Kommentar von Michael Herrmann, AssCompact
Während Deutschland munter über die neue EU-Kommissionspräsidentin streitet, sind an anderer Stelle bereits relativ unbemerkt die Weichen für die Zukunft gestellt worden. Waren zuletzt noch leise Hoffnungen auf eine neue Zinspolitik im Euroraum aufgekeimt, sind diese nun vom Tisch. Der Hoffnungsträger der Zinswendenanhänger, Bundesbankpräsident Jens Weidmann, ist raus aus dem Rennen um die EZB-Präsidentschaft. Er wird nicht Nachfolger des scheidenden EZB-Präsidenten Mario Draghi.
Stattdessen wird Christine Lagarde am 01.11.2019 die Nachfolge von Mario Draghi antreten. Jene Christine Lagarde, die schon als Chefin des Internationalen Währungsfonds eine ultralockere Geldpolitik und eine expansive Fiskalpolitik zur Krisenbekämpfung in Europa forderte. Christine Lagarde steht für Kontinuität. Für Kontinuität auf dem Weg der ultraniedrigen Zinsen. Unmittelbar nach Bekanntwerden der Personalie gaben denn auch die Renditen für griechische, italienische und spanische Staatsanleihen deutlich nach. Auch Marktbeobachter sind sich also sicher, dass Lagarde die ultralockere Geldpolitik Draghis mindestens fortführen wird. Wenn, steht eher eine Ausweitung denn eine Straffung bevor. Für die südeuropäischen Mitgliedsstaaten sind das hervorragende Aussichten.
Die Rechnung zahlen mal wieder die Sparer. Spätestens jetzt sollte ihnen klar sein, dass mit Tages- und Festgeldern auch in den nächsten Jahren nicht viel zu holen sein wird. Absolut schon nicht und real schon gleich gar nicht. Absolute Sicherheit wird auch unter der neuen EZB-Präsidentin ein teurer Spaß bleiben, den sich gerade die deutschen Sparer angesichts der massiven Vorsorgelücken nicht leisten können. Sie müssen dringender denn je die Kapitalmärkte für sich arbeiten lassen – egal ob als Direktinvestment, Fonds oder im Versicherungsmantel.
Bild: © MichaelJBerlin – stock.adobe.com

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