Interview mit Dr. Roland Schäfer, Vorstandssprecher der ARAG Krankenversicherungs-AG
Herr Dr. Schäfer, im vergangenen Jahr verzeichnete die ARAG Kranken ein Wachstum von über 12% im Krankenversicherungsgeschäft. Hält der Trend 2023 an?
Davon gehen wir aus. Die ersten Monate verlaufen sehr vielversprechend.
Es scheint, als ob die Krankenversicherung aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht ist. Warum geben aktuell so viele Versicherer an der Stelle so viel Gas?
Das liegt zum einen an der gestiegenen Sensibilität und dem erhöhten Bewusstsein über die Bedeutung der eigenen Gesundheit. Dies ist sicherlich auch eine Folge aus den Erfahrungen der Covid-19-Pandemie. Zum anderen steigen die Kosten moderner Medizin, was die Nachfrage nach hochwertiger, aber auch finanzierbarer Gesundheitsvorsorge erhöht. Last, not least werden die Lösungsangebote der Krankenversicherer durch echte, teils digitale Mehrwertservices für den Kunden spürbar attraktiver.
Für die ARAG ist die private Krankenversicherung ein traditionelles Geschäftsfeld, das der Konzern seit gut 40 Jahren betreibt. Das werden wir auch in Zukunft im Interesse unserer Kunden intensiv weiterentwickeln. Der positive Trend bestärkt uns dabei in unserer langfristigen Geschäftspolitik.
Die ARAG ist gerade mit neuen Beihilfetarifen auf den Markt gegangen. Bleiben Beamte eine wichtige Säule im KV-Geschäft?
Ja, das bleiben sie in der Tat. Nach dem anhaltenden großen Erfolg unserer Vollkostentarife für Angestellte und Selbstständige der letzten Jahre freuen wir uns daher sehr, nun auch Beamten und deren Anwärtern neue, spezifische und leistungsstarke Tarife anzubieten. Eine private Krankenvollversicherung, die die Leistungen der Beihilfe passgenau ergänzt, ist für diese Berufsgruppe weiter unabdingbar. Entsprechend setzen wir mit unserer neuen Tarifgeneration auch in diesem Marktsegment besondere Akzente.
Wollen Sie mit den Tarifen auch ein wenig an Marktanteilen gutmachen?
Wir rechnen damit, aber dies ist nicht der Ausgangspunkt unserer Überlegungen. Mit unserer neuen „Embracing Clients Initiative“ zielen wir bei der Produktentwicklung neben einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis im Markt auf emotionale, servicebasierte Effekte beim Kunden. Mit diesem Gesamtpaket fördern wir das Interesse und den Nutzen beim Kunden und erleichtern den Vertrieben den Ansprache-, Beratungs- und Verkaufsprozess. Das ist eine sehr fruchtbare Basis, auf der Marktanteile wachsen können, wie uns die Erfahrung der letzten Jahre eindrucksvoll lehrt.
Was beinhalten die Neuerungen?
Wir haben im Vorfeld die siebzehn bestehenden Beihilfesysteme intensiv analysiert. Auf Basis dieser Erkenntnisse können wir nun mit unserer Tarifwelt BeihilfeBest für Beamte und Beamtenanwärter in ganz Deutschland eine passgenaue Absicherung anbieten. Durch die beiden stationären Bausteine BeihilfeKlinik und BeihilfeEinbett ist es für unsere Kunden zusätzlich möglich, den Versicherungsschutz im Krankenhaus genau auf ihre Bedürfnisse anzupassen – durch einen Wahlarzt oder die Unterbringung im Ein- oder Zweibettzimmer. BeihilfeErgänzungBest schließt umfangreich etwaige Lücken der Beihilfe – beispielsweise bei Sehhilfen oder Zahnersatzbehandlungen.
Neu ist auch, dass bereits Beamtenanwärter zu günstigeren Bedingungen die gleichen Leistungen wie Beamte erhalten und bei Verbeamtung auf Probe oder auf Lebenszeit einfach umstellen können. Ein zusätzliches Optionsrecht ermöglicht es, dass bei Verbeamtung auch die stationären Bausteine und der Ergänzungstarif hinzuversichert werden können, wenn diese während der Anwärterphase nicht versichert waren.
Sind auch Gesundheitsleistungen enthalten?
