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15. Februar 2024
BVI zieht Bilanz: „beachtliches Fondsjahr 2023“
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BVI zieht Bilanz: „beachtliches Fondsjahr 2023“

Der Fondsverband BVI hat seine Investmentstatistik für das deutsche Fondsjahr 2023 veröffentlicht. Finanzberater könnten von dem steigenden Bedarf an Geldanlageprodukten profitieren. Ein Großteil des investierten Neugeschäfts ging auch von Altersvorsorgeeinrichtungen und Versicherungsgesellschaften aus.

„2023 war von geopolitischen Krisen, der anhaltenden Inflation und der Rückkehr der Zinsen geprägt“, so leitet der Fondsverband BVI seine Jahresbilanz zum Fondsjahr 2023 ein. Aktuell merkt man von diesen Herausforderungen zumindest am Aktienmarkt nicht viel. Denn seit November 2023 befinden sich die Märkte in einer, man könnte denken, unaufhörlichen Rallye – wohl stark geschürt durch die erwarteten Zinssenkungen.

Womöglich auch aufgrund dessen lief das Fondsjahr 2023 relativ erfolgreich mit einem „beachtlichen Neugeschäft“, so der BVI, von insgesamt 63 Mrd. Euro in Fonds und Mandaten. 12,9 Mrd. Euro davon sind als neue Gelder in offene Publikumsfonds geflossen – erfreulich im Vergleich zu den Abflüssen von 3,4 Mrd. Euro im Jahr 2022. Im ausschließlich institutionellen Geschäft belief sich das Neugeschäft der Branche auf 49,5 Mrd. Euro. 33,7 Mrd. Euro entfallen davon auf offene Spezialfonds, 10,9 Mrd. Euro auf Mandate und 4,9 Mrd. Euro auf geschlossene Spezialfonds. Laut BVI-Präsident Dirk Degenhardt ist der Fondsabsatz auch 2024 positiv gestartet. Die besagte gute Stimmung an den Aktienmärkten Ende letzten Jahres spiegle sich darin wider.

 

BVI zieht Bilanz: „beachtliches Fondsjahr 2023“

 

Deutschland größter EU-Fondsmarkt

Nimmt man das verwaltete Vermögen privater und institutioneller Anleger zusammen, so legte dieses 2023 um 9% auf 4,149 Bio. Euro zu. Auf Sicht von zehn Jahren hat es sich laut BVI fast verdoppelt – wenngleich der Wert 2021 noch höher bei 4,311 Bio. Euro lag. In Deutschland sind über 600 Asset-Manager aus knapp 40 Ländern aktiv. Nach Angaben der Europäischen Zentralbank ist Deutschland mit einem Anteil von 27% der größte Fondsmarkt in der EU.

Die größte Fondsgruppe in Deutschland sind offene Spezialfonds mit einem Vermögen von 2,079 Bio. Euro. Zusammen mit Mandaten im Wert von 634 Mrd. Euro entfallen fast zwei Drittel des verwalteten Gesamtvermögens auf das Geschäft mit zum Beispiel Altersvorsorgeeinrichtungen und Versicherungsgesellschaften. In offenen Publikumsfonds verwaltet die Branche 1,382 Bio. Euro und auf geschlossene Fonds entfallen 54 Mrd. Euro.

Aktienfonds ganz vorne

Die Absatzliste der Publikumsfonds führen 2023 Aktienfonds mit Zuflüssen von 12,9 Mrd. Euro an. Im Vorjahr erhielten sie 0,5 Mrd. Euro neue Gelder. Während Anleger vor allem global investierende Fonds kauften (16,9 Mrd. Euro), flossen aus Aktienfonds mit Schwerpunkt Deutschland 3,2 Mrd. Euro ab. 10,2 Mrd. Euro entfallen von den gesamten Zuflüssen auf Aktien-ETFs und 2,7 Mrd. Euro auf aktiv gemanagte Fonds. Das von Aktienfonds verwaltete Vermögen ist im letzten Jahr um 17% auf 624 Mrd. Euro gestiegen.

