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26. Oktober 2020
Bereits über 300 Banken in Deutschland erheben Strafzinsen

Bereits über 300 Banken in Deutschland erheben Strafzinsen

Nicht nur in der Corona-Pandemie läuft die zweite Welle. Auch Sparer kämpfen derzeit mit einer zweiten Welle: der Negativzins-Welle. Und auch hier ist die zweite Welle deutlich dynamischer als die erste. Hatten zu Beginn nur vereinzelte Banken Verwahrentgelte für Tagesgeld- oder Girokonten eingeführt, sind es nun bereits mehr als 300.

Laut einer Untersuchung des Verbraucherportals Biallo rollt derzeit eine Negativzins-Welle auf deutsche Sparer zu, die in den vergangenen Wochen deutlich an Dynamik gewonnen hat. Allein im Oktober haben demnach mehr als 20 Banken und Sparkassen ein sogenanntes Verwahrentgelt für private Einlagen auf dem Tagesgeld- oder Girokonto eingeführt. Seit Jahresanfang sind rund 150 Geldhäuser diesem Schritt gefolgt. Insgesamt zählt das Verbraucherportal aktuell mehr als 300 Geldhäuser mit Negativzinsen auf Kundeneinlagen.

Privatkunden nicht mehr außen vor

Die Verwahrentgelte sind dabei längst nicht mehr nur auf Großkunden wie Unternehmen beschränkt. 214 Banken langen laut Biallo mittlerweile auch im Privatkundenbereich zu. Das ist das Ergebnis einer fortlaufenden Biallo-Untersuchung von knapp 1.300 Banken und Sparkassen. Insgesamt erhebt damit jedes etwa jedes vierte Geldhaus Negativzinsen für Tagesgeld- oder Girokonten. Bei der ersten großen Erhebung Ende Juli 2019 waren es lediglich 30 Geldhäuser, die hohe Einlagen von Privatkunden mit Negativzinsen belegten. Damit hat sich die Zahl seither mehr als versiebenfacht.

So viel kassieren die Banken

Die Höhe des Strafzinses ist meist identisch mit dem Einlagensatz der EZB in Höhe von -0,5% pro Jahr. Eine Handvoll Banken verlangt aber auch mehr. Das Geldhaus mit dem höchsten Strafzins ist laut Biallo die Bank 1 Saar: Sie berechnet 0,75% pro Jahr für Einlagen ab 10.000 Euro auf Tagesgeld- und Girokonten, sofern diese ab dem 27.03.2020 eröffnet wurden. Für Konten, die bereits zuvor, beträgt der Strafzins 0,5% ab 250.000 Euro je Konto.

Freibeträge sinken bundesweit deutlich

„Das Beispiel der Bank 1 Saar zeigt, dass die Freibeträge bundesweit deutlich sinken“, sagt Horst Biallo, Gründer und Geschäftsführer des gleichnamigen Verbraucherportals. „Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend in den nächsten Wochen noch beschleunigen wird. Auf kurz oder lang werden alle Banken Strafzinsen einführen, um sich vor einer Einlagenflut zu schützen.“ Aktuell beläuft sich der Freibetrag noch mehrheitlich auf mindestens 100.000 Euro. 20 Geldhäuser räumen aber schon jetzt nur noch 10.000 Euro ohne Strafzinsen ein, neun erheben sie sogar ab dem ersten Euro. (mh)

Bild: © wsf-f – stock.adobe.com