Wer einen Neuwagen kauft, weiß: Kaum vom Hof des Händlers gefahren, ist das teure Blech schon deutlich weniger wert. Entsprechendes scheint derzeit für die Altersvorsorge zu gelten: Wer heute sein Vermögen anlegt, muss sich eigentlich freuen, wenn es nicht automatisch an Wert verliert. Die Lage scheint wirklich verzwickt: Seit der Finanz- und Bankenkrise, als die Europäische Zentralbank einen expansiven geldpolitischen Kurs eingeschlagen hat, haben sich die Zinsen über Jahre hinweg praktisch in Luft aufgelöst. Der wirtschaftliche Expansionskurs sorgt zwar für zahlreiche Chancen, doch viele langjährige und lieb gewonnene Anlageformen haben sich zu realen Kapitalvernichtern entwickelt.
Umfassendes Zinsdilemma
Wer 1990 den Betrag von 100.000 Euro auf einem Tagesgeldkonto geparkt hat, konnte sich zum Millennium über einen Vermögenszuwachs von rund 34.000 Euro freuen. Selbst unter Abzug der Inflation blieben so auf dem Papier noch rund 17.000 Euro übrig. Dasselbe Szenario 15 Jahre später: Wer 2005 die 100.000 Euro zur Bank brachte, blickte 2015 auf den kläglichen Zuwachs von rund 18.000 Euro. Abzüglich Inflationsrate blieben nur 4.200 Euro übrig – damit ist keine zufriedenstellende Absicherung des Lebensabends zu gewährleisten.
Heute sieht es noch viel dramatischer aus: Man hat bei der Verzinsung mit der schwarzen Null zu kämpfen. Inflationsbereinigt ist nur noch eines gesichert: der reale Wertverlust. Diese Problematik berührt auch weitere klassische Anlageformen: seriöse Anleihen, Lebensversicherungen, Bausparer – überall Schwund im Ertrag. Auch Sachwerte wie Immobilien bieten keinen Ausweg, denn die Preisentwicklung ist schwindelerregend.
Alternative: Aktien
Wer in Aktien investiert, sieht sich hierzulande rasch dem Vorwurf eines Zockers ausgesetzt. Und ist es nicht eine unbestrittene Gewissheit, dass jeden Börsianer früher oder später „der Bär holt“, sprich der unkontrollierte Bärenmarkt die mühsam erwirtschafteten Gewinne schwinden lässt? Es ist schwer, gegen solche lang gehegten Vorurteile anzukommen. Fest steht aber, dass Börsianer, die mit kühlem Kopf an ihr Investment herangehen, historisch immer einen größeren Schnitt als der Rest gemacht haben, selbst wenn die Kurse zwischenzeitlich ins Rutschen geraten sind. Historisch betrachtet belegt die Anatomie eines typischen Bullenmarktes, dass Kurse im letzten Drittel überdurchschnittlich steigen und vor allen Dingen große, namhafte Werte ordentlich zulegen. Doch auch nach dem Platzen der Blase und Kippen der Euphorie trotzen große Werte dem Abwärtstrend und Pessimismus am längsten. Wer langfristig und global diversifiziert aufgestellt ist, kann mit Substanz und Qualität das ein oder andere Tal überwinden.
Gleichwohl bleibt die Frage, ob der Boom nicht längst vorbei ist. Und gleicht in dieser unsicheren Welt – Stichwort: Brexit, Trump, Nordkorea – nicht jeder Schritt aufs Börsenparkett einer Rutschpartie? Richtig ist: Die Börsen scheuen Unsicherheit. Nichts macht Aktionäre so nervös wie eine gänzlich ungewisse Zukunft. Doch viele Unsicherheitsfaktoren klären sich kurzfristig wieder auf. Erfolgreiche Anleger setzen auf einen übergeordneten Blickwinkel und werden „immun“ gegen das tägliche Medienspektakel. Wichtiger sind – insbesondere beim Thema sorgenfreies Leben im Alter – die Entwicklungen über Dekaden, nicht über Wochen, Monate oder wenige Jahre.
