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10. Oktober 2021
BU: „Kunden können sich auf Leistungen verlassen“
Disabled person protected by hands - Concept of disability insurance

BU: „Kunden können sich auf Leistungen verlassen“

Die BU-Versicherung ist auch für die Continentale ein wichtiges Segment. Vor wenigen Wochen hat sie neue Berufsbilder aufgenommen. Wachsen will der Versicherer, aber keinesfalls mit Sonderaktionen. Die private und betriebliche Altersvorsorge sieht der Versicherungsverein als Wachstumsmarkt.

Interview mit Dr. Helmut Hofmeier, Vorstand Leben im Continentale Versicherungsverbund
Herr Dr. Hofmeier, in der BU-Ver­sicherung wurden Bedingungen nach oben geschraubt und Berufssegmente immer weiter verfeinert. Sehen Sie Grenzen dieser Entwicklung?

Ja, und zwar in beiden Feldern. Die Bedingungen in der BU wurden in den vergangenen Jahren immer weiter optimiert, vor allem getrieben von Ratingagenturen und Experten. Hier haben wir sicher schon ein sehr hohes Niveau erreicht. Inzwischen sind auch die Berufsgruppen sehr ausdifferenziert. Heute wird daher nicht mehr vornehmlich an der Definition einzelner Berufs­segmente gearbeitet. Stattdessen werden ihre Risikoeinstufungen überprüft und teilweise neu bewertet. Denn zum Beispiel durch den technischen Fortschritt wandeln sich die Arbeitsbedingungen bestehender Jobs. Daneben entwickeln sich neue Berufsbilder, die es aufzunehmen gilt.

Dazu zählt, Berufsfelder aus der digitalen Welt aufzunehmen. Auch die Continentale hat sich die moderne Arbeitswelt angesehen und bildet sie nun in ihren Tarifen ab. Was heißt das genau?

Das ist ein Trend, den wir frühzeitig gesetzt haben. Wir haben unsere BU-Strategie als einer der Ersten mit Blick auf die Arbeitswelt der Zukunft ausgerichtet. Unter anderem durch Digitalisierung, Automatisierung und künstliche Intelligenz verändert sich diese ständig. Gerade das vergangene Jahr hat das noch einmal eindrücklich gezeigt. Zum einen verändern sich die Arbeitswelten bestehender Berufe, zum anderen entstehen neue Jobs. Zukunftsberufe wie Cloud Architects oder Umweltschutz-­Laboranten möchten wir von Beginn an bedarfsgerecht absichern.

In Verbindung mit dem neuen Angebot sagt Ihr Haus, dass 500 Berufe bei Neuverträgen günstiger eingestuft werden. Bedeutet der Einsatz von modernen Technologien ein kleineres BU-Risiko? Heute sind es ja eigentlich oft psychische Erkrankungen oder Rückenleiden, die zur BU führen.

Psychische Erkrankungen sind immer noch die häufigste Ursache für BU. Es spielen aber auch zahlreiche weitere Gründe eine Rolle, zum Beispiel die von Ihnen erwähnten Rückenleiden oder andere körperliche Beeinträchtigungen bis hin zu Unfällen. Und hier kann die moderne Technik selbstverständlich zu einem geringeren BU-Risiko führen. Bei der Risikobewertung kommen jedoch zahlreiche Faktoren zusammen, die weit über die technischen Fortschritte hinausgehen.

Was heißt das für Kunden mit bestehenden Verträgen, deren Berufsrisiko sich aufgrund neuer Technologien verändert? Und auch für deren Vermittler?

Auch in den bestehenden Verträgen sind unsere Kunden sehr gut aufgehoben. Auf abgeschlossene Leistungen und stabile Beiträge können sie sich verlassen. Außerdem kann der Kunde schon bei Vertragsabschluss absichern, dass er von zukünftigen Entwicklungen ebenfalls profitiert. Das geht zum Beispiel mit unserem Karriere-Paket. Nach einer Weiterbildung oder einem Berufswechsel kann der Kunde damit prüfen lassen, ob ein günstigerer Beitrag für ihn möglich ist. Eine erneute Risikoprüfung gibt es dabei nicht.

Das BU-Segment ist für Lebensversicherer so was wie ein Stabilitätsanker geworden. Dennoch wird damit gespielt, sich Risiken über Sonder­aktionen ins Haus zu holen. Was ist der Hintergrund und warum verzichtet die Continentale darauf?

Wir nehmen bewusst Abstand von solchen Sonderaktionen. Wir möchten, dass unsere Kunden sich auf uns verlassen können. Daher kalkulieren wir von Beginn an langfristig. Auch deswegen mussten wir unsere Nettobeiträge für die Kunden im Bestand seit mehr als 60 Jahren nicht anheben.

