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10. Mai 2023
ChatGPT für Versicherer: Was sich ändern wird, was bleiben wird

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ChatGPT für Versicherer: Was sich ändern wird, was bleiben wird

Die echte Revolution steht erst noch bevor

Maßgeblich für alle KI-Innovationen, die wir in den kommenden Monaten und Jahren erwarten können, wird das Sprachmodell GPT-4 sein, das kürzlich veröffentlicht wurde. Die Technologie soll noch einmal deutlich leistungsfähiger sein als seine Vorgänger – unter anderem soll GPT-4 mit 100 Billionen Parametern trainiert worden und in der Lage sein, ganze Bücher zu schreiben. Eine derart leistungsfähige Technologie dürfte auch viele Bereiche des professionellen Lebens tangieren. Trotzdem bleiben nach Einschätzung von KI-Profis grundlegende Probleme bestehen. Zwischen reinen Korrelationen von Datenpunkten und echten Kausalitäten unterscheiden zu können, dürfte auch für künftige Versionen von ChatGPT eine Herausforderung sein. Während Menschen kausale Zusammenhänge in der Regel intuitiv erkennen, lässt sich die KI von Korrelationen noch in die Irre führen – etwa wenn sich rein korrelativ im US-Bundesstaat Maine weniger Menschen scheiden lassen, wenn weniger Margarine gegessen wird. Was Menschen schmunzeln lässt, kann eine KI zu Fehlern verleiten.

Schneller und individueller: Kundenzentrierung dank KI

Ist der ChatGPT-Hype also übertrieben? Keineswegs! Schon heute hat die Technologie in vielen Büros Einzug gehalten. Menschen mit Personalverantwortung lassen sich damit bei Mitarbeiterbeurteilungen inspirieren und Marketing-Verantwortlichen hilft die Technologie bei schmissigen Betreffzeilen oder kreativen Einstiegen in Social-Media-Postings auf die Sprünge.

Doch wohin geht die KI-Reise der Versicherungswirtschaft? Neben den bereits genannten Beispielen, die schon bald in nahezu jedem Büro alltäglich sein werden, können Lösungen wie ChatGPT der Versicherungswirtschaft zu einem stärkeren Fokus auf den jeweiligen Kunden verhelfen. Beispielsweise ist es denkbar, dass die KI individuelle Verträge zunächst generiert und diese anschließend nur noch überprüft werden müssen. Damit würden viele Abläufe schneller und auch günstiger – die Profis in Versicherungsunternehmen müssten KI-Prozesse nur noch überwachen und orchestrieren und könnten sich auf komplexere Sachverhalte fokussieren.

Auch in der Kundenbetreuung können ChatGPT und Co. Vorteile ausspielen. Werden entsprechende Modelle anhand valider Daten trainiert, dürfte die Qualität der Antworten für die allermeisten Fälle zufriedenstellend sein. Und das Beste: Kunden würden Antworten nahezu in Echtzeit erhalten. Diese neue Schnelligkeit dürfte einen großen Beitrag zur Zufriedenheit leisten und könnte für Unternehmen aus der Versicherungsbranche schon bald zu einem Alleinstellungsmerkmal werden, das Kunden schätzen. Denkt man die rasante Entwicklung rund um das maschinelle Lernen weiter, könnte die Technologie sogar in Callcentern zum Einsatz kommen – denn dass die Ergebnisse komplexer Rechenoperationen verbal ausgegeben werden, ist seit Siri, Alexa oder Google Assistant längst nichts Neues mehr.

Kernkompetenz von Versicherern bleibt entscheidend

Damit sich KI auch bei Versicherungsunternehmen durchsetzt, müssen die Vorteile überwiegen. Schon heute sind die Chancen rund um ChatGPT offensichtlich. Wenn Versicherungsunternehmen bei der Entwicklung neuer Lösungen auch weiterhin den Kunden ins Zentrum stellen, kann die Technologie auch für Versicherer zu einer Erfolgsgeschichte werden. Ein Allheilmittel für alle Herausforderungen der Branche ist KI gleichwohl nicht – im Zweifel sollten sich Versicherer auch weiterhin auf eigene Berechnungen und die jahrelange Erfahrung stützen. Diese Kernkompetenz wird auf absehbare Zeit weder ChatGPT noch eine andere Software ersetzen.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 05/2023, S. 98 f., und in unserem ePaper.

Bild: © Sutthiphong – stock.adobe.com

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Ein Artikel von
Jonas Piela