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11. April 2023
BU-Rating: Fast jeder zweite Tarif erhält Bestnote
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BU-Rating: Fast jeder zweite Tarif erhält Bestnote

Franke und Bornberg hat erneut Berufsunfähigkeitsversicherungen beleuchtet. Für fast die Hälfte der Tarife gibt es die Höchstwertung. Mit Skepsis blicken die Rater auf den Preiswettbewerb, der das Risiko einer Unterkalkulation verstärke. Auch die zunehmende Unterteilung der Berufsgruppen befeuere diesen Trend.

Die Qualität von selbstständigen Berufsunfähigkeitsversicherungen (SBU) kann sich sehen lassen. Dieses Fazit zieht das Analysehaus Franke und Bornberg anhand der Ergebnisse des aktuellen BU-Ratings 2023. „Der BU-Schutz hat ein Top-Niveau erreicht. Nach mehr als 28 Jahren Qualitätswettbewerb ist die BU austrainiert“, unterstreicht Michael Franke, Geschäftsführer der Franke und Bornberg GmbH. Weitere Fortschritte in der Qualität seien in der Spitzengruppe derzeit nicht zu erwarten. Aus diesem Grund würden sich viele BU-Versicherer insbesondere auf Zielgruppen und deren spezifischen Bedarf fokussieren. Hierzu zählten Bedingungspassagen wie Nachversicherung für Schüler, Studierende und Auszubildende oder spezielle Klauseln für Beamte und Teilzeitbeschäftigte.

Harter Preiskampf mit Risiken

Einen weiteren Hebel liefere der Preis, erklärt Michael Franke: „Für vermeintlich gute Berufsgruppen werden die Prämien immer günstiger. Doch ich bin skeptisch, ob die Rechnung aufgeht. Heute liegt die Bruttoprämie für einen Maschinenbauingenieur niedriger als 2015 – und das, obwohl der Garantiezins seitdem von 1,25% auf nur noch 0,25% gesunken ist. Und die beste Berufsgruppe schützt nicht vor dem Risiko, aus psychischen Gründen berufsunfähig zu werden.“ Der Preiswettbewerb verstärke laut Michael Franke die Gefahr einer Unterkalkulation. Auch die immer weiter zunehmende Unterteilung der Berufsgruppen – insbesondere bei vermeintlich risikoarmen Tätigkeiten – würde diesen Trend befeuern.

Stabilität als A und O

Der scharfe Preiswettbewerb rückt die Stabilität von BU-Versicherern in den Mittelpunkt. Aus diesem Grund berücksichtigt Franke und Bornberg im Produktrating seit 2021 die Ergebnisse des map-reports „Stabilitätsrating der Berufsunfähigkeitsversicherer“. „Stabilität entwickelt sich zu einem entscheidenden Parameter bei der Auswahl eines BU-Tarifes. Mit Blick auf die Tragweite der Entscheidung wäre ein BU-Rating ohne Stabilitätskriterien unvollständig. Der map-report komplettiert unsere Tarifanalyse deshalb auf ideale Weise“, erklärt Michael Franke das Vorgehen. Die Analyse 2023 verdeutlicht laut Franke und Bornberg, wie aggressiv der Markt kalkuliert (AssCompact berichtete).

125 SBU-Tarife von 54 Anbietern unter der Lupe

Für das aktuelle BU-Rating hat Franke und Bornberg 125 SBU-Tarife von 54 Gesellschaften mit insgesamt 759 Tarifvariationen untersucht. Im Vergleich zum letzten Rating im Herbst 2021 sprechen die Analysten von weiteren Fortschritten. So erhalten beim aktuellen Rating 44,8% der Tarife die Höchstwertung „FFF+“, sind also „hervorragend“. 2021 waren es noch 42,08% gewesen. Noch deutlicher ist der Fortschritt in der Verfolgergruppe mit der Bewertung FFF („sehr gut“). Ihr Anteil hat von 17,65% auf 24,0% zugelegt. Lediglich vier Tarife kommen über ein „ausreichend“ derzeit nicht hinaus.

So steht es um BU-Direktversicherungen

Unter die Lupe genommen hat Franke und Bornberg auch selbstständige BU-Direktversicherungen, wobei das Angebot relativ überschaubar ist. Nicht einmal die Hälfte der BU-Versicherer bietet Lösungen zum BU-Schutz über den Arbeitgeber – derzeit sind es 26 Gesellschaften mit 36 Tarifen und insgesamt 45 Tarifvariationen. Das Rating unterscheidet sich in Bewertungsaspekten, die infolge gesetzlicher Vorgaben in der betrieblichen SBU nicht zulässig sind, wie zum Beispiel zusätzliche Kapitalleistungen. Wie die Auswertung zeigt, ist die Leistungsdichte bei der BU über den Betrieb noch größer. Für 55,6% der Tarife gibt es die Bestwertung „hervorragend“ und für weitere 22,2% die Note „sehr gut“. Kein einziger Tarif ist „ausreichend“ oder schlechter.

Ausblick: Am Preis lässt sich nicht ewig weiter schrauben

„Die Qualität der BU-Tarife ist weitestgehend ausgereizt. Auch die Preisspirale lässt sich nicht beliebig weiterdrehen“, betont Michael Franke. Deshalb rücken zunehmende Kriterien jenseits von Bedingungen und Preis ins Blickfeld, wie die Regulierungspraxis und die Stabilität.

In Sachen Nachhaltigkeit besteht noch viel Luft nach oben

Auch dem Thema Nachhaltigkeit kommt bei Verbrauchern eine immer größere Bedeutung zu. „Nachhaltige Kapitalanlage und das Vermeiden negativer Auswirkungen von Investments auf Nachhaltigkeitsfaktoren werden zunehmend zum Hygienefaktor. In Sachen nachhaltigere Tarife erwarte ich von Versicherern jetzt mehr Fantasie“, sagt Michael Franke. Einen Baum zu pflanzen, sei zwar eine gute Idee, aber kein belastbarer Beweis für nachhaltiges Handeln. Dabei gäbe es durchaus interessante Ansatzpunkte für nachhaltigere BU-Tarife. „Prävention, also der Schutz vor Berufsunfähigkeit, ist immer nachhaltig. Prävention rechnet sich für Versicherte ebenso wie für Versicherer. Das Gleiche gilt für intelligente Angebote zur Wiedereingliederung in das Berufsleben. Flexiblere Leistungen, also zum Beispiel je nach Bedarf Kapital und oder Rente, kommen dem Bedarf von Versicherten ebenfalls entgegen“, so Michael Franke weiter. Derzeit stehe Nachhaltigkeit wegen des geringen Angebotes noch auf der Watch-List für kommende BU-Ratings. (tk)

Weitere Informationen und das Rating gibt es hier.

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