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11. Januar 2023
Chat GPT: Technologischer Fortschritt oder Marketing?

Chat GPT: Technologischer Fortschritt oder Marketing?

In dieser Ausgabe des Digital Insurance Podcast spricht Digital-Experte Jonas Piela mit Patrick Glauner, Professor für künstliche Intelligenz an der Technischen Hochschule Deggendorf, über ein maschinelles Lernmodell und die Zukunft von KI in der Berufswelt.

GPT-3, der Generative Pre-Trained Transformer der dritten Generation, ist ein maschinelles Lernmodell in Form eines neuronalen Netzes, das anhand von Internetdaten trainiert wurde, um jede Art von Text zu erzeugen. Es wurde von OpenAI entwickelt und benötigt eine kleine Menge an Eingabetext, um große Mengen an relevantem und anspruchsvollem maschinell generierten Text zu erzeugen.

Patrick Glauner trägt einen Doktortitel der Philosophie im Bereich Computer Science und arbeitet aktuell als Professor für künstliche Intelligenz an der Technischen Hochschule Deggendorf. Außerdem ist er Gründer und CEO der skyrocker.ai GmbH, welche Digitalisierungsstrategien für Firmen und Workshops im Bereich AI anbietet.

Ein Blick hinter die Kulissen

Chat GPT sammelt aus dem Internet Daten von verschiedenen Websites und Plattformen wie beispielsweise Twitter. Man könnte annehmen: je mehr Daten, desto besser. Doch oft werden auch unbrauchbare Daten verarbeitet, zum Beispiel wenn der Text mit vielen Emojis und Rechtschreibfehlern gefüllt ist. Auch die Datenqualität ist fraglich: Gibt es einen Bias in den Daten? Oft wird Wikipedia genutzt, um dieses Problem zu vermeiden, antwortet Patrick.

Doch wie baut sich so ein Netzwerk auf? Was für Summen müssen investiert werden? Patrick erklärt: Allein beim Stromverbrauch ist man schnell im Millionenbereich. Zudem muss man dieses Modell nicht nur einmal trainieren, sondern hundert- oder tausendmal – sodass man schnell sogar im Milliardenbereich landet. Wenn das Modell einmal fertig ist, mussten zwar „nur“ diese Millionen investiert werden, aber der Forschungsprozess, um an diesen Punkt zu gelangen, ist sehr teuer.

Was sind die Perspektiven der Versicherungsbranche mit Chat GPT?

Viele Berufsbilder werden verändert, doch laut Patrick müssen die Menschen sich zum Glück noch keine Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen. Vielmehr wird uns die KI erlauben, schneller Content zu produzieren, den der Mensch dann zum Beispiel anpasst. Es entwickelt sich zu einer weiteren Abstraktionsebene.

Konkret für die Versicherungsbranche könnte das so aussehen: Generierung von individuellen Verträgen, Beantwortung von Kundenanfragen und Beschleunigung von Prozessen. Es kann den Experten erlauben, sich auf schwierige Fälle zu konzentrieren, die sonst zu wenig Beachtung bekommen würden.

Chat GPT-4, kommt dann die Revolution?

„Im Grunde kann ich die Datenmenge vergrößern, die Rechenmenge vermehren, was noch?“, stellt Jonas in den Raum. Hierzu muss man zuerst fragen, was man mit der KI erreichen will. Patrick führt das Beispiel auf, dass die ersten Flugzeuge den Flügelschlag der Vögel imitieren sollten. Soll also eine KI das menschliche Gehirn imitieren? Patrick führt den Gedanken weiter: Noch bessere Korrelationen wären möglich und natürlich könnte der unerwartete Durchbruch kommen, dass auch Kausalitäten von der AI gelernt werden. Das erfordert jedoch wesentlich mehr Forschungsleistung, denn diese sind wesentlich schwieriger zu modellieren. Ob und wann GPT-4 kommen wird, bleibt also weiterhin gespannt abzuwarten.

Fazit

Ist Chat GPT eine Marketingstory? Beeindruckend ist es auf jeden Fall, antwortet Patrick. Es stellt den Anfang von einer viel größeren Entwicklung dar. Doch auch wenn Chat GPT sehr beeindruckende Texte liefert, steckt viel Marketing dahinter. Es liest sich gut, aber der Inhalt ist bei genauerer Betrachtung oft schlecht. Im Großen und Ganzen kann man die KI nicht als intelligent bezeichnen, da sind sich Jonas und Patrick einig.

Hier geht es zur aktuellen Podcast-Episode.

Über den Podcast

Seit April 2020 veröffentlicht Jonas Piela regelmäßig Gespräche mit Vorständen und Managern der Versicherungswirtschaft über die digitale Transformation. Sein Ziel ist, dass seine Zuhörer einem lockeren Gespräch unter Gleichgesinnten lauschen und so Ideen und Anregungen für die eigene Arbeit mitnehmen. Zu finden ist der Podcast unter anderem bei Google, Apple und Spotify sowie unter pielaco.com/podcast und dkm365.de.