Höchststände
Ein Blick auf die gängigen Leitindizes verdeutlicht dieses Phänomen: Der deutsche Aktienindex Dax steigt so seit seiner Auflage 1987 durchschnittlich in einem positiven Jahr um fast 25%. Allein im laufenden Börsenjahr scheint der Dax mühelos von Höchststand zu Höchststand zu eilen. Trotz weiterer Schwankungen knackte der Leitindex am 12.10.2017 die historische Rekordmarke von 13.000 Punkten. Das gleiche Bild beim Dow Jones. Trotz Unsicherheitsfaktor Trump hat der US-Leitindex eine Rekordjagd hingelegt und erstmals die 23.000 Punkte geknackt. Das laufende Börsenjahr steht exemplarisch für die Psychologie am Parkett. Börsen lassen sich zunehmend weniger von kurzfristigen Störfeuern die Laune verderben. Volatilität und kurzfristige Einbrüche gehören zum Tagesgeschäft, aber längerfristig orientierte Anleger mit Blick auf die Altersvorsorge werden mit einer positiven Dynamik und entsprechenden Renditen belohnt.
Trotz aller Argumente pro Aktie bleibt ein oft durchaus gewichtiges Hindernis: Die Beschäftigung mit der Materie Geldanlage ist nicht jedermanns Sache. Es ist nicht damit getan, den Gang zur Hausbank anzutreten, aus der Fülle der meist bankeigenen Produkte das am wenigsten verwirrende auszuwählen und anschließend mit dem Thema Altersvorsorge abzuschließen. Eine gute Anlagestrategie beginnt für einen verantwortungsvollen Vermögensverwalter zunächst mit vielen Fragen und genauem Zuhören: Was sind die Ziele für die Geldanlage – Vermögensaufbau oder Vermögensverbrauch? Welche weiteren Personen sollten noch mit bedacht werden – Ehepartner, Kinder, Enkel? Wie oft sind Einzelentnahmen geplant – oder könnten ungeplant auftauchen? Woher kommt überhaupt das Vermögen, das investiert werden soll? Es kann in Sachen Strategie durchaus einen Unterschied machen, ob sich die liquiden Mittel allmählich angesammelt haben oder ob gerade ein größerer Sachwert veräußert wurde.
Flexibilität in der Auszahlphase
Ein weiterer Vorteil der Anlage in Einzeltitel ist die Flexibilität: Ist eine Sonderausschüttung gewollt oder die Verbrauchsphase angebrochen, kann der Vermögensverwalter bei Einzeltiteln individuell entscheiden, welche monetarisiert werden. Bei einer Anlage über Fonds oder andere gebündelte Werte ist immer nur der Cut über die gesamte Anlageform möglich. Dann wird Fonds X für den Betrag Y verkauft – selbst wenn die Indikatoren gerade ein anderes Anlegerverhalten nahelegen.
Unabhängiger Partner auf Augenhöhe
Bleiben schlussendlich noch zwei entscheidende Fragen offen. Erstens: Wo findet sich ein Vermögensverwalter, der diese Qualifikationen erfüllt? Überzeugen sollten Vermögensverwalter, die durch individuell gestaltetes Portfoliomanagement und zugeschnittenen Service ihren Kunden ein offenes Ohr und keine verwirrenden Produktwälzer bieten. Wer nicht den Verkauf der eigenen Produkte, sondern die Ziele und Wünsche des Kunden in den Vordergrund stellt, ist frei von Interessenkonflikten. Auf der Suche nach einem starken Partner sollten Anleger genau prüfen, welcher Verwalter seine Prioritäten richtig setzt und Anlageentscheidungen jederzeit flexibel an die Lebensumstände anpassen kann.
Die zweite wichtige Frage lautet: Wann kommt der nächste Crash? Grüner Fisher hat dazu eine klare Meinung: Solange derart viele Experten, Gurus und Analysten diese Frage in den Vordergrund stellen, ist die gefährliche Euphorie noch ein gutes Stück entfernt. Wir befinden uns in einem reifen Bullenmarkt, der vor allem auch von der fundamentalen Seite her noch deutlich an Dynamik zulegen kann. Der ideale Moment also, einen Blick auf die Anlagechancen der kommenden Jahre zu richten, das Gespräch mit dem Vermögensverwalter zu suchen und eine maßgeschneiderte Strategie festzulegen.

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