Artikel von Stefan Hildebrand, Leiter Vertriebs- und Produktmanagement, Alte Leipziger Bauspar AG
Im letzten Jahr haben sich die Rahmenbedingungen für den Erwerb der eigenen vier Wände deutlich verschlechtert. So haben sich die Baufinanzierungszinsen seit 2022 fast vervierfacht. Zugleich sind die Preise für Bestandsimmobilien nach wie vor auf hohem Niveau. Hinzu kommen stark gestiegene Baukosten, höhere Anforderungen an die Energieeffizienz sowie die explosionsartig gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten.
Eigenheim finanzieren
Es ist demnach wenig verwunderlich, dass die Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten stark zurückgegangen ist, wie die Umfrage der Deutschen Bundesbank zum Kreditgeschäft in Deutschland festgestellt hat. Erstmals seit der globalen Finanzkrise dämpften auch die nach Einschätzung der Kreditnehmer deutlich verschlechterten Aussichten am Wohnimmobilienmarkt wieder die Kreditnachfrage. Die Frühjahrsumfrage der privaten Bausparkassen 2023 zeigt, dass immer mehr Menschen das Geld zum Sparen ausgeht. Konsum wird als Sparmotiv fast so wichtig wie Altersvorsorge und gewinnt fünf Prozentpunkte (jetzt 47%), wohingegen die Altersvorsorge fünf Prozentpunkte im Vergleich zur Herbstumfrage verliert (nun 51%). Stabil bleibt das Sparmotiv Wohneigentum mit 36%. Auch damit erklärt sich der Boom, den die Bausparkassen 2022 erlebten.
Zahlreiche Medien berichteten von der Renaissance des Bausparvertrags. Zwar war das Bausparen aus Sicht der Bausparkassen nie out, weil auch in der Niedrigzinsphase viele gute Gründe für dieses Sparmodell gesprochen haben. Doch zeigen die Zahlen einen deutlich positiven Trend. Angesichts steigender Zinsen bieten die zinssicheren Bauspardarlehen wichtige Planungssicherheit. Die privaten Bausparkassen verzeichneten 2022 einen Zuwachs der Neuabschlüsse um 17%. Bei der Alte Leipziger Bauspar erhöhte sich die Zahl der Neuabschlüsse um ganze 78%. In Zeiten hoher und wohl weiter steigender Zinsen ist die Planungssicherheit bei Baufinanzierungen mehr als wertvoll. Die Zahl der Neuabschlüsse ist deshalb 2023 weiterhin hoch.
Frühzeitig sparen und Kosten kalkulieren
Wichtig für alle, die sich den Traum vom Eigenheim heutzutage erfüllen möchten, sind zwei Dinge. Erstens: früh mit dem Sparen beginnen. Ein guter Weg, Eigenkapital aufzubauen, ist ein Bausparvertrag, der zusätzlich viele weitere Vorteile bietet. Zweitens: alle Kosten planen und auch unvorhersehbare Ausgaben berücksichtigen, die so gut wie immer eintreten.
Förderprogramme nutzen
Die Regierung strebt an, den Immobiliensektor zu entwickeln. Das findet sich im Koalitionsvertrag unter der Maxime des „Bündnis für bezahlbaren Wohnraum“ mit entsprechend gesetzten Förderschwerpunkten wieder. Anfang März ist ein neues Förderprogramm unter der Bezeichnung „Klimafreundlicher Neubau“ gestartet. Gefördert werden Neubauten sowie der Ersterwerb von Immobilien mit dem energetischen Standard eines Effizienzhauses 40 und dem Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG). Ab Juni 2023 ist außerdem eine Neubauförderung für Familien geplant. Mit dem Programm „Wohneigentum für Familien“ sollen Familien mit Kindern mit mittlerem Einkommen gefördert werden, wenn neuer selbst genutzter Wohnraum geschaffen wird. Allerdings ist die Beratung erfahrener Baufinanzierungsexperten wichtig. Denn bei vielen Varianten ist die Einbindung eines Energie- bzw. Nachhaltigkeitsberaters erforderlich.