Bei Rentenfonds wiederum gab es eine Kehrtwende beim Neugeschäft. Nach Abflüssen von 16,5 Mrd. Euro im Vorjahr erhielten sie 2023 netto 12,7 Mrd. Euro neue Gelder. Unternehmensanleihen-Fonds mit 4,9 Mrd. Euro und Euro-Rentenfonds mit 4,5 Mrd. Euro dominierten dabei das Geschäft. Mit Zuflüssen von 7,9 Mrd. Euro entfällt über die Hälfte des Neugeschäfts auf Renten-ETFs. Das Vermögen aller Rentenfonds beträgt 211 Mrd. Euro. Geldmarktfonds liegen mit 4,1 Mrd. Euro auf dem 3. Platz der Absatzliste. Sie verwalten ein Vermögen von 39,4 Mrd. Euro.

Altersvorsorgeeinrichtungen und Versicherungsgesellschaften dominieren Spezialfonds

 

BVI zieht Bilanz: „beachtliches Fondsjahr 2023“

 

Offene Spezialfonds verzeichneten Zuflüsse von 33,7 Mrd. Euro – 2022 waren es 62,7 Mrd. Euro. Die Top 2 beim verwalteten Vermögen sind hier die Altersvorsorgeeinrichtungen, also z. B. Pensionskassen, mit 716 Mrd. Euro, und Versicherungsgesellschaften mit Anlagen von 541 Mrd. Euro in Spezialfonds. Auf beide Gruppen zusammen entfallen 60% des Gesamtvermögens. Aus diesen Zahlen werde, so der BVI, einmal mehr deutlich, dass die Asset-Management-Branche einen hohen Stellenwert bei der Altersvorsorge in Deutschland hat.

Bei Immobilienfonds ging das Neugeschäft im Jahr 2023 zurück. Nach Zuflüssen von 0,7 Mrd. Euro im ersten Quartal und 0,3 Mrd. Euro im zweiten Quartal verbuchten die Fonds Mittelrückgaben von 0,1 Mrd. Euro im dritten Quartal und 0,8 Mrd. Euro im vierten Quartal. Das Neugeschäft 2023 summiert sich auf 0,1 Mrd. Euro. Mischfonds verbuchten Abflüsse von 15,5 Mrd. Euro.

Relevanz für Berater

Nennenswert sind bei der BVI-Statistik auch die Differenzen zwischen dem privaten und dem institutionellen Geschäft. Privatanleger investieren zum größten Teil in offene Publikumsfonds, deren Neugeschäft mit 12,9 Mrd. Euro lediglich gut 20% des Gesamtneugeschäfts von 63 Mrd. Euro ausmachte. Dennoch zeigt sich auch aufgrund dieser Zuflüsse das steigende Interesse an der Geldanlage.

Dass mit 10,2 Mrd. Euro der Großteil des Neugeschäfts bei offenen Publikumsfonds auf ETFs fällt, wirft wiederum die Frage auf, wie sich Finanzberater auch dieses Geschäftsfeld zunutze machen können. Der BVI liefert zwar keine Daten dazu, über welche Vertriebswege in diese Produkte investiert wird, generell gelten aber Neobroker wie Trade Republic und Scalable Capital als treibende Motoren hinter der steigenden Beliebtheit der börsengehandelten Indexfonds.

Große Firmen schwächeln

Trotz des „beachtlichen“ Fondsjahres mussten einige Vermögensverwalter, darunter auch große Firmen, Nettomittelabflüsse verzeichnen. Dazu zählen u. a. Amundi, AllianzGI und Flossbach von Storch. Die Deka Gruppe sowie Union Investment und ODDO BHF dagegen hatten zum Jahresende viele Mittelzuflüsse stehen. (mki)

Bild: © AITTHIPHONG – stock.adobe.com; Grafiken: © BVI