Auf jeden Fall! Unsere Kunden erhalten zusätzlich zur tariflichen Leistung eine Vielzahl hilfreicher und nützlicher Services. Das fängt im Bereich Arztsuche und ärztlicher Zweitmeinung an und geht bis hin zur Unterstützung in Ernährungsfragen sowie bei psychischen Belastungen. Dafür arbeiten wir mit etablierten Kooperationspartnern zusammen.
Unsere BeihilfeBest-Kunden profitieren ebenfalls von diesen Gesundheitsservices – auch schon während der Anwärterzeit. Darüber hinaus unterstützen wir unsere Kunden mit zahlreichen digitalen Angeboten, von unserer leistungsstarken und vielseitigen Gesundheits-App bis zur Gesundheitsberatung.
Es ist ein leistungsstarker Tarif. Welchen Teil der Beamten haben Sie dabei im Blick?
Unsere Erfahrung zeigt, dass für die gesamte Zielgruppe der Beamten und Beamtenanwärter – inklusive deren Angehörigen – sehr leistungsstarke Tarife wichtig sind. Entsprechend erfüllen wir diesen Anspruch mit unserer qualitativ hochwertigen Absicherung bei einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis mit Blick auf die gesamte Beamtenschaft.
In einigen Bundesländern haben Beamte die Möglichkeit, eine pauschale Beihilfe zu bekommen und damit in der GKV zu bleiben. Gehen Sie davon aus, dass sich weitere Länder für ein solches Modell entscheiden?
Ja, davon gehen wir aus. Nach unserem Kenntnisstand gibt es die pauschale Beihilfe in sechs Bundesländern. In zwei weiteren Bundesländern liegen Gesetzentwürfe vor und drei weitere Landesregierungen haben es in ihrem Koalitionsvertrag verankert. Man muss das nicht gutheißen, aber von einigen Parteien ist dies politisch so gewollt.
Wir sind jedoch weiterhin davon überzeugt, dass das Modell aus Beihilfe und PKV für die meisten Beamten die deutlich bessere Lösung ist. Auswertungen in Bundesländern mit pauschaler Beihilfe zeigen zudem, dass dieses Modell nur zu einem sehr geringen Prozentsatz angenommen wird.
Es ist noch nicht lange her, da haben Sie eine betriebliche Pflegezusatzversicherung lanciert. Ist das noch eine Art Modellprojekt und in welche Richtung geht es?
Richtig, wir haben im Mai 2023 ARAG Pflege-AsseCura auf den Markt gebracht. Bei diesem Produkt handelt es sich um eine obligatorische, arbeitgeberfinanzierte und tarifvertraglich abgesicherte betriebliche Pflegezusatzversicherung. Sie wurde ganz gezielt für die tarifgebundenen Arbeitnehmer der im Arbeitgeber- und BerufsVerband Privater Pflege e. V. (ABVP) organisierten ambulanten Pflegedienste entwickelt.
Neu ist dabei die Verdoppelung der Leistungen der privaten Pflegepflichtversicherung für die Dauer der Beschäftigung und die Verknüpfung der Pflegepflichtversicherung mit einer Ansparkomponente. Die hier angesparten Mittel fließen dann den versicherten Personen bei Ausscheiden aus dem Kollektiv zu. Das ermöglicht die private Weiterführung des Tarifs zu bezahlbaren Beiträgen.
Durch die Umsetzung einer solchen attraktiven Vorsorgemöglichkeit für die Zielgruppe Pflegekräfte haben wir einen idealen Rahmen geschaffen, der sich einfach und schnell auf künftige Lösungen für andere Branchen übertragen lässt. So leisten wir einen wichtigen Beitrag, dass Lücken rund um die Absicherung von Pflegerisiken passend geschlossen werden können.
Gibt es denn bereits weitere Produktpläne, zum Beispiel auch für die bKV?
Im Bereich der bKV haben wir im Herbst 2022 die neuen Budgettarife BudgetFlex Komfort und BudgetFlex Premium inklusive der digitalen Plattformlösung Xempus eingeführt, sowie jetzt ARAG Pflege-AsseCura. Daher punkten wir aktuell in der betrieblichen Kranken- und Pflegeversicherung sehr gut. Aber ich darf Ihnen versichern, wir legen auch künftig unseren Entwicklungsfokus auf die großen Wachstumsfelder des Krankenversicherungsmarkts. Näheres dann gerne zu gegebener Zeit.
Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 08/2023 und in unserem ePaper.
Bild: © Dr. Roland Schäfer, ARAG

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