Neben sinnvollen Förderungen des Erwerbs von Wohneigentum gibt es auch Widersprüchliches in den Gesetzentwürfen der Bundespolitik zu finden. So wies der Verband der Privaten Bausparkassen zu Recht darauf hin, dass das geplante „Zukunftsfinanzierungsgesetz“ bei der Vermögensbildung einseitig die Kapitalbeteiligung begünstigt und die Wohneigentumsbildung benachteiligt. Hier sollte nachgebessert werden. Denn so wichtig die Verbesserung der Aktienkultur in Deutschland ist – das selbst genutzte Wohneigentum ist für den Großteil der Menschen in Deutschland nach wie vor die beliebteste Form der Vermögensbildung und der privaten Altersvorsorge.
Eigenheim renovieren und modernisieren
Bausparen bleibt allerdings auch für diejenigen, die bereits eine Immobilie finanziert haben, attraktiv. Denn die Anforderungen an Hausbesitzer werden mit Blick auf die Klimawende immer größer. Die Debatte um das Verbot von Öl- und Gasheizungen hat deutlich gemacht, dass es neben einer guten Dämmung immer wichtiger wird, erneuerbare Energien einzubinden. Dabei ist zu überlegen, ob die alte Heizung sofort komplett ausgetauscht werden soll oder ob es zunächst besser ist, diese als Hybridsystem mit Solarthermieanlage, Holz-/Pellet-/Scheitholzkessel oder Wärmepumpe zu kombinieren.
Alle diese energetischen Maßnahmen oder sonstigen Projekte haben eines gemeinsam: Sie müssen bezahlt werden. Wenn die Rücklagen nicht ausreichen, bieten sich Bauspardarlehen an. Bauspardarlehen können für unterschiedliche „wohnwirtschaftliche Verwendungen“ genutzt werden. Bis 50.000 Euro ist dies ohne Grundbucheintragung möglich.
Für kurzfristige Renovierungen oder Modernisierungen können Modernisierungsdarlehen abgeschlossen werden. Sie bieten eine Sofortfinanzierung mit fest planbaren Rückzahlungsraten. Der Trend zur Investition in energetische Maßnahmen ist klar erkennbar. Bei der Alte Leipziger Bauspar hat sich das Volumen der zugesagten reinen Modernisierungsdarlehen 2022 beispielsweise um 35% erhöht. Auch Mieter können ein Bauspardarlehen für Modernisierungsmaßnahmen nutzen.
Zinsabsicherung für bestehende Finanzierungen
Eine weitere wichtige Einsatzmöglichkeit von Bausparverträgen ist die Absicherung von bestehenden Baufinanzierungen gegen das Zinsänderungsrisiko am Ende der ersten Sollzinsbindung. Für die meisten Finanzierungen wurden die niedrigen Zinsen der letzten Jahre nur über eine vertraglich fixierte Zinsbindung von 10 oder 15 Jahren vereinbart. Nach Ablauf dieser Zeit muss ein neuer Zinssatz für das verbleibende Restdarlehen vereinbart werden. Die deutlich gestiegenen Zinsen können ohne Absicherung zu erheblichen Mehrbelastungen von mehreren Hundert Euro monatlich führen. Um dies zu vermeiden, sollte möglichst frühzeitig ein Bausparvertrag abgeschlossen und bespart werden.
Wunsch nach Eigenheim ungebrochen
Wohneigentum wird noch schwerer erschwinglich und die energetischen Anforderungen erzeugen zusätzlichen Kostendruck. Der Wunsch nach einem Eigenheim ist jedoch ungebrochen. Das Bausparen wird gegenüber anderen Finanzierungsformen wieder deutlich interessanter.
Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 06/2023, S. 70 f., und in unserem ePaper.
Bild: © Andrey Popov – stock.adobe.com
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Leserkommentare
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Baufinanzierung
In Anlehnung an das Immobiliardarlehensgesetz verlangen die Banken und Bausparkassen eine laufzeitkongruente Refinanzierung.
Praktisch bedeutet dies, dass bis zum Rentenalter das Darlehen getilgt sein soll.
Eine Folge: Lachende Erben.
Weitere Folge: Junge Leute erhalten nur ein Darlehen, wenn ausreichend Eigenkapital verfügbar ist und ältere Leute erhalten gar kein Darlehen. Zwangsverkäufe oder Teilverkauf sind die negativen Folgen.
Warum werden nicht mehr Ojekte und Finanzierungen mit Restkaufhypothek und endfälligen Darlehen auf Rentenbasis angeboten ?
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