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10. August 2023
Aus Kundensicht: Je größer der Versicherer, desto nachhaltiger?
Aus Kundensicht: Je größer der Versicherer, desto nachhaltiger?

Aus Kundensicht: Je größer der Versicherer, desto nachhaltiger?

Wie beurteilen Kunden die Nachhaltigkeit ihres Versicherers? Eine Umfrage lässt einen Zusammenhang zwischen Unternehmensgröße und Einschätzung der Nachhaltigkeit erkennen – mit Ausnahmen. Einige Versicherer werden mit ihrem nachhaltigen Handeln noch nicht entsprechend wahrgenommen.

Assekurata hat eine Umfrage durchgeführt, wie die Bestrebungen der Versicherer rund um Nachhaltigkeit bei Kunden wahrgenommen werden. Zu den Ergebnisses hat Juliane Löffler, Senior-Analystin bei der Assekurata Solutions GmbH, nun einen Blog-Beitrag veröffentlicht.

Im Rahmen der Erhebung wurden Ende 2022 mehr als 4.700 Versicherungskunden online befragt. Die Prüfgruppe umfasste dabei 69 Versicherer aus den drei Sparten Leben, Kranken und Sach. Im Ergebnis zeige sich, so die Analystin, dass die Kunden bei der durchschnittlichen Einschätzung zur Nachhaltigkeit in den drei Sparten kaum Unterschiede machen. Der Mittelwert beträgt in allen drei Sparten rund 65 von 100 möglichen Indexpunkten. Was die einzelnen Unternehmen angeht, ergibt sich aber ein sehr heterogenes Bild in den Sparten.

Größte Spannweite in der Bewertung bei Lebensversicherern

Was den besten und schlechtesten Wert in der Umfrage angeht, driften die Lebensversicherer am meisten auseinander. Der am besten bewertete Anbieter erzielt 73 Indexpunkte und liegt damit auch deutlich über dem Durchschnittswert der Sparte. Der Lebensversicherer, der die schlechteste Bewertung eingefahren hat, die auch spartenübergreifend am niedrigsten ist, kommt lediglich auf rund 45 Indexpunkte.

Bei den Schaden-/Unfallversicherern ist die Spreizung mit 16 Indexpunkten zwischen dem besten und schlechtesten Wert deutlich geringer. Die besten Schaden-/Unfallversicherer erreichen 70 Indexpunkte, für die am schlechtesten bewertete Gesellschaft gibt es 54 Indexpunkte. Ähnlich sieht es bei den Krankenversicherern aus. Der beste Wert beträgt 72 Indexpunkte gegenüber dem schlechtesten Wert von 58 Indexpunkten.

„Diffuse“ Wahrnehmung bei Kunden

Im Beitrag ist die Rede von einer „diffusen“ Wahrnehmung auf Kundenseite, was die Nachhaltigkeit der Versicherer angeht. Laut Löffler würden die Vielseitigkeit des Begriffs Nachhaltigkeit und die zahlreichen Möglichkeiten in der Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen für Versicherer zur großen Herausforderung in puncto Außendarstellung.

Denn Kunden achten bei der Bewertung des nachhaltigen Handelns ihres Versicherers oft rein auf das Engagement für Umweltschutz und Ressourcenschonung. Andere Kunden erwarten von einem nachhaltigen Versicherer außerdem soziales Engagement. „Die Wahrnehmung von Nachhaltigkeit bei Versicherungskunden hängt also stark von den individuellen Wertvorstellungen jedes Einzelnen ab“, wie es im Beitrag heißt. Auch der Kenntnisstand der Kunden ist von großer Bedeutung angesichts der Komplexität des Themas.

Zusammenhang zwischen Unternehmensgröße und Bewertung

Die Umfrageergebnisse lassen in allen drei Sparten einen Zusammenhang zwischen der Unternehmensgröße und der Einschätzung zur Nachhaltigkeit des Versicherers erkennen. Unter den Versicherern mit den besten Werten finden sich in den drei Sparten tendenziell große Gesellschaften, gemessen an den gebuchten Bruttoprämien. Die hinteren Plätze der Rangliste belegen eher kleine Versicherer. Die Assekurata-Analystin Löffler betont jedoch, es wäre falsch, die These aufzustellen, dass große Versicherer per se nachhaltiger sind als kleine Unternehmen. Dennoch müssten sich auch kleinere Gesellschaften mit dieser Kundeneinschätzung auseinandersetzen.

Ausnahme im Bereich Leben

Doch es gibt Ausnahmen, wie der genauere Blick auf die Einzelergebnisse der Lebensversicherer zeigt. Die Allianz liegt zwar als größter deutscher Lebensversicherer in der Rangliste mit 73 Indexpunkten vorne, doch auf Rang 2 folgt mit 71 Punkten die Barmenia, ein vergleichsweise kleiner Lebensversicherer. Demnach scheinen die Kunden gezielte Kommunikation und ein in der Unternehmenskultur etabliertes Werteverständnis in Sachen Nachhaltigkeit zu würdigen.

Teilweise Luft nach oben

Viele Gesellschaften unterschiedlicher Größe engagieren sich beim Thema Nachhaltigkeit. Einige Unternehmen scheinen ihre Aktivitäten den Kunden aber noch nicht ausreichend nahebringen zu können. Als Beispiel nennt Assekurata die Gothaer. Obwohl das Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit in vielerlei Hinsicht sehr aktiv ist, kommt die Gothaer bei den Sachversicherern nur auf 59 und bei den Lebensversicherern auf 60 von 100 Indexpunkten. Laut Assekurata scheint der Transfer des nachhaltigen Handelns und Werteverständnisses zum Kunden hier nur bedingt zu gelingen. (tk)

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Bild: © Raul Mellado – stock.adobe.com