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4. Mai 2020
Corona-Pandemie für Versicherer nicht existenzbedrohend

Corona-Pandemie für Versicherer nicht existenzbedrohend

Die Corona-Krise trifft auch die Versicherer, als existenzgefährdend schätzt die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) die Folgen der Pandemie aber nicht ein. Besorgt zeigt sich der DAV-Vorstandsvorsitzende Dr. Guido Bader aber über die Verwerfungen an den Finanzmärkten: Er spricht von einem Anlagenotstand der Versicherer.

„Die deutschen Versicherer werden die Folgen der Corona-Pandemie spüren. Aber als existenzbedrohend schätzen wir die Auswirkungen nicht ein“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Aktuarvereinigung e.V. (DAV), Dr. Guido Bader, heute in einer Web-Pressekonferenz. Grundsätzlich seien Krisen wie diese in den Katastrophenszenarien des Aufsichtsregimes Solvency II bedacht und würden von den Versicherern im Rahmen ihres Krisenmanagements berücksichtigt.

Folgen für Personenversicherungen

Für die Lebensversicherer halten die Aktuare die versicherungstechnischen Risiken für beherrschbar, sofern sich die Mortalitätsrate und auch die Berufsunfähigkeitsfälle als Krisenfolge nicht stark erhöhen würden. Allerdings sei an dieser Stelle - ebenso wie in der PKV - eine abschließende Beurteilung noch zu früh, betonte Bader. So gebe es in der PKV zwei gegenläufige Entwicklungen: Auf der einen Seite verursache die Pandemie hohe stationäre Kosten und die Krankenversicherer haben durch das Covid-19-Krankenhausentlastungsgesetz spürbare Mehrausgaben. Auf der anderen Seite würden derzeit aber zahlreiche ambulante wie stationäre Behandlungen und Operationen wegfallen. Die Kostenauswirkungen von Corona werden sich dabei 2021 noch nicht in den Beiträgen niederschlagen, weil die Berechnungen schon aktuell laufen. In den Folgejahren könnten diese dann aber durchschlagen, so die DAV.

Schadenversicherung: Zwischen Kumulrisiken und Schadensrückgang

Am schwersten betroffen von der Coronapandemie ist die Industrieversicherung. „Hier realisieren sich noch nie dagewesene Kumulrisiken, da wir in der Veranstaltungsausfall- und der Betriebsschließungsversicherung de facto eine Betroffenheit von 100% haben“, beschreibt Dr. Bader das Problem. Gleichzeitig beobachte man eine zweigeteilte Bewegung in der Haftpflicht- sowie der Hausrat- und Gebäudeversicherung. Es gebe weniger Wasserschäden, Brände und weniger Einbrüche im privaten Bereich, im Gegensatz dazu sei im gewerblichen Bereich durch die teilweise längeren Betriebsschließungen mit zusätzlichen Versicherungsfällen zu rechnen. In der Kfz-Versicherung deuten sich insgesamt weniger Schadenfälle an, da weniger gefahren wird und dadurch weniger Unfälle geschehen.

„Im Moment ein Anlagenotstand“

Grundsätzlich besorgt zeigt sich der DAV-Vorstandsvorsitzende über die schweren Verwerfungen an den Kapitalmärkten: „Das Zinsniveau war in den vergangenen Monaten bereits extrem niedrig und der Druck hat durch die coronabedingten Markteingriffe der EZB weiter zugenommen. Wir haben im Moment einen Anlagenotstand und dieser wird kurz bis mittelfristig anhalten beziehungsweise sich eher weiter verschärfen.“ Erschwerend komme hinzu, dass nicht nur die Aktien- und Anleihemärkte sich hochvolatil und unberechenbar entwickelten, sondern auch im Immobilien- und Hypothekenmarkt sowie bei den alternativen Investments stabile Renditen in Frage gestellt sein könnten. „Diese Risiken und mögliche Abschreibungen auf die Kapitalanlagen belasten die Bilanzen der Versicherer und wirken sich negativ vor allem auf die Solvency-II-Quoten der Lebensversicherer aus“, prognostiziert Dr. Bader. Bei den Schaden- und privaten Krankenversicherern rechnet die DAV maximal mit moderaten Verschlechterungen der Solvenzquoten. (bh)

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Bild: © Tak – stock.adobe.com