmentansatz basiert.

Beide Initiativen greifen die bekannten Vorteile von ETFs – Transparenz, Kostenbewusstsein und Effizienz – auf, ohne die eigenen, über Jahrzehnte entwickelten Investmentansätze aufzugeben. Darin liegt sowohl für Fondsanbieter als auch für den Vertrieb der Mehrwert, sich diesen neueren Produktformen offen zu nähern. Denn auch in Deutschland dürfte das Wachstum aktiver ETFs weiter anhalten.

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Grafik: © Clearstream (für ETFs), BVI (für sonstige offene Publikumsfonds)

 
Ein Artikel von
Thorsten Schrieber