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8. September 2020
BVI und GDV fordern schärfere Regeln für Ratingagenturen

BVI und GDV fordern schärfere Regeln für Ratingagenturen

Die deutsche Fonds- und die deutsche Versicherungsbranche machen gemeinsame Sachen gegen Ratingagenturen. Die beiden Branchenverbände BVI und GDV haben die EU-Kommission in einem gemeinsamen Statement zu strengeren Regeln für Ratingagenturen aufgefordert.

Dass der Fondsverband BVI und der Versicherungsverband GDV ein gemeinsames Statement herausgeben, hat Seltenheitswert. Um der marktbeherrschenden Stellung der großen US-Ratingagenturen entgegenzuwirken haben sie genau ein solches nun aber abgeben. Zusammen appellieren die beiden Branchenverbände an die EU-Kommission. Diese müsse die amerikanischen Ratingagenturen in der Preisgestaltung von Ratingdaten stärker regulieren und schärfer zu überwachen.

Marktbeherrschender Stellung entgegenwirken

„Die großen US-Ratingagenturen nutzen ihre marktbeherrschende Stellung für ihre Preisgestaltung aus, aber der EU-Wertpapierbehörde ESMA fehlt es an regulatorischer Handhabe, diesen missbräuchlichen Nutzungslizenz- und Gebührenforderungen ein Ende zu setzen. Den Schaden haben die Anleger. Das kann so nicht weitergehen“, sagt BVI-Hauptgeschäftsführer Thomas Richter. BVI und der GDV haben der EU-Kommission daher eine Verschärfung der Ratingagentur-Verordnung vorgeschlagen.

Drei Kernforderungen an die EU

Konkret schlagen die beiden Verbände vor, dass die Ratinganbieter analog den Regeln für Börsen unter MiFID II zu mehr Preis- und Kostentransparenz verpflichtet werden. Zusätzlich müsse sichergestellt werden, dass sämtliche Datenanbieter in einem Ratingkonzern von der Regulierung erfasst werden. Das ist derzeit nicht der Fall. Als dritte Maßnahme plädieren der BVI und der GDV für eine Stärkung der Aufsichtskompetenz der ESMA in diesem Bereich.

Stark wachsende Bedeutung von Daten in der Kapitalanlage

Hintergrund des Appells von BVI und GDV ist die hohe Bedeutung von Ratings für die Kapitalanlage. Fondsmanager, Versicherer und institutionelle Anleger sind nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden Regulierung auf den Bezug von Ratinginformationen und -daten angewiesen. Sie benötigen die Daten unter anderem für das Portfolio- und Risikomanagement, für Compliance- und Rechnungslegungszwecke und für das regulatorische Meldewesen.

Kampf für faire Preisstrukturen

Gemeinsam wollen die beiden Verbände zudem für angemessene Konditionen beim Bezug von Finanzmarktdaten aller Art kämpfen, da diese zunehmend zum Wettbewerbsfaktor für Asset-Manager würden. Auf der Anbieterseite sei die gesamte Marktdateninfrastruktur aber von Monopolen und Oligopolen geprägt. Dieses Missverhältnis spiegele nicht zuletzt die Preisentwicklung der vergangenen Jahre wider. Laut der Europäischen Finanzaufsicht ESMA verteuerten sich die Lizenzkosten für Marktdaten an europäischen Börsen seit 2017 um rund 400%. (mh)

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