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8. Mai 2022
China und Indien auf dem Weg zu Netto-Null

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Mixed China and India flag, three dimensional render, illustration

China und Indien auf dem Weg zu Netto-Null

Indien strebt Klimaneutralität für 2070 an

Indien hat mit knapp 1,4 Milliarden Menschen eine ähnlich große Bevölkerung wie China. Seine CO₂-Emissionen machten 2019 aber nur 7% der globalen Emissionen aus. Die chinesischen hatten einen Anteil von 28%. Dies spiegelt vor allem den noch schwächeren wirtschaftlichen Entwicklungsstand Indiens wider. Das Land muss ebenso wie China wirtschaftliches Wachstum und die Senkung der Emissionen miteinander in Einklang bringen. Indiens Weg zu Netto-Null dürfte aber noch schwieriger sein. Auf der Weltklimakonferenz im November 2021 verkündete Premierminister Narendra Modi, dass Indien dieses Ziel bis 2070 erreicht haben will.

Strom und Heizen sind die Haupterzeuger von CO₂-Emissionen in Indien. Das Land ist stark abhängig von Kohle und anderen fossilen Quellen, um die nötige Energie zu erzeugen. Der Bedarf steigt gleichzeitig immer weiter. Enorme Investitionen sind daher nötig, um das Stromnetz an erneuerbare Energien anzupassen. Es gibt aber auch schon Lichtblicke: Das Land hat in diversen Sektoren entscheidende Schritte hin zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft unternommen und entwickelt sich zu einem führenden Land bei der Kapazität erneuerbarer Energien. Mit der Verbesserung der Technologie werden erneuerbare Energiequellen im Vergleich zu fossilen Brennstoffen immer wirtschaftlicher. Indien hat zum Teil die niedrigsten Kosten für Photovoltaik-Projekte weltweit. Zwar wird die Regierung ihr Ziel von 100 Gigawatt bis Ende 2022 verfehlen, die installierte Solarkapazität ist aber seit 2016 um fast 500% auf 40,1 Gigawatt gestiegen.

Da Indien der drittgrößte Energieverbraucher der Welt ist, sind niedrigere Emissionen unbedingt erforderlich, um die globalen Reduktionsziele zu erreichen. Modi hat dafür einen Fahrplan aufgestellt. So soll bis 2030 die Kapazität erneuerbarer Energien auf 500 Gigawatt steigen, und 50% des Energieverbrauchs sollen aus erneuerbaren Quellen stammen. Zudem soll die CO₂-Intensität um 45% sinken. Besonders wichtig, um die Pläne richtig bewerten zu können, ist es nun, dass Indien zusätzliche Details zu den Netto-Null-Zielen liefert. Die Unternehmen müssen ihre Rolle und die damit verbundenen wirtschaftlichen Risiken und Chancen verstehen und einschätzen können.

Dekarbonisierung bietet Anlagechancen

Auch für Investoren bietet der Weg zur Klimaneutralität der beiden bevölkerungsreichsten Länder der Erde Risiken und Chancen. Viele Firmen berichten ihre ESG-Fortschritte dort bislang nicht so detailliert, wie wir es aus anderen Märkten kennen. Nur mit tiefgründigem Research lassen sich starke Managementteams finden, die auf dem richtigen Weg sind. Beispielsweise könnte das chinesische Unternehmen Centre Testing International als Marktführer im Bereich Umweltprüfungen eine wichtige Rolle dabei spielen, Unternehmen bei Messung und Reduzierung ihres CO₂-Ausstoßes zu unterstützen.

In China ist im schnelllebigen Markt für erneuerbare Energien und Elektrifizierung eine zunehmende Akzeptanz durch sinkende Kosten und höhere Effizienz im Vergleich zu fossilen Brennstoffen zu erwarten. Die Solarenergie wird dort nach wie vor von der Regierung vorangetrieben. Interessant sind insbesondere Unternehmen mit technologischem Vorsprung, die vom strukturellen Wandel der Nachfrage profitieren. Zudem können Investoren Unternehmen über kollaboratives Engagement in Klimawandelfragen in die richtige Richtung lotsen. Zum Beispiel diskutiert BMO mit Tencent über CO₂-Emissionen ihrer Rechenzentren oder mit dem Schifffahrts- und Logistik-Unternehmen SITC International Holdings über eine effizientere Kraftstoffnutzung.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 04/2022, S.58 f., und in unserem ePaper.

Bild: © daboost – stock.adobe.com

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Ein Artikel von
Sam Mahtani