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9. Juli 2021
Corona-Sterbefallzahlen bremsen Lebenserwartung der Deutschen

Corona-Sterbefallzahlen bremsen Lebenserwartung der Deutschen

Das Statistische Bundesamt hat neue Daten zu Sterberaten und Lebenserwartungen in Deutschland veröffentlicht. Demnach sind die Lebenswertungen von Neugeborenen nur minimal gestiegen. Hauptgrund seien außergewöhnlich hohe Sterbefallzahlen im Zuge der zweiten Welle der Corona-Pandemie.

Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt nach den Ergebnissen der Sterbetafel 2018/2020 für neugeborene Mädchen aktuell 83,4 Jahre und für neugeborene Jungen 78,6 Jahre. Das Statistische Bundesamt (Destatis) zufolge hat sich die Lebenserwartung von Neugeborenen damit im Vergleich zur vorangegangen Sterbetafel 2017/2019 nur sehr geringfügig verändert: bei Jungen um +0,01 Jahre, bei Mädchen um +0,04 Jahre.

Außergewöhnlich hohe Sterbefallzahlen in der zweiten Corona-Welle

Hauptgrund für die nahezu stagnierende Entwicklung sind laut Destatis die außergewöhnlich hohen Sterbefallzahlen zum Jahresende 2020 im Zuge der zweiten Welle der Corona-Pandemie. Zuvor war die Lebenserwartung Neugeborener bei beiden Geschlechtern seit der Berechnung für die Jahre 2007/2009 jeweils um durchschnittlich 0,1 Jahre angestiegen. Auch für ältere Menschen blieben die Werte für die Lebenserwartung nahezu unverändert. Nach der Sterbetafel 2018/2020 beläuft sich die noch verbleibende Lebenserwartung von 65-jährigen Männern wie bereits 2017/2019 auf 17,9 Jahre. Für 65-jährige Frauen ergibt sich nach wie vor eine sogenannte fernere Lebenserwartung von 21,1 Jahren.

Rückgang der Lebenserwartung in Sachsen

Im Ländervergleich haben nach den aktuellen Sterbetafeln weiterhin Mädchen in Baden-Württemberg mit 84,2 Jahren sowie dort geborene Jungen mit 79,9 Jahren die höchste Lebenserwartung bei der Geburt. Die niedrigsten Werte weisen wie bisher Mädchen im Saarland mit 82,3 Jahren sowie Jungen in Sachsen-Anhalt mit 76,5 Jahren auf. Auffällig war die Entwicklung in Sachsen: Im Vergleich zur vorangegangen Sterbetafel 2017/2019 ist die Lebenserwartung dort im Zeitraum 2018/2020 bei beiden Geschlechtern spürbar zurückgegangen. Für neugeborene Mädchen von 84,0 auf 83,8 Jahre, für neugeborene Jungen von 78,1 auf 77,8 Jahre. Sachsen war von der Corona-Pandemie zum Jahresende 2020 durch eine hohe Sterblichkeit besonders stark betroffen. Einen klaren Rückgang gab es auch bei Mädchen in Bremen und Jungen in Berlin. In Schleswig-Holstein und in Thüringen ist die Lebenserwartung bei den Mädchen hingegen um jeweils 0,2 Jahre angestiegen. In den meisten anderen Bundesländern gab es nur sehr geringe Änderungen.

Erhöhte Sterberaten, vor allem in hohen Altersklassen

Mit der Berücksichtigung des Jahres 2020 bei der Sterbetafel 2018/2020 ist erstmals ein Jahr in die Berechnung der Lebenserwartung eingeflossen, in dem sich die Corona-Pandemie auf das Sterbegeschehen ausgewirkt hat. Die Sterbeziffer, also die Zahl der Gestorbenen je 1.000 Einwohner ist die sogenannte ist bei beiden Geschlechtern angestiegen. Auch standardisierte Sterbeziffern, die Unterschiede in der Altersstruktur herausrechnen, weisen für das Jahr 2020 bei beiden Geschlechtern einen Anstieg der Sterblichkeit im Vergleich zum Vorjahr aus. Der Blick auf einzelne Altersgruppen zeigt, dass die Sterblichkeit im Jahr 2020 gegenüber 2019 insbesondere für über 75-Jährige bei beiden Geschlechtern angestiegen ist.

Veränderte Altersstruktur nur für einen Teil des Anstiegs verantwortlich

Aufgrund des zunehmenden Anteils älterer Menschen an der Bevölkerung rechnet Destatis derzeit von Jahr zu Jahr mit einer steigenden Zahl der Sterbefälle in Deutschland. Von 2019 auf 2020 ist sie um etwa 46.000 Fälle angestiegen. Davon sei jedoch laut den nun vorliegenden endgültigen Daten weniger als die Hälfte, nämlich etwa 20.000 Fälle, durch den höheren Anteil älterer Menschen zu erklären. Die Entwicklung der Sterblichkeit im Jahr 2020 lasse sich nur vor dem Hintergrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie interpretieren. Neben der Vermeidung von COVID-19-Todesfällen könnten die Maßnahmen und Verhaltensänderungen auch für weniger Sterbefälle durch andere Infektionskrankheiten wie beispielsweise die Grippe gesorgt haben. (mh)

Bild: © vulkanismus – stock.adobe.com