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30. Januar 2023
AXA IM rechnet mit mehr Klarheit bei Kosten und Gewinnen

AXA IM rechnet mit mehr Klarheit bei Kosten und Gewinnen

AXA Investment Managers gibt einen Überblick, auf welche Themen Anleger in den nächsten Monaten besonders achten müssen. Gerade bei Aktien erwartet AXA IM einen starken Aufschwung – doch das erste Quartal könnte riskant werden.

Man stellt einen Trend bei den Marktkommentaren der letzten Wochen fest. Die meisten blicken, z. B. angesichts der Erholung der Inflation, der steigenden Zinsen und der Wiederöffnung Chinas, vorsichtig optimistisch auf den Börsenmarkt im Jahr 2023 – so auch AXA Investment Managers, der Investment-Arm der AXA Gruppe.

Chris Iggo, Chief Investment Officer Core Investments bei AXA IM, gibt in einer Mitteilung des Unternehmens Auskunft über die Aspekte, die beim Blick auf die Börse seiner Meinung nach beachtet werden sollten.

Inflation schwächt ab

Iggos Einschätzung zufolge solle man in jedem Fall die abschwächende Inflation im Auge behalten. Diese lasse zusätzliche Zinserhöhungen weniger notwendig werden. Eingepreist seien 5% für den Leitzins der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), 3,25% bis 3,5% für den Einlagensatz der Europäischen Zentralbank (EZB) und 4,5% für den Leitzins der Bank of England (BoE).

In den USA erreichten sowohl die Gesamt- als auch die Kerninflation der Verbraucherpreise (im Jahresvergleich) im Juni bzw. September letzten Jahres ihren Höhepunkt. Bei der Erzeugerpreisinflation sei dies, so Iggo, bereits im März der Fall gewesen, die Gesamtverbraucherpreisrate in der Eurozone war jedoch erst im Oktober über den Berg, während die Kernrate im Dezember 2022 immer noch stieg. Die Inflation in den meisten großen Volkswirtschaften und einer Reihe von Schwellenländern soll im Jahr 2023 gegenüber den durchschnittlichen Inflationsraten von 2022 zurückgehen.

Ein Inflationsrückgang tue den Märkten meist nur gut. Bei einem weiteren Rückgang in den kommenden Monaten dürften die Anleihen und Aktien in Sachen Rendite profitieren. Gerade bei Aktien sei durch die größere Preisstabilität mit mehr Klarheit bei Kosten und Gewinnen zu rechnen. Die Folge: Mehr Vertrauen in die Gewinnprognosen.

Risiken im ersten Quartal

In der ersten Jahreshälfte komme es in der Regel zu den höchsten monatlichen Preissteigerungen, da Löhne und Preise angehoben werden. Daher gebe es bei der aktuellen Arbeitsmarktsituation in Europa einige Aufwärtsrisiken. Auch die Wiederöffnung Chinas könnte zu höheren globalen Energie- und Rohstoffpreisen führen. Aber: Der Trend zu einer niedrigeren Inflation dürfte überwiegen, was für die weitere Marktentwicklung ausschlaggebend sein werde, sagt Iggo.

Niedrigere Realrenditen

Die Realrenditen sind im vergangenen Jahr gestiegen, was auf die Straffung der Geldpolitik und das baldige Ende der Anleihekäufe der Zentralbanken zurückzuführen sei. Vor allem in den USA, wo die zehnjährige Realrendite immer noch bei 1,3% liegt, erwartet AXA IM keine schnelle Umkehrung. In Deutschland und Frankreich liegen die Realrenditen bei 0% und im Vereinigten Königreich bei 0,15% für den zehnjährigen Teil der inflationsgebundenen Anleihekurve.

Bei steigenden Realrenditen gebe es tendenziell vonseiten des Value-Markts eine Outperformance (wie auch 2022). Niedrigere Realrenditen spiegeln laut dem CIO eine Verringerung des Abzinsungssatzes für künftige Erträge wider, was sich positiv auf Aktien mit soliden langfristigen Ertragserwartungen auswirke. In den USA seien die Realrenditen noch nicht weit genug gesunken, um die Outperformance von Value gegenüber Groth umzukehren. Doch in der ersten Januarhälfte habe Growth wieder besser performt.

Wiederöffnung Chinas

Auf China entfallen zwischen 15% und 20% des weltweiten BIP, sodass eine Verdopplung der Wachstumsrate in diesem Jahr das weltweite Wirtschaftswachstum erheblich steigern könnte. Zu beachten gilt es hierbei jedoch, dass China die Nachfrage nach importierten Waren und Dienstleistungen erhöht, wodurch es „indirekte Multiplikatoreffekte“ geben werde – ein Grund für die Outperformance der europäischen Aktien in den letzten Wochen, erläutert Iggo. Das Engagement in chinesischen Aktien von globalen und lokalen asiatischen Anlegern dürfte somit nach oben gehen.

Energiewende vorantreiben

Auch der Inflation Reduction Act der Biden-Regierung in den USA werde Iggos Einschätzung zufolge ihren Einfluss auf den Markt haben. Dieser habe zum Ziel, Subventionen in Höhe von bis zu 465 Mrd. US-Dollar in erneuerbare Energien, Elektrofahrzeuge, Halbleiter und andere Technologien bereitzustellen. Außerdem sei vorgesehen, dass ein Großteil der Komponenten in den USA produziert werden muss.

Zwar werde die Gesetzespolitik als protektionistisch und globalisierungsfeindlich angesehen, aber die Ausgaben, die dadurch entstehen könnten, würden für die US-Unternehmen wahrscheinlich ein bedeutendes, jahrelanges Thema sein.

Aufschwung von Aktien

US-Aktien würden von den Anlegern derzeit wohl untergewichtet. Insbesondere in Technologieaktien mit hoher Marktkapitalisierung gebe es aktuell wohl weniger Vertrauen. Die Bewertungen seien stark gesunken und in einigen Benchmark-Indizes für Wachstums- und Substanzaktien seien große Technologiewerte aus dem Wachstumsuniversum herausgenommen worden.

Die sinkende Inflation und die niedrigeren Realrenditen wirken sich laut Iggo positiv auf Wachstumsaktien aus. Das Gleiche gelte für die Demografie. Enge Arbeitsmärkte und allgemein teure Arbeitskräfte sowie ständige Innovationen in Bereichen wie künstliche Intelligenz dürften die langfristigen Aussichten für Teile des Technologiesektors verbessern. Iggo gehe davon aus, dass Unternehmen, die in diesem Jahr ein stetiges Gewinnwachstum vorweisen können, durch höhere Aktienkurse belohnt werden. Die weltweit besten Aussichten auf ein stabiles langfristiges Gewinnwachstum gebe es bei Unternehmen in Sektoren Basiskonsumgüter, Gesundheitswesen und IT. (mki)

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