Die betriebliche BU-Absicherung ist eine Möglichkeit, günstiger an einen BU-Schutz zu kommen.
Wie läuft das Segment und was entgegnen Sie, wenn vor allem Verbraucherschützer von Kombi-Lösungen abraten?

Das Segment läuft sehr gut, gerade im Bereich der arbeitgeberfinanzierten Vorsorge. Der Bedarf einer BU-Vorsorge in der bAV ist weiterhin gegeben – sowohl für Absicherungen über Kollektivverträge als auch für an die Altersvorsorge gekoppelte Kombi-Lösungen. Welche Variante die passende ist, hängt vom individuellen Bedarf der Arbeitnehmer ab. Ein schlagendes Argument für Kombi-Lösungen ist sicher die Beitragsbefreiung. Da­bei zahlt die Versicherung im Falle einer BU die Beiträge zur Alters­vorsorge. Denn wenn jemand im Laufe seines Arbeitslebens berufsunfähig ist, muss er weiterhin etwas für sein Einkommen im Alter tun. Kombi-Lösungen sind dafür ideal.

Das eigentliche Sorgenkind der Lebensversicherer ist nicht die BU, sondern die Altersvorsorge. Wie stehen Sie zu der Diskussion um eine Verringerung der Beitrags­erhaltungsgarantie bei Riester und in der bAV?

Ich würde die Altersvorsorge nicht als Sorgenkind bezeichnen. Es besteht nach wie vor ein großer Absicherungsbedarf. Gerade Riester und bAV stellen in der zweiten Schicht elementare und effektive Möglichkeiten dar, den Bedarf unter Einbezug staatlicher Förderung und der Beteiligung der Arbeitgeber zu decken. Natürlich würden wir uns wünschen, dass die Anforderungen des Gesetzgebers an solche Produkte zugunsten höherer Renditechancen angepasst werden – zumindest für die Kunden, die das möchten. Nichtsdestotrotz sehen wir uns gut gerüstet, hier auch in Zukunft valide Angebote machen zu können.

Viele Kunden legen bei der Altersvorsorge nach wie vor Wert auf Garantien. Für möglichst hohe Renditechancen sollten sie jedoch zielgerichtet gesetzt werden. Unsere kapitaleffiziente Produktlinie zum Beispiel bietet endfällige Garantien, die erst am Ende der Ansparphase greifen. Das ermöglicht mehr Spielraum für die Anlagen. Wer noch mehr Wert auf Renditechancen legt, wählt unsere fondsgebundenen Angebote – ohne oder mit Garantie. Auf Planungs­sicherheit müssen Kunden dabei nicht verzichten.

Glaubt die Continentale denn noch an Riester?

Ja, die Riester-Rente ist nach wie vor ein wesentlicher Bestandteil des deutschen Altersvorsorgesystems. Von den Zulagen und Steuerersparnissen können zahlreiche berechtigte Personen profitieren. Noch ist nicht vorhersehbar, wie viele Anbieter nächstes Jahr noch Riester-Tarife im Portfolio haben werden und zu welchen Bedingungen. Klar ist aber, dass wir uns weiterhin als zuverlässiger Anbieter in diesem Feld positionieren werden.

In der bAV herrscht eine gewisse Schockstarre. Wie wird sich die bAV weiterentwickeln?

Wir stellen keine Schockstarre in der bAV fest. Im Gegenteil, wir erleben einen dynamischen Markt mit steigender Nachfrage. Für Arbeitgeber ist das Angebot solch einer zusätzlichen Absicherung wichtiger denn je, um qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten.

Das gilt natürlich auch für die betrieb­liche Krankenversicherung. Hier bieten wir Vermittlern mit unserem Budgettarif ConCEPT Choose einen zusätzlichen Tür­öffner für die Beratung von Unternehmen. Noch in diesem Jahr werden wir unser bKV-Angebot außerdem um einen stationären und einen Zahnzusatztarif ausweiten.

Wie werden denn die künftigen Versicherungsprodukte in der Altersvorsorge aussehen?

Auf Dauer werden Versicherer und Kunden endfällige Garantien fokussieren und die Beitragsgarantien flexibler festlegen. Außer­- dem werden Produktentwickler Fondsrenten durch neue und innovative Bausteine für höhere Renditechancen erweitern. Zum Beispiel mit zusätzlichen Möglichkeiten im Rentenbezug, wie sie die Continentale heute schon bietet.

Mit unserem investment­orientierten Rentenbezug kann der Kunde noch in der Rente einen Teil seines angesparten Guthabens in Fonds investieren. So kann er Renditen erwirtschaften, die seine Rentenzahlung aufstocken. Solche Modelle werden in Zukunft deutlich an Bedeutung gewinnen.

Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 09/2021 und in unserem ePaper.

Bild: © – stock.adobe.com; Porträtfoto: © Continentale

 
Interview mit
Dr. Helmut Hofmeier